Komplementarität

Komplementarität

Mit Komplementarität bezeichnet man im Allgemeinen die Zusammengehörigkeit (scheinbar) widersprüchlicher, sich aber ergänzender Eigenschaften (Merkmale) eines Objektes oder Sachverhaltes. Komplementäre Eigenschaften gehören zusammen, sofern sie dasselbe Objekt betreffen. Sie schließen einander insofern aus, als sie nicht räumlich oder zeitlich zusammentreffen können. In der Regel handelt es sich um zwei verschiedene Eigenschaften, die sich nicht kausal aufeinander beziehen, aber gemeinsam einen Sinn ergeben.

Komplementarität ist der Versuch, ein Phänomen mit mindestens zwei Modellen zu erklären, die sich möglicherweise widersprechen bzw. ausschließen.

Konzepte von Komplementarität finden sich beispielsweise:

  • in der Philosophie im Sinne von Yin und Yang die unlösbare Verbundenheit von Gegensätzen zu einer Ganzheit. Siehe auch Taoismus
  • in der Physik den als „Welle-Teilchen-Dualismus“ bezeichneten Erklärungsansatz, Quantenobjekte in manchen Fällen als Wellen, in anderen als Teilchen zu beschreiben. Siehe Komplementaritätsprinzip, Konvergenz (Philosophie)
  • in der Physik ein Phänomen der Quantenmechanik demzufolge bestimmte komplementäre Messgrößen, wie z. B. der Ort und der Impuls eines Elektrons, nicht gleichzeitig einen exakt definierten Wert besitzen können.
  • in der Biologie das Verhältnis sich ergänzender räumlicher molekularer Strukturen, deren Zusammenwirken nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip Voraussetzung für die Erfüllung einer bestimmten Funktion ist.
  • in der Psychosomatik das Aufeinander-bezogen-Sein „rein psychischer“ und „rein körperlicher“ Faktoren zur Erklärung pathogener Prozesse.
  • in der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung wird diese Beziehung Synchronizität genannt
  • in der Ethnopsychiatrie nach Georges Devereux beschreibt Komplementarität die gegenseitige Ergänzung und Korrektur verschiedener Methoden, die den gleichen Gegenstand haben, so z. B. die Theorie eines ethnozentrischen Imperialismus versus universellen psychischen Mechanismen oder das Standortbewusstsein eines Ethonopsychiaters versus Verabsolutierung von Teilaspekten einer Kultur
  • in der Kommunikationstheorie nach Watzlawick das Zusammenspiel zweier Verhaltensmuster in zirkulären Kommunikationsabläufen, die sich gegenseitig ergänzen und bedingen (wie etwa Lehrer und Schüler oder Verfolger und Verfolgter)
  • in der Logik das Verhältnis zweier Klassen, von denen die eine alle Elemente enthält, die nicht Elemente der anderen sind. Siehe Mengenlehre
  • in den Sprachwissenschaften beschreibt das Antonym (Gegenwort) den Komplementärbegriff
  • in der Wirtschaft das Zusammenwirken zweier Währungen in lokalen Wirtschaftskreisläufen. Siehe Komplementärwährung
  • in der Pädagogik nach Jongebloed ein Prinzip, um das Phänomen Bildung anhand des Verhältnisses von Erkenntnis und Erfahrung zu erklären.

Siehe auch


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