Lewisit

Lewisit
Strukturformel
Struktur von Lewisit
Allgemeines
Name Lewisit
Andere Namen
  • 2-Chlorvinyldichlorarsin
  • Dichlor(2-chlorvinyl)arsin
  • 2-Chlorvinylarsindichlorid
  • 2-Chlorethylendichlorarsin
  • Lewisit I
Summenformel C2H2AsCl3
CAS-Nummer 541-25-3
PubChem 5372798
Kurzbeschreibung

ölige, farb- und geruchlose Flüssigkeit [1]

Eigenschaften
Molare Masse 207,32 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte
  • 1,8793 g·cm−3 (25 °C, trans-Isomer) [2]
  • 1,8598 g·cm−3 (25 °C, cis-Isomer) [2]
Schmelzpunkt
  • −2,4 °C (trans-Isomer) [3]
  • −44,7 °C (cis-Isomer) [1]
Siedepunkt
  • 196,6 °C (Zersetzung, trans-Isomer) [2]
  • 169,8 °C (Zersetzung, cis-Isomer) [1]
Dampfdruck
  • 53 Pa (trans-Isomer, 25 °C) [4]
  • 208 Pa (cis-Isomer, 25 °C) [4]
Löslichkeit
  • 0,5 g·l−1 in Wasser (20 °C) [4]
  • löslich in Ethanol, Halogenalkanen und Benzin [4]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
06 – Giftig oder sehr giftig 09 – Umweltgefährlich

Gefahr

H- und P-Sätze H: 331-301-410
EUH: keine EUH-Sätze
P: ?
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [5]
Giftig Umweltgefährlich
Giftig Umwelt-
gefährlich
(T) (N)
R- und S-Sätze R: 23/25-50/53
S: (1/2)-20/21-28-45-60-61
LD50
  • LCLo (human, inhalativ): 6 ppm [6]
  • LDLo (human, percutan): 37,6 mg·kg−1[6]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Lewisit, auch Lewisit I, ist eine chlorhaltige organische Arsenverbindung, deren Wirkung beim Einsatz als chemische Waffe den Losten ähnelt. Die Substanz bewirkt ein starkes Brennen der Haut mit Blasenbildung. Lewisit wurde nach dem amerikanischen Chemiker Winford Lee Lewis (1879–1943) benannt. Unter Soldaten trug es den Beinamen Tau des Todes.

Es existieren mit dem trans-Lewisit und dem cis-Lewisit (auch Isolewisit genannt) zwei Konfigurationsisomere.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Darstellung

Winford Lee Lewis stellte die Substanz 1918 durch Reaktion von Arsentrichlorid (AsCl3) mit Ethin (Acetylen) in Anwesenheit von Chlorwasserstoff in einer Quecksilber(II)-chlorid-Lösung (HgCl2) her:

\mathrm{AsCl_3 + HC \equiv CH \xrightarrow[HCl]{HgCl_2} Cl_2As-CH=CHCl}

Als Nebenprodukte entstehen noch β-Lewisit (2,2’-Dichlordivinylarsinchlorid) und γ-Lewisit (1,1’,1’’-Trichlortrivinylarsin).[4]

Später wurde die Substanz gezielt von der US-amerikanischen Armee als chemischer Kampfstoff weiterentwickelt und hergestellt.[7] Teilweise wurde es als Giftgasgemisch zusammen mit Senfgas als Mustard-Lewisite eingesetzt. Es wurden insgesamt etwa 20.000 t Lewisit hergestellt. Seit Ende der 1950er Jahre wurde der Einsatz eingestellt. Japan produzierte im Zweiten Weltkrieg ebenfalls Lewisit und hatte Bestände im besetzten China vergraben, die 2006 wiederentdeckt wurden.[8]

Eigenschaften

cis/trans-Lewisit ist eine ölige, farb- und geruchlose Flüssigkeit[4], die sich beim Kontakt mit Wasser zersetzt. Die Dämpfe sind sehr viel schwerer als Luft.

Giftwirkung und Gegenmittel

Die Aufnahme des Giftes kann über Haut, Atemwege und Magen-Darm-Trakt erfolgen. Lewisit reagiert mit den Thiolgruppen von Proteinen und stört somit, soweit Enzyme betroffen sind, massiv den Stoffwechsel. Ähnlich wie die Loste reagiert es auch mit DNA-Molekülen, indem diese alkyliert werden.[9] Auf der Haut erzeugt Lewisit sofort ein starkes Brennen, nach 30 Minuten Erytheme; nach 12 Stunden werden daraus scharf begrenzte, oberflächliche Blasen, bis zu tiefen schmerzhaften Nekrosen.[1]

Als Gegenmittel kann Dithioglycerin (andere Bezeichnungen sind BAL, British Anti Lewisite, Dimercaprol bzw. 2,3-Dimercaptopropanol) verwendet werden. Dithioglycerin bindet Lewisit oder setzt an Proteine gebundenes Lewisit wieder frei.[9]

Andere Lewisite

Neben dem Lewisit I gibt es ferner noch:

Einzelnachweise

  1. a b c d e Eintrag zu CAS-Nr. 541-25-3 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 5. November 2007 (JavaScript erforderlich)
  2. a b c Whiting, G.H.: Some physicochemical properties of cis-2-chlorovinyldichloroarsine in J. Chem. Soc. 1948, 1209–1210, doi:10.1039/JR9480001209.
  3. Lebedev, B.V.; Kulagina, T.G.; Cheremukhina, A.A.; Karataev, E.N.: Russian J. Gen. Chem. 66 (1996) 880-885.
  4. a b c d e f Thieme Chemistry (Hrsg.): Eintrag zu Lewisit im Römpp Online. Version 3.14. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2011, abgerufen am 05. November 2011.
  5. Nicht explizit in RL 67/548/EWG, Anh. I gelistet, fällt aber dort mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Sammelbegriff „Arsenverbindungen“; Eintrag in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 31. März 2009 (JavaScript erforderlich)
  6. a b Lewisit bei ChemIDplus
  7. Domingo Tabangcura, Jr. and G. Patrick Daubert, MD. British anti-Lewisite Development Molecule of the Month, University of Bristol School of Chemistry
  8. NTI: Abandoned Chemical Weapons (ACW) in China
  9. a b wissenschaft-online: Eintrag zum Lewisit im Lexikon der Biologie/Chemie
  10. PubChem 5368106
  11. PubChem 5352143

Weblinks

Haas, R. et al.: Chemisch-analytische Untersuchung von Arsenkampfstoffen und ihren Metaboliten, UWSF – Z Umweltchem Ökotox; 10 (1998), 289–293; PDF (freier Volltextzugriff)

Siehe auch


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