Karl Küpfmüller

Karl Küpfmüller

Karl Küpfmüller (* 6. Oktober 1897 in Nürnberg; † 26. Dezember 1977 in Darmstadt) war ein deutscher Elektrotechniker, der auf den Gebieten der Nachrichtentechnik, Mess- und Regelungstechnik, Akustik, Informationstheorie und Theoretischen Elektrotechnik schöpferisch tätig war.

Inhaltsverzeichnis

Beruflicher Werdegang

Küpfmüller studierte von 1913 bis 1919 Elektrotechnik an der Höheren Technischen Lehranstalt (Ohm-Polytechnikum) in Nürnberg, unterbrochen durch die Militärzeit während des 1. Weltkrieges. Von 1919 - 1921 war er im Telegraphen-Versuchsamt der Deutschen Post in Berlin angestellt, von 1921 bis 1928 arbeitete er als Oberingenieur im Zentrallaboratorium der Siemens & Halske AG in Berlin. In dieser Zeit habilitierte er sich und wurde von 1928 bis 1935 ordentlicher Professor für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Danzig und danach für zwei Jahre in Berlin.

1933 wurde er Mitglied der SA (bis 1937), ab 1937 war er Mitglied der NSDAP und SS (wo er 1944 bis zum SS-Obersturmbannführer aufstieg).[1] Von 1937-1941 war Küpfmüller Leiter der nachrichtentechnischen Entwicklung des Siemens-Wernerwerkes für Fernmeldetechnik und ab 1941-1945 Direktor der Zentralen Entwicklungsabteilung bei Siemens & Halske. In dieser Zeit fungierte er weiterhin als Honorarprofessor an der TH Berlin und hielt Vorlesungen über Systemtheorie. 1940 wurde er ans Kaiser-Wilhelm-Institut für Materialforschung berufen, wo er eine Arbeitsgruppe zur Steuerung von Torpedos für das Kriegsministerium leitete.[1] Im Januar 1944 wurde er zum Leiter des wissenschaftlichen Führungsstabes der Kriegsmarine ernannt.[2]

Nach dem Krieg arbeitete er zunächst von 1946 bis 1948 bei der Firma Rohde & Schwarz und war anschließend bis 1952 Vorstandsmitglied und Entwicklungsleiter der Standard Elektrizitäts-Gesellschaft (später Standard Elektrik Lorenz AG) in Stuttgart. In dieser Zeit hatte er auch eine Honorarprofessorenstelle an der TH Stuttgart inne. Anschließend berief man Karl Küpfmüller an die TH Darmstadt, wo er als ordentlicher Professor von 1952 bis 1963 am Institut für allgemeine Fernmeldetechnik mit den Forschungsschwerpunkten Nachrichtentechnik, Regelungstechnik, Mustererkennung, Sprachsynthese und Informationstheorie lehrte und forschte. Von 1955 bis 1957 war Karl Küpfmüller auch Vorsitzender des Verbands Deutscher Elektrotechniker (VDE).

Als Ordinarius für Elektrotechnik an der TH Darmstadt hat Küpfmüller mit seiner außergewöhnlichen wissenschaftlichen Tätigkeit der Nachrichtentechnik wesentliche Impulse gegeben. Er begründete die Systemtheorie der elektrischen Nachrichtenübertragung und hat zur Entwicklung des Telefon-Weltverkehrs wesentlich beigetragen. 1924 stellte er eine Beziehung zwischen Bandbreite und Einschwingdauer von Signalen her, die später auch unter dem Namen Küpfmüllersche Unbestimmtheitsrelation bekannt wurde und in der Quantenmechanik als Analogon die bekanntere Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation hat.

Herausragend sind seine Beiträge zur Nachrichtenübertragungstechnik und seine Systemtheorie, für die er 1968 den Werner-von-Siemens-Ring erhielt.

Nach Küpfmüller benannte Auszeichnungen

  • Karl-Küpfmüller-Ring der TU Darmstadt
    Diese Auszeichnung wurde 1977 aus Anlass des 80. Geburtstags von Karl Küpfmüller gestiftet und 2005 zum zehnten Mal verliehen. Der Karl-Küpfmüller-Ring soll, so die Satzung, "als außerordentliche Ehrung an Wissenschaftler verliehen werden, die durch ihre Forschungstätigkeit die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch außerhalb ihres Fachgebietes gefördert und die wissenschaftliche oder technische Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben". Die bisherigen Preisträger des Karl-Küpfmüller-Rings sind:
  • Karl-Küpfmüller-Preis der ITG (Informationstechnische Gesellschaft im VDE)

Werke

  • Einführung in die theoretische Elektrotechnik. 18. Auflage, Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-78589-7.
  • Die Systemtheorie der elektrischen Nachrichtenübertragung. Hirzel, Stuttgart.
  • Schwachstromtechnik. In: Handbuch der Experimentalphysik. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1931/1932.
  • Technik und Mathematik. In: Technische Hochschule Darmstadt. Technische Hochschule Darmstadt, Rektoratsrede vom 29. November 1952.
  • Nachricht und Energie. In: Technische Hochschule Darmstadt. Technische Hochschule Darmstadt, Rektoratsrede vom 2. Dezember 1955.
  • Über die Dynamik der selbsttätigen Verstärkungsregler. In: Elektrische Nachrichtentechnik. Band 5, Nr. 11, S. 459-467, 1928. Frühes Werk mit Grundlagen zur Abtasttheorie (Nyquist-Shannon-Abtasttheorem). Unabhängig und zeitgleich zu Nyquist.

Literatur über Küpfmüller

  • Ralph Erskine : Funkpeilung als alliierte Waffe gegen deutsche U-Boote 1939 - 1945. (auch online: Funkpeilung – PDF 340 kB)
  • Hans Sckommodau: Nachrufe auf Erhard Lommatzsch, Walter Artelt, Herbert O'Daniel, Franz Beyerle, Franz Böhm, Karl Küpfmüller, Gerhard Kleiner, Ernst Langlotz, Paul Royen. (= Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main ; 17,2) Steiner, Wiesbaden 1980, ISBN 3-515-03392-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Helmut Maier: Forschung als Waffe. Rüstungsforschung in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung 1900-1945/48. Wallstein Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0109-2, S. 710 in der Google Buchsuche.
  2. Helmut Maier: Rüstungsforschung im Nationalsozialismus. Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 3. Wallstein Verlag, Göttingen 2002, ISBN 978-3-89244-497-8, S. 98 in der Google Buchsuche.

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