Laacher See

Laacher See
Laacher See
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach, Hochstein und Hochsimmer im Hintergrund
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach, Hochstein und Hochsimmer im Hintergrund
Geographische Lage Vulkaneifel, Rheinland-Pfalz
Abfluss Fulbert-Stollen
Größere Städte in der Nähe Andernach, Mayen, Neuwied, Koblenz, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Daten
Koordinaten 50° 24′ 37″ N, 7° 16′ 11″ O50.4102777777787.2697222222222275Koordinaten: 50° 24′ 37″ N, 7° 16′ 11″ O
Laacher See (Rheinland-Pfalz)
Laacher See
Höhe über Meeresspiegel 275 m
Fläche 3,3 km²dep1f5
Länge 1964 mdep1f6
Breite 1186 mdep1f7
Umfang 7,3 kmdep1f9
Maximale Tiefe 53 mf10
Besonderheiten

Mofetten

Landschaftskarte der Vordereifel

Der Laacher See befindet sich in der Vulkaneifel nahe der Abtei Maria Laach. Der Calderasee ist der größte See in Rheinland-Pfalz. Der letzte Ausbruch des ehemaligen „Laacher Vulkans“ erfolgte etwa 10.930 v. Chr.[1] Spuren der vulkanischen Tätigkeit finden sich heute noch in der Form vulkanischer Ausgasungen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort Laach, verwandt mit unserem heutigen Wort Lache, entstammt dem althochdeutschen lacha (aus latein. lacus, -ūs m. – See), das später zu laach wurde und See bedeutet. Der Name Laacher See ist somit ein Pleonasmus; Laach ist auch auf den Namen von Ort und Kloster übergegangen; letzteres wurde erst 1863 von den Jesuiten in Maria Laach umgetauft.

Merkmale

Der ovale See ist mit rund 3,3 km² der größte See in Rheinland-Pfalz und befindet sich in der Vordereifel (Osteifelvulkangebiet) in der Nähe der Städte Andernach (8 km), Bonn (37 km), Koblenz (24 km) und Mayen (11 km) nördlich von Mendig (Autobahn-Anschlussstelle der A 61, 3 km).

Der See ist vollständig von einem durchschnittlich 125 m hohen Wall umgeben und weist eine Tiefe von 53 m auf. Er wird hauptsächlich von Grundwasser gespeist und besitzt keinen natürlichen Abfluss. Die sich heute in 275 m ü. NN befindende Wasseroberfläche schwankte früher um 15 m, was Landwirtschaft schwierig machte. Im Mittelalter wurde der Überlieferung nach der 880 m lange Fulbert-Stollen Richtung Süden als Überlauf gebaut, um das Kloster vor den Hochwassern zu schützen. Zwischen 1840 und 1845 bauten die Familien Delius und von Ammon (damalige Eigentümer des säkularisierten Klostergutes und Sees) einen ca. 10 m tiefer liegenden parallelen Stollen zum Absenken des Wasserspiegels auf das heutige Niveau, um Land- und Weideflächen zu gewinnen. Der See verlor durch beide Abzugsstollen etwa ein Drittel seiner Wasserfläche.

In Meyers Konversations-Lexikon finden sich noch die Angaben: Der See liegt 281 m. ü. NN, ist 1964 m lang, 1186 m breit, 57 m tief. Das Wasser ist hellbläulich, sehr kalt, widerlich von Geschmack und wirft, vom Wind bewegt, einen Sand aus, der vom Magnet angezogen wird.

Geologie und vulkanische Aktivitäten

Laacher See im Winter, vom Südwestufer aus
Abteikirche Maria Laach
Laacher See mit Benediktinerabtei Maria Laach um 1832, Stich nach Tombleson

Obwohl der Laacher See weithin als das größte Maar der Vulkaneifel gilt, ist er wissenschaftlich gesehen kein Maar und auch kein echter Kratersee, sondern eine wassergefüllte Caldera – ein Einbruchkrater, der nach Entleeren der Magmakammer unterhalb des Vulkankegels durch einen Einsturz entstanden ist. Dabei fällt der Vulkanberg in sich zusammen, und nur der Ringwulst am äußeren Rand bleibt zurück. Im Laufe der Zeit füllt sich der zurückbleibende Kessel mit Wasser. Der Laacher See ist in der Eifel, neben dem benachbarten Wehrer Kessel, die größte Caldera und die einzige wassergefüllte in Mitteleuropa.

Der letzte Ausbruch dieses Vulkans, der diese Caldera schuf, fand etwa im Jahr 10.930 v. Chr. statt.[1] Er dauerte nur wenige Tage und bestand aus einer plinianschen Hauptphase, die von phreatomagmatischen Explosionen eingeleitet und auch beendet wurde.

Dabei wurden riesige Mengen vulkanische Asche und Bims ausgeschleudert, welche die Gegend bis ins Rheintal bis zu sieben Meter dick bedeckte. Das Auswurfmaterial verstopfte die Talenge des Rheins an der Andernacher Pforte, der dadurch aufgestaute See erstreckte sich über das Neuwieder Becken bis in die Gegend der Moselmündung. Die feineren Ablagerungen der Explosion sind noch bis nach Schweden in quartären Sedimenten als schmaler Bimshorizont (bekannt als Laacher-See-Tephra, LST) zu finden, der Geowissenschaftlern und Archäologen zur Datierung dient.

Die gesamte Auswurfmenge betrug etwa 6 km³ Stammmagmavolumen, entsprechend ca. 16 km³ vulkanischer Lockermassen (Tephra),[2] was einem Wert von 6 auf der von 0 bis 8 reichenden Skala des Vulkanexplosivitätsindex entspricht. Damit war der Ausbruch anderthalbmal so stark wie der des Pinatubo 1991, oder 6-mal so stark wie der Ausbruch des Mount St. Helens 1980.

Aufsteigendes Kohlenstoffdioxid in der südöstlichen Uferzone des Sees (sogenannte Mofetten) zeigt auch heute noch (2010) die vulkanische Aktivität der Region (Vulkanpark). Vulkanologen und Geologen gehen davon aus, dass vom Laacher See zur Zeit keine Gefahr ausgeht. Vor dem Hintergrund der langen Vulkantätigkeit in der Eifel ist die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs jedoch nicht von der Hand zu weisen, wenngleich das nicht im Gebiet des Laacher Sees der Fall sein muss. Zwischen dem ersten Auftreten von Magma unter dem Laacher See und seinem gewaltigen Ausbruch zum Ende der letzten Eiszeit vergingen mindestens 17.000 Jahre. Gemessen an diesen langen Zeiträumen ist ein neuer Ausbruch des Vulkans innerhalb der nächsten Jahrtausende „sehr wahrscheinlich“, meint der Geologe Gerhard Wörner von der Universität Göttingen, der an einer neuen Untersuchung beteiligt war.[3]

Naturschutzgebiet

Der See und seine Umgebung wurden am 26. Juni 1935 zum Naturschutzgebiet Laacher See erklärt – wegen der geologischen und morphologischen Beschaffenheit (einzigartiges Beispiel für postglazialen Vulkanismus in der Eifel), aus naturgeschichtlichen Gründen, als Lebensraum seltener in ihrem Bestand bedrohter Pflanzen- und Vogelarten sowie wegen seiner besonderen landschaftlichen Schönheit und Eigenart.

Wirtschaft und Tourismus

Der Laacher See gehört zu den Besitztümern der nahe gelegenen Abtei der Benediktiner Maria Laach, ebenso wie die umliegenden Ländereien, ein Fischereibetrieb und das Seehotel Maria Laach. Er wird als Naherholungsgebiet zum Schwimmen, Segeln, Wandern und Campen genutzt. Der Segelclub „Laacher See“ Mayen (SCLM) und der Surf-Club Laacher See e. V. haben sich den See selbst, die Laufgemeinschaft Laacher See dessen Ufer und nähere Umgebung als Revier auserkoren. Am See liegen auch der Campingplatz „Laacher See“ und ein Minigolfplatz. Seit November 2009 ist das nahegelegene Museum für Naturkunde „St. Winfried“ in Maria Laach geschlossen. Es wird voraussichtlich im Herbst 2010 wiedereröffnet. Das nächstgelegene Deutsche Vulkanmuseum Lava-Dome in Mendig ist zentrale Attraktion des Vulkanparks, der sich mit seinen über zwanzig Sehenswürdigkeiten über die gesamte Osteifel erstreckt. Der Laacher See gehört auch zum nationalen Geopark Vulkanland Eifel.

Aussicht vom Lydiaturm auf den Laacher See
Aussicht vom Lydiaturm auf den Laacher See

Flugzeugwrack

Auf dem Seegrund im Westteil befindet sich seit dem 29. August 1942 noch das Flugzeugwrack eines britischen viermotorigen Halifax-Bombers aus dem Zweiten Weltkrieg und nahe dem Bootsverleih in Ufernähe eventuell noch ein weiteres Flugzeugwrack. Bis in die ersten Nachkriegsjahre war es noch zu sehen, bis es weiter in die Tiefe abrutschte[4]. Die Abtei ließ am 27. April 2007 verlauten, dass bis auf weiteres wegen Explosionsgefahr etwaiger Bomben mit Langzeitzündern seitens der Verbandsgemeinde Brohltal, Niederzissen, mit Verfügung vom 30. März 2007 keine Genehmigung für Tauchen, Bootsverkehr, Schwimmen sowie Hobbyangeln für dieses Gebiet erteilt wird.[5] Vom 2. bis 20. Juni 2008 fand unter Führung der Tauchergruppe des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz eine Tauchaktion statt, um etwaige Gefahren zu erkunden. Dabei wurden einzelne Bruchstücke der Maschine geborgen, das Wrack selbst oder Bomben jedoch nicht gefunden. Die Tauchgänge fanden unter sehr schwierigen Sichtverhältnissen statt (Dunkelheit, Schwebstoffe). Daher blieb es unklar, ob sich Bomben im Flugzeugwrack oder in dessen Umgebung befinden. Wahrscheinlich ist, dass sich zumindest noch Reste von Hydrauliköl und möglicherweise auch noch Reste unverbrannten Treibstoffs im Wrack befinden (Augenzeugenberichten zufolge stürzte die Maschine brennend in den See).[6]

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Blenke: Der Laacher See und seine vulkanische Umgebung. (Schulschrift). Strüder, Neuwied 1879 (Digitalisat)
  • Werner P. D’hein: Vulkanland Eifel. Natur- und Kulturführer, mit 26 Stationen der „Deutschen Vulkanstraße“. Gaasterland-Verlag, Düsseldorf 2006; ISBN 3-935873-15-8, ISBN 978-3-935873-15-4
  • Wilhelm Meyer: Geologie der Eifel. 3. erg. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-510-65161-0
  • Hans-Ulrich Schmincke: Vulkanismus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 978-3-534-17471-3
  • Karl Otto Jakob Ewich: Der Führer am Laacher-See u. durch das Brohlthal. Druck und Verlag von C. W. Lichtfers, Neuwied 1852 (Google Bücher)
  • Johann Jakob Ewich: Der See von Laach. Eine poetische Schilderung, nebst einer Zugabe. Verlag Johann Jakob Ewich, Duisburg, 1857

Weblinks

 Commons: Laacher See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Thomas Litt, Karl-Ernst Behre, Klaus-Dieter Meyer, Hans-Jürgen Stephan und Stefan Wansa: Eiszeitalter und Gegenwart. Stratigraphische Begriffe für das Quartär des norddeutschen Vereisungsgebietes. In: Quaternary Science Journal. Nr. 56(1/2), Hannover 2007, ISSN 0424-7116, S. 7–65, doi:10.3285/eg.56.1-2.02 (http://quaternary-science.publiss.net/issues/54/articles/763).
  2. http://www.geo.uni-jena.de/geophysik/inhalt/gravimetry/LaacherSee.pdf Diplomarbeit von Claudia Köhler 2005
  3. „Eifelvulkane immer noch aktiv“, FAZ, 30. Oktober 2010. Zuletzt abgerufen am 30. Oktober 2010.
  4. Britisches Wrack dicht vor dem Ufer des Laacher Sees – Lage des Bombers lange bekannt vom 31. März 2007 in der Rhein-Zeitung
  5. Pressemitteilungen General-Anzeiger, Bonn
  6. Britischer Bomber im Laacher See Bericht des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz über die Ergebnisse der Tauchaktion vom 2. bis 20. Juni 2008

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