Leitmar

Leitmar
Leitmar
Stadt Marsberg
Koordinaten: 51° 24′ N, 8° 52′ O51.4030258.8673555555555408Koordinaten: 51° 24′ 11″ N, 8° 52′ 2″ O
Höhe: 408 m ü. NN
Fläche: 6,12 km²
Einwohner: 381 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 34431
Vorwahl: 02993

Leitmar ist ein Ortsteil der Stadt Marsberg im östlichen Sauerland mit 381 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2010) und liegt 407,8 m ü. NN (Am Homberg). Die Fläche des Ortes beträgt 5,1 km².

Inhaltsverzeichnis

Politik und Verwaltung

Leitmar hat einen Ortsvorsteher, der die Belange des Ortes und seiner Bürger gegenüber dem Rat der Stadt Marsberg vertritt. Er ist vom Bürgermeister der Stadt Marsberg auch mit verwaltungstechnischen Aufgaben betraut.

Geschichte

Leitmar wird erstmals 1101 (2001 900 Jahre) als Loithar in der Gründungsurkunde des Klosters Boke erwähnt. In diesem Jahr schenkte der Graf Erpo von Padberg, der hier Grundeigentum besaß, dem von ihm gestifteten Kloster in Boke ein Gut in Loithar. 1120 zählt das Dorf zu den Dotalgütern des Klosters Flechtdorf als Padberger Besitz. Um diese Zeit dürfte auch das Kloster Helmarshausen hier Besitz gehabt haben. Mitte des 14. Jahrhunderts besaß auch das Kloster Bredelar in Leitmar Güter. 1348 überlassen die Herren von Brobecke ihr Gut inner- und außerhalb des Dorfes Leitmar dem Kloster Bredelar. Auch das Kloster Corvey galt im 14. Jahrhundert als Grundbesitzer in Leitmar. Zu den Gütern zählten wohl auch die Höfe und Zehnten in den Händen derer von Horhusen und von Dodinghausen. 1450 verkauften die von Brobecke ihre Rechte zu Leitmar an das Kloster Bredelar. Im 14. und 15. Jahrhundert gelangte der Hauptanteil des Dorfes an das Haus Canstein. Das Dorf sorgte öfters in der Folgezeit für Streitigkeiten zwischen Canstein und Waldeck, die vor allem im 15. Jahrhundert anhielten. Die Cansteiner verpfändeten vorübergehend die Besitzung in Leitmar, damals Lethmere, an das Kloster Bredelar. Von diesen löste es der Graf von Waldeck ein, der bereits 1444 als Teilerwerb die Rechte des Friedrich Rabe von Canstein gekauft hatte. In diesem Jahr traten die von Canstein Leitmar als Lehen an Waldeck ab. Bereits 1491 gaben die Waldecker es wieder zurück. 1503/06 zählt Leitmar vertraglich zur Herrschaft Canstein, einer fast unabhängigen Herrschaft mit voller Gerichtsbarkeit, auch dem Halsgericht, zu der auch Canstein, Udorf, Heddinghausen und Borntosten gehörten. Seit 1550 zählt der Ort mit Canstein und verschiedenen anderen Orten zur Grafschaft Marsberg. Aus einem Revers ergibt sich, dass Waldeck jedoch auch weiterhin Besitz in Leitmar behielt, den aber die von Canstein und von Spiegel zu Lehen trugen.

Auch Leitmar scheint von den Wüstungsvorgängen gegen Ende des Mittelalters nicht verschont geblieben zu sein. 1490 wird der Ort als wüst bezeichnet, es ist jedoch anzunehmen, dass bereits mit Beginn des 16. Jahrhunderts wieder eine Besiedlung erfolgte.[1]

Am 1. Januar 1975 wurde Leitmar in die neue Stadt Marsberg eingegliedert.[2]

Dorfname

Zurzeit sind zwei Namenserklärungen bekannt. So berichtete Friedrich Heithorst († 4. August 1984), ein belesener und aufgeschlossener Leitmarer, dass in seiner Schulzeit der Name mit der Erstsilbe „Leid“ oder „Not“ erklärt wurde mit dem Verweis auf die nahen Feuchtwiesen in den Flurbereichen Teufelspfad und Huxol. Somit würde der Dorfname Leitmar in seiner ursprünglichen Bedeutung beinhalten: Leid- oder Not-Dorf am Wasser. Da die oben genannten Feuchtwiesen im Vergleich mit der übrigen Dorfflur sehr klein und unbedeutend sind, ist eine negative Namensgebung seitens der Frühsiedler wenig wahrscheinlich.

Nach dem Zweiten Weltkriege wohnte der pensionierte Amtsgerichtsrat Ludwig von Canstein vorübergehend im Ort. Bei einem heimatgeschichtlichen Vortrag ging auch er auf den Sinngehalt des Ortsnamens ein. Für ihn bedeutete die Erstsilbe „Leit“ so viel wie „leiten“ oder „geleiten“, die Zweitsilbe „Mar“ so viel wie „Mähre“. Der verächtliche Ausdruck für „schlechtes Pferd“ bedeutete ursprünglich aber Stute.[3]

Von altersher, so seine Argumentation, seien in Leitmar Pferde legal, gelegentlich illegal eingeführt oder durchgeführt worden, also „geleitet“ und zwar aus der Exklave Volkmarsen. Ein stützender Quellenhinweis ist dazu nicht feststellbar. In diesem Vortrag wurde auch von einem „Leitmarer-Pferd“ gesprochen, das später als Ausgangspunkt für Wappenelemente diente. Ludwig von Canstein erklärte also den Ursprung des Dorfnamens im Sinne von „Pferde-Leite“. Nachweislich bestanden zwar Beziehungen zwischen der Exklave Volkmarsen und der Grundherrschaft Canstein, aber historisch damit den Dorfnamen Leitmar als ein „Ein- oder Durchleiten“ von Pferden abzuleiten, ist nicht überzeugend.

In den folgenden Ausführungen soll versucht werden, den Sinngehalt des Dorfnamens begreifbar zu machen. Urkundlich wird Loithar (= Leitmar) 1101 und 1121 erstmals erwähnt, war Padberger Besitz und ist im 14./15. Jahrhundert an Canstein gekommen.[4] Um 1300 erwarb der Erzbischof von Köln den Canstein und später auch die Gerichtsbarkeit vom Grafen von Everstein. Fortan belehnte Köln damit die Raben von Canstein und später auch die Herren von Spiegel.

1513 wurde Leitmar vertraglich der Grundherrschaft Canstein zugerechnet, die sich lange mit Waldeck darum stritt. Die Herrschaft Canstein mit den Dörfern Borntosten, Canstein, Heddinghausen, Leitmar und Udorf existierte bis zum Jahre 1802 und wurde dann Hessen-Darmstädter Besitz.

Geografie

Ortsschild am Ortseingang aus Richtung Heddinghausen kommend

Eine bessere Namensdeutung ermöglichen geographische Zusammenhänge. Das Dorf Leitmar liegt südlich der Stadt Marsberg, Luftlinie 6 km, in einer Talmulde, deren Hänge im Norden und Osten zum Homberg (408 m), zum Oberstädter Wald und Eichholz sanft und stufenlos ansteigen und überwiegend zum Körneranbau genutzt werden. Die Wiesen liegen am Dorfrand, säumen rechts und links den Hagebornsweg und die Kreisstraße zum Forst. Im Glindetal und am Teufelspfad dienen die Feuchtwiesen der Heugewinnung und der Beweidung. Fruchtbar sind die rottonigen Hanglagen zum Trompeter und Forst, ebenso der flache Rücken „Auf der Hünenburg“ mit dem Zechstein im Untergrund.

Dieser Quellbereich der Glinde war von jeher der günstigste zum Siedeln. Höhenzüge ringsum schützen Dorf und Feldflur gegen kalte Nord- und Ostwinde. In diesem Einzugsbereich beginnt die Glinde und der Hageborn und der Bach vom Trompeter. Ihre Wasser fließen in nördlicher Richtung der Diemei zu entlang den bewaldeten Steilhängen von Homberg, Hengesberg, Iberg, Höling, Wulsenberg, Jittenberg und Bilstein, ebenso fünf weitere Bäche mit ihrem Ursprung auf dem Waldecker Tafelland.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die „Ursiedler“ oder die „ersten Leitmarer“ vor langer Zeit in der Talmulde zwischen Homberg und Hünenburg ihre Häuser gebaut haben und eine ausreichende Lebensgrundlage fanden. Auf ihren Streifzügen erfassten sie sicherlich geographische Zusammenhänge vom Quellbereich und der Flussrichtung der Glinde.

Irgendwann könnten sie selbst ihre Siedlung Loithar = Leitmar im Sinne von „Dorf im Quellbereich der Ar oder Mar, die ihr Wasser an den Steilhängen entlang leitet“, bezeichnet haben. Leitmar als Dorf an der „Hangleite“ hätte so einen geographischen Ursprung.

Auch WETEKAM deutet Leihe, althoch-deutsch lethi, als eine Bergleite, das heißt als eine am Berg sich hinziehende Siedlung.[5][6][7][8][9][10][11]

Medien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quellenangabe: http://www.leitmar.de
  2. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  3. vgl. DUDEN Etymologie 1963, S. 416f
  4. vgl. RÜTHER 1956, S. 368
  5. Quelle: Wilhelm Kupitz, Leitmar
  6. (1936, S.179; vgl. auch WASSERZIEHER 1952, S. 274)
  7. Aus „Marsberg 89“ Beiträge zur Stadtkunde, Schriftleitung: Johannes Bödger, Verlag: Druckerei Joh. Schulte
  8. DUDEN Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Mannheim/Wien/Zürich 1963
  9. ROTHER, Josef: Helmatgeschlchte des Landkreises Brilon. Münster 1956
  10. WASSERZIEHER, Ernst: Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache. Bonn 1952
  11. Wetekam, Robert: Vasbeck. Mengeringhausen 1936

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