Mescalero

Mescalero
Reservate der Mescalero und benachbarter Stämme im Südwesten der USA

Die Mescalero sind Indianer des nordamerikanischen Südwestens, gehören linguistisch der athapaskischen Sprache aus der Na-Dené Sprachfamilie an und zählen zu den östlichen Apachen-Stämmen (engl. Eastern Apache).

Inhaltsverzeichnis

Name

Die einzelnen Gruppen der Mescalero-Apachen nannten sich selbst Shis-Inday (Volk der Bergwälder). Von benachbarten Apachen-Gruppen wurden sie Nadahende (Volk, das Mescal isst) genannt. Folglich wurden sie seit 1550 von den Spaniern Mescalero genannt, nach dem Getränk Mezcal , weil sie überwiegend die als Century plant bezeichnete Agave parryi ernteten. Das geröstete Pflanzenherz wurde bevorzugt gegessen. Die Blätter der Agave lieferten auch Fasern für Flechtarbeiten; die Blattspitzen dienten der Anfertigung von Nadeln. Weitere Verwendung fand die Pflanze für Getränke und Medizin. Seit ihrer Umsiedelung in das Reservat bei Ruidoso (New Mexico) leben die Mescalero überwiegend von der Holzwirtschaft (daher Volk des Waldes) und von Kasinobetrieb.

Gruppen der Mescalero

  • Natahéndé (Natage, sprich Na-ta-hay) (‘Mescal People’, lebten zwischen Rio Grande und Pecos River in Zentral-New Mexico mit Gruppen im südlichen/westlichen Llano Estacado sowie im südlichen Texas Panhandle)
  • Guhlkahéndé (Cuelcajenne) (‘People of the Plains’, lebten meistens östlich der Berge und des Pecos River, auf den High Plains vom Texas Panhandle bis zum Pecos Valley , zwischen Amarillo, Tucumcari, Lubbock und dem Llano Estacado, entlang der Sandia Mountains und Tijeras Mountains westlich bis nach Santa Fe, vom Nogal Canyon nördlich bis nach Las Vegas, von den Organ Mountains östlich bis nach El Paso, in Oklahoma hatten sie per Heirat verwandtschaftliche Kontakte zu den Comanche)
  • Dzithinahndé / Tsilnihéndé (Chilpaine) (‘Mountain Ridge Band People’, lebten in den Bergen westlich und südlich des Pecos River bis ins nördliche Chihuahua und Coahuila)
  • Ch'laandé / Tslahahéndé (‘Antelope Band People’, lebten westlich des Pecos River bis zum Rio Grande in den Bergen Zentral- und Süd-New Mexicos und im Tularose Basin)
  • Nit'ahéndé (‘People Who Live Against the Mountains’, ‘Earth crevine People’, lebten in den Sacramento Mountains in New Mexico und den Guadalupe Mountains im Südwesten von Texas)
  • Tsehitcihéndé (‘People of Hook Nose’, bezeichnete mehrere Gruppen, die in den Guadelupe Mountains, den angrenzenden Plains von Texas sowie im Norden von Coahuila und Chihuahua streiften)
  • Tsebekinéndé (‘Rock House People’, von den Spaniern und Amerikanern oft Agua Nuevas (‘Neue Gewässer’) oder Norteños (‘die Nördlichen’) genannt, hatten ihr Zentrum um Corralitos in Chihuahua, wanderten aber nördlich bis in die Sacramento Mountains und südlich bis Chihuahua (‘The city of mules’) sowie beiderseits des Rio Grande zwischen El Paso und Presidio del Norte, waren aber auch in den Guadelupe und Limpia Mountains anzutreffen)
  • Tá'huú'ndé (‘Mountains-extending-into-the-river-People’, lebten beiderseits des Pecos River im südlichen New Mexico und wanderten bis ins südwestliche Texas)
  • Tuintsundé (‘Big Water People’, ursprünglich die Tú sis Ndé-Bande der Lipan, die im südlichen Zentral-Texas sowie im Norden Coahuilas oftmals mit verschiedenen Mescalero-Banden zusammen campierte, jagte und raubte, schlossen sich nach starken Verlusten den Mescalero an, bildeten nun eine Mescalero-Bande)
  • Tuetinini (‘No Water People’, ‘Tough People of the Desert’, ursprünglich die Twid Ndé-Bande der Lipan, verschmolzen nach harten Kämpfen und schweren Verlusten mit den südlichen Mescalero-Banden)

Wohngebiet

Ursprünglich bewegten sich die verschiedenen Gruppen der Mescalero in einem Gebiet zwischen dem Rio Grande im Westen und dem Llano Estacado (engl. Staked Plains) in Texas im Osten bis hinunter in die mexikanischen Provinzen Chihuahua und Coahuila im Süden und dem Texas Panhandle im Norden. Die landschaftliche Vielfalt dieses Territoriums dokumentieren die bis zu 4.000 Meter hohen Berge der Sacramento und San Andres Mountains inmitten einer dürren Halbwüste. Dabei waren die Mescalero in ihrem Gebiet, das aus Wüsten, Steppen, Bergen und tiefen Canyons bestand, in jeder Umgebung gleich zu Hause und legten riesige Distanzen zurück für die Jagd sowie für die Kriegs- und Raubzüge. Ihre Heimat nannten sie Indeislun Nakah (= "People, forming a group, when they are there", "place where people get together").

Heute leben die Mescalero in einem 1.940 km² großen Reservat nordwestlich der Stadt Alamogordo im Süden New Mexicos. Zur Zeit des ersten Kontakts mit den Spaniern bewohnte die Hauptgruppe die Sierra Blanca Mountains nördlich ihres jetzigen Reservats.

Lebensweise

Während des Sommers lebten die Mescalero in den Bergen und wechselten dabei des Öfteren ihr Lager auf der Suche nach Wild (besonders Antilopen, Pekaris, anderem Kleinwild, sowie Vögeln) und Wildpflanzen. Im Winter zogen sie von den Bergen in die Täler und die wärmeren Wüstenregionen im Süden ihres Stammesgebietes, das besonders mescalreich war. Es gab Zeiten (besonders im Winter), da überlebten die Mescalero und andere Apache nur Dank des gesammelten und in Depots vorrätig gehaltenen Mescal, den diese dann wochenlang als einzige Nahrung zu sich nahmen, um nicht zu verhungern. Die östlichen, das Texas Panhandle, die westlichen Gebiete des Llano Estacado (= Staked Plains) sowie das Trans Pecos-Gebiet im Südwesten von Texas bewohnenden Gruppen der Mescalero, lebten neben dem Sammeln von Wildpflanzen, der Jagd nach Wild, zudem besonders von der Bisonjagd. Fester Bestandteil der saisonalen Wanderungen der westlichen und südlichen Gruppen in den Berg- und Wüstenregionen, war die jährliche Bisonjagd auf den Südlichen Plains. Hierbei kam es, besonders zwischen 1700 und 1830 zu heftigen Kämpfen mit den Comanchen, die dieses Terrain als Teil der Comancheria beanspruchten. Dabei benutzten die Apache, vor der Einführung des Pferdes, Hunde als Packtiere.

Die westlichen und südlichen Gruppen der Mescalero, die in den Bergen, wüstenhaftigen Hochebenen Mexicos sowie in den Trockentälern wohnten, nutzten als Behausung im Winter das Wickiup (gowah, kowa) und im Sommer oftmals nur einen aus einzelnen Zweigen bestehenden Windschutz (span. ramada). Die östlichen Bison-jagenden Mescalero, meistens Guhlkahéndé und Nadahéndé, übernahmen auch einige Elemente der Plainsindianer-Kultur, zum Beispiel das Tipi, den Kriegs-und Siegestanz sowie die vermehrte Nutzung des Pferdes. Oft fanden sich Wickiups und Tipis bunt gemischt in einer rancheria der Mescalero, je nach Vorliebe und familiären Hintergrund der Bewohner.

Sozio-Politische Organisation

Wie andere Gruppen der Apachen waren die Mescalero nicht zentralistisch organisiert. Die höchste organisatorische Einheit war die Gruppe (engl. Band), die sich in der Regel in kleinere Lokalgruppen (engl. local bands) unterteilte. Die Lokalgruppe wiederum bestand aus mehreren matrilokalen Großfamilien (sog. gotah). In einer Bande war jedes Mitglied mit den meisten, wenn nicht mit allen anderen verwandt. Die gotah bestand wiederum aus mehreren eine rancheria bildenden kowa (Wickiups oder Tipis) einzelner Familien.

Besonders im Winter oder zur Organisation einer Jagd, des Sammelns, der Verarbeitung und Haltbarmachung von Beeren und Wildpflanzen sowie aus kulturellen und religiösen Anlässen kamen Lokalgruppen zusammen. Kriegszüge wurden meistens von Lokalgruppen oder sogar der ganzen Bande unternommen, diese konnten oft zwischen 100 und 200 Krieger umfassen. Raubzüge wurden, im Gegensatz zu den Kriegszügen, nur von einer oder mehreren gotah (="Großfamilie") organisiert und bestanden meist nur aus 10 bis 30 Kriegern.

Da die Wüsten, Halbwüsten und Berge große Bevölkerungen nicht lange ernähren konnten, war die politische Organisation der westlichen Mescalero mehr auf die gotah und die Lokalgruppe beschränkt, und die Bande mehr eine kulturelle sowie geographische Einheit. Die östlich auf den Plains lebenden Mescalero hingegen, hielten sich große Pferdeherden, und hatten ein großes Angebot an Nahrungsmitteln (Bison, Antilopen), die auch verarbeitet und haltbar gemacht werden mussten. Die Jagd auf den Plains benötigte zwar mehr Menschen, um diese durchführen zu können, ernährte jedoch gleichzeitig mehr Menschen. Da die Plains offen und weit waren, und keine Täler oder Bergketten zum Verstecken von Familien und Pferdeherden sowie den Vorräten boten, mussten sich die östlichen Mescalero meistens in größeren Lokalgruppen organisieren, um gegen ihre vielen indianischen sowie weißen Feinde geschützt zu sein.

Unterscheidung zwischen Kriegs- und Raubzügen

Kriegszüge (bei den Apache "to take death from an enemy" genannt) wurden unternommen, um Rache und Vergeltung für getötete Mescalero zu üben. Ziel war es möglichst viele Feinde zu töten und Gefangene zu machen. Erwachsene männliche Gefangene wurden im Lager den trauernden Mescalero-Frauen zur Folterung und Tötung übergeben. Kinder bis zu einem Alter von fünf oder sechs Jahren, wurden meistens von Familien adoptiert, die ihrerseits Verwandte verloren hatten. Gefangene Frauen wurden oft zu Sklaven und mussten die niederen Arbeiten in der rancheria verrichten. Skalps wurden, wenn überhaupt, äußerst selten genommen, und dann meistens nur ein einziger. Auch Verstümmelung von getöteten Feinden, wie häufig von Spaniern, Mexikanern und Amerikanern behauptet, war allen Apache zuerst fremd, da diese extreme Angst vor Berührung der Toten hatten. Erst als die gegenseitige Gewalt immer mehr zunahm, fingen auch die Apache an, die getöteten Feinde mit Lanzen, Pfeilen und Messern zu verstümmeln.

Dagegen wurden Raubzüge (engl. raid, bei den Apache "to search out enemy property" genannt) organisiert, um Handelsgüter, Pferde, Schafe, Ziegen, Lebensmittel (Mais, Weizen, Bohnen) sowie andere benötigte Artikel, die zum Überleben wichtig waren, zu erlangen. Meistens waren angesehene ältere Frauen (sog. "women chiefs") verantwortlich, die Krieger dazu aufzurufen, die Raubzüge zu unternehmen, um durch den harten Winter zu kommen. Hauptziel war es hierbei möglichst unbemerkt vom Feind und ohne Verluste so viel Güter und Herden zu stehlen, wie möglich. Von diesen kleinen Kriegertrupps wurden hierbei oft große Herden von Vieh gestohlen und ohne Pause nach Norden in die Apacheria zurückgetrieben. Die Anzahl der an den Raubzügen beteiligten Krieger (meistens 10 bis 30) erscheint klein, und daher die Klagen und Meldungen über den Terror der Apache gegenüber Indianern wie Weißen übertrieben. Jedoch unternahmen jedes Jahr mehrere Hundert Krieger der Apache, in kleinen Gruppen organisiert, aus den Plains und den Bergen der Apacheria heraus, vom Colorado River im Westen bis nach San Antonio und der texanischen Golfküste im Osten, von Santa Fe im Norden bis tief nach Neu-Spanien/Mexiko im Süden, mehrere hundert Raubzüge. Wurden bei diesen Raubzügen Krieger getötet, wurden als Vergeltung schnellstmöglich danach ein Kriegszug als Reaktion unternommen, so dass über die ganze spanisch-mexikanische Nordgrenze immer Raub- oder Kriegstrupps der Apache (und später der Comanche, Kiowa und Kiowa-Apache) unterwegs waren. Ein besonders gefürchteter Teil des Camino Real zwischen Santa Fe und Chihuahua war die Jornada del Muerto (="Tagesreise eines Toten"), eine 90 Meilen lange Abkürzung quer durch die Wüste, auf der sehr viele Menschen durch die Mescalero beraubt, getötet oder verschleppt wurden.

Geschichte

Neu-Spanien - erste Kontakte (16. und 17. Jahrhundert)

Die ersten Kontakte zu spanischen Entdeckern waren friedlicher Art, doch die Besiedlung des indianischen Landes durch Kolonisten änderte dieses Verhalten. Die Spanier tolerierten, dass einige ihrer Landsleute unter den Mescalero Sklaven nahmen. Die Mescalero ihrerseits übten sich im Guerillakampf. Sie überfielen in blitzartigen Aktionen die spanischen Ansiedlungen, um sich danach ebenso schnell in ihre Bergverstecke oder in die Weiten der Plains zurückzuziehen.

In den späten 1680er Jahren stellten die Mescalero eine ernsthafte Bedrohung der spanischen Siedlungen dar. Die Spanier trauten sich nur noch bewaffnet auf ihre Felder, kleinere Siedlungen wurden aufgegeben, mehrere Pueblos wurden so oft geplündert, dass sie verlassen werden mussten. Ganze Viehherden, Felder und Haziendas sowie Ranchos wurden gestohlen und niedergebrannt, so dass die Spanier Mexiko-Stadt um Ersatz für Viehherden und um neue Siedler baten. Die Mescalero hatten sich inzwischen zu geschickten und kühnen Pferdedieben entwickelt, da sie diese für ihre Raub-und Kriegszüge gegen die Spanier und die texanischen Indianer, wie die Caddo und Wichita, benötigten, zudem hatten sie eine besondere Vorliebe für Pferdefleisch entwickelt. Der Pferderaub und der hieraus entstandene Pferdemangel in den Presidios und den Siedlungen war besonders schlimm, da dieser verhinderte, die Mescalero erfolgreich verfolgen zu können. Ihre Raubzüge dehnten sie immer weiter nach Süden aus, bis in die heutigen mexikanischen Staaten Durango, Tamaulipas, Zacatecas und Sinaloa, um die reichere Beute versprechende Ansiedlungen zu berauben. Besonders hart litten Chihuahua und Coahuila unter den ständigen Angriffen der Mescalero. Auf diese Weise gelang es ihnen, dem spanischen Einfluss über hundert Jahre lang weitgehend zu widerstehen.

Spanisch-indianische Bündnisse und Kriege gegen die Mescalero (18. Jahrhundert)

Im Juli 1786 erlangten die Attacken der Mescalero einen vorläufigen Höhepunkt in einem Raubzug mehrerer Hundert Krieger tief nach Neu-Spanien hinein in die Nähe von Mexiko-Stadt und Guadalajara in Jalisco, hierbei zerstörten sie die Siedlungen Sabana Grand und Grunidora mit beispielloser Grausamkeit. Die Spanier waren gezwungen, etwas gegen die verschiedenen Apache-Gruppen sowie gegen die anderen raubenden Indianer zu unternehmen und entschieden sich, die Stämme gegeneinander auszuspielen und aufeinander zu hetzen.

1786 besiegten die Spanier zusammen mit Ute, Pueblo und Jicarilla mehrere mächtige westliche Comanche-Banden und zwangen diese zusammen mit den Diné in eine Allianz gegen die Westlichen Apachen, Chiricahua sowie Mescalero einzutreten. Die östlichen Comanche-Banden schlossen in Kenntnis des Bündnisses ihrer westlichen Verwandten zusammen mit ihren Verbündeten (Wichita, Tonkawa, Caddo u. a.) in San Antonio ein Bündnis mit den Spaniern und deren Verbündeten, um die Mescalero und besonders die Lipan zu bekämpfen. Ausgestattet mit spanischer Logistik, spanischen Waffen, spanischen Karten, Zugang zu spanischen Märkten und Geschenken, machten die Comanche unerbittlich Jagd auf jeden Apachen, den sie finden konnten. Zudem wurden jedem Comanche für ein Paar abgeschnittene Apache-Ohren oder Skalps Prämien gezahlt. Für einen Skalp eines Apache-Kriegers (ab 14 Jahre) bekam man 100 Pesos, für den einer Frau 50 Pesos und für den eines Kindes 25 Pesos (später wurden die Prämien nochmals erhöht). Die Prämien (Chihuahua und Sonora zahlten in einem Jahr einmal mehrere Tausend Pesos an Prämien für Apache-Trophäen allein an die Comanche) waren neben der Presidio-Linie südlich der Apacheria und den indianischen Hilfstruppen eine anerkannte Waffe im Kampf gegen die Apache seitens der Spanier und Mexikaner. Die zu den Oberen Pima zählenden Tohono O'Odham und Akimel O'Odham, und Opata, Comanche sowie Tarahumara waren bekannt für ihre zuverlässigen Dienste im Kampf gegen die Apache und wurden oft erst nach Vorlage eines Skalps, eines Paars Ohren oder Händen von Apache bezahlt.

In erbitterten Kämpfen zwischen 1787 und 1789 vertrieben die Spanier mit tatkräftiger Unterstützung von Tarahumara und Comanche, die südlichsten Gruppen der Mescalero aus der Mapimi (Wüste) (auch Bolsón de Mapimi genannt) nach Norden in die Plains von Texas, direkt in die Arme dort wartender Comanche, die nach spanischen Quellen mehr als 300 Mescalero töteten. Nach dieser schweren Niederlage wurden die Reste der südlichen Mescalero in eine Allianz gegen ihre stammesverwandten und engen Verbündeten, den Lipan, gezwungen.

1790 gelang es den Spaniern mit Hilfe von Mescalero- und Tonkawa-Scouts und den Comanche die Lipan im Uvalde-Canyon vernichtend zu schlagen. Hierdurch war die einstige Macht und Bedeutung der Lipan auf den Südlichen Plains von Texas beendet. Zudem waren die Lipan sowie die Mescalero durch mehrere Pocken-Epidemien geschwächt und von allen Seiten von ihren spanischen und indianischen Feinden bedrängt.

Kurzer, unsicherer Friede

Die Lipan mussten nun endgültig das Edwards Plateau (nunmehriges Gebiet der Penateka Comanche) räumen, hatten keinen direkten Zugang mehr zu ihren einstigen Bisonjagdgründen und waren entweder zum Hungern oder zum Raub verurteilt, um zu überleben. Den sich ergebenden Mescalero-Gruppen war durch das Bündnis mit den Comanche und ihrer Verwundbarkeit durch ihre nun festen Siedlungen, wie den Lipan die Jagd auf den Plains nicht mehr möglich. Deshalb und durch das Versprechen, ihnen Nahrungsmittel zu liefern sowie sie nicht ihren mit den Spaniern verbündeten Feinden auszuliefern, verhielten sich die südlichen Mescalero sowie die Lipan für mehrere Jahre friedlich, beendeten ihre Raubzüge weitgehend und schlossen Friedensverträge.

Unabhängigkeit Mexikos, Wiederaufnahme der Raubzüge und Zusammenbruch der Nordgrenze

Der relative Frieden dauerte bis 1810, als die Mexikaner die Kontrolle über das Gebiet während des Unabhängigkeitskrieges gegen Spanien (1810 - 1822) übernahmen. Sie hatten finanzielle Probleme und stellten die Lieferung von Lebensmitteln ein. Alsbald nahmen die Mescalero ihre alte Lebensweise wieder auf und überfielen erneut die Siedlungen am Rio Grande sowie tief in Mexiko. Bald hatten sie ihre Vormachtstellung in der Bolsón de Mapimi sowie in ihren mexikanischen Siedlungsgebieten wieder hergestellt. Da Mexiko nicht über die finanziellen und personellen Mittel wie das Vizekönigtum Neu-Spanien verfügte, mussten die Presidios mit immer weniger und schlechter ausgestatteten Soldaten die Nordgrenze sowie das Hinterland gegen die einfallenden Apache verteidigen. Zudem waren die Comanche nicht mehr bereit, Hilfstruppen gegen die Apache zur Verfügung zu stellen, da sie durchaus die Schwäche der Mexikaner bemerkt hatten, und unternahmen nun ihrerseits brutale Raubzüge. Dabei bildete der Rio Conchos eine virtuelle Linie, östlich derer die Comanche, einige Mescalero und die Lipan raubten. Westlich vom Rio Conchos raubten Mescalero, Chiricahua und Westliche Apache.

Bereits in den 1830ern berichteten Mexikaner, dass sich Mescalero (wahrscheinlich Guhlkahéndé) manchmal mit Comanche und Kiowa zusammenfanden, um in Mexiko gemeinsame Raubzüge zu unternehmen. 1846 vermittelten Kiowa und Banden der südlichen Comanche in einer großen Zusammenkunft einen dauerhaften Frieden zwischen Mescalero und Comanche. Die Lipan ihrerseits hatten seit 1811 größtenteils friedliche Kontakte zu den Comanche aufgebaut. Somit konnten die Comanche, ungestört durch die dauernden Überfälle der Mescalero und Lipan, auf ihrem berühmt-berüchtigten Comanche War Trail (auch Comanche Plunder Trail), der mitten durch die Apacheria führte, nach Süden auf Raub ausziehen und ihre Beute sicher nach Norden heim bringen. Der Friede stellte den Comanche das enorme, in vielen Raids übernommene Wissen der Mescalero über Nordmexiko zur Verfügung und führte so sogar zu gemeinsam unternommenen Raub- und Kriegszügen, wobei die Apache oft als "Scouts" dienten.

In den 1840ern (besonders im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg) waren diese Plünderungen für den Norden Mexikos so gravierend, dass ganze Regionen aufgegeben werden mussten, tausende Menschen getötet oder verschleppt sowie tausende Stück Vieh gestohlen wurden. Einzelne Provinzen schlossen mit einzelnen Gruppen der Apache Friedensverträge und erlaubten ihnen, auf ihrem Gebiet ihr Raubgut zu verkaufen, während sie wiederum andere Apache bekämpften. So konnte es sein, dass eine Mescalero-Bande mit Coahuila in Frieden lebte, Chihuahua ausplünderte, und die geraubten Güter in Coahuila verkaufen konnte. Manche Hacienderos hatten extra markiertes Vieh, das die Apache "rauben" durften. Oder sie erhöhten ihren Viehbestand, so dass immer genug nach einem Raub übrig blieben, um den Bestand fortführen zu können.

In den 1850er erlebten die Plünderungen in Mexiko durch Apache, Comanche, Kiowa und Kiowa-Apache ihren Höhepunkt, niemals waren so viele Krieger unterwegs noch wurden zuvor solch weite Strecken zurückgelegt.

Geschichte im 19. Jahrhundert

Nach der Übernahme des Territoriums New Mexico durch die Vereinigten Staaten gab es in den 1850er Jahren Versuche, die Übergriffe der Apache zu beenden oder zumindest einzuschränken. In Verträgen zwischen beiden Parteien wurden dauerhafter Frieden und erneute Nahrungsmittel-Lieferungen vereinbart, diese aber niemals offiziell ratifiziert. Nach Ausbleiben der Lieferungen erfolgten neue Überfälle und die US-Regierung sah sich gezwungen, Fort Davis und Fort Stanton im südlichen New Mexico und Texas zu errichten, um die weißen Siedler zu schützen.

Internierung in Reservationen

Nach einer erfolgreichen militärischen Aktion der US-Truppen im Jahre 1855 ersuchten die in New Mexico lebenden Banden der Mescalero um Frieden und unterzeichneten einen Vertrag, in dem sie zustimmten, ein Reservat bei Fort Stanton zu beziehen. Das Experiment war nur von kurzer Dauer, als Rache suchende Mexikaner die dort lebenden friedlichen Mescalero überfielen. Als General James Carleton mit Hilfe Kit Carsons 1862 schließlich die ausgehungerten Mescalero in einer neun Monate langen Strafexpedition unterwarf, ließ er etwa 500 Stammesangehörige in das Reservat Bosque Redondo nahe Fort Sumner bringen. Viele Mescalero-Krieger dienten fortan der US-Armee auch als Scouts, um noch frei umherziehende und kämpfende Apache aufzuspüren und zu bekämpfen.

Die im etwa 65 km² großen Reservat Bosque Redondo lebenden Mescalero mussten den Platz mit etwa 9.000 Diné teilen. Alle Bewohner litten große Not; Dürre vernichtete ihre Ernte, dazu kamen Krankheiten, fast ungenießbares, Alkali-haltiges Wasser, unfruchtbares und baumloses Land. Die unwürdigen Bedingungen führten zu heftigen Streitigkeiten zwischen Mescalero und Diné, so dass es viele Tote zu beklagen gab.

Nach zwei Jahren hielten es die Mescalero, die Freizügigkeit gewohnt waren, nicht mehr im engen Reservat aus und flohen in ihr altes Land zurück. Dort blieben sie fünf Jahre lang und verhandelten mit der Regierung, um ein neues Reservat zu bekommen. Im Jahre 1873 erhielten sie auf ihrem ehemaligen Stammesgebiet zwischen dem Pecos River im Osten und den Sacramento Mountains im Westen ein neues Reservat, das auf Forderung der benachbarten Weißen noch einige Male verändert wurde. In den ersten Jahren waren die Bedingungen dort kaum besser als in Bosque Redondo. Die Pocken wüteten weiter, die Lebensmittel waren knapp und es gab Ärger mit weißen Siedlern.

Die Verzweiflung, Ohnmacht und auch Langeweile sowie die Sehnsucht nach ihrem alten Leben führte dazu, dass sich mehr als 80 Mescalero-Krieger unter ihrem Häuptling Caballero aus dem Reservat mit ihren Familien dem Chihenne-Häuptling Victorio in seinem Kampf (1878 - 1880) gegen die Armeen der USA und Mexikos anschlossen, und diesem als verlässliche Führer in ihren alten Wohngebieten auf den Plains im westlichen und südwestlichen Texas dienten.

Letzte Kämpfe

Die übrigen flüchteten entweder nach Süden in ihre alten Streifgebiete in Mexiko und schlossen sich den dort lebenden Mescalero und den verbliebenen Lipan an, um in New Mexico und Texas Siedlungen zu überfallen. Manche gingen zu den Westlichen Apachen nach Arizona. Viele Gruppen der Mescalero flohen auch nach Osten und Nordosten auf die Plains von Texas zu den Comanche, ihren früheren Todfeinden, und unternahmen mit diesen zusammen mit den Kiowa mehrere Raubzüge. Besonders die im Texas Panhandle und auf den High Plains lebenden Guhlkahéndé unter der Führung ihres Häuptlings Nautzili (="Büffel"), die teilweise mit den Comanche durch Heiraten verwandtschaftlich verbunden waren, sowie die Shä-äⁿ (="Nördliches Volk") der Lipan, kämpften gemeinsam mit diesen gegen die Amerikaner.

Nach dem Tod Victorios (1880) sowie der Vernichtung der militärischen Macht der Comanche und Kiowa (1875), gaben auch die Guhlkahéndé unter Nautzili im darauffolgenden Jahr (1876) ihren Kampf auf und zogen ins Mescalero-Reservat in New Mexico. Nun waren die letzten frei umher streifenden Indianer auf den Südlichen Plains, die militärisch eine Bedrohung darstellten, kleine Gruppen der Mescalero und Lipan. Aus ihren Stützpunkten im Norden Mexikos unternahmen sie letzte verzweifelte Raubzüge über die Grenze nach New Mexico und Texas und verübten den letzten in den Annalen verzeichneten Überfall feindlicher Indianer in Texas im Jahre 1881. Noch 1883 unternahmen verzweifelte kleine Gruppen von Mescalero gemeinsam mit versprengten Comanche Überfälle am Rio Pecos und Rio Penasco.

Ende der Freiheit

Als letztendlich alle Mescalero sich ergeben und im Reservat eingefunden hatten, sollten diese „zivilisiert“, d. h. "amerikanisiert" werden. Sie mussten ihre Haare kurz schneiden, durften keine Tänze mehr veranstalten, mussten die Kleidung der Weißen tragen und anstelle ihrer Zeremonien den amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli, Weihnachten und das Erntedankfest (engl. Thanksgiving) feiern. Farmarbeit aber wurde begrüßt.

Geschichte im 20. Jahrhundert

Die Bevölkerung im Reservat erhielt später Zuwachs durch Mitglieder anderer Apachen-Gruppen. Es kamen Lipan, die in Mexiko Zuflucht gesucht hatten, einige Chihenne (eine Gruppe der Chiricahua) und schließlich 187 Chiricahua, die 1913 aus ihrem Gefängnis in Fort Sill in Oklahoma entlassen worden waren. Waren die Mescalero früher bereits manche Mischehen mit Chihenne und Lipan eingegangen, hatten sie zu den Chokonen, Bedonkohe und Nednhi anfangs ein gespanntes Verhältnis. Im Laufe der Zeit entstanden aber durch das Zusammenleben auf engem Raum immer mehr freundschaftliche und familiäre Kontakte zwischen den verschiedenen Gruppen und es entwickelten sich starke und enge Beziehungen untereinander.Schließlich wurden 1964 alle Apachen im Reservat ungeachtet ihrer Herkunft als Mescalero anerkannt.

Wirtschaft und Kultur

Heute verdienen sich die meisten Mescalero ihren Lebensunterhalt mit Lohnarbeit in der Nähe des Reservats. Die Einkünfte des Stammes resultieren aus Tourismus, Jagd- und Anglerlizenzen, aus der Holzwirtschaft und der Viehzucht. Außer der Herstellung von Wiegenbrettern (engl. Cradle board) und Perlenschmuck gibt es bei den Mescalero kein traditionelles Kunsthandwerk mehr. In der letzten Zeit entwickelte sich der Tourismus zur erfolgreichsten Einnahmequelle. Ski Apache, das Skigebiet auf ihrem Land, bietet international erstklassige Wintersportbedingungen auf dem Viertausender Sierra Blanca.

Das größte Fest der Mescalero wird am Wochenende des Unabhängigkeitstages, dem 4. Juli, gefeiert. Zentrales Ereignis dieses Festes ist die Sonnenaufgangszeremonie (engl. Sunrise Ceremony), das Ritual eines erwachsen werdenden Mädchens, bei dem die Ga´an, maskierte Berggeister, mit phantasievollem Kopfschmuck Tänze aufführen. Die Mythologie sagt, dass diese Geister bei der Schöpfung zu den Mescalero gekommen sind und sie gelehrt haben, in Harmonie mit der Erde zu leben.

Demografie

Der Teil der Apacheria, den die Mescalero bewohnten, war niemals dicht bevölkert. Man schätzt, dass es vor dem Eindringen der Amerikaner in den Südwesten ca. 2.500 bis 3.000 Mescalero gab. Die gesamte Apacheria zählte somit nie über 15.000 Apachen inklusive Frauen und Kindern, hierbei waren die Westlichen Apachen mit ca. 4.500 bis 5.000 Angehörigen die bevölkerungsreichste Gruppe (die Chiricahua zählten ca. 2.500, die Jicarilla ca. 1.000 bis 1.500, die Lipan ca. 3.000).

Beim Zensus 2000 wurden 3.156 Bewohner des Mescalero-Reservats gezählt, die sich aus Angehörigen der Mescalero, der Chiricahua und Lipan zusammensetzen.

Häuptlinge, berühmte Persönlichkeiten

  • Gomez (Häuptling in den Davis Mountains vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg)
  • Espejo (Häuptling in den Plains östlich der Davis Mountains, späte 1860er)
  • Alsate (Häuptling in den Davis und Chisos Mountains, späte 1860er)
  • Nautzili (="buffalo", auch Natzili, Häuptling der Guhlkahéndé, ergab sich 1876)
  • Nicolas (Häuptling)
  • San Juan (Häuptling)
  • Santana (Häuptling)
  • Cadette (Eigenbez.: Zhee-es-not-son)
  • Gian-na-tah

Winnetou

Karl Mays Romanfigur Winnetou ist eine Phantasiefigur, es gab nie einen solchen Häuptling der Mescalero. Als der Schriftsteller in den 1870er Jahren seinen Protagonisten ersann, waren die Zeitungen voller Berichte über die blutrünstigen Apachen. Karl May, der niemals im Westen der USA war, hat nachweislich sein Wissen über Land und Leute aus zeitgenössischen Reiseberichten und Nachschlagewerken geschöpft, so auch aus dem Pierer, einem bekannten Konversationslexikon dieser Zeit. Der Pierer von 1888 schreibt:

Apaches (spr. apatsches), raubsüchtiges, wildes Indianervolk vom Athabaskenstamm in Arizona (1880: 4.578 Köpfe), Neu-Mexiko (1.605) und dem Indianerterritorium (337), in verschiedene Hauptstämme und viele kleine Banden geteilt. Größtenteils Nomaden, führen sie Zelthütten mit sich und leben von Jagd, Raub und Plünderung; 1871-1875 durch Crook unterworfen.

Es ist anzunehmen, dass Karl May, der entgegen dem Zeitgeist für die Sache der Indianer eintrat, bewusst einen Angehörigen des so negativ beschriebenen Stammes für seinen „Edlen Wilden“ wählte.

Literatur

  • William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians, Smithsonian Institution Press, Washington D.C.
  • Tom Bathi: Southwestern Indian Tribes, KC Publications, Las Vegas 1995
  • Alvin M. Josephy jr.: 500 Nations, Frederking & Thaler GmbH, München 1996 ISBN 3-89405-356-9
  • Alvin M. Josephy jr.: Die Welt der Indianer, Frederking & Thaler GmbH, München 1994 ISBN 3-89405-331-3
  • John Gattuso (Hrsg.): Indianer-Reservate U.S.A., APA Guides, RV Reise- und Verkehrsverlag, 1992
  • Siegfried Augustin: Die Geschichte der Indianer, Nymphenburger, München 1995
  • Basehart, H. W. Mescalero Apache Substinence and Socio-Political Organization
  • Basehart, H. W. Mescalero Band Organization and Leadership
  • C. L. Sonnichsen, The Mescalero Apaches, ISBN 0-8061-1615-3, University of Oklahoma Press, Second Edition 1973

Weblinks

Siehe auch


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