- Klaus Geyer
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Klaus Geyer (* 11. September 1941 in Berlin; † 1. November 2003 in Hannover) war ein deutscher lutherischer Pfarrer. Er trat seit den 1980er Jahren in der Friedensbewegung als Veranstalter von Treffen der Aktion Sühnezeichen in Königslutter-Beienrode (Landkreis Helmstedt) hervor und wurde deren Vorsitzender von 1990 bis 1993. Er wurde am 16. April 1998 wegen Totschlags im Affekt an seiner Ehefrau zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.
Prozess
Dem Urteil gegen Geyer ging ein spektakulärer Indizienprozess am Braunschweiger Landgericht voraus, den die Medien und Öffentlichkeit aufmerksam verfolgten. Die Kammer befand Geyer für schuldig, am 25. Juli 1997 seine Frau, die Religionslehrerin und Bürgermeisterin des Wohnortes, Veronika Geyer-Iwand (jüngste Tochter des Theologen Hans Joachim Iwand), auf einem Feldweg bei Braunschweig erschlagen zu haben.
Die Verurteilung erfolgte auch aufgrund eines kriminalbiologischen Gutachtens, in dem zwei Ameisen – eine an der Leiche, eine an Geyers Gummistiefeln – der gleichen seltenen Art zugeordnet wurden, wie sie nach Erkenntnissen der Ermittler in der betreffenden Region nur am Tatort vorkam. Der forensische Biologe Mark Benecke, der maßgeblich an der Aufklärung des Falles beteiligt war, erzeugte mit seinen Medienauftritten sowie seinen Publikationen eine hohe Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt führten Falschaussagen gegenüber den Ermittlern und ein insgesamt eher nachteiliges Auftreten Geyers vor Gericht zu seiner Verurteilung.
Trotz der erdrückenden Indizienlast blieben leichte Zweifel an der Schuld Geyers. So wurde die Tatwaffe nie gefunden; wie die Leiche seiner Frau an den späteren Fundort gelangte, blieb unklar, und selbst das Motiv einer Ehekrise konnte nicht durch Zeugenaussagen belegt werden. Geyer, der die Tat stets bestritt, starb ein Jahr nach seiner vorzeitigen Haftentlassung an Krebs.
Verfilmungen
Der Mordfall erzeugte ein großes Medienecho, in deren Folge etwa das ZDF den Spielfilm „Mord im Hause des Herrn“ (2002, Regie Helmut Christian Görlitz, Darsteller: u. a. Rudolf Kowalski, Julia Jäger, Barbara Auer) produzierte, an dessen Drehbuch Geyer selbst beteiligt gewesen sein soll.
Das Drama „Golgatha – Aller Seelen“ (Suhrkamp 2000) von Werner Fritsch beruht ebenfalls auf dem Fall. Im Roman „Der Büchermörder“ von Detlef Opitz (Eichborn 2005) über den bibliomanischen Mörder und Pfarrer Johann Georg Tinius (1764-1846) findet sich ein Kapitel, in dem die Fälle der beiden evangelischen Geistlichen verglichen werden. Opitz räumt auch mit dem Irrtum auf, Geyer sei der erste deutsche Theologe gewesen, den man des Mordes bezichtigte und inhaftierte.
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