Kleidermotte

Kleidermotte
Kleidermotte
Kleidermotte (Tineola bisselliella)

Kleidermotte (Tineola bisselliella)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Echte Motten (Tineidae)
Unterfamilie: Tineinae
Gattung: Tineola
Art: Kleidermotte
Wissenschaftlicher Name
Tineola bisselliella
(Hummel, 1823)

Die Kleidermotte (Tineola bisselliella) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Echten Motten (Tineidae) mit weltweiter Verbreitung. Die Flügel der etwa sechs bis neun Millimeter großen Falter sind je nach Farbe der Nahrung hellgelb bis dunkelbraun glänzend, bewimpert, weisen keine Zeichnung auf und sind dachartig über den Rücken gefaltet. Die Flügelspannweite beträgt etwa 10 bis 15 Millimeter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Motten (sasū) werden bereits in altassyrischen Keilschrifttexten erwähnt[1]. So musste der Kaufmann Aššur-taklakū, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war, feststellen, dass die Motten in seinem Haus 200 Gewänder verzehrt (akālum) hatten. Er schätzte den Schaden auf fünf Minen Silber. Den Kaneš-Texten zufolge befallen Motten länger verpackte oder gelagerte Kleidung. Als einziges Gegenmittel wird gründliches Lüften erwähnt. Teilweise zerstörte Kleidungsstücke wurden gereinigt, zerschnitten und Dienern übergeben. Aus dem mittelassyrischen Aššur sind drei Briefe (KAV 99, 109, KAV 195 + KAV 203) des Bābu- aha-iddina, Sohn des Ibašši-ilī bekannt. Er wurde 1908 westlich des Nabu-Tempels gefunden. Bābu-aha-iddina, ein hoher Hofbeamter, weist seinen Haushofmeister (sa muhhi biti), Aššur-zuquppanni an, Kleidungsstücke aus dem königlichen Besitz, die in versiegelten Truhen gelagert sind, zu lüften. Der Verwalter Kidin-Gula, Aššur-zuquppannia sowie zwei Hilfskräfte, Maʾānaju und Aššur-bēla-šalim, werden angewiesen, beschädigte Kleidungsstücke an Handwerker zu übergeben, damit diese sie flicken. Die Briefe stammen aus dem Eponymat von Ittabšiden-Aššur und Šunuqardu.

Motten finden auch in Omina Erwähnung[2]. Theophrast kennt den medischen Apfel (Zitrone) zur Abwehr von Motten[3]. Das Neue Testament ((Mt 6,19 EU)-(Mt 6,20 EU); (Lk 12,33 EU)) empfiehlt dagegen, Schätze im Himmel zu sammeln, welche die Motten und der Rost nicht fressen.

Lebensweise

In der Natur leben die Larven in Nestern von Vögeln und Säugetieren, wo sie sich von Tierhaaren ernähren, als Schädling von Textilstoffen ist die Kleidermotte aber in menschlichen Behausungen auf der ganzen Welt verbreitet.

Die Kleidermotte bevorzugt Wohn- und Lagerräume. Das Weibchen legt 100 bis 250 weiße Eier. Diese werden einzeln auf Wollstoffen, Federn, Pelzen und Polstermöbeln abgelegt. Aus den Eiern schlüpfen nach etwa zwei Wochen gelb-weiße Raupen (Larve der Schmetterlinge). Die Entwicklung bis zum Schmetterling dauert je nach Umweltbedingungen 60 Tage bis mehrere Monate. Unter optimalen Bedingungen sind vier Generationen pro Jahr möglich.

Die Larven der Kleidermotte benötigen das in Tierhaaren (Wolle, Pelze, Felle) enthaltene Protein Keratin. Rein pflanzliche und synthetische Gewebe werden von den Raupen gefressen, jedoch nicht verdaut; insbesondere gemischte Kleidung mit Wollanteil ist daher gefährdet. Papier und Holz werden von der Kleidermotte nicht befallen. Bei lange gelagerter Kleidung kann eine Massenvermehrung erfolgen.

Die Flugzeit ist von Mai bis September.

Schadwirkung

Larve der Kleidermotte

Die Larve verursacht den Hauptschaden an den Stoffen und anderen Produkten. Durch den Fraß der Kleidermotte entstehen Löcher und kahle Stellen in Textilien. Besonders beliebt sind Kleider, die Schweiß- und Schmutzrückstände aufweisen, da diese eine gute Nahrungsquelle bilden. Befallen werden neben Kleidung auch zum Beispiel Teppiche, insbesondere an Stellen über Bodenritzen und unter Möbeln, wo die Mottenentwicklung nicht durch Tritt gestört wird.

Beobachtet wurde auch Befall von Lebensmitteln, welche längere Zeit gelagert wurden. Vorsicht ist bei Lagerung von Weihnachtsgebäck, Kakaoprodukten und ähnlichem geboten, da hierbei optimale Bedingungen für eine Schädlingsvermehrung entstehen können. Befallene Lebensmittel sind nicht mehr zum Verzehr geeignet. Ob sich Allergien herausbilden können, ist nicht untersucht.

Gegenmaßnahmen

Mottenpapier

Als Gegenmaßnahme empfiehlt sich das regelmäßige Staubsaugen, vor allem auf den Böden und in den Ritzen der Kleiderschränke und -kästen. Allerdings ist dabei darauf zu achten, dass sich das Mottennest auch im Staubsaugerbeutel befinden kann. Weiter sollte man nach der Quelle suchen und Kleidung regelmäßig kontrollieren.

Klassische chemische Abwehr wird durch Mottenkugeln realisiert, heute eher Mottenpapier. Natürliche Mottenabwehr wird mit Zedern-, Zirbelkiefer- oder Niembaumholz und deren ätherischen Ölen erreicht. Ebenso kann Lavendel, in kleinen Stoffsäckchen in den Schrank gelegt, Motten abwehren. Die Textilindustrie setzt synthetisch hergestellte Insektizide als Fraßgifte gegen Motten ein, mit diesen werden die Textilien behandelt, um sie mottenecht auszurüsten.

Der Befall lässt sich auch durch vorsichtiges Einlegen in fast kochendes Wasser oder durch die Lagerung im Tiefkühlschrank (für mindestens eine Woche) der befallenen Textilien beseitigen; Waschen bei hohen Temperaturen kann zum Verfilzen der Wolle führen. Bei diesen Prozeduren sollte allerdings – wie bei den anderen Methoden auch – nach einigen Wochen geprüft werden, ob die Textilien wirklich keinen Befall mehr aufweisen. Ansonsten ist die Methode zu wiederholen.

Zur biologischen Bekämpfung von Kleidermotten können Schlupfwespen genutzt werden. Die Eier dieser Nützlinge sind weniger als einen Millimeter groß und werden auf den Eiern der Motten abgelegt, wo die Larven dann nach kurzer Zeit schlüpfen und diese auffressen. Es gibt zur biologischen Mottenbekämpfung Papierkärtchen mit Kolonien der Schlupfwespenart Trichogramma evanescens. Trichogramma-Schlupfwespen sind Eiparasiten, d.h. sie suchen die abgelegten Eier der Motten, legen ihre eigenen Eier darin ab und statt einer Mottenlarve schlüpft eine nützliche Schlupfwespe. Dieser Kreislauf wiederholt sich, solange Motteneier vorhanden sind. Finden die Schlupfwespen keine Motteneier mehr, so sterben sie. Die Nützlinge sind nur etwa 0,3 bis 0,4 mm klein und mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Um den Entwicklungszyklus der Motten wirksam zu unterbrechen, sind drei Freilassungen der Schlupfwespen im Abstand von jeweils drei Wochen notwendig. Bei jeder Freilassung wird ein Kärtchen, jeweils bestückt mit zirka 3000 Schlupfwespen-Eiern pro Regalfach in der Nähe der Vorräte verteilt.

Im Fachhandel sind Lockstofffallen erhältlich, welche bis zu drei Monate wirksam sind. Sie locken die umherfliegenden Männchen mittels Pheromonen an. Sie eignen sich zum Nachweis eines Mottenbefalls und sie verringern die Population, zum Einfangen einer ganzen Population sind sie hingegen nicht ausgelegt. Außerdem ist zu beachten, dass die Pheromone auch Motten aus der Nachbarschaft anlocken.

Literatur

  • Christel Sachs, Jutta Koop,: Ungebetene Hausgäste, Ungeziefer vorbeugen und umweltgerecht bekämpfen. Sachs, 1994, ISBN 3-928294-00-8.
  • Thomas Voigt: Haus- und Hygieneschädlinge, Motten, Schaben, Silberfischchen, Heimchen, Fliegen, Wespen, Ameisen, Hausstaubmilben, Hausmaus, Ratten. Govi, 1995, ISBN 3-7741-0461-1.
  • Harry Garms: Fauna Europas, Ein Bestimmungslexikon der Tiere Europas. dtv, 1977.
  • Alexander Wudtke:Möglichkeiten des Methodentransfers vom Vorratsschutz zum Materialschutz. Mensch & Buch, Berlin 2002, 131 S., ISBN 3-89820-379-4.
  • Alexander Wudtke: Museumsschädlinge – Vermeidung und Bekämpfung am Beispiel der Kleidermotte. In: museumskunde, 2003 68, 122-128

Weblinks

 Commons: Kleidermotte – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cécile Michel, Les Mites d'Assyrie Moths: Assyrian Texts of the Second Millennium B. C.. In: Journal of the American Oriental Society. 118/3, 1998, 325-331
  2. S. Moren: A preliminary investigation. In: The omen series „Šumma alū“. Ann Arbor: University Microfilms 1978, 173
  3. Theophrastus: Peri phyton aition. In: A. Hort (Hrsg.): Enquiry into Plants and Minor Works on Odours and Weather Signs. Harvard Univ. Press, Cambridge Mass. 1961, Buch 4, §4

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