Karl August Bettermann

Karl August Bettermann

Karl August Bettermann (* 4. August 1913 in Barmen; † 11. Dezember 2005 in Hamburg) war ein deutscher Jurist, der als Richter und Hochschullehrer sowohl im Öffentlichen Recht als auch im Zivilrecht gearbeitet und gewirkt hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bettermann ist in einer alten Kaufmannsfamilie in Hagen aufgewachsen. Sein Vater war Carl Bettermann und seine Mutter war Helene Bettermann, geb. Pollmann. Über die väterliche Seite ist er der Cousin des deutschen Pharmakologen, Toxikologen und Onkologen Hermann Druckrey. Er besuchte von 1923 bis 1932 das Humanistische Gymnasium in Hagen. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Gießen und Münster, seit dieser Zeit war er Angehöriger des Corps Starkenburgia Gießen. 1937 promovierte er in Gießen bei Otto Eger mit der zivilrechtlichen Arbeit "Vom stellvertretenden Handeln". Nach dem ersten Staatsexamen im Herbst 1939 wurde er für fast sechs Jahre zum Kriegswehrdienst in der Luftnachrichtentruppe eingezogen.

Nach dem Krieg wurde er 1945 Richter am Landgericht Hagen, insbesondere für Mietsachen. 1948 habilitierte er sich bei Max Kaser an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht mit der Schrift Die Vollstreckung des Zivilurteils in den Grenzen seiner Rechtskraft. In Münster blieb er bis 1956 als Privatdozent und anschließend als außerplanmäßiger Professor, er arbeitete aber daneben noch als Richter weiter. Nunmehr begann er auch, sich für das öffentliche Recht zu interessieren. Von 1950 bis 1954 arbeitete er als Richter am Oberverwaltungsgericht Münster, wo er für Wohnungs- und Beamtenrecht zuständig war. Anschließend war er für zwei Jahre Richter am Bundesverwaltungsgericht in Berlin, wo er für Mietpreisrecht und Sozialrecht zuständig war. 1956 wechselte er dann aber in die Hochschullaufbahn und wurde ordentlicher Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der FU Berlin. In Berlin gründete er auch die Juristische Gesellschaft zu Berlin, deren Vorsitzender er 1965/66 war. 1970 wechselte er von Berlin an die Universität Hamburg und nahm dort einen Lehrstuhl für Zivilprozessrecht und allg. Prozessrechtslehre ein, als Nachfolger seines Lehrers und Freundes Eduard Bötticher. Dort blieb er auch bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978. Daneben war er immer wieder in verschiedenen Positionen als Richter tätig. Von 1962 bis 1968 war er als ehrenamtlicher Vorsitzender am Verwaltungsgerichtshof der Evangelischen Kirche der Union in Berlin tätig, von 1970 bis 1976 war er nebenamtlicher Richter am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg und von 1971 bis 1986 war er Mitglied des Hamburgischen Verfassungsgerichts sowie stellvertretender Vorsitzender des Justizprüfungsamtes beim Oberlandesgericht Hamburg. Bettermann war seit 1946 mit Eleonore, geb. Weber, verheiratet und hatte fünf Kinder, zu denen auch der heutige Sprecher der Unternehmensleitung des Freudenberg-Konzerns Peter Bettermann gehört.

Leistungen

Aufgrund seiner umfassenden Tätigkeit auf den verschiedensten Rechtsgebieten und in verschiedenen Positionen hat er auch die unterschiedlichsten Rechtsgebiete entscheidend mitgeprägt. Er verfasste Arbeiten im Zivil- und Zivilprozessrecht, leistete wichtige Beiträge zum öffentlichen Wohnungsrecht und beteiligte sich an der Ausgestaltung des Verwaltungsprozessrechts.

Ende der 50er Jahre leistete er einen wichtigen Beitrag zum Verfassungsrecht, indem er zusammen mit Hans Carl Nipperdey und Franz Neumann das Handbuch der Theorie und Praxis der Grundrechte herausgab.

Jeder Besucher seines Hauses konnte beim Eintritt seinen Leitspruch lesen: ianua patet - cor magis (Die Tür steht offen, mehr noch das Herz).

Ehrungen

  • 1980 verlieh ihm die Aristoteles-Universität Thessaloniki die Ehrendoktorwürde.
  • 1983 bezeichnete Detlef Merten Bettermann in einer Würdigung zum 75. Geburtstag als arbiter elegantiarum.
  • 1985 wurden Bettermanns Verdienste um die Hamburger Justiz mit dem Emil-von-Sauer-Preis gewürdigt.
  • 1988 bildete der Hamburger Übersee-Club den Festrahmen für die feierliche Überreichung des voluminösen Sammelbandes Staatsrecht-Verfahrensrecht-Zivilrecht mit den wichtigsten Schriften Bettermanns aus vier Jahrzehnten.
  • 1994 wurde Bettermann mit der Savigny-Medaille der Juristischen Gesellschaft zu Berlin und
  • 2001 mit der Joachim-Jungius-Medaille in Hamburg geehrt.

Werke

  • Vom stellvertretenden Handeln, Dissertationsschrift, Bochum 1937
  • Die Vollstreckung des Zivilurteils in den Grenzen seiner Rechtskraft, Habilitationsschrift, Münster, 1949
  • Das Wohnungsrecht als selbständiges Rechtsgebiet, Tübingen 1949
  • Rechtshängigkeit und Rechtsschutzform, Detmold 1949
  • Die Grundrechte. Handbuch der Theorie und Praxis der Grundrechte hrsg. in Verbindung mit H. C. Nipperdey und F. L. Neumann., 4 Bände, Berlin 1958 bis 1962
  • Der Richter als Staatsdiener, Hamburg 1967
  • Grenzen der Grundrechte, Berlin 1968
  • Der totale Rechtsstaat, Göttingen 1986
  • Die verfassungskonforme Auslegung - Grenzen und Gefahren, Heidelberg 1986

Literatur

  • Michael Kloepfer: Laudatio für Karl August Bettermann, in: Kontinuität und Diskontinuität in der deutschen Verfassungsgeschichte, Seminar zum 80. Geburtstag von Karl August Bettermann, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-07941-8

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bettermann — ist der Familienname folgender Personen: Bernhard Bettermann (* 1965), deutscher Schauspieler Erik Bettermann (* 1944), Intendant der Deutschen Welle Ernst Bettermann (1903–1983), deutscher Politiker (SPD) Gerhart Bettermann (1910 1992),… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Bettermann — (* 29. Mai 1947 in Hagen) ist ein deutscher Manager. Er war von 1991 bis 1994 Vorstandsvorsitzender der Deutschen BP AG und ist seit 1994 Mitglied der Unternehmensleitung des Freudenberg Konzerns, deren Sprecher er seit 1997 ist. Leben Bettermann …   Deutsch Wikipedia

  • 4. August — Der 4. August ist der 216. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 217. in Schaltjahren), somit bleiben noch 149 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Juli · August · September 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • 27. August — Der 27. August ist der 239. Tag des Gregorianischen Kalenders (der 240. in Schaltjahren), somit bleiben noch 126 Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Juli · August · September 1 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bes–Bez — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal — Die Liste der Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal enthält eine Übersicht bedeutender, im heutigen Wuppertal geborener Persönlichkeiten, chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Wuppertal… …   Deutsch Wikipedia

  • Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal — Die Liste der Söhne und Töchter der Stadt Wuppertal enthält eine Übersicht bedeutender, im heutigen Wuppertal geborener Persönlichkeiten, chronologisch aufgelistet nach dem Geburtsjahr. Ob die Personen ihren späteren Wirkungskreis in Wuppertal… …   Deutsch Wikipedia

  • Hagen (Westf.) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hagen in Westfalen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hagen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”