- Karl Gronau
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Karl Gronau (* 3. September 1889 in Trautenstein; † 6. November 1950 in Braunschweig) war ein deutscher Hochschullehrer für Philosophie.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gronau war der Sohn des Superintendenten und Kirchenrats Carl Gronau. Er legte sein Abitur ab am Wilhelm-Gymnasium von Braunschweig, seiner künftigen lebenslangen Wirkungsstätte. Es folgte das Studium von Religion, Klassischer Philologie und Philosophie in Göttingen. Im Jahre 1908 promovierte er über Gregor von Nazianz und dessen Platon-Rezeption. Im gleichen Jahr hatte er das Staatsexamen abgelegt. Nach einem einjährigen Referendariat am Wilhelms-Gymnasium von Braunschweig erteilte er als Lehrer seinen ersten Unterricht am Martino-Katharinaeum. Im Oktober 1910 heiratete er. Im Jahre 1916 wurde er als Kriegsfreiwilliger Heeressoldat und wurde mehrfach dekoriert.
Im Jahre 1922 wurde er an der Technischen Hochschule Braunschweig zum Privatdozenten für Philosophie habilitiert. Seine Antrittsvorlesung stand unter dem Motto Nietzsche und die Jugend. Darin spiegelte sich seine Enttäuschung über den verlorenen Krieg und die Beseitigung der Monarchie. Im Jahre 1923 trat er einer Freimaurerloge bei und stieg dort zu höheren Graden auf. Mehr und mehr wandte er sich der Mystik zu. Im Jahre 1926 wurde er a.o. Professor. Im Jahre 1933 trat er aus der DVP aus und in die NSDAP ein. Im Jahre 1938 wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen, weil er bei seinem Eintritt seine frühere Logenzugehörigkeit verschwiegen hatte. Dieser Ausschluss verschaffte ihm nach 1945 zunächst ein demokratisches Alibi.
Im Jahre 1939 wurde er Mitarbeiter am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben. Im Jahre 1940 wurde er ungeachtet seines Parteiausschlusses zum „Dozenten neuer Ordnung“ befördert. Im Jahre 1945 stieg er unter britischer Militärverwaltung zum Ministerialreferenten für Hochschul- und höheres Schulwesen im Braunschweigischen Staatsministerium auf. Nachdem seine NS-Vergangenheit ruchbar geworden war, bemühte er sich seit 1946 in mehreren Entnazifizierungsverfahren um die Erhaltung seiner gesellschaftlichen Position. Obwohl ihm eine Fälschung eines Fragebogens nachgewiesen wurde, ist er 1949 in alle seine Rechte wiedereingesetzt worden. Im Jahre 1950 wurde er ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet. Wenige Wochen danach verstarb er.
Kritik und Auseinandersetzung
Bis heute gilt Gronau (Schulleiter von 1924 bis 1950), der 1935 die „rassisch-biologische Sicht“ als Erziehungsideal propagierte und nach dem Krieg seine Mitgliedschaft in der NSDAP leugnete, als rühriger Humanist.[1] Bis heute verherrlichen ein Portalrelief in der Aula des Wilhelm-Gymnasiums und ein Gedenkschrein in der Eingangshalle die Gefallenen der Weltkriege und die Ideologie, für die sie kämpften, während beispielsweise Heinrich Jasper (1919/20, 1922–1924 und 1927–1930 Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig) und Friedrich Werner (Graf von der Schulenburg, Mitglied der Widerstandsbewegung des 20. Juli), beide Schüler des Wilhelm-Gymnasiums und Opfer der Herrschaft des Nationalsozialismus, bis vor kurzem ohne gebührende Ehrung waren. Erst 2006 brachten Mitglieder der Geschichts-AG provisorische Gedenktafeln an. Als während der Abiturfeier des Jahres 1988 die Abiturientia Portalrelief und Gedenkschrein kritisch zu thematisieren wagte, kam es zum Eklat.[2]
Schriften
- Der Staat im Urteil der Neuzeit und Gegenwart. Braunschweig 1931.
- Der Staat der Zukunft von Platon bis Dante. Braunschweig 1933.
Literatur
- Hans Prolingheuer: Wir sind in die Irre gegangen. Köln 1993.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Gronau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Uwe Lammers: Vernichtet durch die Freunde, 2002.
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Lammers: Vernichtet durch die Freunde, 2002, S. 13.
- ↑ http://braunschweig.de/veranstaltungen/kalender.html.de
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