Kreidler

Kreidler
Kreidler's Metall- und Drahtwerke G.m.b.H.
Firmenlogo
Rechtsform GmbH
Gründung 1904
Auflösung 1982
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Kornwestheim
Branche Fahrzeugbau
Produkte Motorräder und Motorroller

Die Kreidler's Metall- und Drahtwerke G.m.b.H. Fahrzeugbau Kornwestheim bei Stuttgart war ein deutscher Hersteller von Mopeds, Mofas, Mokicks, Klein- und Leichtkrafträdern von 50 bis 80 cm³ Hubraum. Das 1904 gegründete Unternehmen aus Kornwestheim ging 1982 in die Insolvenz. Die Marke Kreidler gehört heute dem Zweiradhersteller Prophete, der unter dieser Marke Fahrräder und Motorroller in Fahrrad- und Motorrad-Fachgeschäften vertreibt.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Kreidler Florett Mokick (1967), Dreigang-Fußschaltung, Kickstarter, Motor 2,6 PS, Gebläsekühlung, Telegabel vorn, Durchstieg entfallen
Kreidler Florett Moped (1959): Geschobene Schwinge vorn, Durchstieg, Dreigang- Drehgriff-Handschaltung, Pedalstart, Gebläsekühlung, 1,75 PS, max. 40 km/h
Kreidler Mustang Mokick (1980), Viergang, 2,9 PS
Kreidler Florett für Rekordversuche von 1965 im Zweirad-Museum Neckarsulm
Kreidler Renn-Florett von 1963 im Zweirad-Museum Neckarsulm
FB-Kreidler 1976 auf dem Nürburgring
Flory Vip von 1982 mit Garelli Motor

Die Motorradherstellung ging aus dem 1904 in Stuttgart von Anton Kreidler gegründeten Metallwerk hervor. In den frühen 1920er-Jahren sammelte Alfred Kreidler, der Sohn des Firmengründers, nach Abschluss seines Studiums an der Technischen Hochschule Stuttgart konstruktive Erfahrungen in Berlin, unter anderem in der Autoindustrie. Einer persönlichen Neigung folgend, konstruierte, baute und verkaufte er damals auch schnelle Motorräder. Es waren 350-cm³-Maschinen mit stoßstangengesteuertem Motor und einer Leistung von immerhin schon 12 PS. Auf dem Tank trugen sie den Markennamen »Pan«.

Kreidler stellte bis in die 1980er-Jahre Mopeds, Mofas, Mokicks Klein- und Leichtkrafträder von 50 bis 80 cm³ Hubraum her. Mit der Entwicklung von Krafträdern unter der Marke Kreidler begann Alfred Kreidler 1949, nachdem er 1942 die Firmenleitung übernommen hatte. Die erste Kreidler war 1951 ein ungedrosseltes Motorfahrrad mit einem 50-cm³-Motor und einer Leistung von 2,2 PS, Typenbezeichnung K 50.

Die letzte Neuentwicklung, eine 80-cm³-Kreidler mit liegendem Zylinder und Target Design, kam nicht mehr auf den Markt, nachdem am 12. März 1982 das Konkursverfahren eröffnet und die Produktion eingestellt worden war.[1]

Die Marke Kreidler existiert in Form der Kreidler Zweiradgesellschaft weiter. Zunächst wurden Garelli-Mofas - mit Tanks des Kreidler-Mofas Flory - unter dem Namen Kreidler verkauft. 1986 begann die Herstellung von Kreidler-Fahrrädern und 1996 wurde die Produktion von motorisierten Zweirädern wieder aufgenommen. Der Anteil der Eigenentwicklung an diesen Fahrzeugen ist gering; sie beschränkt sich auf die Zusammenstellung bewährter Komponenten asiatischer Hersteller. Kreidler wurde in den 1990er-Jahren vom Fahrradhersteller Prophete übernommen.

Kreidler Florett

Das wohl bekannteste Modell, die Florett, wurde ab 1957 verkauft - bis 1967 nur mit Gebläsekühlung. Es gab zahlreiche Modellvarianten bis zum mit zuletzt 6,25 PS motorisierten Kleinkraftrad Florett RS (ab 1967 bis 1970 mit 5.3 PS, ab Mitte 1970 mit 6,25 PS) mit Fahrtwindkühlung [2]. Der Markenname Florett (und ebenso Amazone) wurde von dem damaligen Leiter der Kreidler-Presseabteilung, dem später durch das Fernsehen als Olympia-Wintersportreporter bekannt gewordenen Bruno Moravetz, entwickelt.[3]

Die Florett wies unter den mehreren Marktalternativen eine Besonderheit auf: ein Klauenschaltgetriebe. Bei den Konkurrenten wie Hercules, Rixe, Maico und Zündapp waren es Ziehkeilgetriebe mit filigranerer innerer Schaltbetätigung. Nur die Kleinkrafträder und Mokicks der Konkurrenz Puch (Österreich) sowie die späten Mokicks und Leichtkrafträder von Zündapp hatten wie die Kreidler Florett ebenfalls Klauenschaltgetriebe.

Florett-Mokicks waren unter Tunern sehr beliebt, da für diese Maschinen zur Leistungssteigerung eine Reihe sogenannter Frisiersätze - vor allem in den Niederlanden - erhältlich waren, deren Einsatz illegal war. Die Leistung der gedrosselten Motoren wurde beträchtlich angehoben: Manche Kreidleristen fuhren ein Gebläse-Mokick mit dem kleinen Versicherungskennzeichen und dem Motor der letzten Version des gebläsegekühlten Kleinkraftrades mit 5,8 PS (Florett TM - Tourenmodell). Es war optisch nicht erkennbar, wenn er verbotenerweise unter den Blechen der Gebläsekühlung steckte, erlaubte jedoch, statt 40–45 km/h über 90 km/h zu fahren. Unterscheidungsmerkmal waren auch die Vorderradbremsen: die schnellen Kleinkrafträder hatten einen Bremstrommeldurchmesser von 150 mm (1969 bis 1973) bzw. 160 mm (ab 1973), während die Mokick-Versionen nur 116 bzw. 120 mm hatten. Diese Tuningmaßnahmen waren beliebt wegen der hohen Haftpflichtversicherungsprämien von ca. 450,– DM/Jahr (im Jahre 1974, was unter Berücksichtigung der Inflation einer heutigen Kaufkraft von etwa 599 Euro entspricht) bis zu ca. 780,– DM/Jahr (1982, entspricht heute 708 Euro), die sonst für ein ungedrosseltes Kleinkraftrad zu zahlen waren.

In die Niederlande wurden technisch veränderte Mokicks (Bromfiets) verkauft: die niederländischen Versionen der Kreidler Florett hatten aus gesetzlichem Grund die in Deutschland unbeliebten Tretkurbeln, waren aber trotzdem teilweise mit Fußschaltung und Fußbremse versehen.

Die 1981 noch erschienenen Florett 80-Varianten konnten sich wegen der gänzlichen Abkehr von den typischen Florett-Merkmalen nicht mehr auf dem Markt etablieren. Für ca. 4000,– DM bekam man ein Leichtkraftrad mit Rohrrahmen und stehendem Zylinder, das zwar gut verarbeitet war, aber noch verschiedene Detailmängel aufwies.

Seit 1987 vertreibt der Niederländer John Bos Kreidler-Ersatzteile sowie auch neue Floretts. Er erwarb die notwendigen Produktionsmaschinen nach dem Konkurs 1982.

Kreidler Flory

Das wohl bekannteste Mofa von Kreidler ist die Flory, sie gab es in verschiedenen Ausführungen: ab 1975 die Flory MF 12, sowie die MF 13. Sie unterschieden sich von der ab 1977 gebauten MF 23 hauptsächlich durch ein rundes Tachometer statt eines Cockpits mit Drehzahlmesser, sowie durch Speichen- statt Verbundräder. Neben dem Topmodell MF 23, welches über drei Gänge verfügte, baute Kreidler ab 1979 noch die Flory MF 22 mit einer Zweigangschaltung, sowie die Flory 2 mit dem Kreidler-typischen Zweigang-Automatikgetriebe, wie es bereits in der MF 2 und MF 4 zum Einsatz kam. Neben der Flory fertigte Kreidler ab 1980 die Sportmofa-Typen Flott MF 24 und MF 25, welche eher nach einem Moped als nach einem Mofa aussahen, aber nur für 25 km/h zugelassen waren. Nachdem Kreidler 1982 in Konkurs gegangen war, fertigte Garelli bis 1985 die Mofas Flory und Flirt unter dem Namen Kreidler. Garelli wollte damit in Deutschland in die Fußstapfen der Flory treten; das Mofa war im Prinzip eine Garelli, welches den Tank und die Seitenverkleidungen der Flory trug.

Liste der Kreidler-Modelle

  • Florett RS (Kleinkraftrad mit Fahrtwindkühlung, 6,25 PS, 5-Gang-Fußschaltung
    Preis 1974: 2025,00 DM - nach heutiger Kaufkraft: 2.695 Euro
  • Florett TM (Kleinkraftrad mit Gebläsekühlung, 5,8 PS, 5-Gang-Fußschaltung)
  • Florett RM (40 km/h Mokick mit Fahrtwindkühlung, 2,9 PS, 4-Gang-Fußschaltung)
  • Florett RMC (40 km/h Mokick mit Fahrtwindkühlung, 2,9 PS, 4-Gang-Fußschaltung)
  • Florett RMC-S (40 km/h Mokick mit Fahrtwindkühlung, 2,9 PS, 5-Gang-Fußschaltung)
  • Florett LF (40 km/h Mokick mit Gebläsekühlung, später Fahrtwindkühlung, 2,9 PS, 3-Gang-Fußschaltung)
  • Florett LH (40 km/h Mokick mit Gebläsekühlung, später Fahrtwindkühlung, 2,9 PS, 3-Gang-Handschaltung)
  • Florett (Kleinkraftrad mit Gebläsekühlung, 4,2 PS, 4-Gang-Fußschaltung)
  • K 50, K 51, K 52 Amazone
  • J 50, J 51
  • R 50 (Roller)
  • Mustang, Mustang Cross, Mustang 80
  • Florett 80, GT, RMC-B, RMC-BG, Super 4, Super 5
  • MP 1/2/19

sowie verschiedene Mofas:

  • Flory MF 12/22/23
  • Flott MF 24/25
  • MF 2/4
  • MF 30/33, MF 32, MF 34 als Cross-Modell

Rekorde und Erfolge im Rennsport

1965 stellte Kreidler bei einer Rekordfahrt in dem Great Salt Lake Desert im US-Bundesstaat Utah zum ersten Mal den Geschwindigkeitsrekord für 50-cm³-Motorräder von über 200 km/h auf. Rudolf Kunz wurde mit einem anerkannten Mittelwert von 210,634 km/h gemessen. Im Jahr 1977 wurde dieser von dem Niederländer Henk van Kessel auf 221,586 km/h hochgeschraubt.

Weltmeistertitel auf Kreidler in der 50-cm³-Klasse

Galerie

Literatur

  • Frank O. Hrachowy: Kreidler. Geschichte – Typen – Technik. Verlag Johann Kleine Vennekate 2009, ISBN 978-3-935517-45-4
  • Andy Schwietzer: Typenkompass Kreidler. Mofas, Mokicks, Kleinkrafträder. Motorbuch, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-02032-7
  • Frank-Albert Illig: Kreidler Florett. Text & Technik, Leonberg, ISBN 3-932563-00-X

Weblinks

 Commons: Kreidler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andy Schwietzer: Kreidler? Ach, schluchz! Artikel in der Welt
  2. Kreidler Museum
  3. Wo ist Behle?: Bruno Morawetz wird 80 Jahre alt, RP Online, 8. September 2001

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