- Liturgische Sprachen
-
Unter Sakralsprache versteht man eine nur oder überwiegend in einem religiösen Kontext gebrauchte Sprache. Viele Literatursprachen sind auch oder nur Sakralsprachen.
Liturgiesprachen (von griech.: λειτουργια leitourgia öffentlicher Dienst aus leitos öffentlich von λαος laos Volk; und εργον érgon Werk, Dienst) sind im Gottesdienst der verschiedenen Religionen verwendete Sprachen (siehe auch: Liturgie). Diese Sprachen haben oft für die jeweilige Glaubensgemeinschaft eine wichtige historische Rolle gespielt, werden aber im heutigen Alltag nicht mehr benutzt. Die bekannteste in Europa gebräuchliche Liturgiesprache ist das Lateinisch in der römisch-katholischen Kirche.
Liturgiesprachen im Christentum
Neben den jeweiligen Volkssprachen verwenden gerade ältere christliche Kirchen weiterhin Liturgiesprachen.
- Der Lateinische Ritus anerkennt Lateinisch und vor allem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die jeweiligen Landessprachen als Liturgiesprachen, wobei der lateinischen Sprache eine besondere Bedeutung erhalten bleiben werden soll. Besonders erwähnt sei außerdem die romanische Mozarabische Sprache, ein Überbleibsel aus der maurischen Zeit Spaniens, die noch heute in Toledo in einigen Kirchen benutzt wird (siehe: Mozarabischer Ritus, eine lateinische Liturgie). Die Katholischen Ostkirchen verwenden in ihren Liturgien jene Sprachen, die auch in ihren nicht-katholischen Mutterkirchen in Gebrauch sind.
- Kirchenslawisch ist die Liturgiesprache der Russischen Orthodoxen Kirche und anderer Kirchen slawischer Tradition.
- Im westsyrischen und im ostsyrischen Ritus ist das klassische Syrisch Liturgiesprache.
- Im Alexandrinischen Ritus gelten die Koptische Sprache und die altäthiopische Sprache Ge'ez als Liturgiesprachen, und im Armenischen Ritus die Armenische Sprache.
- Ältere Formen des Deutschen verwenden die Amischen, die Hutterer und die konservativen Mennoniten in Nordamerika.
- Kakure Kirishitan, ein entstelltes und unverstandenes Kauderwelsch portugiesischer, lateinischer und japanischer liturgischer Fragmente der japanischen Untergrundkatholiken.
- Falls in den Protestantischen Kirchen überhaupt eine bestimmte Sprache für die Liturgie festgelegt ist, ist dies in der Regel die jeweilige Landessprache; in Dialektgebieten wird aber meist die jeweilige Hochsprache verwendet. Auch manche Protestanten kennen aber eine Art von Sakralsprache; in Anglikanischen Kirchen werden z. B. oft noch die alten Personalpronomen der 2. Person Singular aus dem Frühneuenglischen verwendet -- thou, thee, thy, thine, thyself statt you, you, your, yours, yourself
- Im weitesten Sinne gehören die Rastafaris auf Jamaika ebenfalls hierher. Sie verwenden eine spezielle Form des Jamaika-Kreolisch, die sie durch gezielte Sprachreform ihrem Glauben angepasst haben.
Weitere Sakral- und Liturgiesprachen
- Altertum
- Sumerisch seit 1700 v.Chr. nicht mehr gesprochen aber weiterhin bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. Kult- und Literatursprache zwischen Euphrat und Tigris
- Hattisch der von den Hethitern unterworfenen Hattier als Kultsprache im Hethitischen Großreich
- Altlatein der Priesterschaft der Salier in Rom aus spätestens frührepublikanischer Zeit
- Judentum
- Hebräisch seit dem babylonischen Exil im jüdischen Gottesdienst
- Aramäisch im Judentum seit der mittleren Antike zum Studium des Talmuds
- Samaritanisch als Sprache des samaritanischen Pentateuch und der samaritanischen Religionsausübung
- Zoroastrismus
- Avestische Sprache, die altiranische Sprache des Avesta ist die Sprache des heiligen Buches des Zoroastrismus.
- Mandäer
- Islam
- Klassisches Arabisch im islamischen Gottesdienst
- Hinduismus
- Sanskrit und sein Vorgänger Vedisch im Hinduismus und im Mahayana-Buddhismus
- Buddhismus
- Pali im Theravada-Buddhismus
- Klassisches Tibetisch im Vajrayana-Buddhismus
- Klassisches Chinesisch im Buddhismus Ostasiens, auch außerhalb Chinas (auch im Taoismus)
- Shinto
- Voodoo
- Die Haitian Vodoun Culture Language, eine Form der Yoruba-Sprache, wird im Voodookult auf Haiti ausschließlich für kultische Zwecke verwendet.
Siehe auch
Wikimedia Foundation.