Kastell Alteburg

Kastell Alteburg
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Kastell Alteburg
(Kastell Alteburg-Heftrich/Kastell Heftrich)
Limes ORL 9 (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
westliche Taunusstrecke
Datierung (Belegung) kurz nach 150
bis um 260
Typ Numeruskastell
Einheit Numerus Cattharensium
Größe 0,7 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand nur schwache Bodenspuren
Ort Idstein-Heftrich
Geographische Lage 50° 12′ 30″ N, 8° 19′ 59″ O50.2083333333338.3330555555555348
Höhe 348 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 8 Kastell Zugmantel (westlich)
Anschließend Kleinkastell Maisel (östlich)
Alteburger Marktgelände
Alteburger Marktgelände

Das ehemalige römische Kastell Alteburg liegt im Rheingau-Taunus-Kreis etwa anderthalb Kilometer südlich des Idsteiner Stadtteils Heftrich unter einem Acker. Das Numeruskastell gehört zur westlichen Taunus-Strecke des Obergermanisch-Raetischen Limes, der seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe ist.

Inhaltsverzeichnis

Forschung und Geschichte

1893 führte die Reichs-Limes-Kommission (RLK) die bis heute einzigen archäologischen Ausgrabungen durch.

Das Kastell Alteburg wurde vermutlich bald nach Mitte des 2. Jahrhunderts angelegt. Zwei mögliche Vorgängerbauten befinden sich in unmittelbarer Nähe (siehe weiter unten). Das Lager diente wohl der Überwachung eines alten Weges, der hier die Limeslinie kreuzte. Dieser Weg war im Mittelalter als Alter Mainzer Weg bekannt und verband die Rheinebene mit dem seit alters her besiedelten Limburger Becken. Bei der hier stationierten Auxiliartruppe handelte es sich um einen Numerus, eine Einheit von etwa 160 Mann Stärke. Konkret nachgewiesen werden konnte der Numerus Cattharensium ("Einheit der Chatten"), der vermutlich innerhalb der Region aus der einheimischen Bevölkerung rekrutiert worden war.

Das Kastell wurde wohl bei der Aufgabe des Limes in der Zeit der innen- und außenpolitischen sowie wirtschaftlichen Krise des Imperiums um die Mitte des 3. Jahrhunderts geräumt (Limesfall).

In nachrömischer Zeit wurde das aufgelassene Kastell als Steinbruch genutzt, unter anderem zum Bau einer 1178 an dieser Stelle errichteten Eremiten-Klause und der dazu gehörenden Kapelle des Hl. Kilian. Aus den an kirchlichen Festtagen abgehaltenen Jahrmärkten entwickelte sich der noch heute an drei Donnerstagen im Jahr hier stattfindende Alteburger Markt. Von der Sakralbauanlage selbst ist nichts mehr zu sehen.

Befunde

Das rechteckige Steinkastell besaß mit den Abmessungen von 78 mal 93 Metern eine Größe von gut 0,7 ha und entspricht damit dem benachbarten Feldbergkastell.

Die Wehrmauer war an allen vier abgerundeten Ecken mit Wachtürmen versehen. Mit der Porta Praetoria (Haupttor) war das Lager nicht zum Limes hin ausgerichtet, der in etwa 100 Metern nordwestlicher Richtung das Kastell passiert, sondern nach Nordosten hin, in Richtung auf die beiden vermutlichen Vorgängerbauten. Alle vier Tore waren mit Doppeltürmen bewehrt.

Das Kastell Alteburg umschloss innerhalb des Festungsviereckes einige gemauerte Gebäude, wovon aber nur die Principia (Stabsgebäude) mit Sicherheit bestimmt werden konnten. Die Deutung weitere Steinbaufragmente ist sehr unsicher, da der römische Ursprungsbefund durch Steinraub und Baumaßnahmen des Mittelalters stark gestört ist. Außerhalb des Lagers konnten jedoch noch Spuren des Vicus (Zivilsiedlung) und des Kastellbads lokalisiert werden.

Heute ist die Lage des Kastells nur noch anhand von Geländeverformungen wahrnehmbar, sichtbare oberirdische Baufragmente gibt es keine mehr.

Eine kleine Auswahl der Funde findet sich im Limesinformationszentrum des Rheingau-Taunus-Kreises am Hofgut Georgenthal.

Umgebung

In einigen hundert Meter Entfernung nordöstlich des Kastells liegen unter den Äckern zwei ältere, hölzerne Kleinkastelle, die erst 1980 und 1989 auf Luftbildern entdeckt worden sind. Sie entstanden vermutlich schon am Ende des 1. und zum Beginn des 2. Jahrhunderts und müssen als Vorgängerbauten des Steinkastells Alteburg-Heftrich angesprochen werden. Das dem Steinkastell näher gelegene, größere der beiden Kastelle war ein eintoriges, von einem Doppelgraben umgebenes Lager, das kleinere hatte nur einen einfachen Graben. Beide Kastelle sind bislang archäologisch nicht erforscht worden.

In der weiteren Umgebung befinden sich noch zwei Kleinkastelle, das Kleinkastell Eichelgarten und das Kleinkastell Maisel.

Das Kleinkastell Eichelgarten befindet sich knapp anderthalb Kilometer WSW des Alteburger Kastells in einem Waldgelände des Idsteiner Ortsteils Lenzhahn. Es handelt sich um eine kleine Holzschanze von etwa 0,25 ha Größe, die möglicherweise anstelle eines Limes-Wachturms errichtet wurde. Aufgrund fehlenden Fundmaterials können über Datierung und Besatzung keine Aussagen getroffen werden. Schwache Spuren der Anlage sind noch im Gelände wahrnehmbar.

In einiger Entfernung östlich des Kastells Alteburg, etwa auf halbem Wege zum Feldbergkastell, nordwestlich des Ortsrandes der Gemeinde Glashütten befindet sich das Kleinkastell am Maisel. Es handelt sich hierbei um ein eintoriges steinernes Bauwerk von knapp 0,7 ha Größe, das im Zusammenhang mit der Verstärkung des Limes um das Jahr 160 herum angelegt worden sein dürfte. Die Spuren des mit seinem Tor auf den Limes weisenden Lagers sind noch gut im Gelände sichtbar.

Denkmalschutz

Das Kastell Alteburg und die anschließenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Alteburger Markt

Auf dem Gelände des ehemaligen Kastells findet dreimal jährlich, am Donnerstag nach Pfingsten und jeweils am letzten Donnerstag der Monate Juli und August, der „Alteburger Markt“ statt.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Heftrich. In: Die Römer in Hessen. Hamburg: Nikol 2002. ISBN 3-933203-58-9
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Berlin: Gebr. Mann 2000. ISBN 3-7861-2347-0
  • Margot Klee: Der römische Limes in Hessen. Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2232-0, S. 88f.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Stuttgart: Theiss 1989. ISBN 3-8062-0276-1

Grabungsbericht der Reichs-Limes-Kommission:

Weblinks


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