Köln-Demogebiet

Köln-Demogebiet
Wappen von Köln

Finkenberg
Stadtteil 716 von Köln

Koordinaten 50° 53′ 50″ N, 7° 3′ 43″ O50.8971111111117.06208333333337Koordinaten: 50° 53′ 50″ N, 7° 3′ 43″ O
Fläche 0,64 km²
Einwohner 6632 (1. Sep. 2007)
Bevölkerungsdichte 10.363 Einwohner/km²
Eingemeindung 31. Dez. 2007 (selbst. Ort)
Postleitzahl 51149
Vorwahl 02203
Stadtbezirk Porz (7)
Verkehrsanbindung
DB-Anschluss Köln Steinstr.
Bus-Linien 151 152 154 165
Quelle: Strukturdaten der Stadt Köln

Finkenberg ist ein Stadtteil von Köln im Stadtbezirk Porz. Die Hochhaussiedlung gilt als Sozialer Brennpunkt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Planstadt Finkenberg wurde Mitte der 1960er Jahre als so genanntes „Demonstrativ-Bauvorhaben“ des Bundes konzipiert und ab 1972 errichtet. Noch heute wird das Gebiet von vielen Bewohnern „Das Demo“ genannt. Projektziel war ursprünglich ein Ort, der „menschenfreundliches Wohnen“ ermöglichen sollte. Wie auch in vielen anderen Wohnprojekten dieser Zeit, die heute als städtebauliche Sünden gelten, setzte man dabei auf Hochhäuser in Kombination mit Einfamilien-Bungalows und einer überdachten Geschäftspassage. Durch die gemischte Bebauung mit Eigenheimen und Wohnblocks für Sozialwohnungen strebte man eine ausgewogene Sozialstruktur an. Geschäfte, Dienstleistungsunternehmen sowie von den Bewohnern selbst verwaltete soziale Einrichtungen sollten eine hohe Wohn- und Lebensqualität ermöglichen und die Eigeninitiative der Menschen stärken. Das Konzept scheiterte jedoch: Die Eigentumsverhältnisse der Immobilien änderten sich nach dem Konkurs des Projektträgers Neue Heimat immer wieder, so dass Konzepttreue, Bausubstanz und Grünanlagen zunehmend vernachlässigt wurden. Da der Aufbau von Geschäften und sozialer Infrastruktur nicht mit der schnellen Bebauung und Besiedelung mithalten konnte, zogen viele der ursprünglichen Bewohner frustriert wieder weg - die Folge waren Leerstände, die zunächst durch die konzentrierte Ansiedlung von Migranten und später durch gezielte Belegung mit „sozial problematischen Mietern“ aufgefangen wurden. Hieraus entwickelte sich soziale Segregation, deren Folgen bis heute spürbar sind.

Erscheinungsbild

Das Erscheinungsbild des Viertels ist heute durch die Bebauung mit Wohnblöcken (acht bis zwanzig Etagen) geprägt, deren Fassaden oftmals stark verwittert oder beschädigt sind. Optische und technische Missstände gibt es auch bei Treppenhäusern, Garagen, Kellern, Sport- und Freizeitanlagen sowie bei den Freiflächen zwischen den Blocks: Sie sind vielfach von Verwahrlosung und Vandalismus gekennzeichnet.

Sozialer Brennpunkt

Hochhausfassaden in Finkenberg

Heute leben in Finkenberg 6.632 Menschen (Stand: 2007). Verglichen mit anderen Wohnvierteln sind die Anteile an einkommensschwachen Familien, kinderreichen Familien, Haushalten mit Migrationshintergrund (fast doppelt so hoch wie im Gesamtraum Köln) sowie von Arbeitslosigkeit betroffenen Bürgern besonders hoch. Auffallend hoch sind auch die Jugendarbeitslosigkeit und die Jugendkriminalität. Unrühmliche Bekanntheit erlangte das Wohnquartier durch eine umstrittene Artikelserie im Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Jahre 2004: „Die harten Kinder von Köln“[1] sollte den Alltag von gewalttätigen Kindern und Jugendlichen aus dem Demo-Gebiet schildern, führte aber in den Augen vieler Kritiker eher zur Anerkennung ihrer Kriminalität oder zur weiteren Stigmatisierung des Wohnviertels.

Ein Integriertes Handlungskonzept der Stadt Köln aus dem Jahr 2001 macht differenzierte Aussagen, beispielsweise zur Kriminalität in Finkenberg, die demnach im Wesentlichen von jugendlichen Migranten ausgeht. Opfer von Gewaltdelikten seien zumeist ebenfalls ansässige Kinder und Jugendliche, zunehmend fielen aber auch KFZ-Delikte oder Einbrüche ins Gewicht. Als Motivation für die Delikte würden in polizeilichen Vernehmungen oft Geltungssucht, Sozialneid und Langeweile angegeben. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bewohner von Finkenberg ist, nach Angaben des Handlungskonzeptes, noch niedriger als in anderen Kölner Brennpunkten. Dagegen wurde das Potenzial für Nachbarschaftshilfe und Zusammenhalt, besonders innerhalb homogener Gruppen im Viertel, in der Erhebung als relativ hoch eingeschätzt.

Als Resultat wurden Teile von Finkenberg, insbesondere die Hochhäuser, von der Stadtverwaltung als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus Organen der Sozialverwaltung, Kirchengemeinden, politischen Parteien, Bildungseinrichtungen, Fördervereinen, Jugend- und Senioreneinrichtungen sowie der Polizei initiiert in Zusammenarbeit mit einigen Immobilieneigentümern verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen in Finkenberg. Ein Stadtteilmanager wurde vom Amt für Stadtsanierung eingesetzt, um die Vernetzung der beteiligten Akteure zu fördern und zu koordinieren. Offiziell werden die Sanierungsbemühungen von einem Sanierungsbeirat, besetzt mit Vertretern der Sozialen Dienste, Wohnungsgesellschaften, Parteien, Kirchen, Schulen sowie der Stadtverwaltung begleitet. Er berät die Bezirksvertretung in allen Angelegenheiten der Sanierung. Als Handlungsfelder für den Sanierungsprozess wurden das Wohnen, das Wohnumfeld und die Infrastruktur, die Bereiche Kinder und Jugend, Arbeit und Soziales und zuletzt die Qualitätssicherung und Kontrolle festgelegt. Erste Maßnahmen wie der Aufbau eines Basketballplatzes oder die Einrichtung von Hausmeisterkonferenzen wurden eingeleitet und Fördermittel des Landes beantragt.

Nicht zuletzt aufgrund der Finanzknappheit bei Kommune und Land gilt der Umsetzungsstand der Sanierungsmaßnahmen in Finkenberg noch immer als gering, so dass nachhaltige Verbesserungen für die Finkenberger noch nicht in greifbare Nähe gerückt sind.

Eigener Stadtteil

Die Bezirksvertretung Porz hat am 9. Dezember 2004 den Rat der Stadt Köln aufgefordert, der Siedlung den Status eines Stadtteils einzuräumen. Man versprach sich davon eine Stärkung der Identifikation seiner Bewohner mit ihrem Wohnquartier. Nach einer Änderung der Hauptsatzung der Stadt Köln wurde Finkenberg am 24. August 2007 der 86. Stadtteil von Köln.

Einzelnachweise

  1. z.B. Horror im „Folterkeller“, Kölner-Stadt-Anzeiger vom 5. Oktober 2004, [1]

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