- Klaus Huber (Komponist)
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Klaus Huber (* 30. November 1924 in Bern) ist ein Schweizer Komponist, Violinist, Dirigent und Kompositionslehrer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach der Ausbildung am Lehrerseminar in Küsnacht und anfänglichem Schuldienst im Berner Oberland studierte er von 1947 bis 1955 Musiktheorie und Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Zürich bei Willy Burkhard, bis 1949 auch das Fach Violine bei Stefi Geyer. Von 1949 bis 1955 war Huber Violinlehrer am Zürcher Konservatorium. 1955/56 schloss sich ein Studienaufenthalt bei Boris Blacher in Berlin an. Mit seiner Kammerkantate Des Engels Anredung an die Seele erlangte Huber bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik 1959 in Rom erstmals internationale Anerkennung. Es folgten Kooperationen etwa mit dem Flötisten Aurèle Nicolet.
Von 1960 bis 1963 lehrte Huber Musikgeschichte am Konservatorium in Luzern, ab 1964 die Fächer Musiktheorie, Komposition und Instrumentierung an der Musik-Akademie der Stadt Basel. Von 1973 bis 1990 hatte er schliesslich eine Professur für Komposition an der Musikhochschule in Freiburg im Breisgau inne. Zu Hubers Schülerinnen und Schülern zählen unter anderem Brian Ferneyhough, Wolfgang Rihm, Daniel Glaus, André Richard, Reinhard Febel, Ulrich Gasser, Michael Jarrell, Younghi Pagh-Paan, Toshio Hosokawa, Kaija Saariaho sowie Hans Wüthrich.
Klaus Huber ist mit seiner ehemaligen Schülerin Younghi Pagh-Paan verheiratet.[1]
Musikalisches Schaffen
Klaus Hubers Ausgangspunkt war die serielle Musik in der Folge Anton Weberns. Er ließ jedoch außerhalb der Reihentechnik immer Gestaltungsspielräume offen. Seit den 1980er Jahren wandte er sich vermehrt der arabischen Musik zu. Daraus resultiert auch seine Beschäftigung mit arabischen Rhythmusmodellen, Mikrotonalität (vor allem Dritteltönen) und arabischer Dichtung.
Hubers Werk orientiert sich an geistlichen Fragen. Seine Kompositionen zeugen von sozialem und politischem Engagement, sind aber trotz ihrer Verwendung geistlicher Texte wie z. B. der Bibel oder mittelalterlicher Mystiker nicht im eigentlichen Sinne christlich-religiös, sondern eher humanistisch motiviert. Eine zentrale Bedeutung besitzen groß angelegte Oratoriumskompositionen wie ...inwendig voller Figur..., sein Beitrag zum Dürerjahr 1971. Daneben nimmt die Kammermusik eine wichtige Stellung ein. In zunehmendem Maße bezog Huber auch die szenische Gestaltung der Musik ausserhalb von Oratorium und Oper ein.
Ehrungen, Mitgliedschaften
- 1959: 1. Preis für Kammermusik im Kompositionswettbewerb der IGNM Italien
- 1970: Beethovenpreis der Stadt Bonn (für Tenebrae)
- 1975: Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins
- 1978: Kunstpreis der Stadt Basel
- 1984: Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg im Breisgau
- 1986: Premio Italia (für Cantiones de Circulo Gyrante)
- 2002: Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon (Bremen)
- 2007: Preis der Europäischen Kirchenmusik (Schwäbisch Gmünd)
- 2009: Musikpreis Salzburg
- 2009: Ernst von Siemens Musikpreis
- 2009: Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik und Theater Leipzig
- seit 1986: Mitglied der Akademie der Künste (Berlin)
- Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Mitglied der Freien Akademie der Künste Mannheim
- Ehrenmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik
- Ehrendoktorwürde der Universität Straßburg
Werke
- 1952 Abendkantate
- 1955 6 kleine Vokalisen für Altstimme, Violine und Violoncello
- 1957 Des Engels Anredung an die Seele
- 1958 Auf die ruhige Nacht-Zeit
- 1961 Noctes
- 1959–64 Soliloquia. Oratorium für Soli, zwei Chöre und grosses Orchester. Text: Aurelius Augustinus
- 1966 Askese für Flöte, Sprechstimme und Tonband auf einen Text von Günter Grass[2]
- 1967 Tenebrae für großes Orchester
- 1970/71 …inwendig voller Figur… für grossen Chor, Lautsprecher, Tonband und grosses Orchester
- 1976/77 Erinnere Dich an g… für Kontrabass und 18 Musiker
- 1972 Ein Hauch von Unzeit I
- 1972 Ein Hauch von Unzeit II
- 1972 Ein Hauch von Unzeit III
- 1972 AUSGESPANNT…
- 1973/74 Turnus für Orchester
- 1973–1975 Im Paradies oder der Alte vom Berge, Oper nach Alfred Jarry
- 1976 Ein Hauch von Unzeit IV
- 1975–1982 Erniedrigt – geknechtet – verlassen – verachtet, Oratorium in 7 Teilen nach Texten von Ernesto Cardenal, Florian Knobloch, Carolina Maria de Jesú und George Jackson
- 1990 Die umgepflügte Zeit, In memoriam Luigi Nono
- 1992/93 Die Erde bewegt sich auf den Hörnern eines Ochsen für Vokal- und Instrumentalenseble
- 1993/94 Intarsi, Kammerkonzert für Klavier und Orchester
- 1993–1997 Lamentationes Sacrae et Profanae ad Responsoria Iesualdi für 6 Solostimmen, Theorbe, Gitarre, Bassetthorn und Bassklarinette
- 1997 Umkehr – im Licht sein…, Diptychon für Chor, Mezzosopran, Sprecher und kleines Orchester nach Texten von Max Frisch, Ossip Mandelstam und Kurt Marti
- 1998/99 L’ombre de notre age für Altflöte, Viola d’amore und dritteltönig gestimmte Harfe
- 2001 Schwarzerde. Bühnenwerk (Oper) in neun Sequenzen. Libretto: Michael Schindhelm und Klaus Huber (nach Gedichten und Prosatexten von Ossip Mandelstam)
- 2002 Die Seele muss vom Reittier steigen…, Text von Mahmud Darwisch
- 2004 A Voice from Guernica…
- 2006 Miserere hominibus…, Vokalwerk
Literatur
- Klaus Huber: Umgepflügte Zeit. Gesammelte Schriften, hrsg. von Max Nyffeler. Verlag MusikTexte, Köln 1999.
- Klaus Huber: Von Zeit zu Zeit. Das Gesamtschaffen. Gespräche mit Claus-Steffen Mahnkopf. Hofheim 2009.
- Martin Demmler: Komponisten des 20. Jahrhunderts. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-010447-5, S. 201 ff.
- Jean-Noel von der Weid: Die Musik des 20. Jahrhunderts. Von Claude Debussy bis Wolfgang Rihm. Insel-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-458-17068-5, S. 432 ff.
- Ulrich Tadday (Hrsg.): Klaus Huber. edition text + kritik, München 2007, ISBN 978-3-88377-888-4, (Musik-Konzepte NF 137/138).
Weblinks
- Offizielle Website
- Literatur über Klaus Huber in der Bibliographie des Musikschrifttums
- Komponistendossier bei beckmesser.de
Einzelnachweise
- ↑ Bernhard Neuhoff: Man muss sich immer wieder neu erfinden (Deutschlandradio Kultur am 28. März 2009)
- ↑ Werkkommentar zum Stück "Askese" von Klaus Huber.
Siemens Musikpreis – HauptpreisträgerBenjamin Britten (1974) | Olivier Messiaen (1975) | Mstislaw Rostropowitsch (1976) | Herbert von Karajan (1977) | Rudolf Serkin (1978) | Pierre Boulez (1979) | Dietrich Fischer-Dieskau (1980) | Elliott Carter (1981) | Gidon Kremer (1982) | Witold Lutosławski (1983) | Yehudi Menuhin (1984) | Andrés Segovia (1985) | Karlheinz Stockhausen (1986) | Leonard Bernstein (1987) | Peter Schreier (1988) | Luciano Berio (1989) | Hans Werner Henze (1990) | Heinz Holliger (1991) | H. C. Robbins Landon (1992) | György Ligeti (1993) | Claudio Abbado (1994) | Sir Harrison Birtwistle (1995) | Maurizio Pollini (1996) | Helmut Lachenmann (1997) | György Kurtág (1998) | Arditti Quartet (1999) | Mauricio Kagel (2000) | Reinhold Brinkmann (2001) | Nikolaus Harnoncourt (2002) | Wolfgang Rihm (2003) | Alfred Brendel (2004) | Henri Dutilleux (2005) | Daniel Barenboim (2006) | Brian Ferneyhough (2007) | Anne-Sophie Mutter (2008) | Klaus Huber (2009) | Michael Gielen (2010) | Aribert Reimann (2011)
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