Klösterl Walchensee

Klösterl Walchensee
Der Walchensee mit dem Klösterl um 1820

Das Klösterl Walchensee ist ein ehemaliges, St. Anna und St. Joachim geweihtes Kloster der Hieronymiten auf der Halbinsel Zwergern im Ortsteil Walchensee der bayerischen Gemeinde Kochel am See.

1688 gegründet wurde es bereits 1725 wieder aufgelöst und kam an das Kloster Benediktbeuern. Nach der Säkularisation im Besitz des bayerischen Staats, diente es bis in die 1960er als Wohnhaus für den Pfarrer und Lehrer von Walchensee. 1979 erwarb es die Diözese Augsburg, ließ es restaurieren und nutzt es heute als Jugendbildungshaus. Seine Kapelle kann während des Sommers an Sonntagen besichtigt werden.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das ehemalige Kloster ist ein zweigeschossiges Gebäude mit der barocken Kapelle St. Anna, das auch als Unterkunft für die Mönche diente. Sein schiefergedecktes Satteldach besitzt einen hölzernen Dachreiter mit abschließender Zwiebelhaube. Im Inneren der Kapelle finden sich Rankenstuck am Gewölbe und an der Decke sowie ein barocker Hochaltar von Cosmas Damian Asam aus dem Jahr 1728.

Geschichte

Das Kloster wurde durch Wolfgang Holzer (Frater Onuphrius) aus Warngau in Oberbayern gegründet, der als Gönnerin für seine kleine Gemeinschaft von Eremiten die bayerische Kurfürstin Maria Antonia von Österreich, Tochter Kaiser Leopolds I., gewinnen konnte. Sie veranlasste 1686 den Bau einer Kapelle und eines Wohnhauses mit Unterkünften für die Hieronymiten auf dem Grund und Boden des Augustiner-Chorherren-Stifts Schlehdorf. Die Klostergründung stieß beim benachbarten Kloster Benediktbeuern auf wenig Gegenliebe, denn das Schlehdorfer Gebiet gehörte zu dessen Grundbesitz, doch der Beuerner Abt Placidus beugte sich − wenn auch widerwillig − dem Wunsch der Kurfürstin.

Im September 1689 wurde die Klosterkapelle St. Anna fertiggestellt, doch aufgrund der Nähe zum Benediktbeuerner Kloster gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit den dortigen Abt. Man stritt um Jagd- und Fischrechte, und der Gastwirt des Beuerner Klosters klagte über hohe Umsatzrückgänge, weil die Hieronymiten ihr eigenes Bier brauten und ihm so die Kundschaft wegnahmen. Außerdem hatte das Kloster mehr Mönche aufgenommen, als es gedurft hätte. Der andauernde Streit führte letztendlich dazu, dass das Hieronymitenkloster 1725 aufgelöst wurde und seine Mönche nach St. Anna im Lehel in München übersiedelten. Das Klösterl kam in den Besitz Benediktbeuerns, das die Kapelle bis 1728 von Johann Michael Fischer im Stil des Barock umbauen und erweitern ließ und sie anschließend als Filialkirche nutzte. Im Klostergebäude wurde ein Gasthaus eingerichtet.

Mit der Säkularisation kam das Klösterl 1803 an den bayerischen Staat und wurde bis Ende der 1960er Jahre als Wohnung des Pfarrers von Walchensee genutzt. Erster Pfarrer war der letzte Prior Benediktbeuerns, der als Lehrer auch die im Klösterl eingerichtete Schule betreute.

Ab 1968 war das Gebäude zehn Jahre lang unbewohnt und wurde nicht mehr genutzt. In dieser Zeit wurde dort mehrmals eingebrochen und die wertvolle Inneneinrichtung stark beschädigt oder gestohlen. Ende der 1970er Jahre erwarb das Bistum Augsburg die kleine Anlage und ließ sie von 1981 bis 1988 grundlegend restaurieren. Seit Abschluss der umfangreichen Arbeiten wird es von der Diözese als Jugendbildungshaus genutzt.

Literatur

  • Norbert Backmund: Die kleineren Orden in Bayern und ihre Klöster bis zur Säkularisation. Poppe, Windberg 1974, S. 54–55.
  • Karl Emerich: Das Gotteshaus St. Anna oder Klösterl am Walchensee. Bruchstücke aus dessen Vergangenheit gesammelt von Karl Emerich. von Seidel'sche Buchdruckerei, Sulzbach 1912.

Weblinks

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