Limux

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LiMux – Die IT-Evolution ist ein Linuxprojekt der Stadtverwaltung München, das freie Software auf den derzeit ca. 14.000 Arbeitsplatzrechnern der städtischen Mitarbeiter etablieren soll. Aufgrund der für die öffentliche Hand neuartigen Ausrichtung der Software-Beschaffung auf Open Source ist LiMux weltweit in den Medien präsent und wird von der proprietären Softwareindustrie und den Befürwortern freier Software gleichermaßen beobachtet. Das Kofferwort LiMux setzt sich aus Linux und München zusammen. Ähnliche Projekte bestehen in Amsterdam[1] und Wien, wo man das Projekt Wienux nennt.

Der Zusatz „Die IT-Evolution“ steht im Gegensatz zur „Revolution“, die versucht, durch einen scharfen Schnitt die aktuelle Situation zu ändern. „LiMux – Die IT-Evolution” wird eine langsame, aber kontinuierliche Entwicklung sein, die als Ziel eine modernere, den Anforderungen auf dem Arbeitsplatzrechner besser angepasste IT-Landschaft hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursache der Migration war das Ende des Supports für Windows NT 4 durch Microsoft Ende 2003; dadurch war eine Ablösung des bis dahin genutzten Windows NT 4 nötig. Vor diesem Hintergrund ließ München in einer Vorstudie[2] (Clientstudie) fünf mögliche Konfigurationen der Verwaltungsdesktops unter drei Gesichtspunkten (Wirtschaftlichkeit, Technik, Strategie) untersuchen, von reinen Microsoft-basierten Lösungen bis hin zu reinen Open-Source-Lösungen.

Im Winter 2003 reiste Steve Ballmer, Chef von Microsoft, zu einem Gespräch mit dem Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, um die vorgeblichen Nachteile eines bevorstehenden Wechsels zu verdeutlichen – seine Ausführungen wurden jedoch verworfen. Die genauen Gesprächsinhalte sind nicht bekannt.

Die Studie ergab letztendlich einen Gleichstand zweier Alternativen. Die Mehrheit des Münchner Stadtrates entschied sich dann für die Lösung, die im Bereich „Strategie“ die vorteilhaftere ist, um damit die auf Herstellerunabhängigkeit ausgelegte IT-Strategie der Stadtverwaltung zu stützen und langfristig den Mittelabfluss selbst bestimmen zu können (= Kostenreduzierung).

Der Beschluss besagte nicht, dass fortan ausschließlich Open-Source-Software eingesetzt wird, sondern dass diese präferiert wird. Als wesentlich wichtigeren Punkt enthielt der Beschluss die Maßgabe, dass zukünftig zu entwickelnde oder öffentlich auszuschreibende Fachverfahren webbasiert implementiert werden sollen. Gerade dies soll eine zu starke Kopplung von Betriebssystem, Officesuite und Fachsoftware verhindern.

Seit August 2006 gibt es für LiMux auch ein tierisches Maskottchen im Münchner Tierpark Hellabrunn, den Königspinguin GoniMux.[3]

Die anfängliche Testphase von LiMux ging im September 2006 zu Ende, worauf ab dem 19. September 2006 damit begonnen wurde, die Windows-Arbeitsplätze im Kernbereich der Stadtverwaltung durch ein angepasstes Debian GNU/Linux mit KDE und OpenOffice.org abzulösen. Die vielfache Linux-Installation läuft dabei durch die Software[4] automatisiert ab und wird durch die freie Software GOsa² konfiguriert.

Am 16. Mai 2007 nahm Bürgermeisterin Strobl für das IT-Projekt das Zertifikat „Gebrauchstauglicher Basisclient“ vom TÜV IT entgegen.[5] Der TÜV bestätigte nach einem umfangreichen Zertifizierungsprozess die Gebrauchstauglichkeit des LiMux-Basisclients als Benutzerschnittstelle für interaktive Computersysteme nach der ISO Norm 9241–110. „Entscheidend für diese Einschätzung war, dass mit der neu gestalteten und auf KDE 3 basierenden Oberfläche und den enthaltenen Zusatzprogrammen (u. a. […]) eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung möglich ist, […] ."[6]

Ziele und Umsetzung

Im Rahmen des Projektes plant die Stadt München, 14.000 Desktop-PCs (über 80 %) von Windows NT 4.0 und Microsoft Office auf das Betriebssystem Linux und OpenOffice.org umzustellen. Die Münchener Entscheidung wurde kontrovers diskutiert.

2003 bis 2004 wurde ein Feinkonzept für die Migration erarbeitet, die im Juni 2004 begann. Die Migration wurde im Sommer 2004 unterbrochen, weil die Stadt die rechtlichen Auswirkungen von Softwarepatenten untersuchen wollte. Mittlerweile läuft die Migration weiter.

Die AG Usability der Projektgruppe befragt regelmäßig die Nutzer, um eine gute Anpassung an die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu erreichen. Geplant ist ein möglichst einfacher Umgang mit der Software.

Die Umstellung wird aufmerksam beobachtet. Möglicherweise dürfte eine erfolgreiche Migration weitere Städte und Gemeinden veranlassen, ihre IT-Infrastruktur von Windows auf Linux umzustellen. Mittlerweile hat die Stadt Wien den Umstieg auf Wienux begonnen, ein Termin für die Umstellung ist aber wieder offen.

Umstellung auf OpenOffice.org

Die Umstellung zu OpenOffice.org, teilweise bereits vorab unter einem Microsoft-Betriebssystem, wird durch ein eigens entwickeltes Tool, den Eierlegenden WollMux (oder kurz WollMux) flankiert. Diese in Java geschriebene Applikation kommuniziert mit OpenOffice.org über die UNO-Schnittstelle. Der WollMux löst einige in München zusammen mit Microsoft Office eingesetzte Applikationen ab. Seine Hauptfunktionen sind:

  • Briefkopfsystem: Briefkopfvorlagen automatisch befüllen, stadtweites Erscheinungsbild einhalten, Vorzimmerfunktion;
  • Formularsystem: Unterstützung der Sachbearbeiter beim Erstellen von Dokumenten auf Basis von Vorlagen, die bestimmte Eingaben erfordern, Vorlagenauswahl, automatisches Drucken verschiedener Ausfertigungen, automatisches Berechnen von Werten aus den Eingaben und Einfügen an entsprechenden Stellen;
  • Textbausteinsystem: Unterstützung der Sachbearbeiter beim Erstellen von Dokumenten aus Textbausteinen;
  • Hilfen für sachleitende Verfügungen: automatisches Erstellen und Drucken verschiedener Dokumentversionen mit entsprechenden sachleitenden Verfügungen.

Ein Jahr nach Einführung sind in München bereits über 8000 Nutzer mit dem Programm OpenOffice.org ausgestattet. Die Zufriedenheit der Nutzer ist groß.[7]

WollMux ist seit Ende Mai 2008 als freie Software öffentlich verfügbar.[8]

Literatur

  • Leonhard Dobusch: Windows versus Linux: Markt - Organisation - Pfad, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, ISBN 978-3-531-16242-3

Einzelnachweise

  1. http://amsterdam.nl/gemeente/open_amsterdam/open_amsterdam
  2. „LiMux - Die IT-Evolution freie Software in München - Vorstudie”. Landeshauptstadt München, 2003. Abgerufen am 4. Juli 2008.
  3. „Ein Pinguin verstärkt das LiMux-Team“. In: Pressemitteilung. Landeshauptstadt München, 25. August 2006. Abgerufen am 4. Juli 2008.
  4. Fully Automatic Installation
  5. demon@pro-linux.de: „LiMux erhält TÜV-Zertifikat“. In: News. Pro-Linux, 15. Mai 2007. Abgerufen am 4. Juli 2008.
  6. „TÜViT zertifiziert Usability des LiMux-Basisclients der Stadt München“. In: Pressemitteilung. TÜVIT, 16. Mai 2007. Abgerufen am 4. Juli 2008.
  7. Anja Schütz: Bilanz: Das erste Jahr Linux-Client in München. In: silicon.de. CNET Networks Deutschland GmbH, 26. Oktober 2007. Abgerufen am 4. Juli 2008.
  8. Münchens WollMux wird freie Software. Landeshauptstadt München, 29. Mai 2008. Abgerufen am 4. Juli 2008.

Weblinks


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