Andreas Witinck

Andreas Witinck
Andreas Vesalius

Andreas Vesalius (auch: Andreas Vesal) (* 31. Dezember 1514 in Brüssel; † 15. Oktober 1564 auf Zakynthos; eigentlich Andreas Witinck) war ein flämischer Anatom der Renaissance und gilt als Begründer der neuzeitlichen Anatomie sowie des morphologischen Denkens in der Medizin. Er war Leibarzt Karls V. und Philipps II. von Spanien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vesalius stammte aus einer alten Weseler Familie (der Name Vesal erinnert noch daran), die jedoch früh auswanderte. Der Vater war habsburgischer Leibapotheker am Kaiserhof in den Niederlanden. Vesalius studierte ab 1530 an der Katholischen Universität Löwen Sprachen und Wissenschaften und wechselte 1531 zur Medizin. 1533 ging er als Medizinstudent nach Paris und Padua und wurde bereits mit 23 Jahren in Padua Professor der Chirurgie.

Bei seinen Lehrern Johann Guenther (1505–1574) und Jacques Dubois (1478–1555) lernte er vor allem die galenische Medizin und Anatomie. Schon bald führte er für seine Lehrer die Sektionen durch.

Zurück in Löwen demonstrierte er 1536 eine öffentliche Sektion.

1537 ging er an die Universität Padua und promovierte dort. In Anerkennung seiner hervorragenden Kenntnisse erhielt Vesalius vom venezianischen Senat einen fünfjährigen Zeitvertrag als Professor für Chirurgie mit Lehrverpflichtung zur Anatomie. Im großen Venezianischen Stadtspital konnte er nicht nur „seine anatomischen und medizinischen Kenntnisse vertiefen, sondern auch im Hinblick auf seine musischen Neigungen wesentliche Anregungen von der Malschule des Tizian ... empfangen.“[1] Während seines Aufenthaltes in Venedig, lernte er den gleichfalls ursprünglich vom Niederrhein stammenden Maler und Holzschneider Johann Stephan van Calcar (1499–1546) kennen, der großen Einfluss auf die Gestaltung seiner wissenschaftlichen Werke gehabt hatte. Im gleichen Jahr, am 3. Dezember 1537 erwarb Vasal in Padua den medizinischen Doktor und erhielt einen Tag später seine Ernennung zum Professor der Anatomie und Chirurgie.

De humani corporis fabrica. Libri Septem

Erst der Stauferkaiser Friedrich II. erlaubte das Sezieren von Leichen, allerdings konnten nur Verbrecher ausgenommen und untersucht werden, sodass Vesalius gezwungen war in der Nacht Gehängte vom Galgenberg abzuschneiden, um diese dann zu sezieren. In wenigen Jahren, von 1539 bis 1542 schuf Vesal sein 639 Seiten umfassendes Werk De humani corporis fabrica (Über den Bau des menschlichen Körpers), welches er bereits 1543 bei dem Basler Drucker Johannes Oporinus veröffentlichte. Dieses sorgfältig typographisch ausgestattete Lehrbuch hatte nicht weniger als 200, zum Teil ganzseitige Illustrationen. Darin vertrat er gegen die allgemeine Überzeugung die Einstellung, allein die menschliche Leiche sei als zuverlässiger Weg zur Erkenntnis des Körperbaus zulässig und erkannte als Erster, dass Galens Arbeiten zur Anatomie sich auf Tiere bezogen, die er seziert hatte. Das von Vesalius präparierte so genannte Vesalsche Skelett ist noch heute erhalten und das älteste Stück der anatomischen Sammlung in Basel. Es besteht aus den sterblichen Überresten des Verbrechers Jakob Karrer von Gebweiler, der 1543 zergliedert und präpariert wurde. Dieses Skelett stellt heute noch eine Rarität in der anatomischen Sammlung von Basel dar.

Darüber hinaus entwickelte er darin, sich dabei auf Plinius beziehend, eine Theorie der Abstammung des Menschen vom Affen über Pygmäen hin zum Menschen.

1544 wurde Vesalius Leibarzt der Habsburger, zuerst, wie der Vater, in Brüssel für Kaiser Karl V., dessen Essensgewohnheiten er zu ändern versuchte. Der Kaiser bevorzugte sein Leben lang deftige, ungesunde Nahrung wie fettes Fleisch und trank schon von Jugend an reichlich Bier. Vesalius wies ihn immer wieder deutlich darauf hin, dass die ungesunde Ernährung und der unstete Lebenswandel zu seinen frühen Leiden führten, wie der Gicht. Später arbeitete er dann für dessen Sohn Philipp II. von Spanien, dem er 1558 nach dem Tod Karls an den spanischen Hof folgte. Als der Sohn Philipps, Don Carlos über eine Treppe stürzte war es Vesalius, der den Schädel des Infanten öffnete um Flüssigkeit daraus zu entfernen. Die schwierige Operation gelang und der Zustand des jungen Mannes besserte sich schlagartig. Im Jahre 1555 brachte er eine überarbeitete zweite Auflage seines Anatomiewerkes heraus, die nach einer noch schöneren Typographie nach dem Entwurf des Französischen Schriftsetzers Claude Garamond wieder ein Meisterwerk der europäischen Buchkunst werden sollte.

1564 trat er von Venedig eine Pilgerreise in das Heilige Land an und verstarb 1564 auf der Rückreise von Jerusalem auf Zakynthos.

Literatur

  • Axel Hinrich Murken (Einf.): Die schönsten Holzschnitte aus Andreas Vesals „De humani corporis fabrica. Libri septum“, o.O., o.J., F. Coppenrath Verlag.
  • Cunningham, Andrew: The Anatomical Renaissance. Aldershot 1997, ISBN 1-85928-338-1
  • O’Malley, Charles Donald: Andreas Vesalius of Brussels, 1514–1564. Berkeley, CA 1964.
  • Roth, Moritz: Andreas Vesalius Bruxellensis. Berlin 1892.

Quellen

  1. Axel Hinrich Murken (Einf.): Die schönsten Holzschnitte aus Andreas Versals „De humani corporis fabrica. Libri septum“, o.O., o.J., F. Coppenrath Verlag.

Weblinks

Originalwerke:


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