Lionel Stander

Lionel Stander

Lionel Jay Stander (* 11. Januar 1908 in der Bronx, New York City; † 30. November 1994 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Bekannt wurde er vor allem durch seine Rolle als Butler, Koch und Chauffeur „Max“ in der Krimiserie Hart aber herzlich. In den 1940er und 1950er Jahren war er ein Opfer der amerikanischen Behörden während der Kampagnen gegen politisch linke Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stander begann nach der Schule zunächst ein Studium an der Universität von North Carolina. Mit 19 Jahren stand er auf einer Theaterbühne und beschloss, Schauspieler zu werden. Neben einer erfolgreichen Theaterkarriere wurde er, dank seiner tiefen Stimme, auch im Radio ein Star. 1932 kam er zum Film und drehte in New York Kurzfilme. 1935 zog Stander nach Hollywood.

Dort spielte Stander, der einen kräftigen und bulligen Körper und ein markantes, von einem fast eckigen Kiefer beherrschtes Gesicht besaß, bald schon vorwiegend den liebenswerten Strolch oder den harten Komplizen. Auch wenn er nie die großen Rollen bekam, wurde er doch rasch bekannt und brachte es in den 1930er und 1940er Jahren auf rund 50 Filme. Durch das Komitee für unamerikanische Aktivitäten wurde er aufgrund seiner politischer Aktivitäten die 1950er Jahre hindurch quasi mit einem Berufsverbot belegt und verdingte sich in dieser Zeit als Börsenmakler und - gegen Ende dieser Zeit - erneut als umherziehender Bühnenschauspieler ohne festes Engagement.

Anfang der 1960er Jahre bekam er langsam wieder Filmrollen. Zwischen 1968 und 1978 drehte Stander vermehrt in Europa, vorwiegend Italo-Western und Erotikfilme. Zwischen 1979 und 1984 spielte er, an der Seite von Stefanie Powers und Robert Wagner die Rolle des Max, wofür er 1983 den Golden Globe erhielt. Der Serie folgten zwischen 1993 und 1996 acht TV-Specials.

Lionel Stander starb am 30. November 1994 an Lungenkrebs und wurde auf dem Forest Lawn Memorial Park Cemetery in Glendale beigesetzt. Sein letzter Film kam erst nach seinem Tod auf die Leinwand. Er war sechs mal verheiratet und hatte mit fünf seiner Ehefrauen insgesamt sechs Kinder.

Politische Aktivitäten

Stander war von Beginn seiner Filmkarriere in Hollywood an politisch engagiert. Möglicherweise war er beeindruckt von der Aussage John Howard Lawsons, der seine schauspielerische Ausdruckskraft mit der eines großen kommunistischen Kämpfers verglich. Lawson galt damals als Kulturkommissar der kommunistischen Partei in Hollywood. Im Film „No Time to Marry“, nach dem Drehbuch des als Parteimitglied bekannten Paul Jarrico, pfiff Stander einige Takte der Internationale, in dem Glauben, es würde herausgeschnitten werden. Doch Hollywood war damals noch unpolitisch und so blieb die Szene erhalten. Von 1936 bis 1939 war er aktives Mitglied der Popular Front.

Stander engagierte sich in Organisationen, Vereinigungen und Gewerkschaften, um sich gegen die aufkommenden Reaktionen der Amerikaner gegen Andersdenkende und gegen den Faschismus in Europa zu wehren, in denen er einen Angriff auf die Demokratie sah, wie er später einmal sein Verhalten erläuterte. Melvyn Douglas, ein Kollege und bekennender Liberaler, wurde von Stander bewegt, in die Partei einzutreten. Douglas schloss jedoch eine Mitgliedschaft aus. Er begrüßte zwar den Kampf, den Stander und seine Freunde führten, wollte sich jedoch nicht von einer Partei einreden lassen, was er tat. Wie viele Liberale glaubte auch er, sie würden die Kommunisten in Schach halten können. 1939 brachte der „Hitler-Stalin-Pakt“ die amerikanischen Kommunisten in arge Bedrängnis. Viele verließen die Partei, jene welche blieben, wurden nun zu Stalinisten erklärt. Douglas und die Liberalen kehrten den Kommunisten ebenfalls den Rücken zu.

Der texanische Abgeordnete Martin Dies Jr. sah in den Aktivitäten der Kommunisten eine Gefahr für das Land und initiierte das Komitee gegen unamerikanische Aktivitäten. 1940 wurden die Filmschaffenden in Hollywood selbst angehört. Grundlagen waren unter anderem Namenslisten, welche ein Agent, der die kommunistische Partei in Los Angeles unterwandert und bis 1937 ausspioniert hatte, einem Gericht übergeben hatte. Dies veröffentlichte die Liste und neben Stander wurden Schauspielgrößen wie James Cagney, Humphrey Bogart oder Fredric March als Kommunisten gebrandmarkt.

Dies versprach jedem, der mit ihm kooperiere, die Rehabilitation. Stander wurde als einziger nicht vom Verdacht der Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei freigesprochen, woraufhin seine Produktionsfirma ihn entließ. Zum einen hing dieses wohl damit zusammen, dass er Mitglied in der Popular Front gewesen war. Zum anderen aber auch damit, dass Melvyn Douglas, der zutiefst darüber enttäuscht war, dass Kommunisten die Liberalen unterwandert hatten, ebenfalls aussagen musste und den erfolglosen Anwerbeversuch erwähnt hatte. Der Anhörung folgten dann die Zeugenaussagen vor dem eigentlichen Komitee, wo, neben Stander, auch John Howard Lawson vorgeladen und einer jener Zehn von Hollywood war, die zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

Stander selbst konnte zunächst weiterarbeiten und blieb auch weiterhin politisch aktiv. Er galt in der Schauspielervereinigung als Anführer der progressiven Fraktion. Ihm gegenüber stand die Fraktion der Konservativen, welche unter anderem von Ronald Reagan geleitet wurde. 1945 rief die von der Schauspielervereinigung unterstützte und als militant geltende „Conference of Student Union“, deren Anführer John Sorrell 1940 ebenfalls vorgeladen worden war, Streiks gegen die Filmstudios aus. Stander wollte die Vereinigung auf der Seite der Gewerkschaft sehen, verlor aber in einer Urabstimmung gegen die Konservativen, die daraufhin der Gewerkschaft die Unterstützung entzogen.

Die Unterstützung des Streiks, der in Verdacht stand, von Kommunisten angezettelt zu sein, sowie die Aussage von Martin Berkeley, einem Drehbuchautor, der auf dem Tribunal 1947 Stander damit belastete, er habe den als Kommunisten verdächtigten Gewerkschaftsführer Harry Bridges bei einem Zusammentreffen als „Genossen“ bezeichnet, führten 1951 dazu, dass Stander auf eine „Schwarze Liste“ gesetzt wurde, die einem Berufsverbot gleichkam.

Filmografie (Auswahl)

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