Köln-Bayenthal

Köln-Bayenthal
Wappen von Köln

Bayenthal
Stadtteil 201 von Köln

Lage des Stadtteils Bayenthal im Stadtbezirk 2
Koordinaten 50° 54′ 44″ N, 6° 58′ 3″ O50.9122222222226.9675Koordinaten: 50° 54′ 44″ N, 6° 58′ 3″ O
Fläche 1,28 km²
Einwohner 8747 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 6834 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Apr. 1888
Postleitzahl 50968
Vorwahl 0221
Stadtbezirk Rodenkirchen (2)
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 9 number.svg Bundesstraße 51 number.svg
Stadtbahn-Linie 16
Bus-Linien 106 130 132 133
Quelle: Strukturdaten Stadt Köln

Der Stadtteil Bayenthal liegt im Süden der Stadt Köln und gehört zum Stadtbezirk Rodenkirchen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Stadtteil Bayenthal grenzt im Osten an den Rhein, im Süden an Marienburg, im Westen an Raderberg und mit der Eisenbahnlinie zur Kölner Südbrücke im Norden an die Neustadt-Süd. Rechtsrheinisch liegt Poll gegenüber.

Geschichte

Die erste Erwähnung Bayenthals ist aus dem Jahre 1307 überliefert. Noch 1830 bestand der zur Bürgermeisterei Rondorf gehörende Ort aus drei Häusern und einem Kalkofen. 1856 entwickelte er sich mit der Etablierung der Kölnischen Maschinenbau AG als Filiale der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (BAMAG, später Pintsch-BAMAG) auf dem Gelände zwischen Alteburger, Tacitus- und Goltsteinstraße durch Gustav von Mevissen und H. M. Goltstein zu einem Industriestandort. An der Alteburger Straße entstanden Arbeiterhäuser, von denen einige noch erhalten sind.

Die Eingemeindung nach Köln erfolgte 1888. Bayenthal war einer der ersten Stadtteile Kölns, der mit einer Pferdestraßenbahn an die Innenstadt angeschlossen wurde. Die Linie wurde nach der Wende zum 20. Jahrhundert elektrifiziert. Seit 1975 ist Bayenthal ein Teil des Stadtbezirks Köln-Rodenkirchen.

St. Matthias Bayenthal

1863 wurde an der Goltsteinstraße/ Ecke Bonifazstraße nach Plänen des Kölner Architekten Vincenz Statz eine Kirche gebaut. Sie wurde 1904 abgerissen, nachdem für die inzwischen auf 4000 Seelen gewachsene Gemeinde am Mathiaskirchplatz die Pfarrkirche St. Matthias errichtet worden war, die 1600 Gläubigen Platz bietet. Architekt war Theodor Kremer. Pfarrer Franz Ludwig Maybaum veranlasste darüber hinaus den Bau des St.-Antonius-Krankenhauses und des Pfarrhauses bei der Kirche. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese stark beschädigt, zuletzt noch, als die Amerikaner im März 1945 in Bayenthal einmarschierten und die deutsche Artillerie von der rechten Rheinseite auf sie schoss. Nach dem Krieg gestaltete Architekt Dominikus Böhm aus den Trümmern einen völlig neuen Kirchenraum, der im Juli 1952 eingeweiht werden konnte.[1] Das von Böhm entworfene Kreuz hinter dem Hauptaltar, das zunächst nur stilisierte Kreuznägel gezeigt hatte, wurde später von Hermann Josef Baum mit einem Corpus versehen.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bayenthal als ehemaliger Industriestandort

Nach ihrer Gründung 1856 beschäftigte die Kölnische Maschinenbau AG 1864 bereits 1.500 Mitarbeiter. Unter anderem baute man die eiserne Dachkonstruktion für den Kölner Dom, die Flora und den Kölner Hauptbahnhof. Später stellte man auch Gasbehälter her und wurde deshalb Laternenfabrik genannt. Das Werksgelände der späteren Pintsch-BAMAG wurde 1970 - 1977 von den Architekten Krüder, Rathai und Fischer in einen Wohnpark umgewandelt.

Außerdem entstanden in Bayenthal eine Holzschneidemühle und mehrere Brauereien. Bekannt wurde die Hirsch-Brauerei, die im Jahre 1931 mit der Adler-Brauerei zur Adler- und Hirsch-Brauerei AG fusionierte. Hauptaktionär war die jüdische Familie Jakob Feitel, sie musste Deutschland verlassen; das Unternehmen wurde unter dem Namen Dom-Brauerei “arisiert”. Der Betrieb in der Alteburger Straße 242 wurde 2007 nach Gremberg verlegt.

1965 baute die Wicküler-Gruppe aus Wuppertal auf dem Gelände Alteburger Straße 145, das sie bis dahin für den Vertrieb ihres in Wuppertal erzeugten Flaschenbiers genutzt hatte, eine Brauerei für ihr Küppers Kölsch. Anders als bis dahin bei Kölsch Bier üblich, füllte man es nicht nur in Fässer für Gaststätten, sondern hauptsächlich in Flaschen für den Endverbraucher ab. Obwohl bestritten wurde, dass das obergärige, weniger haltbare Kölsch sich dazu eigne, setzte sich dieser Absatzweg durch. Waren bis dahin nur etwa 35 Prozent des in und um Köln getrunkenen Biers Kölsch gewesen, steigerte sich dieser Anteil bis 1970 auf 75 und bis 1980 auf 90 Prozent. Auch diese Braustätte ist mittlerweile geschlossen. Auf dem Gelände soll sich die Fachhochschule Köln erweitern.

Einrichtungen

St.-Antonius-Krankenhaus mit Kapelle
  • St.-Antonius-Krankenhaus Schillerstraße 23, eine Einrichtung der Cellitinnen-Stiftung, Denkmal Nummer 1213 seit dem 2. Dezember 1982 (Ost-West Flügel und der nach Norden anschließende Kapellen-Trakt)

Ein weitgehend erhaltenes, vielteilig gegliedertes Ensemble, das um 1910 in den Formen der Spätgotik und des Heimatstils, vermischt mit Jugendstil-Einflüssen, errichtet wurde. Die Fassaden sind aus Backstein mit Werksteingliederungen, die Satteldächer durch Giebel mit gewellten Ortgängen begrenzt.

An der Westseite, Schillerstraße, ist der ehemalige Haupteingangs-Portikus mit Werksteinpfeilern und Mansarddach erhalten. Darüber, im Giebel, eine Antoniusfigur. Nach Süden sind wenig geglückte, riegelförmige Anbauten aus den fünfziger und siebziger Jahren angefügt.

Im Inneren des Krankenhauses sind der Bereich des Haupttreppenhauses sowie die Hauptflure denkmalwert (Boden- und Wandfliesen, Türrahmungen).

Die Kapelle ist durch den verkupferten Dachreiter mit welscher Haube und durch die Fachwerk-Seitenflügel von dem Krankenhaus abgesetzt. Das Innere des hoch liegenden Raums, der zwei Hauptgeschosse einnimmt, überspannt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Seinen drei Achsen folgt im Norden der eingezogene, rechteckige Altarraum mit einem Seitenflügel für die Schwestern. Hier ist die ursprüngliche Jugendstil-Ausstattung weitgehend erhalten: Marmorverkleidung, Engelfiguren, drei Altaraufbauten (Holz, fertig gefasst). Sonstige Ausstattung: Beichtstuhl, vierzehn Kreuzwegstationen, Pietà, Anna Selbdritt. Die farblich gut eingefügten Fenster stammen von Hubert Schaffmeister und P. Winner, 1969.

Trotz der "modernen" Flügelbauten sind Krankenhaus und Kapelle in ihrer ursprünglichen Gestalt ablesbar. Außen- und Innendetails sind von großer Qualität. Der Kapellenbau findet in Köln keine Parallele. Besonders seine vom Jugendstil beeinflusste Ausstattung ist in seltener Vollständigkeit bewahrt.

Für den Industrie-Vorort Bayenthal ist das Antonius-Krankenhaus ein wesentlicher Bestandteil seiner Infrastruktur. Größe und Detailgestaltung des Gebäudes von 1910 reflektieren die damalige Bedeutung des Stadtteils. Zusammen mit der Matthiaskirche und dem St. Josefhaus prägen hier drei denkmalwerte Großbauten des Historismus eine Reihe wichtiger Straßen des Stadtteils.

  • Wohnheim St. Josefshaus Bernhardstr. 97, Denkmal Nummer 2832 seit dem 28. Februar 1985.

Altbau: drei Geschosse, drei zu neun Achsen, Backsteinfassaden mit Form- und Werksteingliederungen, Neo Gotik (Niederdeutsche Backstein Gotik)

Altes Postamt am Mathiaskirchplatz

Das St. Josefshaus ist ein bedeutendes baugeschichtliches Zeugnis des Vororts für die Entwicklung des Ortsteils nach seiner Eingemeindung im Jahre 1888. Die Bayenthaler Flur gewann im 19. Jh. an wirtschaftlicher Bedeutung. Die Niederlassung von Industriebetrieben (u. a. 1856 Kölnische Maschinenbau AG) hatte den Bau von Arbeiter- und Wohnreihenhäusern zur Folge. Die dann nach Plan vorgenommene Bebauung unterbrach die weitere Industrialisierung. Bayenthal wandelte sich zum Wohnvorort; der Ausbau des Südteils geschah in Anpassung an das benachbarte Villenviertel Marienburg. Während dieser Phase entstand um den Mathiaskirchplatz ein Ortsmittelpunkt mit Kirche, Krankenhaus, St. Josefshaus und Post. Außer der Post korrespondieren die anderen Gebäude in Bauformen, Material und Größenverhältnissen miteinander, wodurch sich städtebaulich eine Ensemblewirkung ergibt.

Das St. Josefshaus ist ein von hoher Bachsteinmauer umschlossener Gebäudekomplex, bestehend aus einem Alt- und einem Neubau; ein Mitteltrakt verbindet beide Bauteile miteinander.

Fassade I zum Mathiaskirchplatz: strenge vertikale Gliederung der Giebelseite durch Axialität der Fenster, Ecklisenen und Wandpfeiler, horizontale Gliederung durch Gesimse und dichte Reihung der Fenster. Auf Blattkonsolen stehende Plastiken Josef und Maria im zweiten Geschoss.

Fassade II: Die Traufseite des Gebäudes wird bestimmt von einem giebelbekrönten Mittelrisalit, dessen besonderes Schmuckteil die als gotisches Gewändeportal mit Maßwerkfenster gestaltete Eingangstür ist. Auf der ersten Fensterachse befindet sich als Anbau eine mit Rundfenstern und Ziergiebel geschmückte Kapelle. Zur einheitlichen Wirkung des Fassadenaufbaus tragen die teilweise noch erhaltenen Sprossenfenster bei.

Inneres: Von der originalen Ausstattung des Altbaus sind außerdem erhalten das zweijochige Kreuzgewölbe im Hausflur, Fliesen in Flur und Diele, Terrazzotreppe mit ornamentiertem Eisengeländer, Hoftür mit Buntglasfenster, Innentür zum Mitteltrakt, Zimmertüren, Türrahmen, Fußbodenleisten, in der Kapelle Gewölbe und Mosaikfußboden.

Irmgardis-Gymnasium
Hochwasserpumpwerk

Sehenswürdigkeiten

Ein besonders in der Dunkelheit sehenswertes Highlight ist das vom Kölner Architekten Kaspar Kraemer 2008 erbaute je nach Anlass unterschiedlich beleuchtbare Abwasser-Pumpwerk am Rheinufer, bei dem die Einbettung von Industriebauten in die Landschaft besonders gut gelungen ist.[3] Es signalisiert mit der Lichtfarbe auch den Pegelstand. [4]

Literatur

  • Frank Thomas, Sofie Trümper: Bayenthal - Marienburg. 150 Jahre Leben und Arbeiten am Rhein. Köln 1985, Festschrift herausgegeben vom Bürgerverein Köln-Bayenthal-Marienburg
  • Frank Thomas, Sofie Trümper: Bayenthal - Marienburg. Geschichten aus der Geschichte von Bayenthal und Marienburg. Katalog zur Ausstellung 7. Juni-15. Juli 1988. Köln 1988, herausgegeben vom Bürgerverein Köln-Bayenthal-Marienburg


Aus dem ausführlichem Literaturverzeichnis der ersten Veröffentlichung:

  • Pintsch-BAMAG (Hrsg.): 100 Jahre BAMAG Köln-Bayenthal 1856-1956. Darmstadt 1956 (Festschrift)
  • Bürgerverein Cöln-Bayenthal (Hrsg.): Mitglieder-Almanach. Köln 1907
  • Gärtner, Cramer, Breuer: Das St. Antonius-Kranken- und Pensionshaus in Cöln-Bayenthal. In: Dr. Krautwig (Hrsg.): Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Cöln. Köln 1908, S. 483-487
  • W. Haas: Die Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG in ihrer Entwicklung. Köln 1922 (Dissertation)
  • Irmgardis-Schule 1927-1977. Festschrift. Köln 1977
  • o. V.: Zur Halbjahrhundertfeier der BAMAG 1872-1922. Berlin 1922 (Festschrift)
  • Reisch: Das St. Josephshaus in Bayenthal. In: Dr. Krautwig (Hrsg.): Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Cöln. Köln 1908, S. 534-535
  • Christian Schuh: Kölns 85 Stadtteile. Geschichte, Daten, Fakten, Namen. Emons, Köln 2003, ISBN 3-89705-278-4

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.kirchenzeitung-koeln.de/archiv/2004/0448/regionen.htm
  2. http://www.stadt-kerpen.de/media/custom/166_141_1.PDF
  3. Pumpwerk Schönhauser Straße (2009), abgerufen September 2010
  4. Pressemappe zum Bau

Weblinks


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