- Kiowa-Apachen
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Die Kiowa-Apachen sind ein nordamerikanischer Indianer-Stamm der östlichen Apachen, sprechen eine athapaskische Sprache aus der Sprachfamilie Na-Dené und lebten im westlichen Oklahoma.
Inhaltsverzeichnis
Name
Sie werden auch als Prärie-Apachen oder Plains Apachen bezeichnet, weil man früher glaubte, sie gehörten zu den Apachen im Südwesten der USA. Sie haben aber keinerlei Verbindung zu diesem Volk in Arizona, sprechen allerdings eine verwandte Sprache. Sie selbst nennen sich Nad-ish-dena, Na`isha, Naishan Dené, was soviel heißt wie "Those Who Carry or Transport Things About" oder "Stealers". Der Name bezog sich höchstwahrscheinlich auf ihre räuberische und kriegerische Tradition. Zudem nannten sie sich auch Khat-tleen-deh (= "Cedar People") oder Bay-ca-yeh (= "Whetstone People"). Daher wurden sie auch von den meisten auf den Plains lebenden Völkern als "Whetstone People" bezeichnet. Die zahlreicheren und mächtigen Kiowa, bezeichneten ihre Apache-Verbündeten als Semat (= "Stealers"). Bei größeren Stammeszusammenkünften (wie dem Sonnentanz), waren die Kiowa-Apache ein fest integrierter Teil des Tipi-Rings der Kiowa, daher bezeichneten vermutlich die Kiowa sie auch als Taugui (= "Sitting (at the) Outside"). Die Pawnee nannten sie Tsaka-Taka (="face-white"), daher nannten die weißen Entdecker sie Gattacka oder auch Katacka.
Wohngebiet
Im frühen 18. Jahrhundert lebten sie im Gebiet der Black Hills und am oberen Yellowstone River. Um 1805 zogen sie südwärts in das heutige nordwestliche Oklahoma (den Teil, der als Panhandle bezeichnet wird) und in die angrenzenden Teile von Texas. Ihr heutiges Wohngebiet liegt in der Umgebung von Fort Cobb und der Stadt Apache, dem Stammeszentrum, im Caddo County in Oklahoma.
Sozio-Politische Organisation
Der Kern der Kiowa-Apache-Gesellschaft war die matrilokale (der Mann zieht zur Familie der Frau, und ist deren Verwandtschaft verbunden) und matrilineare (die Herkunft wird von der Linie der Mutter hergeleitet) Großfamilie (kustcrae), die sich zur Organisation von Jagden (und der Verarbeitung des Fleisches sowie der Häute) sowie zum Sammeln, zu Lokalgruppen (gonka) zusammen fanden. Für Raub- und Kriegszüge schlossen sich mehrere Lokalgruppen zu Gruppen (engl. Band) zusammen. Vor der Reservationszeit gab es mindestens 4 Banden, unterteilt in mehr als 12 Lokalgruppen, die zusammen benachbarte Stämme und Siedlungen bekriegten. Denn im Gegensatz zu den benachbarten Lipan oder Mescalero, die nie eine politische Organisation über die Bande (manchmal sogar nur die Lokalgruppe) hinaus entwickelten, verstanden sich die Kiowa-Apache sehr wohl als eine Einheit, und so kam es oft zu gemeinsamen Unternehmungen aller vier Banden.
Geschichte
Ihre Mythen und mündlichen Überlieferungen sprechen von einer Heimat im Norden, wahrscheinlich der östlichen Kette der Rocky Mountains, wo sie als unabhängiger Stamm mit einer nördlichen und einer südlichen Abteilung lebten.
Heutige Wissenschaftler vermuten, dass sich die Apachen irgendwann auf ihrer Wanderung nach Süden teilten. Eine Gruppe zog auf der Westseite der Rocky Mountains in den Südwesten der USA, während eine zweite kleinere Gruppe östlich der Berge nach Süden wanderte. Es ist wahrscheinlich, dass die sich Kiowa-Apache allein zu schwach fühlten, und so den Schutz der mächtigeren Kiowa suchten. Sie waren praktisch ein Teil des Stammes der Kiowa, hatten dieselbe Lebensweise, Kultur und Religion und unterschieden sich nur in der Sprache. Einige alte Apachen-Männer lernten gewöhnlich etwas Kiowa zu sprechen, doch das normale Verständigungsmittel zwischen den beiden Stämmen war die Zeichensprache. Da die Kiowa-Apachen, kulturell zu den Kiowa zählten, sprachlich jedoch zu den Apachen, konnten sich die Kiowa später gegenüber der Feindschaft zwischen den Comanche und den Apachen eine Neutralität bewahren. Sie traten sogar manchmal mit tatkräftiger Unterstützung der Kiowa-Apachen als Vermittler zwischen Jicarilla, Mescalero, Lipan sowie den Comanche auf.
Im Jahr 1681 oder 1682 traf sie René-Robert Cavelier, Sieur de La Salle im heutigen Illinois am Peoria Lake, nannte sie Gattacka und berichtete, sie hätten Pferde von den Spaniern bekommen, die sie nun an die Pawnees verkauften. Offenbar pendelten die Kiowa und mit ihnen die Kiowa-Apachen zwischen dem Platte River und dem östlichen New Mexico, um einen lukrativen Handel mit spanischen Pferden zu treiben und kamen sogar gelegentlich bis zum französischen Handelsposten am Peoria Lake.
1805 trafen Lewis und Clark auf sie bei den Kiowas in den Black Hills im nordöstlichen Wyoming, wo etwa 300 von ihnen in 25 Tipis lebten. Die Absarokee waren mit ihnen verbündet, während die Cheyenne, Arapaho und Sioux zu ihren Feinden zählten.
Ende des 18. Jahrhunderts schlossen die Kiowa durch Vermittlung der Kiowa-Apache mit den Mescalero-Apache einen dauerhaften Frieden, dies ermöglichte den beiden Gruppen einen einfacheren Zugang zu den Tewa Pueblo, um dort Tauschhandel treiben zu können. Etwa um 1790 schlossen sie mit den Comanche, 1834 mit den Osage und etwa um 1840 mit den Cheyenne und Arapaho Frieden auf Dauer. 1837 unterzeichneten sie ihren ersten Vertrag unter dem Namen Katacka mit den Vereinigten Staaten in Fort Gibson. Sie folgten dabei den Kiowa, mit denen sie seit ihrem Zusammenschluss eine gemeinsame Geschichte teilten. 1853 wurden sie als kriegerische Gruppe (englisch Band) bezeichnet, die am Canadian River lebte und die Comanche bei gemeinsamen Überfällen begleiteten.
Auf ihren eigenen Wunsch hin wurden die Kiowa-Apachen im Vertrag von Little Arkansas den Cheyenne und Arapaho angeschlossen, weil die Kiowa den Weißen gegenüber zu feindlich eingestellt waren. Doch schon im Vertrag von Medicine Lodge kam es zwei Jahre später zur Wiedervereinigung mit den Kiowa.
Unter der Führung ihres Oberhäuptlings Pacer, auch Peso genannt, verhielt sich die Mehrheit der Kiowa-Apachen friedlich. Im Oktober 1872 gehörten Pacer und zwei weitere Häuptlinge des Stammes, Daha und Grey Eagle, zu einer Delegation, die nach Washington reiste. Als Ergebnis dieser Friedensmission wurde 1874 von A.J. Standing, einem Quäker-Missionar, eine Schule in ihrem Reservat errichtet. Obwohl sich einige Stammesmitglieder in diesem Sommer an Quanah Parkers Kriegszug nach Adobe Walls beteiligten, blieb die Mehrheit der Kiowa-Apachen ruhig während des Red River Wars. Nach Pacers Tod im Jahre 1875 siedelte der Stamm auf einem Stück Land zwischen Fort Cobb und Fort Sill im Indianer-Territorium und gewöhnte sich schnell an ein sesshaftes Leben als Farmer. Nach der Öffnung der Reservate in Oklahoma wurde die Stadt Apache im Caddo County der Mittelpunkt des Stammes.
Lebensweise und Religion
Außer durch die andere Sprache waren die Kiowa-Apachen nicht von den Kiowa zu unterscheiden. Sie gehörten wie die Kiowa zu den typischen nomadischen Stämmen. Nachdem sie Pferde von den Spaniern bekommen hatten, jagten sie Büffel vom Pferderücken aus; sie betrieben keinen Ackerbau und wohnten in großen Ledertipis aus drei Stangen. Sie hatten Militärgesellschaften (engl. soldier societies), bei denen die Mitglieder einen Rang nach ihren besonderen Leistungen im Krieg einnahmen - das beinhaltete nicht das Töten eines Feindes, sondern nur das Berühren seines Körpers im Kampf (engl. Coup).
Sie glaubten wie die Kiowa, dass ihnen Träume und Visionen übernatürliche Kräfte im Krieg, bei der Jagd und beim Heilen von Krankheiten verliehen. Man glaubte an zehn Medizin-Bündel, die den Stamm beschützen und zum Mittelpunkt des Kiowa-Sonnentanzes wurden und an den Übergang des Geistes in eine andere Welt. Weil der Tod Angst einflößte, wurden die Namen von Gestorbenen nicht mehr ausgesprochen, sondern umschrieben.
Die Integration der Kiowa-Apache war problemlos, die Zahl der anpassungsfähigen Gruppen war gering. Das Verwandtschaftssystem bildete die Basis der sozialen Struktur, denn in den weitverzweigten Grossfamilien war jeder mit jedem verwandt. Oft hatte ein Mann mehr als eine Frau und lebte gewöhnlich bei den Verwandten einer der Frauen (matrilokal). Sie hatten wie die Kiowa ein Heraldik-System, gemalte Motive, die auf den Tipis und heiligen Schilden aufgebracht wurden und persönliches Eigentum waren. Ökonomisch waren die Familien-Gruppen unabhängig, doch bei der Büffeljagd war die Zusammenarbeit mehrerer Gruppen erforderlich. Das hatte zur Folge, dass mehrere Familien sich zu Gruppen (engl. bands) zusammenschlossen, so auch bei den Tanz-Gesellschaften (engl. dancing societies), von denen es vier gab: Kasowe für Kinder, Manatide für Erwachsene, Klintidie für ältere Männer und Izuwe für ältere Frauen. Diese Ursachen sorgten zweifellos viele Generationen hindurch für die Erhaltung ihrer Identität, während einer Zeit, in der sie von zahlenmäßig weit überlegenen, oft feindlichen, Stämmen umgeben waren. Ihre symbiotische Beziehung zu den Kiowas über eine so lange Periode ist höchst ungewöhnlich in der Kulturgeschichte. Obwohl die beiden Stämme zusammen lebten, kam es nur zu ganz wenigen Heiraten zwischen ihnen.
Häuptlinge
- Gonkan (="Stays in Tipi", auch als "Apache John" bekannt)
- Tsayaditl-ti (="White Man")
- Koon-Ka-Zachey (auch Kootz-Zah (="The Cigar")
- Essa-queta (Pacer, Peso)
- Si-tah-le (="Poor Wolf")
- Oh-ah-te-kah (="Poor Bear")
- Ah-zaah (="Prairie Wolf")
Demografie
Jahr Quelle Zahl Bemerkungen 1805 Lewis & Clark 300 geschätzt 1871 unbekannt 378 - 1875 Zensus 344 - 1889 Zensus 349 - 1896 Zensus 208 nach der Masern-Epidemie von 1892 1910 Zensus 139 - 1930 Zensus 184 - 1937 Zensus 340 vermutlich durch Mischehen mit benachbarten Stämmen Literatur
- Raymond J. DeMallie (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Vol.13 Plains, Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 2001 ISBN 0-16-050400-7.
Weblinks
Siehe auch
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