- Konrad Witz
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Konrad Witz (* um 1400 wahrscheinlich in Rottweil; † um 1446 in Basel) war ein oberdeutscher Maler in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Er zählt gemeinsam mit Hans Hirtz zu den bedeutendsten Vertretern der oberrheinischen Malerei der Spätgotik bzw. der von den Niederländern (Robert Campin, Jan van Eyck, Rogier van der Weyden) beeinflussten ars nova (neue Kunst, d.h. die frühe Renaissance nördlich der Alpen).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erst im Jahr 1897 wurde die Signatur von Konrad Witz auf dem Originalrahmen des Genfer Petrusaltares durch Daniel Burckhardt-Werthemann, Wissenschaftler der Öffentlichen Kunstsammlung Basel, entdeckt[1]. Auf dem Rahmen ist zu lesen: Dieses Werk malte Meister Konrad Witz aus Basel 1444 (Im lateinischen Original: hoc opus pinxit magister conradus sapientis[2] de basilea mccccxliiii). Rasch brachte man Witz mit einem gewissen „Meister Konrad von Rottweil“ in Basel in Verbindung.
Die älteste Quelle, die ihn erwähnt, findet sich in Basel, wo er am 21. Juni 1434 als Konrad von Rottweil in die dortige Zunft zum Himmel aufgenommen wurde. Zu dieser Zunft gehörten neben anderen auch die Maler. 1435 erhielt er das Basler Bürgerrecht. Er war zudem Mitglied der dortigen Lukasgilde.
Es sind nur Werke seiner letzten zwölf Lebensjahre bekannt. 1443 kaufte er in Basel das Haus Zum Pflug. Das späteste Lebenszeichen ist die Inschrift in dem Gemälde Der wunderbare Fischzug, die das Datum 1444 angibt. 1447 wurde seine Frau Ursuline als Witwe erwähnt.
Werk
Der Genfer Altar mit seinen vier Tafeln ist das einzige signierte Werk Witz', von dem die weiteren Zuschreibungen der Kunsthistoriker ausgehen.
Bis dato ungeklärt ist, wo Witz seine Ausbildung erhalten hat. In der kunsthistorischen Forschung wird davon ausgegangen, dass er seine Wanderjahre in Burgund und in den Niederlanden verbracht hat. Neuerdings wird von Florens Deuchler[3] eine Reise nach Italien, die ihn nach Ferrara und sogar nach Florenz geführt habe, vermutet. In Florenz, so Deuchler, soll er mit der Kunst der italienischen Frührenaissance in Kontakt gekommen sein und somit eine "Scharnierfunktion" zwischen der Kunst südlich und nördlich der Alpen übernommen haben. In jedem Fall war Basel zur Zeit Witz' ein Zentrum internationalen Austausches, da dort von 1431 bis 1449 das Basler Konzil stattfand. Witz konnte hier mit reichen Mäzenen und bedeutenden Künstlern in Kontakt kommen.
Witz befasste sich kühn mit den Problemen, dreidimensionale Wirklichkeit in die zweidimensionale Malerei umzugestalten, und Innen- und Außenräume in der richtigen Perspektive zu porträtieren. Obwohl seine Innenperspektive nicht mathematisch richtig ist, stellt sie eine bemerkenswerte Tiefe dar. Im „Wunderbaren Fischzug“ verlegt Witz die Szenerie des See Genezareth in die getreu abgebildete Landschaft des Genfer Sees mit dem Môle[4] und Petit Salève im Hintergrund. Es stellt dies die erste topografisch genau bestimmbare Landschaftsdarstellung der europäischen Malerei dar.[5] Charakteristisch ist seine realistische Darstellung von Materialien, besonders des Glanzes von Metall, wie bei den Ritterrüstungen und Goldschmiedewerken auf seinen Bildern.
Heilsspiegelaltar
um 1430/35, auf mit Leinwand überzogene Eichenholztafeln gemalt
Das Hauptwerk des Künstlers ist der Altar, den er vermutlich für die Augustinerchorherren-Stiftskirche St. Leonhard in Basel schuf. Das Werk ist heute in Einzeltafeln zersägt, wobei die Vorder- von den Rückseiten getrennt wurden. Nicht alle Tafeln sind erhalten, so dass eine vollständige Rekonstruktion nicht möglich ist. Bei den erhaltenen Tafeln handelt es sich offenbar um Reste der Altarflügel. Der Mittelschrein, der möglicherweise geschnitzte Figuren oder Reliefs enthielt, die vielleicht von einem anderen Künstler stammten, ist verloren. Die Themen sind dem Heilsspiegel entnommen, einem mittelalterlichen Erbauungsbuch, in dem Ereignisse des Alten Testamentes und der antiken Geschichte als Vorläufer von Ereignissen des Neuen Testamentes dargestellt werden. Beispielsweise gelten die drei Helden vor König David als Vorläufer der Heiligen Drei Könige bei der Anbetung des Jesuskindes. Symbolisch überhöht wird diese Thematik durch die Gegenüberstellung von Synagoge und Ecclesia als Vertretern des Judentums (Altes Testament) und des Christentums (Neues Testament). Hinzu treten Heilige (Augustinus, Bartholomäus).
Außenseite:
linker Flügel:
- oben links: Die Ecclesia, 86 × 80,5 cm (Kunstmuseum Basel)
- oben rechts: Der Engel der Verkündigung, 86 × 69,5 cm (Kunstmuseum Basel)
- unten links: Der heilige Augustinus, 101,5 × 81,5 cm (Musée des Beaux-Arts Dijon)
rechter Flügel:
- oben rechts: Die Synagoge,
- unten links: Hl. Bartholomäus
Innenseite:
linker Flügel
- oben links: Antipater vor Julius Cäsar, 86,2 × 70 cm (Kunstmuseum Basel)
- oben rechts: Esther vor Ahasver, 85 × 79,5 cm (Kunstmuseum Basel)
- unten rechts: Augustus und die Sibylle, 101,5 x 81,5 cm, (Musée des Beaux-Arts Dijon)
rechter Flügel
- oben links: Salomo und die Königin von Saba, (Berlin, Staatl. Museen)
- oben rechts: Abraham und Melchisedech
- unten rechts und links: David und Abisay (Bild), Sabonai und Benaja (Bild), (Kunstmuseum Basel)
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Außentafel: Hl. Bartholomäus
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rechter Flügel innen: König Salomo und Königin von Saba
Andere Werke
Bild Titel Jahr Größe / Material Ausstellung/Sammlung/Besitzer Hl. Christophorus 1435 102 × 81 cm , Tempera auf Eichenholz Kunstmuseum, Basel Die Heiligen Katharina und Maria Magdalena um 1440 161 × 131 cm, Tempera auf Holz Musée de l’Œuvre Notre-Dame, Straßburg Verkündigung an Maria 1440 157 × 120 cm , Tempera auf Tannenholz Germanisches Nationalmuseum Kreuzigung 1444 34 x 26 cm, Nußbaumholz, übertragen auf Leinwand Gemäldegalerie, Berlin Der Wunderbare Fischzug
(linker Außenflügel des Petrusaltars)1444 132 × 154 cm, Tempera auf Tannenholz Musée d’Art et d’Histoire, Genf Befreiung Petri (rechter Außenflügel des Petrusaltars) 1444 132 × 154 cm, Tempera auf Tannenholz Musée d'Art et d'Histoire, Genf Anbetung der Heiligen Drei Könige (linker Innenflügel des Petrusaltars) 1444 132 × 154 cm, Tempera auf Tannenholz Musée d'Art et d'Histoire, Genf - St. Petrus und der Stifter, Francois de Metz, Bischof von Genf (rechter Innenflügel des Petrusaltars)
- Die Begegnung an der Goldenen Pforte, 158 x 121 cm, Tannenholz, (Kunstmuseum Basel) Bild (Rückseite der Verkündigung an Maria im German. Nationalmuseum Nürnberg)
- Madonna aus Olsberg bei Rheinfelden (Kunstmuseum Basel)
- Die hl. Familie mit Heiligen in der Kirche, 63,5 x 44,3 cm, Holz, (Museo di Capodimonte, Neapel) Bild
- Wandmalereien des Basler Totentanzes, Fragmente im Basler Historischen Museum
Werkstatt
- Sechs Karten des Ambraser Hofjagdspiels
- Der Fürbittaltar (Staatliche Museen, Berlin / Kunstmuseum Basel)
Literatur
- Bodo Brinkmann: Konrad Witz (anlässlich der Ausstellung Konrad Witz, Kunstmuseum Basel, 6. März - 3. Juli 2011). Hatje Cantz, Stuttgart 2011. ISBN 978-3-7757-2760-0.
- Karin Althaus: Konrad Witz. Ein Pionier der Malerei im 15. Jahrhundert. Königstein i. Ts., Langewiesche, 2011. ISBN 978-3-7845-1901-2
- Dorothee Eggenberger: Die Basler Heilspiegelbilder. Ein Auftragswerk von König René d'Anjou und Kardinallegat Giuliano Cesarini? In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 67, 2010, S. 83-112.
Weblinks
Commons: Konrad Witz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von Konrad Witz bei Zeno.org
- Alle Bilder und Lebenslauf (Konrad-Witz-Schule Rottweil)
- Werke in der Web Gallery of Art
- Literatur von und über Konrad Witz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Konrad Witz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Ausstellung im Kunstmuseum Basel vom 6. März - 3. Juli 2011
Einzelnachweise
- ↑ Daniel Burckhardt, In: Festschrift zur Erinnerung an Basels Eintritt in den Bund der Eidgenossen. Abschnitt Malerei, S. 273. Basel, Schweighauser, 1901.
- ↑ Der Nachname "Witz" wird als Sapientia = Weisheit (im Sinne von "Gewitztheit") ins Lateinische übersetzt
- ↑ Florens Deuchler: Konrad Witz, la Savoie et l'Italie. Nouvelles hypothéses à propos du retable de Genève. In: Revue de l'art 71 (1986), S. 7–16.
- ↑ Le Môle in der französischsprachigen Wikipedia
- ↑ Jan Bialostocki: Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 6, Berlin 1967, S. 212
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