Beienrode (Königslutter)

Beienrode (Königslutter)
Beienrode
Wappen von Beienrode
Koordinaten: 52° 18′ N, 10° 50′ O52.29285555555610.83469444444490Koordinaten: 52° 17′ 34″ N, 10° 50′ 5″ O
Höhe: 90–116 m
Einwohner: 511 (1. Apr. 2009)
Eingemeindung: 1. Feb. 1974
Postleitzahl: 38154
Vorwahl: 05353

Beienrode ist ein südwestlich des Höhenzugs Dorm außerhalb der Kernstadt liegender Ortsteil von Königslutter am Elm im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen. Rund 30 Kilometer östlich von Braunschweig liegt es südlich der A 2/E 30; die Ausfahrt 59 (Königslutter) ist rund 5 km entfernt. Bis zur Gemeindegebietsreform im Jahr 1974 war Beienrode eine eigenständige Gemeinde. Das Dorf hat rund 500 Einwohner (Stand: 2003).

Inhaltsverzeichnis

Landschaft

Mündung der Lutter in die Schunter bei Beienrode

Beienrode ist hauptsächlich geprägt durch die Einbettung der Uhrau- und Schunterniederung. Die Schunter fließt, mit einer Breite von ungefähr sechs Metern, am westlichen Rand des Dorfes entlang. Im Norden trifft die Schunter auf die Uhrau und im südwestlichen Verlauf mündet die Lutter im Naturschutzgebiet Lutterlandbruch in die Schunter. Zudem erhebt sich am südöstlichen Ende des Dorfes der Höhenzug Dorm mit der höchsten Erhebung, dem Fuchsberg mit 182 m über NN. Im Vergleich zum Elm gilt der Dorm als wesentlich artenreicher. Außerdem gehört er auch noch zum Naturpark Elm-Lappwald. Der Baum, mit dem reichsten Vorkommen, ist die Rotbuche. Beliebt sind auch die Heckenwege am lichten Südwesthang des Höhenzuges mit dem am unteren Ende verlaufenden Bahndamm. Bekannt ist der Dorm außerdem für den Regenstein, der unter anderem im Wirtschaftsgebäudes des Gutes, der Kapelle und einigen Häusern im alten Dorfkern verbaut wurde. Am Südöstlichen Ende von Beienrode liegt der sogenannte Kaliberg. Durch die weitsichtbaren Salzablagerungen, ist es im Volksmund üblich zu sagen, dass wenn der Berg sauber weiß glänzt, gutes Wetter ansteht.

Seit 1981 befindet sich südwestlich von Beienrode am Schunterufer das Naturschutzgebiet Lutterlandbruch mit einer Fläche von ungefähr 85 Hektar. Dieses zusammenhängende Feuchtgebiet soll den darin siedelnden Pflanzen- und Tierarten einen gesicherten Lebensraum bieten.

Geschichte

Eingangsgebäude des Rittergutes 1998 vor der Renovierung

Beienrode, das früher "Bodenrod" hieß, war eine Rodungssiedlung und wurde erstmalig in einer Urkunde von 980 erwähnt. Kaiser Otto II. schenkte dem Grafen Mamecho das Landgut im altsächsischen Gau Derlingo. Heute kann aber nicht zweifelsfrei bestätigt werden ob das Beienrode bei Königslutter oder das Beienrode bei Flechtorf gemeint ist. Es wird aber nur ein Ort an der Schunter genannt, so könnte dies auf die beiden Dörfer zutreffen, da beide Gemeinden an der Schunter liegen.

Der alte Teil von Beienrode, das sogenannte Unterdorf, liegt im Tal der Schunter und war ursprünglich ein Bauerndorf am über 1000 Jahre alten Rittergut Beienrode. Das sogenannte Oberdorf entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Kali-Bergbau, der in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts bereits wieder eingestellt wurde.

Geschichtliche Zugehörigkeiten

Durch den Kaiser Lothar von Süpplingenburg kam Derlingo mit Beienrode an den welfischen Besitz und somit an Heinrich den Löwen. Durch den Sturz Heinrichs und der damit zusammenhängenden Aufteilung des Herzogtums, kam der Hasenwinkel, zu dem der Ort Beienrode gehörte, im launfenden Wechsel als Grenzland zwischen Braunschweig und Lüneburg hin und her. Erst 1428 kam der Hasenwinkel endgültig den Lüneburgern zu. Ab 1814, nach den Napoleonischen Kriegen, gehörte der Hasenwinkel zum Königreich Hannover. Durch die Niederlage der Hannoveraner, die mit den Österreichern verbündet waren, kam der Hasenwinkel an die Preußen, die im Preußisch-Österreichischen Krieg gesiegt hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Beienrode dem neu gegründeten Niedersachsen eingegliedert. Die jüngste Veränderung der politischen Zugehörigkeit war die Gebietsreform von 1974. Dort wurde beschlossen, dass Beienrode und andere Ortschaften nicht mehr zum Landkreis Gifhorn sondern zum Landkreis Helmstedt gehören sollen. Zudem verlor Beienrode seine Selbstständigkeit als Gemeinde und wurde ein Ortsteil der Stadt Königslutter am Elm.

Geschichte ab 1411

Der Ort Beienrode wurde jahrhundertelang von der adeligen Grundherrschaft beeinflusst. Einen freien Bauernstand hatte es in begrenzten Maße erst sehr spät gegeben. Ab 1411 kam das Rittergut Beienrode in den Besitz der Familie von Veltheim, die dort für 400 Jahr sesshaft blieben. Hinterlassenschaften der von Veltheims waren die Kapelle aus dem Jahr 1433 und die Umgestaltung des ursprünglichen Rittergutes, von der nur noch die Mauer entlang der Steinumer Straße geblieben ist. Im Jahr 1753 kaufte der Berghauptmann Georg Gottfried von Bülow das Gut. Von Bülow ließ eine Branntweinbrennerei und eine Pottaschenfabrikation errichten. Zudem begradigte er die Schunter um einen Floßverkehr zu betreiben um die produzierten Güter bis nach Braunschweig zu transportieren. Ab 1763 bekam Beienrode seine eigene Schule, die schließlich bis 1966 bestand, bevor großflächig kleinere Dorfschulen zusammengelegt wurden. Von 1860 bis 1936 war die freiherrliche Familie von Knigge die letzten adeligen Besitzer des Rittergutes. Im Jahr 1952 erwarb das Flüchtlingsselbsthilfswerk Beienrode e. V. das Gut. So wurden ostpreußische Pfarrwitwen und -waisen ein neues zu Hause geboten. Seit Jahrzehnten wird das „Haus der helfenden Hände“ als Altersheim und Tagungsstätte genutzt. Die Ländereien sind seit 1975 verpachtet.

Beienrode lag vor der Wiedervereinigung nur wenige Kilometer von der Innerdeutschen Grenze entfernt nahe dem Grenzübergang Helmstedt und gehörte damit zum strukturschwachen sogenannten „Zonenrandgebiet". Heute ist es eine ländliche Pendlergemeinde von etwas über 500 Einwohnern, die durch die Eingemeindung ihre eigene Verwaltung und eine Reihe weiterer Einrichtungen verloren hat.

Kalisalzabbau

Durch den Abbau von Kalisalz ab 1900 bis 1926 erlebte Beienrode seine größte wirtschaftliche Blütezeit. Durch die Entdeckung des Kunstdüngers am Ende des 19. Jahrhunderts bekam das Kalisalz, als wichtiger Bestandteil, einen neuen hohen Stellenwert. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs waren nur Lagerstätten im Deutschen Reich bekannt und somit brach ein regelrechter Boom auf das Kalisalz aus. 1892 wurde in Beienrode eine Lagerstätte gefunden und so wurde das Kalibergwerk, unter Leitung der Gewerkschaft Beienrode, aufgebaut. Die Einwohnerzahl Beienrodes stieg in dieser Zeit um mehr als das Doppelte an und es konnten zur Blütezeit 845 Menschen beschäftigt werden. Durch die weltweiten Entdeckungen von Kalisalz, nach dem Ersten Weltkrieg, musste unter anderem auch das Bergwerk in Beienrode schließen. Bis 1966 wurde das Bergwerk als Reserveschacht betriebsbereit gehalten, dann wurden die Fördertürme gesprengt und die nicht mit Abraum verfüllten Schächte und Stollen mit Wasser geflutet. Der größte Teil der Bergwerksanlagen ist im Laufe der Zeit abgerissen worden, geblieben sind der alte Wasserturm auf dem Schachtgelände, das Verwaltungsgebäude, daneben das Betriebsführer-Wohnhaus und die drei Beamtenhäuser am Schachtweg, die Steigerwohnhäuser in der Bergmannstraße, die Direktorenvilla an der Hauptstraße und das ehemalige Laboratorium am Schwarzen Weg.

Zwei der Schächte, die in einem Naturschutzgebiet am Ortsrand lagen, wurden 2009 verfüllt.

Einrichtungen

Kapelle Beienrode

Beienrode hat eine evangelische Kirchengemeinde, die traditionell eng mit dem diakonischen Altenpflegeheim „Haus der helfenden Hände“ verbunden ist. Diese Einrichtung wurde 1949 als Hilfswerk für evangelische Flüchtlinge aus Ostpreußen gegründet. Die Initiative dazu ging von dem Theologen Hans Joachim Iwand und seiner Frau Dr. Ilse Iwand aus. Das Gebäude ist ein ehemaliger Gutshof des 18. Jahrhunderts, der heute vier modern eingerichteten Wohngruppen für insgesamt 60 Bewohner Platz bietet. Es ist zugleich ein Tagungshaus für Freizeiten, Seminare, Fortbildungs- und Konzertveranstaltungen.

Nach einer gründlichen Sanierung im Jahr 2001 ist das Haus in eigener Trägerschaft einer GmbH. Mitgesellschafter sind die Evangelische Stiftung Neuerkerode und die Stiftung Maria-Stehmann-Haus in Braunschweig. In der direkten Umgebung des Hauses befindet sich ein weitläufiger alter Gutspark, der an das Naturschutzgebiet der Schunterauen und an den Höhenzug des Dorm grenzt.

Die Schunterauen waren in den 1980er Jahren auch regelmäßig zu Pfingsten Schauplatz des "Festivals der Friedensdienste" von Gruppen der damaligen westdeutschen Friedensbewegung. Von dort aus gingen Impulse für gemeinsame Aktionsbündnisse und grenzübergreifende Friedensinitiativen aus.

Der frühere evangelische Pfarrer Beienrodes, Klaus Geyer, wurde 1998 wegen Totschlags an seiner Ehefrau zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

Wappen

Ortswappen

Die Ortschaft Beienrode gehörte bis zur Eingemeindung zur Stadt Königslutter am Elm als selbstständige Gemeinde zum Landkreis Gifhorn. Deswegen sieht man im rechten oberen Teil des Wappens den blauen lüneburgischen Löwen (der Kreis Gifhorn war jahrhundertelang herzoglich-lüneburgische Landeshoheit) mit roten Herzen auf goldenem Grund. Im linken Teil des Wappens schwebt über einem goldenen Wellenbalken, der den Fluss Schunter darstellt, ein gestümmelter goldener Baumstamm mit zwei herabhängenden Lindenblättern. Der Baumstamm ist das farblich veränderte Schildbild der hier einst einflussreichen Adelsfamilie von Veltheim. Das untere rechte Feld ist dreimal blau-gold geteilt und wiederum ein abgewandelter Teil des Geschlechtswappens der Freiherren von Knigge. Am 27. Dezember 1968 beschloss der Gemeinderat das Wappen. Der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Lüneburg genehmigte es am 11. März 1969.

Literatur

  • Bornstedt, Wilhelm: Beienrode am Dorm bei Königslutter und Beienrode am Wohld bei Flechtdorf und die Urkunde Kaiser Otto II. aus dem Jahre 980. In: Braunschweigisches Jahrbuch, 61(1980), S. 117-134
  • Stadt Königslutter (Hrsg.): Chronik der Gemeinde Beienrode. Königslutter [1980]

Weblinks


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