Udorf

Udorf
Udorf
Stadt Marsberg
Koordinaten: 51° 25′ N, 8° 56′ O51.42023828.9409872Koordinaten: 51° 25′ 13″ N, 8° 56′ 28″ O
Einwohner: 253 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1975
Postleitzahl: 34431
Vorwahl: 02993
Blick auf Udorf

Udorf ist ein Stadtteil der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Udorf liegt im Orpetal auf der Erlinghauser Platte in einer ca. 300 m breiten flachen Talaue mit Wiesen und Äckern zwischen den Orten Canstein und Kohlgrund an der Grenze zu Hessen. Durch den Ortsteil fließt die Orpe. Südwestlich des Stadtteils befindet sich das Naturschutzgebiet Glockengrund.

Geschichte

Im Jahre 1106 wurde Udorf als Urthorp in einer Besitzurkunde des Klosters Corvey erstmals urkundlich erwähnt. Um 1166 verkaufte Abt Konrad von Marienmünster dem Abt Ufo von Flechtdorf einen Hof in Udorf. Abt Wedekind von Corvey bekundete um 1191, dass ein gewisser Hildebrand einen Hof in Urdorph besessen habe und dieser der Kirche zu St. Peter in Eresburg wachszinsig gewesen sei.

1243 wird bereits eine eigene Kapelle erwähnt. 1261/62 schenkten Adam von Aspe sowie der Ritter Appolonius, genannt der Sviderichusen, dem Kloster Bredelar verschiedene Güter in Udorph. 1302 erwarb auch das Kloster Aroldessen hier Besitz. Im Jahre 1336 kam ein Teil des Zehnten an die Herren von Canstein. Neben diesen besaßen auch die Grafen von Waldeck einen Amtshof in Udorf, zu dem alle ihre Ländereien rechts der Orpe gehörten. Auch dieser waldeckische Besitz ging später als Lehen an die Herren von Canstein, die ihre Rechte in diesem Raum kontinuierlich auszudehnen versuchten. In der Zeit von 1342 bis 1648, d.h. bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, entstand immer wieder Streit zwischen den Cansteinern und Waldeckern um die fruchtbaren Böden und reichen Wälder um Udorf. 1453 gründete man eine Schützenbruderschaft. 1506 wurde Udorf mit verschiedenen anderen Dörfern der Herrschaft Canstein zugesprochen, indem Waldeck in einem Vertrag seine gerichtsherrlichen Ansprüche auf das Dorf aufgab. Von 1538 bis 1566 erfolgte die Erbteilung der Herrschaft Cannstein, nach der Heirat Katharinas von Canstein mit Philipp von Spiegel. Für die Einwohner des Dorfes bedeutete dies, dass sie von Hof zu Hof verschiedenen Häusern (Canstein oder Spiegel) abgabepflichtig wurden. In einigen Fällen wurde ein Wechsel durch Gerichtsverfahren bewirkt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort von seit 1646 in Obermarsberg lagernden Schweden nahezu vollständig zerstört.

Ab 1792 gehörte die alleinige Herrschaft den Herren von Spiegel. Im Jahre 1820 wird die erste Schule in Udorf erwähnt. Ab 1826 unterstand Udorf, ebenso wie die umliegenden Dörfer, der Bürgermeisterei Marsberg.

Um 1850 begann Infolge von Missernten und Feuersbrünsten eine Auswanderungswelle nach Amerika. Am 30. April 1856 zerstört eine Feuersbrunst 25 Häuser und die Schule. 1857 erfolgt der Neubau der Schule im Bereich der Kirche. Infolge der großen Not gründete man 1862 einen Armenverband mit den Nachbargemeinden Canstein, Leitmar, Borntosten und Heddinghausen. Am 13. Mai 1866 wurden bei erneutem Brand fünfzehn Häuser ein Opfer der Flammen. Anlässlich dieser Katastrophe erbaute man im Jahre 1868 ein Spritzenhaus.

1924 wurde die Schützenhalle in Eigenarbeit errichtet. 1955 wurde eine neue Schule eingeweiht. Die zweizügige Volksschule fiel 1957, die Dorfschule 1969 der Schulreform in Nordrhein-Westfalen zum Opfer. Das ehemalige Schulgebäude wird heute als Festsaal genutzt.

Am 1. Januar 1975, mit der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen, gab Udorf seine Selbständigkeit auf und wurde ein Stadtteil von Marsberg.[1]

Im Jahre 2006 feierte das kleine Dorf 2006 seine 900-Jahrfeier.

Grenzänderung zu Hessen

Bereits seit mehreren Jahrzehnten strebte die Stadt Marsberg eine Grenzänderung mit der Stadt Bad Arolsen an. Einige für Udorf wichtige öffentliche und gemeinschaftliche Einrichtungen wie Teile der Schützenhalle, der Friedhof, das Ehrenmal, der Sportplatz und das ehemalige Jugendheim, heute zu Wohnzwecken genutzt, befanden sich jenseits der Landesgrenze auf hessischem Gebiet im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Im Jahr 2009 wurde ein Staatsvertrag zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen über einen Gebietstausch geschlossen, der am 1. November des gleichen Jahres in Kraft trat. Als Ausgleich für die an Udorf fallenden Grundstücke erhielt Bad Arolsen Grünlandflächen.

Udorfer Hammer

Bereits im 17. gab es zwischen Canstein und Udorf einen Eisenhammer, der 1846 aufgegeben wurde. An seiner Stelle wurde eine Öl- und Getreidemühle erbaut, die bis 1906 in Betrieb blieb. In diesem Jahr baute Freiherr Aloysius von Elverfeldt zu Langen diese zur ersten Stromerzeugungsanlage in der Region um. Die Anlage steht heute unter Denkmalschutz. Sie arbeitete anfangs mit Gleichstrom und Akkumulatoren, später erzeugte sie bis 1966 Wechselstrom.

Naturschutzgebiet Kittenberg

Im März 2000 wurde der nahe Kittenberg zum Naturschutzgebiet erklärt. Hier sind seltene und gefährdete Tiere und Pflanzen beheimatet. Wegen seiner naturwissenschaftlichen, erdgeschichtlichen und kulturhistorischen Bedeutung gilt das Gebiet als schützenswert. Auf den Kalkmagerrasen wurden 64 Rote-Liste-Arten nachgewiesen. Davon sind 43 Pflanzenarten, 10 Tagfalterarten, drei Schneckenarten, zwei Vogelarten und zwei Reptilienarten. Beispiele sind das Dreizähnige Knabenkraut (eine Orchideenart), die Wiesen-Schlüsselblume, die Kornblume, der Deutsche Enzian, der Neuntöter, die Dorngrasmücke, der fast ausgestorbene Wendehals), die Zauneidechse und die ungiftige Schlingnatter (auch Glattnatter).

Kirche

Bereits 1243 wird eine eigene Kapelle genannt. Nach der Reformation wurde 1616 eine lutherische Kapelle erbaut, die aber schon 1689 als „ruinös“ bezeichnet wurde. Eine weitere Kirche wurde nach 1689 an gleicher Stelle erbaut. Udorf wurde im 18. Jahrhundert lutherisch, kehrte jedoch bald unter dem Einfluss von Pfarrer Mast aus Heddinghausen zum katholischen Glauben zurück.

St. Josephkirche

Die heutige Kirche, die St. Josephkirche, wurde 1893 eingeweiht. Die Kapelle wurde im neugotischen Stil erbaut und ist ein aus Backsteinen errichteter Saalbau. Sie entstand anstelle eines baufällig gewordenen Vorgängerbaus. Am 17. Oktober 1929 erhielt sie eine neue Glocke als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg eingeschmolzene. Die neue Glocke wiegt 265 kg und trägt die Inschrift „Hl. Joseph ora pro nobis “(„Heiliger Joseph bitte für uns“). Eine neue Orgel wurde 1949 eingebaut. 1970 wurde die Kirche grundlegend renoviert; hierbei wurde die geschlossene gotische Innenausstattung entfernt. Auch das gotische Gesprenge wurde vom Hochaltar entfernt, und die hölzernen Seitenaltäre gingen verloren. Die geschnitzte Kommunionbank wurde zersägt und als Altarverkleidung verwendet. Die alten Glasfenster des Altarraumes blieben erhalten. Beim Einbau des Tanks für eine Heizung entdeckte man Gebeine aus früheren Grabstätten.

Bei einer weiteren Renovierung im Jahr 2003 wurden Hochaltar und Seitenaltäre wieder hergestellt. Sie waren zwar erhalten geblieben, konnten aber aufgrund schlechter Lagerung nicht mehr gerettet werden und wurden nachgebildet. Ein neuer Kreuzweg wurde angeschafft, und die wertvollen bunten Glasfenster wurden von außen mit klarem Glas geschützt.

Die Statue des Kirchenpatrons Josef von Nazaret ist wesentlich älter als die Kapelle. Sie stammt vermutlich aus einer der Vorgängerkirchen. Die buntbemalte, aus Lindenholz hergestellte, 85 cm hohe Plastik gilt als Kunstschatz und stammt vermutlich aus der Papenwerkstatt. Ihre Entstehung wird auf das Ende des 17. Jahrhunderts datiert.

Mariengrotte

Am 7. Juli 1935 erbauten die Udofer die Mariengrotte auf dem Kittenberg. Sie wurde auf dem höchsten Punkt erbaut, damit die Gottesmutter schützend ihre Hände über den Ort halten solle.

Wirtschaft

Udorf ist überwiegend durch seine landwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur charakterisiert. Etwa 60 % der Nutzfläche ist Ackerflur.

Kultur, Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten

  • Bereits seit 1453 existiert der Schützenverein.
  • In Udorf befinden sich mehrere unter Denkmalschutz stehende Gebäude:
    • Die katholische Kirche St. Josef, ein Backsteinsaalbau aus dem Jahr 1891,
    • der „Stoffelhof“, ein unter Verwendung von Fachwerk aus dem 17. Jahrhundert im Jahre 1802 erbautes Fachwerkhaus,
    • eine „Hofanlage“, bestehend aus einem bruchsteinernen Haupthaus mit Nebengebäude aus dem Jahr 1849,
    • die „Udorfer Mühle“, eine Wassermühle.

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Literatur

  • Stefan Kisteneich & Winfried Raffel: Die Magerweiden im Glockengrund bei Marsberg-Udorf, in: Sauerland - 35 (2002), S. 160-162
  • 100 Jahre Kapelle St. Josef zu Udorf, Pfarrei St. Josef, Marsberg, 1993

Weblinks


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