- Kastell Kleiner Feldberg
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Kastell Kleiner Feldberg Alternativname Kastell Feldberg
oder FeldbergkastellLimes ORL 10 (RLK) Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
HochtaunusstreckeDatierung (Belegung) kurz nach 150
bis um 260Typ Numeruskastell Einheit Exploratio Halicanensium Größe 0,7 ha Bauweise Steinkastell Erhaltungszustand teilrekonstruiert Ort Glashütten und Schmitten-Niederreifenberg Geographische Lage 50° 13′ 37,7″ N, 8° 26′ 40,8″ O50.2271388888898.4446666666667700Koordinaten: 50° 13′ 37,7″ N, 8° 26′ 40,8″ O Höhe 700 m ü. NHN Vorhergehend Kleinkastell Maisel (westlich) Anschließend Kleinkastell Altes Jagdhaus (nordöstlich) Das ehemalige römische Kastell Kleiner Feldberg, in der Literatur zumeist auch nur Feldbergkastell oder Kastell Feldberg genannt, liegt am Nordhang der zweithöchsten Erhebung im Taunus, dem Kleinen Feldberg, und in der Nähe der Weil-Quelle. Das Limes-Kastell befindet sich im Hochtaunuskreis unterhalb der Hochtaunusstraße mit seiner Nordmauer auf der Grenze zwischen Glashütten und dem Schmittener Ortsteil Niederreifenberg. Mit seiner Höhenlage von mehr als 700 Metern über dem Meeresspiegel ist es das höchstgelegene Kastell am gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes.
Inhaltsverzeichnis
Forschung und Geschichte
Unter den Bewohnern der Region waren die Überreste des Kastellbads bereits vor dem Beginn der wissenschaftlichen Erforschung bekannt und wurden „Heidenkirche“ genannt. Spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie als römische Baureste identifiziert. Erste archäologische Ausgrabungen am Feldbergkastell fanden kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts statt, systematische wissenschaftliche Untersuchungen folgten ab 1892, zunächst durch die Reichs-Limes-Kommission, später durch das Saalburgmuseum.
Zuletzt wurde das Kastell in den Jahren 2004/2005 vor dem Hintergrund der damals zu erwartenden und inzwischen erfolgten Anerkennung des Limes als UNESCO-Weltkulturerbe umfassend restauriert.[1]
Das Feldbergkastell wurde um das Jahr 150 unserer Zeitrechnung erbaut und diente einem Numerus, einer Auxiliartruppen-Einheit von etwa 160 Mann, als Unterkunft. Hierbei handelte es sich um die teilberittene Exploratio Halicanensium („Aufklärungseinheit aus Halicanum“), die vermutlich in dem pannonischen Ort Halicanum, dem heutigen Dorf Szerdahely in Ungarn, rekrutiert worden war. Sie hatte die Aufgabe, den benachbarten Feldbergpass am Roten Kreuz (688 m ü. NN) zu sichern, einen alten Straßenübergang über den Taunus. Der Verlauf des Limes kreuzte etwa einen Kilometer westlich des Kastells die Straße. Das Kastell wurde jedoch aus Gründen der Wasserversorgung nicht direkt an der Passstraße, sondern nahe der Quelle der Weil errichtet. Eine längs des Limes verlaufende Handelsstraße führte in Nordost-Südwest-Richtung quer durch das Kastell, das so auch den Verkehr auf dieser Verbindung kontrollierte.
Das Kastell am kleinen Feldberg bestand bis in die Zeit der innen- und außenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3. Jahrhunderts (Limesfall).
Befunde
Das rechteckige Kastell besaß mit den Abmessungen von 78 mal 93 Metern eine Größe von gut 0,7 ha. Die Wehrmauer wurde aus unregelmäßigen, vermörtelten Quadersteinen errichtet und danach verputzt sowie mit einem roten Scheinfugenanstrich versehen. Die Mauer war von einem einfachen Spitzgraben umgeben, alle vier abgerundeten Ecken der Mauer waren mit Wachtürmen besetzt. Innen befand sich an der Mauer der agger, ein aufgeschütteter Erdwall, der als Wehrgang diente. Das Lager war mit der Porta Praetoria (Haupttor) nach Nordwesten hin ausgerichtet, wo in ungefähr 100 m Entfernung der Limes das Lager passiert. Alle vier Tore waren mit Doppeltürmen bewehrt.
Das Feldbergkastell umschloss innerhalb des Festungsviereckes einige gemauerte Gebäude, darunter das Fahnenheiligtum (Aedes) der zentral angelegten Principia (Stabsgebäude) und ein Horreum (Getreidespeicher) im Westen sowie ein weiteres Steingebäude östlich des Stabsgebäudes, das möglicherweise als Praetorium (Kommandantenwohnhaus) anzusprechen ist. Die meisten Bauten des Lagerinneren bestanden jedoch aus Holz- und Fachwerkbauten und sind nicht mehr erhalten. Die Mannschaften waren in einem solchen Bau im Südviertel untergebracht, verschiedene Werkstätten und Stallungen im Nordviertel. Weitere Fundamente entlang der Querstraße könnten zum Terrassieren des abfallenden Geländes gedient haben. Darüber hinaus waren Brunnen und Zisternen vorhanden. Aus dem Kastellareal stammen Haarfragmente einer Großbronze, welche in die Zeit um 230 n. Chr. datieren.[2]
Außerhalb des eigentlichen Kastells in Richtung zum Limes befand sich das Kastellbad. Die Grundmauern dieses Balineums wurden im Rahmen der 2004/2005 durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen wiederhergestellt. Der zum Kastelle gehörende Vicus (Zivilsiedlung) mit den Familienangehörigen der Soldaten sowie romanisierten Einheimischen befand sich in zwei getrennten Siedlungskernen südwestlich und südöstlich des Wehrbaus an den von den jeweiligen Toren ausgehenden Straßen. Er bestand vor allem aus lang gestreckten und dicht aneinander gebauten Häusern. Ackerbau war wegen der ungünstigen Klima- und Bodenbedingungen in dieser Gegend nicht möglich. Neben handwerklichen Dienstleistungen für das Kastell betrieben die Bewohner wohl vor allem Handel, Viehzucht, Jagd und Holzfällerei. Heute sind keine Überreste des Vicus mehr zu sehen. Ein Gräberfeld konnte südwestlich des Kastells lokalisiert werden.
Umgebung
Der Limes hat sich vom Kastell Kleiner Feldberg bis zur benachbarten Saalburg im Osten durch seine abseitige Lage in den Wäldern des Taunus sehr gut erhalten können, auf vielen Kilometern kann dem Verlauf von Wall und Graben gefolgt werden. Hier befinden sich auch noch einige kleinere Limesbauwerke, die teilweise in ihren Fundamenten konserviert wurden, zumindest aber im Gelände wahrnehmbar sind. Darunter ist auch das Kleinkastell Altes Jagdhaus, ein eintoriges Steinkastell aus der Mitte des 2. Jahrhunderts von etwa 630 Quadratmetern Größe.
Die Quelle der Weil liegt 200 m südöstlich des Kastells aufwärts im Fichtenwald. Das Relikt einer vor Ort gefundenen hölzernen Wasserleitung (Deuchel) wurde mittels Dendrochronologie auf etwa 170 n. Chr. datiert.
Die Römer erreichten das Limeskastell über den so genannten Pflasterweg, eine Verbindung über den Taunuskamm zum Fuchstanz, am Altkönig-Hang vorbei (Haderweg) über die Hünerwiese und dann über die Stierstädter Gemarkung nach Niederursel zur Saalburgstraße, die das römische Nida am Nordtor verließ.
Die als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Reifenberger Wiesen nordwestlich des Kastells sind die höchstgelegenen ihrer Art im Taunus. Hier lagen zur Römerzeit die Weiden zur Versorgung des Vicus. Heute bilden sie Lebensräume für 183 verschiedene Nutz-, Heil- und Blütenpflanzen sowie Farne. Typische Gewächse sind die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimateten Kreuzblumen und Sonnenröschen, an Feuchtstellen Ohrweide und Karpatenbirke; im Frühsommer dominiert das Gelb von Flügelginster und Arnika. Vom Wanderweg zwischen Feldbergkastell und Parkplatz Rotes Kreuz öffnet sich über diese Wiesen hinweg ein weiter Ausblick auf Oberreifenberg mit seiner Burgruine.
Grundmauern einer Glashütte aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stehen etwa 1 km steil bergab südöstlich des Passes auf dem Talboden des Emsbaches. Auf dem 300 m² großen Areal befanden sich den Ausgrabungsbefunden zufolge ein Haupt- und vier Nebenöfen als gemauerte Kuppelbauten. Hergestellt wurde für das Mittelalter typisches, wegen seines Eisenoxidgehalts grünes Gebrauchsglas, das auf Grund seiner Produktionsbedingungen Waldglas genannt wird. Im Ortsnamen des von hier aus nur noch 1,5 km entfernten Glashütten ist diese wirtschaftshistorische Komponente noch erhalten.
Denkmalschutz
Das Kastell Kleiner Feldberg und die anschließenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Dietwulf Baatz: Feldberg im Taunus. In: Die Römer in Hessen. Hamburg: Nikol, 2002, ISBN 3-933203-58-9
- Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Berlin: Gebr. Mann, 2000, ISBN 3-7861-2347-0
- Dietwulf Baatz: Das römische Kastell am Kleinen Feldberg im Taunus. 2. erg. Aufl. Abteilung für Vor- und Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89822-058-3
- Astrid Böhme: Die Fibeln des Kastells am kleinen Feldberg (Hochtaunuskreis). Saalburg-Jahrbuch 31, 1974, S. 5–14
- Ulrike Ehmig: Die Amphoren vom Kastell Kleiner Feldberg. Saalburg-Jahrbuch 51, 2001, S. 37–78
- Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 94–97
- Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1
- Peter Knieriem, Elke Löhnig: Die „Heidenkirche“ am Feldberg-Kastell. In: hessenARCHÄOLOGIE 2005, Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2053-0, S. 80–82.
Grabungsbericht der Reichs-Limes-Kommission:
- Louis Jacobi in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches (Hrsg. Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey): Abteilung B, Band II,1 Kastell Nr. 10 (1905)
Weblinks
- Kastell Feldberg auf der Seite der Deutschen Limeskommission
- Kastell Feldberg auf der Seite der Deutschen Limes-Straße
- Kastell Feldberg auf der Seite des privaten Limesprojektes taunus-wetterau-limes.de
Einzelnachweise
- ↑ Zur Restaurierung des Kastells auf der Seite bildungsklick.de
- ↑ Martin Kemkes: Das Bild des Kaisers an der Grenze – Ein neues Großbronzenfragment vom Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Forschungen zur Funktion des Limes, Band 2. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2117-6, S. 144.
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