Konrad Wachsmann

Konrad Wachsmann

Konrad Wachsmann (* 16. Mai 1901 in Frankfurt (Oder); † 26. November 1980 in Los Angeles) war ein deutscher Architekt und Ingenieur jüdischer Abstammung, der 1941 in die USA emigrierte. Sein bekanntestes Bauwerk ist das Einsteinhaus Caputh bei Potsdam.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wachsmann lernt Tischler (Fa. Münnich, Frankfurt/Oder), studiert in Berlin und Dresden und wird Meisterschüler Hans Poelzigs.

Als einer der ersten Architekten beschäftigt er sich ausgiebig mit industrieller Vorfertigung. Ab 1926 ist er Chefarchitekt der auf Holzbauten spezialisierten Firma Christoph & Unmack in Niesky (Oberlausitz). In dieser Zeit entstehen viele seiner tatsächlich ausgeführten Bauwerke.

Das Einsteinhaus in Caputh.
Das Wohnhaus Dr. Estrich in Jüterbog

Sein erstes Haus als freiberuflicher Architekt ist das Wohnhaus für Dr. Estrich in Jüterbog (Brandenburg), das zeitgleich zum Einstein-Sommerhaus in Caputh 1929 gebaut wurde. Im Band 17.1 der Denkmale in Brandenburg, Landkreis Teltow-Fläming aus der Serie Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Wernersche Verlagsgesellschaft, heißt es zu diesem Gebäude:

„Im Werk Konrad Wachsmanns nimmt das Haus als erstes Projekt, das er als freiberuflicher Architekt verwirklichte, und als sein einziger Massivbau eine besondere Stellung ein.“

Den Höhepunkt bildet das Sommerhaus Albert Einsteins in Caputh (1929).

1932 erhält er den Rom-Preis der Preußischen Akademie der Künste, ein Stipendium, das ihm ermöglicht, ein Jahr lang in Rom künstlerisch tätig zu sein. Auch in Rom sollen einige seiner Entwürfe ausgeführt worden sein, jedoch ist dieser Zeitraum sehr schlecht dokumentiert.

1941 emigriert Wachsmann mit Unterstützung Einsteins in die USA, wo eine intensive Zusammenarbeit mit Walter Gropius beginnt. Zusammen entwickeln sie das „Packaged House System“, ein Fertighaussystem in Holzbauweise, mit dem Wachsmann international bekannt wird. Ein so konstruiertes Haus konnte in weniger als neun Stunden von fünf ungelernten Arbeitern aufgestellt werden. Trotz der herausragenden Technik wurde das Unternehmen zum Misserfolg.

Daraufhin entwickelt er im Auftrag der „Atlas Aircraft Corporation“ gegen Ende des Krieges einen transportablen Flugzeughangar mit dem Titel „mobilar structure“ (1944–1945), der jedoch nie gebaut wurde. Ab 1949 widmet sich Wachsmann der Forschung und Lehre, zuerst am „Institute of Design“ in Chicago und später an der Universität Illinois.

Ab 1956 leitete Wachsmann für einige Jahre die Architekturklasse der Salzburger Sommerakademie, wo er zahlreiche österreichische Architekten für die Idee des industriellen Bauens begeisterte (Gustav Peichl, Hans Hollein, Friedrich Kurrent, Ottokar Uhl, Hermann Czech, Gunther Wawrik und andere).

1964 wechselt er an die Universität von Los Angeles und führt eine ausgiebige Forschungsarbeit über große freitragende Hallen, insbesondere Flugzeughangars, die zu großen Teilen von der amerikanischen Luftwaffe finanziert wird weiter.

Wachsmann strebte in seiner Arbeit stets eine universelle Verwendbarkeit der einzelnen Komponenten seiner Konstruktion an. Mit möglichst wenigen Teilen wollte er eine große Vielfalt an Konstruktionsmöglichkeiten erzielen. Sein Lebenswerk könnte als die Suche nach dem „Universellen Knotenpunkt“ bezeichnet werden. Die technisch bemerkenswerten Arbeiten seines Spätwerkes sind nie ausgeführt worden, obwohl bereits bis in die industrielle Fertigung hinein geforscht und produziert wurde.

Nach seinem Tode kaufte die Stiftung Archive der Akademie der Künste (Berlin), Konrad-Wachsmann-Archiv, seinen beruflichen Nachlass auf.

Konrad Wachsmann ist in seinem Geburtsort Frankfurt (Oder) begraben. Das Konrad-Wachsmann-Oberstufenzentrum in Frankfurt (Oder) ist nach ihm benannt.

Werke

Bauten und Planungen

  • 1927: Direktorenwohnhaus in Niesky, als Chefarchitekt G&U, Niesky
  • 1926-1929:
    • Kinder-Walderholungsheim in Spremberg, als Chefarchitekt bei Christoph & Unmack
    • Lungenheilstätte Kaufungen bei Kassel (abgebrannt), als Chefarchitekt G&U, Niesky
    • Erdwissenschaftliches Institut in Ratibor, als Chefarchitekt G&U, Niesky
    • Wettbewerbsentwurf für eine Jugendherberge im Riesengebirge, als Chefarchitekt G&U
    • Bürogebaude der B.V.G. Berlin, als Chefarchitekt G&U, Niesky
  • 1929: Sommerhaus für Albert Einstein in Caputh bei Potsdam
  • 1929: Wohnhaus für Dr. Estrich in Jüterbog (südlich von Berlin)
    • "60 billige zeitgemäße Eigenhäuser", Lobende Anerkennung und 3. Preis, Wettbewerb
    • "Brücke über die Rance" bei Saint-Malo, Wettbewerb
  • 1930: Stahlrohrkonstruktion Fa. Torkret, Berliner Bauausstellung
  • 1933: Kettenhäuser für die geplante Werkbundsiedlung „Deutsches Holz“ Stuttgart 1933
  • 1934: Apartmenthaus T & S, Via Pepoli 5, Rom (und Ferienhaus für Felix Tannenbaum und Kronberg auf der Insel Capri), Piccola Marina
  • 1935: Planung Großmarkthalle, via Chiana, Rom
  • 1930er: Die Holzhaussiedlungen in Ludwigsfelde und Köln.
  • 1938: Projekt Landhaus bei Grottaferrata
  • 1941-42: Recreationcenter Key West, Florida, mit Walter Gropius, Lincoln, Massachusetts
  • 1941-42: Beginn Plattenbau-Systementwicklung "Packaged House System" für Einfamilien-häuser, der späteren "General Panel Corporation" (bis 1952) mit Walter Gropius, Lincoln, Cambridge, Massachusetts
  • 1944-45: Systementwicklung "Mobilar Structure" für kleine Flugzeughallen der Atlas Aircraft Corporation
  • 1947–1949: Marshall House (Doppelhaus), Los Angeles
  • 1951-55: U.S.A.F. Flugzeughangar für die US Air Force, Systementwicklung
  • 1956: Chalet für Sigfried Giedion, Amden
  • 1961-63: Projektierung eines 50-stöckigen elementierten Stahlhochhauses in Genua für "Italsider" und Neuordnung des Passagierhafens (Renzo Piano nimmt 40 Jahre später darauf bezug).
  • 1966: Projekt "Stadthalle" California City

Das hölzerne Direktorenhaus in der Nieskyer Goethestraße, das Einsteinhaus in Caputh in der Waldstraße und das Haus Dr. Estrich sind die drei einzigen in Deutschland erhaltenen Wachsmann-Bauten. Einsteins Landhaus ist gut erhalten wird museal genutzt. Das Nieskyer Direktorenhaus war zu DDR-Zeiten Sitz der FDJ-Kreisleitung und stand seit 1990 leer. Die Stadt erwarb das Gebäude 2005 und beginnt im Frühjahr 2010 mit Unterstützung des Bundes und der Wüstenrot Stiftung dessen Sanierung.[1]

Wachsmanns Veröffentlichungen

  • Holzhausbau. Technik und Gestaltung. Berlin: Ernst Wasmuth, 1930.
als Reprint Basel: Birkhäuser, 1995. ISBN 3-7643-5133-0
  • Eidon 1, Salzburg - Die Altstadt. Berlin W 35: Grieben Verlag, 1934
  • Eidon 2, Berlin - Unter den Linden. Berlin W 35: Grieben Verlag, 1934
  • Eidon 3, Prag. Berlin W 35: Grieben Verlag, 1934

(Eidon 3 ist in der Nationalbibliothek Berlin nicht nachweisbar.)

  • Wendepunkt im Bauen. Wiesbaden: Krausskopf Verlag, 1959

(Taschenbuchausgabe, Rowohlts Deutsche Enzyklopädie: Reinbek bei Hamburg, 1962)

  • Una Svolta nelle Costruzioni. Milano: Il Saggiatore, 1960

(Taschenbuchausgabe Milano: Il Saggiatore, 1965)

  • Aspekte. Wiesbaden: Krausskopf Verlag, 1961.
  • Bauen in unserer Zeit. Salzburg: Galerie Welz, 1957.
  • als Reprint Wendepunkt im Bauen. DVA: Stuttgart, 1989 und Dresden: Verlag der Kunst, 1989. ISBN 3-364-00116-2: (Nachdruck der Ausgabe Krausskopf, Wiesbaden 1959)

unveröffentlicht: Timebridge 1901-2001 (Arbeitstitel: Toward 2001), Autobiographie, Schreibmaschinentext, 1966/1981. Copyright by Judith Wachsmann und Gloria Kaufmann.

Literatur

  • Michael Grüning: Der Architekt Konrad Wachsmann. Löcker, Wiesbaden 1986, ISBN 3-85409-088-9.
  • J.-Martina Schneider: Vom Sinn des Details. Zum Gesamtwerk Konrad Wachsmanns. Band 3, Teil II: Fritz Haller: Gedanken zu Konrad Wachsmann; Peter Rodemeier: Konrad Wachsmann - oder die Liebe zur Geometrie; Peter Rudolph: Über die Konstruktionsprinzioien von Konrad Wachsmann; Eckhard Schulze-Fielitz: Jenseits von Wachsmann und dieseits und andererseits...; Müller, Köln 1988, ISBN 3-481-19831-0.
  • Otto Maier: Die räumliche Syntax. Konrad Wachsmanns Beitrag zum Bauen in unserer Zeit. Dissertation, Universität Karlsruhe, 1989.
  • Wilma Ruth Albrecht: Modulare Koordination. Über Leben und Werk von Konrad Wachsmann (1901-1988). In: BAUKULTUR. 1. 1998, S. 9-12.
  • Ulrich Bücholdt: Ein kleines Haus für einen großen Physiker. In: polis, 7. Jg. 1996, Heft 2, ISSN 0938-3689.
  • Michael Grüning: Der Wachsmann-Report. Auskünfte eines Architekten. Birkhäuser, Basel 2001, ISBN 3-7643-6422-X.
  • Peter Ackermann, Dietmar Strauch (Hrsg.): Konrad Wachsmann und Einsteins Sommeridyll in Caputh. Caputh, 2001, ISBN 3-8311-1771-3.
  • arts & architecture, Mai 1967, Los Angeles, California
  • Wasmuths Monatshefte Baukunst & Städtebau, Dezember 1930, Heft 12, S. 553-556 (Haus Dr. Estrich)
  • Stadt Niesky, Museum Niesky (Hrsg.): Holzbauten der Moderne//Timber Houses of the Modern Age. Architekturführer Holzbauten Niesky.
  • Barbara Anna Lutz: Albert Einsteins Sommerhaus von Konrad Wachsmann in Caputh. In: architectura 2/2005, S. 178-198, ISSN-0044-863x
  • Winfried Nerdinger (Hrsg.): Wendepunkte im Bauen. Von der seriellen zur digitalen Architektur. Architekturmuseum der TU München, 2010, ISBN 978-3-920034-40-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Niesky saniert Wachsmann-Bau - Nur drei Häuser des Architekten sind in Deutschland erhalten in: Märkische Oderzeitung, 29. Dezember 2009, S. 18

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