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Talsperre Leibis/Lichte Zum Tag der offenen Tür (13. Mai 2006) Lage: Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Zuflüsse: Lichte, Schlagebach Abflüsse: Lichte Größere Orte in der Nähe: Unterweißbach, Oberweißbach, Meura,Deesbach Geographische Lage 50° 36′ 3″ N, 11° 10′ 24″ O50.60083333333311.173333333333Koordinaten: 50° 36′ 3″ N, 11° 10′ 24″ O Daten Bauwerk Bauzeit: 2002 - 2005 Höhe über Talsohle: 93,5 m Höhe über Gründungssohle: 102,5 m Höhe der Bauwerkskrone: 444 m ü. HN Bauwerksvolumen: 620.000 m³ Kronenlänge: 369 m Kronenbreite: 9 m Basisbreite: 80,6 m Böschungsneigung luftseitig: 1:0,78 Böschungsneigung wasserseitig: lotrecht Kraftwerksleistung: 1 MW Daten Stausee Höhe des Stauziels: 441 m ü. HN Wasseroberfläche bei Vollstau: 122,0 ha Stauseelänge: 3,6 km Speicherraum: 32,4 Mio m³ Gesamtstauraum: 39,2 Mio. m³ Bemessungshochwasser: 86,5 m³/s Besonderheiten: gerade Achse , lotrechte Wasserseite
Die Talsperre Leibis/Lichte (auch: Leibis-Lichte) ist eine Talsperre im Freistaat Thüringen. Sie liegt nahe Unterweißbach im Lichtetal im Thüringer Schiefergebirge. Ihren Namen hat sie von dem Ort Leibis, dessen 100 Bewohner in den Ort Neu-Leibis umgesiedelt wurden, und dem gestauten Gewässer Lichte, einem Zufluss der Schwarza. Sie dient der Trinkwasserversorgung Ostthüringens und dem Hochwasserschutz. Nachdem mit der Flutung bereits im Februar 2005 begonnen wurde, fand die offizielle Einweihung am 12. Mai 2006 statt. Die Flutung fand bis Mitte 2008 statt. Es ist eine tägliche Entnahme von 43.700 m³ Rohwasser vorgesehen.
Inhaltsverzeichnis
Bauwerk
Die Staumauer der Talsperre Leibis-Lichte wurde als Gewichtsstaumauer aus Beton errichtet, da das Schiefer-Gestein und das fast gerade Tal keinen ausreichenden Halt für eine Bogenstaumauer bieten würden. Der Bau der Talsperre wurde im September 2000 nach ca. 20 Jahren Planung begonnen und war sehr umstritten. Der Grundstein wurde am 6. September 2002 gelegt. Im Jahr 2004 war etwa die halbe Mauerhöhe erreicht, und im Februar 2005 wurde mit der Flutung begonnen. Die Talsperre ist nach ICOLD-Kriterien eine „große Talsperre“ und wird auf lange Zeit der letzte große Talsperrenbau in Deutschland sein. Sie ist die zweithöchste Talsperre Deutschlands; ursprünglich sollte sie die Rappbode-Talsperre um 1,5 m übertreffen und 107,5 m hoch werden. Wegen Protesten des BUND wurde darauf verzichtet.
Ausführung
Der Untergrund der Talsperre ist mit einem Injektionsschleier abgedichtet. Die Staumauer selbst wurde in der so genannten Blockbauweise errichtet. Dabei variiert die Größe der insgesamt rund 1090 Blöcke erheblich. Die Höhe der Blöcke beträgt bei fast allen 2,50 m, die Länge schwankt zwischen 7,0 und 30,0 m, die Breite 10 m. Diese unterschiedlichen Maße ergeben sich aus der Lage der jeweiligen Blöcke. Bei dem Bauwerk wurden fünf verschiedene Betonsorten verwendet, die jeweils anders zusammengesetzt sind. Jeweils 108 Blöcke wurden dabei aus dem sogenannten Kernbeton hergestellt. Diese Blöcke sind nur von anderen Blöcken umgeben. Für weitere 140 Blöcke, welche direkten Kontakt mit dem Untergrund haben, wurde Sohlen- bzw. Sohlenfeinbeton verwendet. Die übrigen Blöcke wurden aus Vorsatzbeton hergestellt. Für die Fugen verwendete man Arbeitsfugenbeton.
Baustoffe
Kennwerte nach 90 TagenKernbetonVorsatzbeton
SohlenbetonSohlenfeinbetonArbeitsfugenbetonDruckfestigkeit in N/mm² 30,6 29,1 30,7 27,6 Zugfestigkeit in N/mm² 4,83 4,15 4,48 4,69 Spaltzugfestigkeit in N/mm² 2,15 2,01 3,06 2,61 Elastizitätsmodul (statisch) in N/mm² 30.192 30.246 22.365 21,738 Wassereindringtiefe in mm 40 24 30 25 Festbetonrohdichte in Tonnen/m³ 2,434 2,405 2,306 2,340 Frischbetonrohdichte in Tonnen/m³ 2,423 2,408 2,267 2,294 Tunnelsysteme
Der Talsperre Leibis/Lichte wird über drei Tunnel und ein Verbindungsbauwerk Wasser zu -oder abgeleitet. Alle Tunnel wurden mit einer 38m langen Votriebsmaschine gebohrt. ( Außer der Dükeranlage der Sorbitztalquerung )
TUNNEL LÄNGE BAUZEIT DURCHMESSER AUSBAU Katzestollen 9.806 m 1989-1994 2,70 m nur partiell mit Spritzbeton Lichtestollen I 3.375 m 1983-1989 2,70 m nur partiell mit Spritzbeton Sorbitztalquerung 220 m 1989;2004-05 2× 1000 mm Rohre DN 1000 Lichtestollen II 7.334 m 1981-1986 2,70 m nur partiell mit Spritzbeton Katzestollen
Durch den Katzestollen wird Wasser in freiem Gefälle aus dem westlich der Talsperre gelegenen Katzetal in den Stausee geleitet. Der Einlauf befindet sich nahe dem Ort Katzhütte, der Auslauf in der Nähe der Staumauer. Zur Einleitung des Wassers in den Stollen wurde im Fluss Katze eine Wehranlage gebaut.
Lichtestollen I
Durch den Lichtestollen I wird das Rohwasser der Talsperre vom Wasserturm unterhalb der Staumauer bis in das Sorbitztal geleitet. Der Tunnel hat eine Steigung von 2,2 Promille, sodass sich im Sorbitztal ein Hochpunkt ergibt. Dieser Höhenunterschied wird durch den Wasserturm an der Staumauer überwunden. Bei einer Direktentnahme aus der Talsperre hätte der Stollen als Druckstollen ausgeführt werden müssen.
Sorbitztalquerung
Die Sorbitztalquerung ist das Verbindungselement zwischen den Lichtestollen I und II und unterquert den Fluss Sorbitz. Sie besteht aus zwei 220 Meter langen Rohrdükern, die jeweils 1989 und von 2004-2005 erbaut wurden. An beiden Talseiten schließen unmittelbar die beiden Lichtestollen an. Man wählte die Variante mit zwei DN 1000 Rohren, um im Schadensfall Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Im Normalfall wird jedoch nur eine der beiden Leitungen betrieben. An der Anlage in der Nähe von Rohrbach im Sorbitztal sind außerdem zwei Tore untergebracht, die im Wartungsfall einen Zugang zu den Stollen ermöglichen. Sie wurden von 2004 bis 2005 erbaut.
Lichtestollen II
Der Lichtestollen II leitet auf einer Länge von 7.334 Metern das Rohwasser von der Sorbitztalquerung zur Trinkwasseraufbereitungsanlage Zeigerheim. Er hat, wie der Lichtestollen I, ein Gefälle von 2,2 Promille.
Ersatzmaßnahmen
Insgesamt werden 33 ökologische Ersatzmaßnahmen durchgeführt, um die durch den Bau entstandenen Beeinträchtigungen zu kompensieren. Diese umfassen den Rückbau von Wehranlagen, die Renaturierung von Fließgewässern, die Umgestaltung von 270 ha Wald, das Aussetzen von 40 Auerhühnern im Lichtetal und eine dem Zulauf angepasste Wildbettabgabe aus der Talsperre an den Unterlauf. Letzteres dient der Erhaltung der hochwertigen Lebensräume im Schwarzatal. Während der Bauausführung wurden sämtliche naturschutzfachlichen Belange durch eine ökologische Bauüberwachung wahrgenommen. 2006 wurde festgelegt, dass die Fahrbahn der Kabelkrananlage aus Kostengründen nicht zurückgebaut, sondern in ein Biotop verwandelt wird.
Genehmigungsverfahren
Dem Bau der Talsperre ging ein langwieriges Genehmigungsverfahren voraus:
- 2. August 1993: Der Antrag zur Planfeststellung wird eingereicht.
- 15./21. Juni 1995: Der Thüringer Landtag stimmt einer weiteren Verfolgung des Bauprojektes zu, lässt aber die Stauhöhe um fünf Meter senken.
- August 1999: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland klagt gegen eine Anordnung zum sofortigen Bau der Talsperre.
- 26. August 1999: Die Klage gegen den Sofortvollzug wird vom Verwaltungsgericht Gera abgewiesen. Da der BUND auf Rechtsmittel verzichtet, kann mit den bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen werden.
- Oktober 2001: Der BUND klagt gegen den Planfeststellungsbeschluss.
- 17. Oktober 2001: Die Klage wird abgewiesen. Neun Jahre nach der Antragstellung zum Bau herrscht nun endgültiges Baurecht.
Leibis
Leibis war ein Dorf im heutigen Stauraum der Hauptsperre mit Verkehrsanbindungen nach Meura, Unterweißbach, Piesau und Deesbach. Es hatte 100 Einwohner und lag direkt am Fluss Lichte. Aus Gründen des Trinkwasserschutzes wurden die Gebäude sehr sorgfältig abgetragen, sogar die Fundamente wurden entfernt. Nur ein Kriegerdenkmal blieb erhalten. Die Einwohner des Dorfes wurden noch nach den Grundlagen der Genehmigungen vor der Wiedervereinigung in den Ort Neu-Leibis bei Unterweißbach umgesiedelt, enthielten aber Entschädigungen. Die meisten Bewohner wurden schon 1994 umgesiedelt, ein Einwohner wehrte sich allerdings bis Mitte 1999. Heute liegt Leibis ca. 90 m unter dem Wasserspiegel des Stausees.
Umgebung
Die Talsperre Leibis-Lichte besitzt eine Vorsperre (Deesbach), die bereits 1990 fertiggestellt wurde. Nordwestlich der Staumauer liegen der Platz der ehemaligen Baustelleneinrichtung und ein Besucherpavilion. Die Staumauer lässt sich aus Trinkwasserschutzgründen nur zu Fuß oder mit der ortsansässigen Lichtetalbahn erreichen. Der Talsperrenbau hatte auf die Umgebung fast keine negativen Auswirkungen. Restaurants, Ferienwohnungen und die Lichtetalbahn profitieren von den zahlreichen Talsperrenfans, die jedes Jahr zur Staumauer "pilgern". Alle Baustelleneinrichtungen (außer der Kabelkranfahrbahn) wurden zurückgebaut.
Film
Im Jahr 2007 wurde der Spielfilm Die Hitzewelle - Keiner kann entkommen zu Teilen an der Talsperre gedreht.[1]
Bilder
Literatur
Harald Roscher, Thüringer Fernwasserversorgung ; Talsperren und Fernwasserversorgungssysteme in Thüringen ( 2006 )
Einzelnachweise
Weblinks
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