Kleinkastell Adolfseck

Kleinkastell Adolfseck
Georeferenzierung Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder Bing
Kleinkastell Adolfseck
Limes ORL -- (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Strecke 3,
westliche Taunusstrecke
Datierung (Belegung) Vielleicht Mitte 2. bis Mitte 3. Jh.
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillatio
Größe 18 m × 20 m = 0,04 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand nicht sichtbares Bodendenkmal
Ort Adolfseck-Bad Schwalbach
Geographische Lage 50° 9′ 53,8″ N, 8° 4′ 39,7″ O50.1649388888898.0776944444444272
Höhe 272 m ü. NHN
Vorhergehend Kastell Kemel (westlich)
Anschließend Kastell Zugmantel (östlich)

Das Kleinkastell Adolfseck (in älteren Publikationen auch Adolphseck) ist ein römisches Kastell an der westlichen Taunusstrecke (Strecke 3) des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das obertägig nicht mehr wahrnehmbare Bodendenkmal befindet sich nördlich von Adolfseck, einem Stadtteil von Bad Schwalbach im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis. In unmittelbarer Nähe findet sich die Schanze Adolfseck.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Forschungsgeschichte

Kleinkastell Adolfseck
Lage am Aarübergang (1901)

Der Limesübergang über das Aartal lag an einer Stelle, an der sich das sonst recht enge Tal ein wenig erweiterte und die Talwände sanfter abfielen. Um die für den Übergang optimale Position zu gewinnen, knickte der Limes vorübergehend ein wenig nach Süden ein. Gut 40 m südlich des Limesübergangs befand sich vermutlich eine Brücke oder befestigte Furt, worauf der Befund einer dammförmig angelegten Straße und der Fund zweier mächtiger Holzpfosten, deren Enden mit Eisenschuhen versehen waren, sprechen.

Das Kastell befand sich auf einer hochwasserfreien Terrasse des Aartals, gut 50 m östlich des Beginns der vermuteten Aarbrücke (das Ufer der Aar in antiker Zeit lag knapp 100 m weit entfernt) und rund 30 m südlich des Limes. Durch seine Positionierung war es bestens geeignet, die Aarbrücke und den Limes zu überwachen sowie das Aartal zu sperren.

In der heutigen Siedlungstopographie befindet sich das Bodendenkmal in den landwirtschaftlich genutzten Flächen knapp außerhalb des nördlichen Ortsrandes von Adolfseck, etwa in der Mitte zwischen der Bundesstraße 54 und der rund 120 m östlich von dieser parallel verlaufenden Bahnlinie.

Im Oktober 1901 wurde das Kastell durch die Reichs-Limes-Kommission (RLK) unter der Leitung des örtlichen Streckenkommissars Heinrich Jacobi und des Frankfurter Ingenieurs Wehner teilweise ausgegraben.

Befunde

Brückenpfähle vom Aarübergang des Limes (1901)

Von dem Kleinkastell konnte noch die Nordmauer ermittelt werden. Sie war zum Ausgrabungszeitpunkt bis zu 70 cm hoch erhalten und besaß eine Mächtigkeit von 1,80 m. Das Mauerwerk bestand aus in Lehm gesetzten Taunusschiefer. Die Nordostecke war leicht abgerundet. Darüber hinaus konnte noch die Südostecke des Kastells ermittelt werden, die ebenfalls leicht gerundet war. Des Weiteren wurden Spuren der Kastellgräben festgestellt. Aus diesen wenigen Befunden lässt sich das Bild des Kastells einigermaßen rekonstruieren:

Das Kleinkastell Adolfeck war ein rechteckiges Steinkastell von 20 m Länge in nordsüdlicher und 18 m Breite in ostwestlicher Richtung. Es war somit quer zum Tal und parallel zum Limes gestellt, aber mit seinem einzigen festgestellten Tor nach Norden, zum Limes hin ausgerichtet. Vor der Wehrmauer verliefen – nach einer einen Meter breiten Berme – zwei Spitzgräben von jeweils zwei Metern Breite und einem Meter Tiefe. Vor dem nördlichen Tor war der Grabenverlauf unterbrochen.

Von der Besatzung, wahrscheinlich einer Vexillatio, ist nichts bekannt. Auch über den Belegungszeitraum können keine signifikanten Aussagen getroffen werden, vielleicht existierte es von der Mitte des zweiten bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts. Heute ist im Gelände nichts mehr zu sehen.

Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Adolfseck und dem Kastell Zugmantel

Nachdem der Limes beim Kleinkastell Adolfseck die Aar überschritten hat, zieht er auf seiner Strecke zum Kastell Zugmantel tendenziell in die Richtung Ostnordost bei Ost. Auf diesem Weg, der im Wesentlichen durch bewaldetes Gebiet, vereinzelt auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen führt, steigt er insgesamt von 272 auf 455 Höhenmeter an. Seinen höchsten Punkt hierbei erreicht er beim Wachturm Wp 3/11[A 1] mit 472 m ü. NN. Unweit östlich des Aarübergangs ließen sich an einigen Abschnitten zwei verschiedene Limeslinien feststellen. Eine ältere, etwas rückwärtig gelegene, die in ihrem Verlauf die topographischen Gegebenheiten stärker berücksichtigt und dadurch unregelmäßig ist, und eine jüngere, die einen eher geradlinigen Verlauf anstrebt.[A 2] Die ältere Linie ist wahrscheinlich domitianischen Ursprungs und wurde möglicherweise schon zum Ende der Chattenkriege, um das Jahr 85 n. Chr. errichtet. Sie durchlief nur die ersten beiden Ausbauphasen des Limes (Waldschneise mit Postenweg, Holztürme und Palisade) und wurde wahrscheinlich gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts durch die um bis zu 800 m weiter nach Norden vorgeschobene, jüngere Linie ersetzt, die sofort in Gestalt der dritten Ausbauphase (mit Steintürmen statt der Holztürme) ausgeführt wurde. Im Rahmen dieses Ausbaus entstand vermutlich auch das Kleinkastell Adolfseck.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell Adolfseck und dem Kastell Zugmantel.
ORL[A 3] Name/Ort Beschreibung/Zustand
KK[A 4] Kleinkastell Adolfseck siehe oben
Wp 3/1[A 1] „Am Hundsküppel“
Wp 3/1
Turmstelle eines rechteckigen Steinturms[A 5], der bereits vor den Aktivitäten der Reichs-Limes-Kommission durch Steinraub beschädigt worden war.

Durch die Untersuchungen des Jahres 1901 konnte ein rechteckiger Turm festgestellt werden, dessen Seitenlängen 4,55 m mal 4,65 m betrugen. Die Mauern waren 78 cm bis 83 cm dick.

Der Turm befand sich rund 12 Meter südlich der Mittellinie des Limesgrabens und war von einem Graben umgeben, dessen Breite noch mit 1,60 m bis 1,70 m ermittelt werden konnte.

Die Position des Turmes gewährleistete eine freie Sicht in das Pohlbach- und das Aartal und darüber hinweg bis zum Ende der Strecke 2 bei Kemel.

Wp 3/2 „Wassergall“
Wp 3/2
Turmstelle eines rechteckigen Steinturms[A 6] mit den Seitenlängen 4,65 m mal 4,70 m. Seine Mauerstärke betrug 80 cm.

Die Sicht reichte bis zum Wp 2/51 auf dem „Galgenkopf“ östlich von Kemel am Ende der Strecke 2.

Wp 3/3 Aufgrund der Entfernung zwischen Wp 3/2 und Wp 3/4 vermutete, aber nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle[A 7].
Wp 3/4 „Bei dem Borner Wegestern“
Lage des Wp 3/4
Deutliche Befunde zeigen sich an der Turmstelle 3/4
Grundriss des Wp 3/4
Turmstelle eines 1901 ausgegrabenen Steinturms.[A 8] Der Turm hatte wahrscheinlich einen rechteckigen Grundriss, es wurden aber nur seine Südseite mit 4,25 m und seine Westseite mit 4,55 m Länge vollständig dokumentiert. Die Mauerstärke betrug 90 cm.

Die Frontseite des Turms befand sich in 12 m Entfernung von der Mitte des großen Grabens, bzw. in 15,10 m Entfernung vom Palisadengraben des nördlich vorbei laufenden Limes.

Die Positionierung des Turms war so geschickt gewählt, dass unter der Voraussetzung eines gelichteten Waldes die Sicht bis zu den Kleinkastellen „Auf dem Pohl bei Kemel“ und weit in das Vorgelände mit dem Tal des Pohlbaches und dem Dietzgrund gereicht haben müsste.

Der Wp 3/4 ist der erste Turm im Limesverlauf, zu dem ein hölzerner Vorgängerturm (Wp 3/4*) der älteren Ausbaulinie nachgewiesen wurde. Der ältere Turm liegt knapp einen halben Kilometer Luftlinie südlich des Wp 3/4.

Wp 3/4*
Lage des Wp 3/4*
Grundriss des Wp 3/4*
Standort des WP 3/4*
Turmstelle eines Holzturms,[A 9] der 1896 erstmals untersucht und 1901 erneut ausgegraben wurde. Es handelt sich um den Vorgängerturm des in 475 m nördlich befindlichen Steinturms Wp 3/4.

Der Turm war auf einer kreisförmigen Plattform von rund acht Metern Durchmesser errichtet worden. Seine Eckpfosten bildeten ein Rechteck von 2,60 m bis 2,80 m Seitenlänge. Die annähernd quadratisch angelegten Pfostenlöcher hatten eine Seitenlänge von etwa 60 cm, die Stärke der Pfosten selbst wurde mit 30 cm angenommen.

Die Turmplattform war von zwei kreisförmigen Gräben umgeben. Der innere Graben hatte steile Böschungen und eine durchschnittliche Tiefe von 1,60 m. Sein Durchmesser von Grabenmitte zu Grabenmitte betrug 10,50 m. Der Durchmesser des äußeren Grabens belief sich auf 18 m. Er war ebenfalls steil geböscht, besaß aber mit nur 1,05 m bis 1,30 m eine geringere Tiefe.

Wp 3/5 „Auf dem Sangerts“
Der Römerrundweg Hohenstein führt auch an der Turmstelle 3/5 vorbei
Wp 3/5
Turmstelle eines Steinturms,[A 10] der 1901 untersucht worden ist. Der Turm hatte einen leicht unregelmäßigen Grundriss. Während die Süd- und die Westseite jeweils 4,65 m lang waren, hatte die Nordseite 4,55 m und die Ostseite nur 4,45 m aufzuweisen. Die Mauerstärke betrug durchgängig 85 cm.

Der Turm lag mit 408 m ü. NN an der höchsten Stelle des Bergrückens und war 17,3 m von der Mitte des großen Grabens und 21,0 m vom Palisadengraben entfernt.

Wp 3/5*
Der WP 3/5* am Römerrundweg Hohenstein. Unter dem Gestrüpp zeichnet sich der Graben ab
Wp 3/5*
Turmstelle aus zwei benachbarten Holzturmhügeln. Der westliche Turmhügel[A 11] war zur Zeit der Ausgrabung durch eine ihn schneidende Waldschneise stark gestört. Er besaß zwei Ringgräben von 10,4 m und 17,6 m Durchmesser. Eine Suche nach den Pfostenlöchern der Turmkonstruktion wurde nicht durchgeführt.

Der östliche Turmhügel[A 12] liegt nur wenige Meter von dem westlichen entfernt. Er wurde noch nicht archäologisch untersucht. Der Hügel stellt sich in der Form eines Rechtecks mit abgerundeten Ecken dar und nimmt mit seinen Maßen von 13 m mal 16 m eine Fläche von rund 200 m² ein.

Der Platz bot − unter der Voraussetzung eine gerodeten Geländes − hervorragenden Sichtbedingungen in alle Richtungen.

Wp 3/6 „Ebernhahn“
Der WP 3/6 am Römerrundweg Hohenstein
Wp 3/6
Turmstelle eines Steinturms[A 13], der 1901 ausgegraben wurde. Zu dieser Zeit war das Mauerwerk des Turms noch bis zu einer Höhe von 45 cm erhalten. Der annähernd quadratische Turm besaß Seitenlängen zwischen 4,45 cm und 4,50 cm. Die Mauern waren 80 cm stark. Der Abstand des Turms zur Mitte des in nördlicher Richtung passierenden großen Grabens betrug 16 m, der zum Palisadengraben 19,5 m.
Wp 3/7 „An der alten Hahner Straße“
Wp 3/7
Nicht gesicherte Turmstelle[A 14] eines vermuteten Steinturms. Der Turm muss bereits vor Beginn der Arbeiten durch die Reichs-Limes-Kommission nahezu vollständig ausgebrochen gewesen sein. Auch die Spuren eventuell vorhandener Gräben wurden bei diesem Steinraub nachhaltig zerstört. Auch bei 1927 durchgeführten Nachuntersuchungen konnten lediglich auffällige Steinkonzentrationen an der Oberfläche festgestellt werden.

Eine im Jahre 2003 durchgeführte geophysikalische Prospektion schien die Befunde der Kommission zu bestätigen [1].

Wp 3/8 und Wp 3/8* „An der Eisenstraße“
Wp 3/8
Standort des WP 3/8
Turmstelle[A 15] für die von der Reichs-Limes-Kommission ein möglicher Steinturm, der aber nicht nachgewiesen wurde, sowie ein möglichen Holzturms, von dem nur äußerst unsichere Spuren festgestellt werden konnten, angenommen worden waren. Zu dieser Zeit war die Stelle nur durch eine gewisse Häufung an Sigillaten und anderen Keramiken gesichert.

Geophysikalische Untersuchungen im Jahre 2003 führten zu dem Ergebnis, dass sich die Turmstelle tatsächlich aus einem Steinturm und zwei Holztürmen zusammensetzt [2]. Der Befund des doppelten Holzturms wurde dahingehend interpretiert, dass an dieser Stelle die ältere und die jüngere Limeslinie wieder aufeinander treffen.

Die Reichs-Limes-Kommission vermutete hier sogar den Standort eines Kleinkastells, wahrscheinlich aufgrund der Lage an der Eisenstraße. Hinweise auf ein solches fanden sich allerdings nicht. Der Wachturm ist ebenso wie WP 3/10 durch den am Hofgut Georgenthal startenden Römerrundweg erschlossen.

Wp 3/8a Aufgrund der durchschnittlichen Entfernung zwischen Limeswachtürmen und der topographischen Gegebenheiten vermutete, aber nicht archäologisch nachgewiesenen Turmstelle[A 16].
Wp 3/9 „Georgenthaler Hof“
Wp 3/9
Turmstelle[A 17] zweier Steintürme, die untypischerweise (vom Limes aus gesehen) nicht nebeneinander, sondern hintereinander standen. Die Turmstelle wurde 1901 von L. Jacobi untersucht.

Der nördliche, näher am Limes befindliche Turm besaß mit seinen Seitenlängen 4,60 m (Nordseite), 4,55 m (Ostseite), 4,53 m (Südseite) und 4,70 m (Westseite) einen annähernd quadratischen Grundriss. Seine Mauerstärke im Fundamentbereich betrug 90 cm.

Der südliche Turm hält nur einen Abstand von 1,55 m bis 1,65 m zum nördlichen. Mit seinen Seitenlängen von 3,70 m (Nord- und Südseite) mal 3,65 m (Ost- und Westseite) besaß er eine deutlich geringere Grundfläche. Das aufgehende Mauerwerk besaß eine Stärke von 73 cm bis 85 cm, an den Außenseiten sprang ein Fundamentsockel 10 cm bis 25 cm weit vor.

Der nördliche Turm befand sich 16,75 m südlich der Sohle des großen Grabens und 19,35 m südlich der Palisade. Der Überblick auf das nördliche Limesvorfeld war gut, die seitliche Sicht zu beiden Seiten relativ beschränkt.

Die Turmstelle ist durch den Römerrundweg am Hofgut Georgenthal erschlossen.

Wp 3/10 „Am Ritterweg“
Wp 3/10
Fundstelle des WP 3/10
Pallisadenrekonstruktion beim WP 3/10
1901 untersuchter Schutthügel eines Steinturms.[A 18] Der Turm besaß einen rechteckigen Grundriss mit den Maßen 4,70 m mal 4,62 m. Die Mauerstärke betrug 90 cm. Unmittelbar südlich dieses Turms befand sich ein weiterer, der aber schon so stark gestört war, dass keine genauen Messungen mehr möglich waren.

Der am Hofgut Georgenthal startende Römerrundweg führt hier vorbei. Im Hofgut findet sich die Limesausstellung des Rheingau-Taunus-Kreises. Der Turm befindet sich in der Gemarkung Pohl. Der Begriff ist für Bezeichnungen im Zusammenhang mit dem Limes typisch. Er entspricht wohl der früheren Bezeichnung für Pfahl. In der Nähe findet sich auch eine Pallisadenrekonstruktion.

Wp 3/11 „Fladenheiligenstock“
Wp 3/11
Turmstelle[A 19] zweier unmittelbar nebeneinander liegender Steintürme. Beide Türme sind 1901 von Louis Jacobi ausgegraben worden.

Der westliche Turm besaß einen leicht unregelmäßigen Grundriss mit den Seitenverhältnissen von 5,10/5,02 m zu 4,60/4,98 m[A 20]. Das aufgehende Mauerwerk war 85 cm bis 90 cm stark, an der Innenseite wurde ein 10 cm bis 15 cm vorspringender Fundamentsockel festgestellt. Auf der südlichen Seite des Turms war die Mauer fast 2 m ins Erdreich eingetieft worden.

Der östliche Turm war mit seinen Seitenverhältnissen von 4,40 m zu 3,30 m deutlich kleiner. Seine Mauerstärke betrug 75 m. Der Fundamentsockel sprang an der Außenseite um 10 cm vor.

Der Abstand zwischen den Türmen betrug nur einen Meter. Der Limesgraben verlief nördlich der Turmstelle. Sein Abstand (von Sohle des großen Grabens) zur Nordfront des westlichen Turms betrug 15,30 m.

Wp 3/12 „An der Orlen-Hambacher Straße“
Wp 3/12
Turmstelle eines Steinturms[A 21] mit einem Seitenverhältnis von 4,56 m zu 4,78 m.[A 22] Die Mauerstärke betrug 83 cm bis 85 cm.

Der Turm lag nicht exakt parallel zum Limes, dessen großer Graben in einer Entfernung von 11 m bis 11,5 m vorbeizog, sondern war etwas nach Nordosten verdreht. Die Sicht wird in westlicher Richtung bis zum Wp 3/11, in östlicher Richtung bis zum Wp 3/14 gereicht haben.

Wp 3/13
Palisadengraben bei Wp 3/13
Aufgrund der Entfernung zwischen Wp 3/12 und Wp 3/14 vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle[A 23] In dem stark von Ackerbau und Abschwemmungen betroffenen Gebiet werden die Überbleibsel des ehemaligen Turms vermutlich schon seit längerem abgegangen sein.

In einem sumpfigen Wiesengelände in diesem Bereich konnte jedoch von Louis Jacobi 1895 der Palisadengraben näher untersucht werden. In dem freigelegten Stück wurden in dem 1,50 m tiefen und auf dem Grabengrund 50 cm breiten Graben insgesamt neun 20 cm durchmessende und noch 25 cm hoch erhaltene Eichenstümpfe nachgewiesen werden. Vier davon waren in Form eines Viereckes angeordnet, an das sich die übrigen reihenförmig anschlossen. Alle Pfosten waren mindestens von einer Seite her mit Steinen verkeilt worden.

Wp 3/14 „An der Zugmantelschneise“
Wp 3/14
Turmstelle[A 24] zweier Steintürme, die bereits von Karl August von Cohausen untersucht worden waren[3] und dann erneut von Louis Jacobi ausgegraben wurden.

Der kleinere, westliche Turm besaß einen quadratischen Grundriss von 3,40 m Seitenlänge. Die Mauerstärke betrug 50 cm. Außerhalb des Steinturms wurden vier Pfostenlöcher festgestellt, die sich miteinander zu einem unregelmäßigen Viereck mit Seitenlängen zwischen 4,50 m und 5,40 m verbinden ließen und somit auf einen hölzernen Vorgängerturm hinweisen. Dieser ältere Turm drehte um fünf bis sechs Winkelgrade aus der Flucht des Steinturms. Für einen noch älteren Holzturm gab es nur schwache Indizien in Form von Bodenverfärbungen im Inneren des Steinturms, die als mögliches Doppelpfostenloch angesprochen wurden. Ein solcher Turm ist also keineswegs gesichert. Spuren eines zu erwartenden Ringgrabens um die Holzturmstelle herum wurden nicht festgestellt.

Der größere, östliche Turm befand sich 5,50 m vom westlichen Turm entfernt. Er hatte einen rechteckigen Grundriss mit einem Seitenverhältnis von 4,10 m zu 4,30 m und verfügte über eine Mauerstärke von 60 cm (nur auf der Ostseite festgestellt).

Die Sicht von der Turmstelle reichte in westliche Richtung bis zum Wachturm Wp 3/11 und in östliche Richtung bis zum Limesübergang über die Hühnerstraße und darüber hinaus bis zum Kastell Zugmantel. Die Hühnerstraße war ein schon aus vorrömischer Zeit stammender, wichtiger Verbindungsweg zwischen dem von Germanen dicht besiedelten Limburger Becken und dem Rheingau mit Aquae Mattiacorum, dem heutigen Wiesbaden als Hauptort der Civitas Mattiacorum und Mogontiacum, dem heutigen Mainz als Hauptstadt der römischen Provinz Germania superior.

Wp 3/15
Limesprofil im Bereich Wp 3/15/Kastell Zugmantel
Rekonstruierter Wachturm im Bereich Wp 3/15 beim Kastell Zugmantel
Abgegangene Turmstelle[A 25] eines Steinturms. Seine Reste sind 1966 Baumaßnahmen an der Bundesstraße 417, der alten Hühnerstraße, zum Opfer gefallen.

Unweit östlich des eigentlichen Fundplatzes wurde 1971/72 die Rekonstruktion[A 26] eines Steinturms nebst eines Stück Limes mit Palisade errichtet. An dieser Stelle beginnt heute ein archäologischer Wanderweg, der zum Kastell Zugmantel führt.

ORL 8[A 27] Kastell Zugmantel siehe Hauptartikel Kastell Zugmantel

Denkmalschutz

Das Kleinkastell Adolfseck und die anschließenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 116ff.
  • Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe der Auflage von 1982, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 379ff.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, (Saalburg-Schriften 6), S. 75–92.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 65f.
  • Egon Schallmayer: Geophysikalische Prospektion am Limes in Hessen. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 64−66.

Dokumentation der Reichs-Limes-Kommission:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Egon Schallmayer: Geophysikalische Prospektion am Limes in Hessen. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 65f.
  2. Egon Schallmayer: Geophysikalische Prospektion am Limes in Hessen. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 66.
  3. Karl August von Cohausen: Der römische Grenzwall in Deutschland. Militärische und technische Beschreibung desselben. Kreidel, Wiesbaden 1884, S. 162, 5 und 6.

Anmerkungen

  1. a b Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm. Ein zusätzliches Sternchen (*) bezieht sich auf einen Wachposten der älteren Limeslinie.
  2. Die Differenzierung in der Literatur erfolgt durch Zusatz eines * (Sternchens) hinter der Wachturmnummer, die mit einem solchen Sternchen gekennzeichneten Wachtürme gehören der älteren Linie an. Wp 3/4* bezeichnet also eine Holzturmstelle der älteren Linie, während Wp 3/4 einen Steinturm der jüngeren Linie in demselben Limesabschnitt bezeichnet. Vgl. auch Anmerkung zur Bezifferung der Limeswachtürme.
  3. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  4. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell.
  5. Bei 50° 9′ 58,71″ N, 8° 5′ 8,88″ O50.1663083333338.0858.
  6. Bei 50° 10′ 0,34″ N, 8° 5′ 22,4″ O50.1667611111118.0895555555556.
  7. Ungefähr bei 50° 10′ 4,69″ N, 8° 5′ 41,77″ O50.1679694444448.0949361111111.
  8. Bei 50° 10′ 12,02″ N, 8° 6′ 12,82″ O50.1700055555568.1035611111111.
  9. Bei 50° 9′ 56,92″ N, 8° 6′ 14,21″ O50.1658111111118.1039472222222.
  10. Bei 50° 10′ 19,63″ N, 8° 6′ 42,66″ O50.1721194444448.11185.
  11. Bei 50° 10′ 10,31″ N, 8° 6′ 51,25″ O50.1695305555568.1142361111111.
  12. Bei 50° 10′ 10,42″ N, 8° 6′ 52,71″ O50.1695611111118.1146416666667.
  13. Bei 50° 10′ 24,93″ N, 8° 7′ 3,48″ O50.1735916666678.1176333333333.
  14. Bei 50° 10′ 34,53″ N, 8° 7′ 39,64″ O50.1762583333338.1276777777778.
  15. Bei 50° 10′ 46,81″ N, 8° 8′ 29,11″ O50.1796694444448.1414194444444.
  16. Bei 50° 10′ 46,25″ N, 8° 8′ 27,61″ O50.1795138888898.1410027777778.
  17. Bei 50° 10′ 52,96″ N, 8° 9′ 9,37″ O50.1813777777788.1526027777778.
  18. Bei 50° 10′ 56,46″ N, 8° 9′ 46,06″ O50.182358.1627944444444.
  19. Bei 50° 11′ 2,77″ N, 8° 10′ 22,09″ O50.1841027777788.1728027777778.
  20. Westseite 5,10 m, Ostseite 5,02 m; Nordseite 4,60 m, Südseite 4,98 m.
  21. Bei 50° 11′ 15,47″ N, 8° 11′ 4,32″ O50.1876305555568.1845333333333.
  22. Diese Angaben beziehen sich auf die Nordseite mit 4,78 m und die Ostseite mit 4,56 m. Die anderen zwei Seiten sind nicht vollständig erfasst worden.
  23. Ungefähr bei 50° 11′ 21,96″ N, 8° 11′ 24,92″ O50.1894333333338.1902555555556.
  24. Bei 50° 11′ 31,83″ N, 8° 11′ 53,49″ O50.1921758.1981916666667.
  25. Ungefähr bei 50° 11′ 35,1″ N, 8° 12′ 7,45″ O50.1930833333338.2020694444444.
  26. Bei 50° 11′ 34,7″ N, 8° 13′ 8,7″ O50.1929722222228.2190833333333.
  27. ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL



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