Knallsäure

Knallsäure
Strukturformel
Struktur von Knallsäure
Allgemeines
Name Knallsäure
Andere Namen
  • Formonitriloxid
  • Fulminsäure
Summenformel HCNO
CAS-Nummer
  • 51060-05-0
  • 506-85-4
Kurzbeschreibung

giftiges, leicht zersetzliches Gas[1]

Eigenschaften
Molare Masse 43,03 g·mol–1
Aggregatzustand

gasförmig

Sicherheitshinweise
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [2]
keine Einstufung verfügbar
R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche nicht möglich

Freie Knallsäure, auch als Fulminsäure bezeichnet, ist ein giftiges, zersetzliches Gas von durchdringendem Geruch mit der Summenformel HCNO. Es ist eine Cyansauerstoffsäure, chemisch betrachtet also ein Oxid der Blausäure.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Struktur

Justus von Liebig entdeckte die Knallsäure 1824 und formulierte sie als H2C2N2O2. Die isomere Cyansäure fand Friedrich Wöhler ein Jahr später. Roland Scholl ermittelte 1891 die Struktur durch Reaktionen, in denen sich Knallsäure zu Derivaten der Cyansäure umlagert. Weiterhin erwies ihre Spaltung in Ameisensäure und Hydroxylamin scheinbar den Oxim-Charakter (Kohlenstoffmonoxid-Oxim) der Knallsäure als HONC und widersprach der von Kekule postulierten Form O2NCH2CN, des Nitroacetonitrils.[3] Neuere Strukturuntersuchungen zeigten dann den linearen Aufbau des Moleküls als HCNO (analog zur Blausäure HCN), mit einer C-N-Dreifachbindung, wohingegen die isomere Isoknallsäure HONC gewinkelt ist.[4]

Darstellung

Knallsäure lässt sich durch Behandeln einer wässrigen Lösung von Natriumfulminat mit verdünnter Schwefelsäure unter Eiskühlung herstellen.

Eigenschaften

Knallsäure ist isomer zur Isoknallsäure (HONC), zur Cyansäure (HOCN) und zur Isocyansäure (HNCO). Die farblose, giftige Knallsäure ist nur bei niedrigen Temperaturen stabil und polymerisiert leicht zu Diisocyansäure. Die Salze der Knallsäure werden Fulminate genannt.[5]

Verwendung

Für die freie Säure ist keine industrielle Verwendung bekannt. Fulminate wie das Quecksilberfulminat (Knallquecksilber) und Silberfulminat (Knallsilber) finden durch ihre hohe Explosivität als Initialzünder für andere Explosivstoffe Verwendung.[5]

Einzelnachweise

  1. Christa Wagner-Klemmer, in: Roempp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  2. In Bezug auf ihre Gefährlichkeit wurde die Substanz von der EU noch nicht eingestuft, eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. R. Escales, A. Stettbacher: Initialexplosivstoffe, 1917, ISBN 3-8311-3939-3
  4. A.F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der anorganischen Chemie, 1995, Walter de Gruyter, ISBN 3-11-012641-9
  5. a b Karl-Heinz Lautenschläger, Werner Schröter: Taschenbuch der Chemie. Harri Deutsch Verlag 2007, ISBN 9783817117611, S. 457 (eingeschränkte Online-Kopie in der Google Buchsuche)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Knallsäure — Knallsäure, so v.w. Zweibasige Cyansäure, s.u. Cyan A) b). Knallsäure Salze u. Knallsaures Silberoxyd (Knallsilber). s. ebd …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Knallsäure — (Karbyloxim, Fulminsäure, Nitroacetonitril, Nitrocyanmethan) CN.OH ist im freien Zustand wenig bekannt. Sie wird aus ihren Salzen durch starke Säuren abgeschieden, riecht wie Blausäure und ist nicht weniger giftig. Ihre Salze (Knallsäuresalze,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Knallsäure — Knallsäure, s. Knallquecksilber …   Lexikon der gesamten Technik

  • Knallsäure — Knallsäure, nur in Form ihrer Salze (Fulminate) bekannte organische Säure; ihr Quecksilbersalz (Knallquecksilber, Merkurifulminat, Howards Knallpulver) entsteht beim Versetzen einer Lösung von Quecksilber in Salpetersäure mit Alkohol und Fällen… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Knallsäure — Knạll|säu|re 〈f. 19; unz.; Chem.〉 giftiges Isomer der Cyansäure, deren Schwermetallsalze explosiv sind; Sy Fulminsäure * * * Knạll|säu|re [wegen des Explosionsknalls der K. Salze]; Syn.: Fulminsäure, Blausäureoxid, Formonitriloxid: H CᆖN O̲̅|;… …   Universal-Lexikon

  • Fulminat — Strukturformel Allgemeines Name Knallsäure Andere Namen Formonitriloxid Fulminsäure …   Deutsch Wikipedia

  • Fulminate — Strukturformel Allgemeines Name Knallsäure Andere Namen Formonitriloxid Fulminsäure …   Deutsch Wikipedia

  • Nitriloxid — Strukturformel Allgemeines Name Knallsäure Andere Namen Formonitriloxid Fulminsäure …   Deutsch Wikipedia

  • Cyan — (Cyanogēn, Blaustoff), chemisches Zeichen: Cy. Formel: C2N, Äquivalent 28; Radical der Blausäure, 1815 von Gay Lussac entdeckt, bildet sich beim Glühen von Stickstoffkohle, od. Salmiak u. Kohle mit fixen Alkalien, bei der trockenen Destillation… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Liste der chemischen Trivialnamen — Trivialnamen sind Namen für chemische Verbindungen, die nicht den systematischen Nomenklaturregeln der Chemie entsprechen und daher keinen Aufschluss über die Zusammensetzung und Struktur der Verbindung geben. Trivialnamen stammen meist aus der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”