- Karl Geiler
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Karl Hermann Friedrich Geiler (* 10. August 1878 in Schönau im Schwarzwald; † 14. September 1953 in Heidelberg) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Geiler studierte Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1898 wurde er Mitglied des Corps Rhenania Freiburg.[1] In Heidelberg promovierte er mit einer handelsrechtlichen Dissertation.
Als Rechtsanwalt in Mannheim war er Sozius in der Kanzlei des nationalliberalen Politikers Ernst Bassermann und des Binnenschifffahrtsexperten Anton Lindeck. Daneben lehrte er ab 1909 an der neu gegründeten Handelshochschule Mannheim und ab 1921 an der Universität Heidelberg. 1939 wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen.
Nach Kriegsende wurde Geiler von der US-amerikanischen Militärregierung als Ministerpräsident des neu geschaffenen Staates Groß-Hessen eingesetzt. Er amtierte vom 12. Oktober 1945 bis zum 20. Dezember 1946. In seine Amtszeit fielen die ersten freien Kommunalwahlen in Hessen 1946, die Wahl der Verfassungsberatenden Landesversammlung für Groß-Hessen am 30. Juni 1946 und die Abstimmung über die Verfassung sowie die Wahl des ersten Hessischen Landtages am 1. Dezember 1946.
Geiler hat die Entnazifizierung, wie sie angelegt war, als das schwerste Unglück bezeichnet, das die deutsche Demokratie treffen konnte. Dombois bemerkt hierzu: „Wenn die eine Hälfte des Volkes die andere zu richten und damit zugleich die eine Hälfte der geistigen und politischen Tradition auszutilgen versucht, muss politische Gerichtsbarkeit notwendig ihren berechtigten Zweck verfehlen; ein solches Unternehmen ist ein Zeichen der politischen Schizophrenie. Parteipolitische Verblendung der Deutschen und machtpolitisches Interesse der Besatzungsmächte haben dabei verhängnisvoll zusammengewirkt.”
1947 wurde Geiler Ordinarius für Internationales Recht an der Universität Heidelberg, deren Rektor er 1948/49 war. In seiner Rektoratsrede am 22. November 1948 befaßte er sich mit „Macht und Recht“.[2]
In seinem rechtswissenschaftlichen Werk befasste er sich vor allem mit Handels- und Gesellschaftsrecht. Er engagierte sich im Deutschen Anwaltsverein, im Deutschen Juristentag, in der Europapolitik und in der UNESCO.
Ehrungen
Einzelnachweise
- ↑ Kösener Corpslisten 1960, 35, 629
- ↑ Rektoratsreden (HKM)
Literatur
- Konrad Duden: Geiler, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 151 (Onlinefassung).
Weblinks
- Literatur von und über Karl Geiler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebensdaten (Hessische Staatskanzlei)
- Abbildungen der hessischen Ministerpräsidenten (mit teilweise falschen Regierungsdaten)
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