- Corps Starkenburgia Gießen
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Basisdaten Bundesland: Hessen Universität: Justus-Liebig-Universität Gießen Gründung: 26. August 1826 in Gießen Verband: KSCV Wahlspruch: Treue und Bruderliebe Waffenspruch: Gladius ultor noster Farben: Zirkel: Adresse: Wilhelmstraße 38, 35392 Gießen Website: http://www.starkenburgia.de Das Corps Starkenburgia ist ein Corps (Studentenverbindung) an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Es ist pflichtschlagend und farbentragend. Seine Farben sind rot-weiß-gold (Fuchsenfarben: rot-weiß), die Mützenfarbe rot. Der Wahlspruch lautet: Treue und Bruderliebe! Starkenburgia ist Mitglied im Gießener Seniorenconvent (SC zu Gießen) und im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 26. August 1826 stifteten Mitglieder des Gießener Corps Hassia die Starkenburgia mit den Farben grün-weiß-rot. Namensgebend war eine nach der Starkenburg bei Heppenheim an der Bergstraße benannte Provinz in Südhessen. 1828 wurden die Gießener Corps und somit auch die Starkenburgia nach schweren Auseinandersetzungen mit Burschenschaften von den Universitätsbehörden geschlossen. Eine Neugründung erfolgte 1833 mit den Farben rot-weiß-gold. Nach dem Hambacher Fest und dem Frankfurter Wachensturm kam es in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einem fast vollständigen Erliegen des Korporationslebens an der Gießener Universität. Am 7. August 1840 traten die Starkenburger wieder öffentlich mit den Farben in Erscheinung, obwohl es nach den bestehenden Gesetzen noch verboten war. Den Verstoß gegen das Verbot begründeten sie damit, dass es sich um die hessischen Landesfarben handele (rot-weißer Löwe mit goldener Krone) und man ihnen diesen Patriotismus nicht verwehren könne. Bis 1920 war dieses Jahr das offizielle Stiftungsdatum. 1846 beteiligte sich das Corps am Auszug der Studenten auf den Staufenberg nach Auseinandersetzungen zwischen Studenten und der Polizei. 1850 wurde mit einer Alt-Herren-Versammlung die Grundlage für das Lebensbundprinzip gelegt. 1894 wurde das Corpshaus eingeweiht. In den folgenden Jahren blühte das Korporationsleben in Gießen wie an allen anderen Universitäten auch. Eine große Zäsur war der Erste Weltkrieg, an dem sich knapp 100 Starkenburger beteiligten. 26 von ihnen fielen oder starben unmittelbar an Kriegsfolgen. Im Frühjahr 1919 wurde das Corpsleben wiederaufgenommen. 1920 wurde die Gründung des Corps von 1840 auf 1826 rückdatiert. Somit konnte Starkenburgia 1926 als erste Gießener Verbindung sein 100-jähriges Bestehen feiern. Im September 1935 löste sich das Corps aus freien Stücken auf, nachdem bekannt wurde, dass alle studentischen Verbände suspendiert werden sollten. Im Corpshaus wurde eine Kameradschaft untergebracht, die aber mit dem eigentlichen Korporationsleben nur wenige Gemeinsamkeiten hatte. Das Corpshaus wurde 1939 von der Wehrmacht beschlagnahmt, 1945 nahmen es die Amerikaner in Besitz. In Gießen gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg eine studentische Vereinigung, die „Lese- und Redehalle“. Deren Mitglieder bildeten 1948 die erste Aktivengeneration der wiedergegründeten Starkenburgia, die 1949 von den Universitätsbehörden genehmigt wurde. Das Corpshaus wurde 1955 an das Corps zurückgegeben und im selben Jahr renoviert.
Im Januar 1950 gehörte Starkenburgia zu den 22 Corps, die sich in der „Interessengemeinschaft“ zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten.
Starkenburgia war 1868, 1931 und 1967 präsidierendes Vorortcorps und stellte auch 1991 den Frankfurter Vorortsprecher.
Das Corpshaus
Die Heimstatt der Starkenburger war in den ersten Jahrzehnten das Lokal „Pulvermühle“, damals außerhalb der Stadt an der Lahn gelegen. 1890 fand das Stiftungsfest erstmals nicht in Heppenheim, sondern in Gießen statt. Es wurden Pläne für den Bau eines eigenen Hauses erörtert. 1893 folgte die Grundsteinlegung auf dem erworbenen Grundstück in der Wilhelmstraße 38 und am 27. Oktober 1894 die feierliche Einweihung des Corpshauses. Bei der Planung orientierten sich die Architekten am Namen der Verbindung. Sie bauten ein der Starkenburg ähnliches Haus mit einem Turm und Zinnen. Das Haus wurde in der Folgezeit mehrfach umgebaut. Eine Erweiterung fand 1934 statt. Nach den Maßgaben der Nationalsozialisten sollte ein Verbindungshaus als Studentenwohnheim genutzt werden. Da das Haus bis dahin rein für Feierlichkeiten und zur Repräsentation genutzt wurde, waren umfangreiche Arbeiten nötig, um eine genügende Zahl an Wohnräumen zu schaffen. Nach dem Krieg erfolgten erneute Umbauarbeiten, außerdem wurde eine Wohnung für die Haushälter angebaut. Heute bietet das Haus Platz für sieben Bewohner, dazu Räume für Feste, eine Bibliothek, einen Sitzungsraum und einen großen Garten.
Verhältnisse (befreundete Corps)
Die Starkenburgia unterhält enge Beziehungen zu den Kösener Corps Saxo-Borussia Heidelberg, Guestphalia Bonn, Silesia Breslau zu Frankfurt (Oder), Palatia-Guestphalia Freiburg, Palaiomarchia Halle, Palaiomarchia-Masovia Kiel, Rhenania Freiburg, Hassia-Gießen zu Mainz und Pomerania Greifswald.
Bedeutende Mitglieder
- August Metz (1818-1874), Nationalliberaler, Mitglied des Reichstages
- Ferdinand von Herff (1820-1912), Arzt
- Gustav Schleicher (1823-1879), Ingenieur, Mitglied des US-amerikanischen Kongresses
- Gustav Simon (Chirurg) (1824-1876), Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
- Richard von Volkmann = Richard Leander (1830-1889), Arzt und Schriftsteller
- Wilhelm Lindeck (1833-1911), Bassist und Bankdirektor
- Hugo Molitor († 1921), Präsident des Oberlandesgerichts Colmar
- Wilhelm Fabricius (1857-1942), Historiker
- Friedrich Dingeldey (1859-1939), Mathematiker
- Carl Heyer (1862–1945), Forstmann, im KSCV „Fürst Heyer“
- Willy Ritter Liebermann von Wahlendorf (1863-1939), jüdischer Chemiker und Unternehmer
- Hugo Sellheim (1871-1936), Gynäkologe
- Otto Buchinger (1878-1966), Arzt
- Ludwig Opel (1880-1916), Fabrikant
- Ludwig Bernheim (1884-1974), Landrat
- Wilhelm Rahn (DVP) (1880-1966), Oberbürgermeister von Worms
- Hermann Druckrey (1904-1994), Pharmakologe
- Johann Heinrich von Brunn (1908-1983), Präsident des Bundesverbandes der Automobilindustrie
- Karl August Bettermann (1913-2005), Richter, Hochschullehrer
- Werner Lüthgen (* 1933), Tierarzt
- Karl-Hermann Neumann (1936-2009), Pflanzenzellbiologe
- Hans Hilmar Goebel (* 1937), Neuropathologe
Literatur
- Wilhelm Fabricius, Karl Scharfenberg: Die Starkenburgia zu Gießen. Selbstverl. Gießen, 1890
- Wilhelm Fabricius: Die deutschen Corps, Frankfurt/M. 1926
Weblinks
Commons: Corps Starkenburgia Gießen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Studentenverbindung (Gießen)
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