Leon Feldhendler

Leon Feldhendler

Leon Feldhendler, auch Felhendler[1] oder Lejb Feldhendler (* 1910 in Żółkiewka im Generalgouvernement Warschau, Russisches Kaiserreich; † 2. April 1945 in Lublin) war ein polnischer Holocaustüberlebender. Zusammen mit Alexander Petscherski plante und führte er den erfolgreichen Aufstand von Sobibór im Vernichtungslager Sobibor ab dem 13. Oktober 1943.

Leben

Leon Feldhendler war Sohn eines polnischen Rabbiners. Als ehemaliges Mitglied des Judenrats von Żółkiewka wurde Feldhendler 1942 in das Lager Sobibor deportiert. Bei der Ankunft des Deportationszuges an der Rampe wählte man ihn aus der Gruppe der Ankommenden aus, Sonderaufgaben zu übernehmen. Er verbrachte mehr als ein Jahr im Lager. Während dieser Zeit wurde er mehrfach Zeuge von Fluchtversuchen, die die SS stets mit Racheakten beantwortete.

Im Sommer des Jahres 1943 erfuhren die Lagerinsassen von der Niederlage von Stalingrad sowie vom Aufstand im Warschauer Ghetto. Außerdem wurde Himmlers Ankündigung vom 5. Juli 1943 bekannt, das Vernichtungslager Sobibor in ein Konzentrationslager umzuwandeln. Feldhendler befürchtete, dass sämtliche Zeugen der Massenmorde aus dem Wege geschafft werden sollten,[2] und kam zur Einsicht, lediglich eine Massenflucht sämtlicher Häftlinge würde zu einer Lösung führen.[3]

Zwischen Mitte Juli 1943 und Ende August entwickelte Feldhendler verschiedene Fluchtpläne. Ein Plan sah vor, die Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren sollten die SS-Mannschaften am frühen Morgen umbringen und ihre Waffen an sich nehmen, um sie dann an die Erwachsenen weiterzuleiten. Die Flucht würde dann zusammen mit den Trawniki erfolgen. Eine andere Planung sah vor, das Lager in Brand zu stecken oder die Absperrungen durch einen Tunnel zu überwinden. Sämtliche Pläne scheiterten jedoch am Fehlen einer Persönlichkeit, die geeignete, möglichst militärische Führungserfahrung aufwies. Diese fand Feldhendler schließlich im niederländischen Juden Joseph Jacobs. Sein Fluchtplan wurde jedoch verraten. Durch Folter versuchte die SS, die Hintermänner in Erfahrung zu bringen, aber Jacobs blieb bei seiner Aussage, alleine fliehen zu wollen. Aus Rache wurde er zusammen mit 72 anderen niederländischen Juden erschossen.

Feldhendler verbündete sich schließlich mit dem am 23. September 1943 im Lager internierten Alexander Petscherski, über einen Kontakt, den der polnische Jude Shlomo Litman herstellte. Sie kannten sich aus dem SS-Lager in Minsk, in dem Petscherski zuvor inhaftiert war. Feldhendler und Petscherski planten zusammen mit einer kleinen Gruppe[4] aus eingeweihten Männern die Flucht. Am 14. Oktober 1943 um 16 Uhr gelang es den gefangenen Zwangsarbeitern, elf SS-Männer auf der Stelle zu töten. Zwischen 300 und 600 Häftlinge konnten die Sperren überwinden. Trotz hoher Verluste konnten etwa 150 Inhaftierte sowohl den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun als auch das Minenfeld überwinden. Feldhendler floh in den Wald in der Nähe des Lagers und entkam seinen Verfolgern.

Bis zum Ende des Krieges hielt er sich in Lublin mit Chaskiel Menche, einem Mithäftling von Sobibor, und Moshe Blank versteckt. Am 2. April 1945 wurden Feldhendler und Blank in einer Auseinandersetzung, angeblich wegen einer Liebesaffäre, von einem Soldaten der Polnischen Heimatarmee erschossen.[5][6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schelvis: Vernichtungslager Sobibór. S. 11 und S. 319 Anm. 4 (siehe Literatur)
  2. Escape from Sobibor
  3. The Nizkor Project
  4. Morgen fliehen wir. In: Die Zeit, Nr. 42/1991
  5. Schelvis: Vernichtungslager Sobiór. S. 276
  6. auschwitz.dk

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Léon Feldhendler — né en 1910 en Pologne mort le 6 avril 1945 est un résistant Juif polonais ; il fut interné dans le Camp d extermination de Sobibor et fut un des artisans de la révolte le 14 octobre 1943. Biographie Avant d être déporté, il dirigea …   Wikipédia en Français

  • Feldhendler — Leon Feldhendler, auch Lejb Feldhendler, (* 1910; † 2. April 1945 in Lublin), war der Sohn eines polnischen Rabbiners. Zusammen mit Alexander Petscherski plante er die erfolgreiche Revolte im Vernichtungslager Sobibor am 13. September 1943. Leon… …   Deutsch Wikipedia

  • Leon Feldhandler — Leon Feldhendler (died April 1945) was the son of a rabbi from Lublin. Feldhandler was deported to the Sobibór extermination camp in 1943. He organised the resistance in the camp and collaborated with Alexander Pechersky in the revolt of October… …   Wikipedia

  • Sobibor (Film) — Filmdaten Deutscher Titel Sobibor Originaltitel Escape from Sobibor Produk …   Deutsch Wikipedia

  • Aufstand von Sobibór — Der Aufstand von Sobibór von etwa 600 Häftlingen fand am 14. Oktober 1943 im deutschen Vernichtungslager Sobibór im besetzten Polen statt. Es war der zweite, zum Teil erfolgreiche Aufstand der jüdischen Gefangenen gegen die SS in einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Fe — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Sobibor extermination camp — Sobibor redirects here. For the nearby town, see Sobibór. Sobibor Extermination camp Nazi extermination camps in occupied Poland (marked with black and white skulls) …   Wikipedia

  • Odilo Globocnik — Odilo Globocnik …   Wikipedia

  • Christian Wirth — Nickname Christian the Terrible (German: Christian der Grausame), The Wild Christian …   Wikipedia

  • Thomas Blatt — in 1940s Born April 15, 1927 (1927 04 15) (age 84) Izbica, Poland Known  …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”