- Klaus Schroeder
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Klaus Schroeder (* 16. Oktober 1949 in Lübeck-Travemünde) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Zeithistoriker, der an der Freien Universität Berlin den Forschungsverbund SED-Staat und die Arbeitsstelle Politik und Technik leitet und als Professor am Otto-Suhr-Institut lehrt.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Nach dem Abitur am Katharineum zu Lübeck studierte Klaus Schroeder von 1969 bis 1975 Biologie, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sein Studium beendete er mit dem Diplom im Fach Politikwissenschaft. Anschließend erhielt er ein Promotionsstipendium und ab Wintersemester 1975/76 führte er Lehraufträge an der Freien Universität Berlin durch. Von 1978 bis 1982 arbeitete Klaus Schroeder als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie der FU Berlin im Schwerpunkt Staat, Organisation und Planung. Seine theoretisch geleitete empirische Studie mit dem Titel „Der Weg in die Stagnation. Eine empirische Studie zu Konjunkturentwicklung und Konjunkturpolitik in der Bundesrepublik von 1967 bis 1982“ wurde 1982 an der FU Berlin als Dissertation angenommen und im Jahre 1984 im Westdeutschen Verlag Opladen veröffentlicht. 1994 habilitierte Schroeder am Fachbereich Politikwissenschaft. Seine Lehrveranstaltungen beschäftigen sich mit zeitgeschichtlichen Themen, aber auch mit dem Sozialstaat, extremistischen Bewegungen, gesellschaftlichen Modernisierungsprozessen, sozialen Bewegungen sowie generell mit dem politischen und gesellschaftlichen System Deutschlands und der DDR.
Von 1982 bis 1987 arbeitete Klaus Schroeder im Präsidialamt der FU als Referent für den Ersten Vizepräsidenten Gerlach und nachfolgend für den Vizepräsidenten Bütow und war für die präsidiale Betreuung der Sozialwissenschaften an der FU verantwortlich. Im Jahr 1987 wechselte er in den Fachbereich Politische Wissenschaft und wurde Geschäftsführender Projektleiter an der Arbeitsstelle Politik und Technik, dessen Leitung er im Jahre 1995 übernahm.
1992 gründete Klaus Schroeder gemeinsam mit Manfred Wilke, Manfred Görtemaker, Bernd Rabehl und Siegward Lönnendonker den Forschungsverbund SED-Staat, der sich seither – überwiegend drittmittelfinanziert – mit der deutschen Teilungsgeschichte und dem Wiedervereinigungsprozess auseinandersetzt. Die ihm vom Präsidenten der Freien Universität Berlin übertragene Leitung des Forschungsverbundes übt er seitdem aus.
Klaus Schroeder hat im Rahmen seiner Tätigkeit an der Arbeitsstelle Politik und Technik und des Forschungsverbundes SED-Staat eine Vielzahl von Forschungsprojekten eingeworben und durchgeführt, die überwiegend drittmittelfinanziert waren und sind. Er ist als von der CDU nominierter Sachverständiger Mitglied der 2010 eingesetzten Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Nachwendezeit in Brandenburg.[1]
Forschungsschwerpunkte
Die Schwerpunkte der Forschung von Klaus Schroeder erstrecken sich auf vier thematische Felder:
1. Geschichte und Strukturen der DDR; 2. die deutsche Teilungsgeschichte 1945-1990; 3. die deutsche Wiedervereinigung und der Transformationsprozess seit 1989/90; 4. Gesellschaftliche Modernisierungsprozesse und ihre Folgen.
Auf diesen thematischen Feldern leitet Schroeder eine Vielzahl von überwiegend drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten. Die Ergebnisse seiner Forschung fanden Niederschlag in vielen Büchern, Aufsätzen und Artikeln.
Im Jahre 1998 veröffentlichte Klaus Schroeder die erste und bisher einzige nach dem Zusammenbruch der DDR erschienene Gesamtdarstellung zu Geschichte und Strukturen der DDR („Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990“, Carl Hanser Verlag, München 1998). Zwei Jahre später folgte mit „Der Preis der Einheit. Eine Bilanz“, Hanser Verlag, München 2000, eine Betrachtung der unterschiedlichen Entwicklung in Ost- und Westdeutschland vor und nach der Vereinigung. In seinem 2004 erschienenen Buch „Rechtsextremismus und Jugendgewalt in Deutschland. Ein Ost-West-Vergleich“, erschienen im Schöningh-Verlag, Paderborn u.a. 2004, setzt sich Schroeder kritisch mit der bisherigen Rechtsextremismusforschung auseinander und präsentiert gemeinsam mit seinen Projektmitarbeitern die Ergebnisse einer empirisch fundierten Studie zu diesem Thema. Im Dezember 2006 erschien von Klaus Schroeder unter dem Titel "Die veränderte Republik" eine umfangreiche Studie zum deutschen Wiedervereinigungsprozeß. Gemeinsam mit Monika Deutz-Schroeder veröffentlichte er Ende 2007 mehrere Fallstudien zum DDR-Bild von Schülern in Ost- und Westdeutschland. Ihr 2008 erschienes Buch "Soziales Paradies oder Stasi-Staat? Das DDR-Bild von Schülern - ein Ost-West-Vergleich" wurde in der politischen und wissenschaftlichen Öffentlichkeit breit und kontrovers diskutiert. Daraufhin veröffentlichten sie eine Auswahl der rd. 5000 Kommentare, Leserbriefe u.ä. zu den Ergebnissen der Studie in dem Band "Oh wie schön ist die DDR". Mit dem Transformationsprozess vor allem in Ostdeutschland setzte sich Klaus Schroeder erneut in seinem im Herbst 2010 erschienenen Buch "Das neue Deutschland. Warum nicht zusammenwächst, was zusammengehört" auseinander. Im Jahr 2012 wird eine überarbeitete und ergänzte Fassung seines Buches "Der SED-Staat" erscheinen.
Klaus Schroeder hat bis zum Jahre 2002 gemeinsam mit Manfred Wilke im Akademie-Verlag die Reihe „Studien des Forschungsverbundes SED-Staat“ herausgegeben. In dieser Reihe, in der der Forschungsverbund seine Forschungsergebnisse präsentierte, sind 15 Bücher erschienen. Nach einer mehrjährigen Pause wird die Reihe seit 2010 im Verlag Peter Lang fortgesetzt. Herausgeber sind Klaus Schroeder und Jochen Staadt.
Seit 2004 gibt Schroeder gemeinsam mit Peter März die Buchreihe „Berlin und München. Studien zu Politik und Geschichte“ im Verlag Ernst Vögel heraus, in der jährlich zwei bis vier neue Bücher erscheinen werden.
Gemeinsam mit Peter Massing hat Schroeder einen weiterbildenden Masterstudiengang Politik und Zeitgeschichte entwickelt, der im Januar 2008 begann und der im Januar 2012 mit dem inzwischen fünften Durchgang fortgeführt wird.
Werke (Monographien)
- Die DDR. Geschichte und Strukturen. Reclam, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-15-015233-1.
- Das neue Deutschland. Warum nicht zusammenwächst, was zusammengehört , wjs verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-937989-66-2
- Oh, wie schön ist die DDR. Kommentare und Materialien zu den Ergebnissen einer Studie (mit Monika Deutz-Schroeder), Wochenschauverlag, Schwalbach/Ts. 2009
- Soziales Paradies oder Stasi-Staat? Das DDR-Bild von Schülern - Ein Ost-West-Vergleich" (mit Monika Deutz-Schroeder), Verlag Ernst Vögel, München, Stamsried 2008
- Die veränderte Republik. Deutschland nach der Wiedervereinigung, Verlag Ernst Vögel, München, Stamsried 2006
- Rechtsextremismus und Jugendgewalt in Deutschland. Ein Ost-West-Vergleich (mit Monika Deutz-Schroeder und Uwe Hillmer), Schöningh Verlag, Paderborn 2004
- Lexikon der deutschen Geschichte 1945-1990, hrsg. von Michael Behnen, Kröner-Verlag Stuttgart 2002. Insgesamt 134 Sach- und Personenartikel (ca. 220 Manuskriptseiten). Darunter Großartikel zu „Deutsche Demokratische Republik“, „Einigungsvertrag“, „Sozialistische Einheitspartei Deutschland“, „Verfassungen der DDR“, „Zusammenbruch der DDR“, „Berlin“ (Mitarbeit)
- Vom Baltikum zum Schwarzen Meer. Transformation im östlichen Europa (mit Gabanyi), München 2002
- Der Preis der Einheit. Eine Bilanz, Hanser-Verlag, München 2000
- Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990, Propyläen Taschenbuch, München 2000
- Eingegrenzt – Ausgegrenzt. Bildende Kunst und Parteiherrschaft in der DDR 1961-1989 (mit Hannelore Offner), Akademie-Verlag, Berlin 2000
- Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft 1949-1990, Hanser-Verlag, München 1998
- Land in Sicht. Die Fusion von Berlin und Brandenburg (mit Ulrich Hartmann und Stefan Herten), Aufbau-Verlag, Berlin 1996
- Transformationsprozesse in ostdeutschen Unternehmen. Akteursbezogene Studien zur ökonomischen und sozialen Entwicklung in den neuen Bundesländern (mit Walter Heering), Akademie-Verlag, Berlin 1995
- Geschichte und Transformation des SED-Staates, Akademie-Verlag, Berlin 1994
- Wissens- und Technologietransfer. Bedeutung und Perspektiven einer regionalen technologiepolitischen Strategie am Beispiel Berlins (mit Frank-Uwe Fuhrmann und Walter Heering), Duncker & Humblot, Berlin 1991
- Technik und Zukunft (mit Werner Süß); zweite Auflage, Dietz-Verlag Berlin (DDR), Berlin 1990
- Dokumentation der FU Berlin, Teil VI (1969 - 1973), "Hochschulreform und Studentenprotest" (mit Manfred Görtemaker), Berlin 1990
- Technik und Zukunft. Neue Technologien und ihre Bedeutung für die Gesellschaft (mit Werner Süß), Westdeutscher Verlag, Opladen 1988
- Wozu noch Soziologie? (mit Dieter Grühn und Werner Süß) Bielefeld 1985
- Der Weg in die Stagnation. Eine empirische Studie zur Konjunkturentwicklung und Konjunkturpolitik in der Bundesrepublik von 1967 - 1982. Westdeutscher Verlag, Opladen 1984
- Dokumentation der FU Berlin, Teil V (1967 - 1969) "Gewalt und Gegengewalt". Berlin 1983
Einzelnachweise
Weblinks
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