André Brie

André Brie

André Brie (* 13. März 1950 in Schwerin) ist ein deutscher Politiker (Die Linke). Er war von 1999 bis 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments und wurde 2011 in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1968 in Berlin diente Brie drei Jahre bei der NVA in Brandenburg an der Havel als Techniker im Hubschraubergeschwader 31. Anschließend begann er 1971 ein Studium der Außenpolitik am Institut für Internationale Beziehungen der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft der DDR in Potsdam-Babelsberg, welches er 1976 als Diplom-Politikwissenschaftler beendete.[1] Danach war er bis 1989 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Internationale Beziehungen tätig. 1979 erfolgte hier seine Promotion (Dissertation A) zum Dr. rer. pol. 1981 erhielt er das UNO-Abrüstungsstipendium und vollendete 1986 seine Habilitation (Dissertation B). Anschließend war er hier Dozent und Lehrstuhlleiter für Fragen der europäischen Sicherheit und Abrüstung. Von 1989 bis 1990 war Brie wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für interdisziplinäre Zivilisationsforschung an der Humboldt-Universität Berlin.

Brie war 1985 und 1986 Wissenschaftlicher Berater der DDR-Delegation in der Genfer Abrüstungskonferenz und von 1986 bis 1991 Mitglied der Pugwash-Arbeitsgruppen für Kernwaffen in Europa und für konventionelle Waffen in Europa.

Gesellschaftliches Engagement

Brie ist Gründungsmitglied der Bundesstiftung Rosa Luxemburg.

Partei

1969 wurde Brie Mitglied der SED. Von 1990 bis 1999 war er Leiter des zentralen Wahlbüros der PDS. Daneben war er von 1990 bis 1992 stellvertretender PDS-Bundesvorsitzender und von 1991 bis 1992 Landesvorsitzender der PDS in Berlin. Von beiden Ämtern trat er nach dem Bekanntwerden seiner inoffiziellen Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zurück.

Brie gehörte von 1993 bis 1999 erneut dem PDS-Bundesvorstand an und leitete von 1991 bis 1997 die Grundsatzkommission der PDS. In diesem Amt erwarb er sich den Ruf als maßgeblicher Theoretiker und Vordenker der PDS.

Von 2003 bis 2005 war Brie Mitglied des PDS-Landesvorstandes in Mecklenburg-Vorpommern. 2004 war er Wahlkampfleiter PDS für die Wahl zum Europaparlament.

Im Jahr 2006 stimmte Andre Brie gemeinsam mit Helmuth Markov und Gabi Zimmer einer Resolution des EU-Parlaments zu, in der die Menschenrechtssituation in Kuba kritisiert wurde.[2] Dafür geriet Brie innerparteilich stark in Kritik, weil die fragliche Resolution auf eine Initiative der post-franquistischen spanischen Volkspartei (PP) zurückging.

Seit einiger Zeit tritt Brie offensiv als Kritiker der Parteiinhalte und des Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine[3][4] sowie als Befürworter eines Mitte-Links-Regierungsbündnisses auch auf Bundesebene auf und erhält seitdem hohe Medienaufmerksamkeit. Ihm wird in diesem Zusammenhang unter anderem vorgeworfen, sich unsolidarisch zu verhalten. Ebenso wurden seine Vorstöße in Richtung Regierungsbeteiligung beispielsweise von Daniela Dahn kritisiert.

Abgeordneter

Von 1999 bis 2009 war Brie Mitglied des Europäischen Parlaments. Hier war er Obmann der KVEL/NGL-Fraktion im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten sowie im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Außerdem war er Präsident der Chile-Delegation des Europäischen Parlaments.

Bei der Aufstellung der Bundesliste der Partei Die Linke zur Europawahl am 7. Juni 2009 scheiterte Brie in einer Stichwahl um den aussichtsreichen Platz 12 gegen Sascha Wagener vom Jugendverband.[5] Kritisiert wurde dabei unter anderem seine Bejahung des Inhaltes des EU-Verfassungvertrages. Für weitere Plätze trat er nicht an.

Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September 2011 erhielt er über die Landesliste ein Mandat.[6]

Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit

Brie hat seit 1970 für das MfS, Bezirksverwaltung Potsdam (Abteilung II/6 – Spionageabwehr), als IM „Peter Scholz“ gearbeitet. Er erhielt für seine Spitzeltätigkeit die Verdienstmedaille der NVA in Bronze. Sein Aktionsradius als IM „Peter Scholz" umfasste: Freunde, Freundinnen, Arbeitskollegen (u.a. am IIB, ASR der DDR, UNO-Vertretung der DDR – als Stipendiat, Schriftstellerverband, Kabarettszene der DDR, Liedermacher: u.a. Bernd Rump, Gruppe Schicht, Verband Bildender Künstler der DDR (u.a. Klaus Vonderwerth und Petra Kurze). Noch 1986 verlangte André Brie die Erhöhung „der revolutionären Wachsamkeit“ am Institut für Internationale Beziehungen [7]

Familie

Brie ist der Sohn des DDR-Diplomaten Horst Brie und wuchs durch die beruflich bedingten Umzüge der Familie u.a. in China und Nordkorea auf. Er ist verheiratet mit der ehemaligen sächsischen Landtagsabgeordneten Ingrid Mattern (Die Linke), mit der er eine Tochter hat. Weiterhin hat er zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe. Sein Bruder Michael Brie ist einer der Theoretiker der Partei Die Linke.

Veröffentlichungen

Brie ist Autor verschiedener Schriften zur Außen- und Sicherheitspolitik. Er veröffentlichte außerdem Kabarett-Texte, Aphorismen und Kinderbücher.

  • Nato, Brüssel und Raketen (1980)
  • Militärisches Gleichgewicht, Entspannung, Abrüstung (1986), ISBN 3-329-00141-0
  • Friedenspolitik im nuklear-kosmischen Zeitalter (Mitautor) (1986), ISBN 3-329-00072-4
  • Wann soll man Bäume pflanzen? Wege zur Abrüstung. Kinderbuchverlag, Berlin 1984, ISBN 3-358-00019-2 (2. Auflage 1987)
  • Intelligente Waffen oder intelligente Politik? Abrüstung – die Chance der Vernunft (1988), ISBN 3-355-0776-5 (formal falsche ISBN)
  • Conventional Disarmament in Europe (1989), ISBN 92-9045-027-4
  • Befreiung der Visionen. Für eine sozialistische Erneuerung (1992), ISBN 3-89468-111-5 (formal falsche ISBN)
  • Ich tauche nicht ab. Selbstzeugnisse und Reflexionen (1996), ISBN 3-929161-59-1
  • Zur Programmatik der Partei des Demokratischen Sozialismus (Mitautor) (1997), ISBN 3-320-01932-5

Aphorismen:

  • Der Weisheit letzter Schuss (Mitautor) (1980)
  • Die Wahrheit lügt in der Mitte (1982), ISBN 3-359-00237-7
  • Am Anfang war das letzte Wort (1985)
  • Nur die nackte Wahrheit geht mit keiner Mode (1999), ISBN 3-359-00976-2

Literatur

  • Robert Lorenz: Techniker der „kalten Fusion“. Das Führungspersonal der Linkspartei. In: Tim Spier u.a. (Hrsg.): Die Linkspartei. Zeitgemäße Idee oder Bündnis ohne Zukunft? VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 9783531149417, S. 275–323.
  • Helmut Müller-Enbergs: Brie, André. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.

Weblinks

Wikinews Wikinews: André Brie – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Vita von André Brie auf seiner Website www.andrebrie.de/europa_1999-2009
  2. Parteivorstand kanzelt Kuba-Kritiker ab, Spiegel Online, 28. Februar 2006
  3. Nico Fried, Robert Roßmann: Hoffnung auf die Rebellion, sueddeutsche.de, 10. August 2007
  4. André Brie: Der Lafontainismus. Der Spiegel, Nr. 24, 2009
  5. DIE LINKE: Wahl der Bundesliste zur Europawahl 2009
  6. Wahl zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern am 4. September 2011 - Gewählte Bewerber aus Landeslisten
  7. vgl. BStU: ASt. Potsdam, 2219/89, Teil II/2, Bl. 366f.

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