- Kjachta
-
Stadt Kjachta
КяхтаWappen Föderationskreis Sibirien Republik Burjatien Rajon Kjachta Bürgermeister Waleri Zyrempilow Gegründet 1727 Stadt seit 1861 Fläche 28 km² Bevölkerung 20.041 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]Bevölkerungsdichte 716 Einwohner/km² Höhe des Zentrums 760 m Zeitzone UTC+9 Telefonvorwahl (+7) 30142 Postleitzahl 671840–671843 Kfz-Kennzeichen 03 OKATO 81 233 501 Geographische Lage Koordinaten 50° 21′ N, 106° 27′ O50.35106.45760Koordinaten: 50° 21′ 0″ N, 106° 27′ 0″ O Lage in Russland Republik Burjatien Liste der Städte in Russland Kjachta (russisch Кяхта; burjatisch Хяагта/ Chjaagta) ist eine Stadt in der Republik Burjatien (Russland) mit 20.041 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt im transbaikalischen Selengagebirge, etwa 235 km südlich der Republikshauptstadt Ulan-Ude, unmittelbar an der mongolischen Grenze. Jenseits der Grenze, die hier von der Fernstraße Ulan-Ude – Süchbaatar – Ulan Bator überquert wird, schließt sich der Ort Altanbulag im Selenge-Aimag an.
Die Stadt Kjachta ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.
Geschichte
Als Gründungsjahr von Kjachta gilt 1727, als hier der erste Vertrag von Kjachta zwischen dem Russischen Reich und dem Kaiserreich China unterzeichnet wurde, welcher den Grenzverlauf südlich des Baikalsees und den Grenzhandel zwischen beiden Staaten regelte. Bezeichnet wurde der Ort nach dem gleichnamigen Flüsschen und der von ihm durchflossenen Senke, abgeleitet vom burjatisch-mongolischen Wort für queckenreichen Ort.
Der Vertrag legte Kjachta als Ort fest, über welchen der gesamte Handel zwischen Russland und China abgewickelt werden sollte. Im folgenden Jahr, 1728, entstand etwas weiter nördlich, näher an den Ausläufern des Selengagebirges, zum Schutz des Handelsweges die Festung Troizkosawsk, benannt nach der Dreifaltigkeit (russisch troiza) sowie dem Vornamen des russischen Diplomaten serbischer Abstammung Sawwa Lukitsch Ragusinski-Wladislawitsch (etwa 1670–1738), welcher den Vertrag von Kjachta ausgehandelt hatte.
Die südlicher in der Steppe beidseitig der Grenze gelegene Handelssiedlung (Sloboda) wurde ab 1743 angelegt, blieb formell selbständig und wurde mit dem alten Namen Kjachta bezeichnet. Mindestens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behielt Kjachta-Troizkosawsk seine Bedeutung als wichtigstes Handelszentrum an der Grenze zu China. Der Ort bestand aus zwei Flecken, einer für die Chinesen und einer für die Russen, beide waren sie von Palisaden umgeben.
Der Handel vollzog sich im Tauschverkehr, da den Russen die Ausfuhr von Silber verboten war. Der Hauptexportartikel von Russland waren Pelzwaren, vor allem Seeotter- und Fischotterfelle, Biberfelle, Felle von Füchsen, Wölfen, Bären, Lämmern aus Buchara und Astrachan („Persianer“), Marder, Zobel, Hermelin und graue Eichhörnchen (Feh).[2] Aus China kam im Gegenzug rohe Baumwolle, Leinenstoffe, Leder- und Manufakturwaren, Seide, Brokat, Kunstgegenstände und vor allem Tee nach Russland und weiter nach Europa, weshalb diese Handelsroute auch „Teestraße“ genannt wurde. 1792 wurde die Zollstelle aus Irkutsk nach Kjachta verlegt. Die Gesamtausfuhr nach China wird für 1777 mit als 1,31 Millionen Rubel angegeben, von China nach Russland 2,87 Millionen. Daneben soll es einen starken Schmuggel gegeben haben, der auf 8 Millionen Rubel geschätzt wurde.[2]
1851 wurde Troizkosawsk Verwaltungszentrum eines Kreises (okrug, ab 1901 ujesd), 1861 erfolgte die offizielle Verleihung des Stadtrechts.
Mit der Entstehung und Verbesserung anderer Handelswege verlor Kjachta allmählich seine zentrale Bedeutung für den Handel mit China. Eine Rolle dabei spielten der Anschluss des Amurgebietes an Russland 1858 (Vertrag von Aigun), die Eröffnung des Sueskanals 1869 und schließlich der Chinesischen Osteisenbahn 1903. Der Ort blieb jedoch regionales Zentrum des Handels mit der Äußeren Mongolei und bedeutendes Kulturzentrum des Transbaikalgebietes. Bereits 1890 (nach anderen Angaben 1891) wurde ein Heimatmuseum eingerichtet. In Kjachta begannen oder endeten viele der Expeditionen russischer Forschungsreisender nach Zentralasien, so von Nikolai Prschewalski oder Wladimir Obrutschew.
Kjachta spielte auch eine bedeutsame Rolle in der Geschichte der Mongolei. 1915 wurde hier der zweite Vertrag von Kjachta unterzeichnet, welcher die Autonomie die Äußeren Mongolei regeln sollte, zunächst jedoch nicht umgesetzt wurde. 1920–21 war die Stadt Mittelpunkt der Tätigkeit von Damdin Süchbaatar und Chorloogiin Tschoibalsan; am 1. März 1921 fand hier der Gründungsparteitag der Mongolischen Revolutionären Volkspartei statt.
1934 erfolgte schließlich die Zusammenlegung der beiden Teilorte unter dem Namen Kjachta.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner Anmerkung 1897 9.800 davon 8.788 in Troizkosawsk 1959 10.327 1970 15.316 1979 14.990 1989 18.307 2002 18.391 2010 20.041 Anmerkung: Volkszählungsdaten (1897 für Kjachta gerundet)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
In Kjachta ist eine Reihe größtenteils klassizistischer Вauten aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Dazu gehören die Dreifaltigkeitskathedrale (Троицкий собор/ Troizki sobor, 1812–17), die Auferstehungskirche (Воскресенская церковь/ Woskressenskaja zerkow, 1838), die Mariä-Entschlafens-Kirche (Успенская церковь/ Uspenskaja zerkow, 1857), der „Gasthof“ (1842) und die „Handelsreihen“.
Kjachta besitzt ein heute nach Wladimir Obrutschew benanntes Heimatmuseum. Eine ehemalige konspirative Wohnung von Damdin Süchbaatar wurde als Museum hergerichtet.
Wirtschaft
Kjachta ist auch heute hauptsächlich Zentrum des Grenzhandels zur Mongolei sowie für chinesische Waren. Daneben existieren Betriebe der Textil- und Lebensmittelindustrie.
Söhne und Töchter der Stadt
- Dmitri Prjanischnikow (1865–1948), Agrarwissenschaftler
Einzelnachweise
- ↑ a b Predvaritel'nye itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, Statistika Rossii, Moskau 2011, ISBN 978-5-902339-98-4 (Vorläufige Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010; russisch; Download).
- ↑ a b Dr. Friedrich Lübstorff, Leipzig: Zur Geschichte des Rauchwarenhandels Chinas. In Das Pelzgewerbe, Hermelin-Verlag Paul Schöps, Berlin und Leipzig, 1953, Nr. 3/4, S. 8-9
Weblinks
Commons: Kjachta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Rajon Kjachta auf der Webseiter der Regierung der Republik Burjatien (russisch)
- Kjachta auf mojgorod.ru (russisch)
Städte (und andere Orte mit mindestens 5000 Einwohnern) in der Republik BurjatienHauptstadt: Ulan-Ude
Babuschkin | Bargusin | Bitschura | Chorinsk | Gussinoosjorsk | Iwolginsk | Kabansk | Kamensk | Kischinga | Kjachta | Kurumkan | Kyren | Muchorschibir | Nischneangarsk | Nowoiljinsk | Onochoi | Petropawlowka | Saigrajewo | Sakamensk | Saretschny | Selenginsk | Sewerobaikalsk | Sokol | Sosnowo-Osjorskoje | Taksimo | Turuntajewo | Ust-Bargusin | Wydrino
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Kjächta — Kjächta, Stadt, so v.w. Kiächta … Pierer's Universal-Lexikon
Kjachta — Kjachta, russ. Handelsplatz, s. Kiachta … Kleines Konversations-Lexikon
Vertrag von Kjachta — Als Vertrag von Kjachta (auch Vertrag von Kiachta) werden zwei verschiedene Verträge in der zentralasiatischen Geschichte bezeichnet. Der erste wurde 1727 zwischen dem Russischen Kaiserreich und den Qing Kaisern geschlossen, der zweite 1915… … Deutsch Wikipedia
Kiachta — Stadt Kjachta Кяхта Wappen … Deutsch Wikipedia
Troizkosawsk — Stadt Kjachta Кяхта Wappen … Deutsch Wikipedia
Nikolai Michailowitsch Przewalski — Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839–1888) Nikolai Michailowitsch Prschewalski (russisch Николай Михайлович Пржевальский, wiss. Transliteration Nikolaj Michajlovič Prževal skij, oft auch in der polnischen Schreibung Przewalski anzutreffen; * … Deutsch Wikipedia
Nikolai Prschewalski — Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839–1888) Nikolai Michailowitsch Prschewalski (russisch Николай Михайлович Пржевальский, wiss. Transliteration Nikolaj Michajlovič Prževal skij, oft auch in der polnischen Schreibung Przewalski anzutreffen; * … Deutsch Wikipedia
Prschewalski — Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839–1888) Nikolai Michailowitsch Prschewalski (russisch Николай Михайлович Пржевальский, wiss. Transliteration Nikolaj Michajlovič Prževal skij, oft auch in der polnischen Schreibung Przewalski anzutreffen; * … Deutsch Wikipedia
Prschewalskij — Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839–1888) Nikolai Michailowitsch Prschewalski (russisch Николай Михайлович Пржевальский, wiss. Transliteration Nikolaj Michajlovič Prževal skij, oft auch in der polnischen Schreibung Przewalski anzutreffen; * … Deutsch Wikipedia
Przewalskij — Nikolai Michailowitsch Prschewalski (1839–1888) Nikolai Michailowitsch Prschewalski (russisch Николай Михайлович Пржевальский, wiss. Transliteration Nikolaj Michajlovič Prževal skij, oft auch in der polnischen Schreibung Przewalski anzutreffen; * … Deutsch Wikipedia