Louis-Michel Le Peletier de Saint-Fargeau

Louis-Michel Le Peletier de Saint-Fargeau
Louis-Michel Le Peletier

Louis-Michel Le Peletier (Lepeletier), Marquis de Saint-Fargeau, (* 29. Mai 1760 in Paris; † 20. Januar 1793 ebenda) war ein Politiker während der Französischen Revolution. Nach seiner Ermordung durch einen Royalisten wurde er als Revolutionsmärtyrer verehrt und hatte eine Zeit lang seine Grabstätte im Panthéon. Seine jüngeren Halbbrüder waren der Politiker Felix Lepeletier (1767–1837) und der Entomologe Amédée Louis Michel Le Peletier (1770–1845).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Louis-Michel Le Peletier de Saint-Fargeau entstammte einer vermögenden und einflussreichen Familie der Noblesse de robe („Robenadel“, d. h. Amtsadel) und wurde als Sohn des Präsidenten des Pariser Parlements (Gerichtshof), Baron du Péreuse, geboren. Der junge Le Peletier erbte 1778 den ausgedehnten Landbesitz seines Vaters, arbeitete seit 1783 als Anwalt im Châtelet und übernahm 1785 das Amt seines Vaters.

Der Adel der Stadt Paris wählte Le Peletier im Frühjahr 1789 zum Abgeordneten der Generalstände. Er stimmte am 6. Mai 1789, zusammen mit Adel und Klerus, gegen eine Abstimmung nach Köpfen. Nachdem sich die Abgeordneten des Dritten Standes zur Nationalversammlung erklärten, schloss sich Le Peletier auf ausdrücklichen Wunsch Ludwigs XVI. am 27. Juni 1789 dem Dritten Stand an. In den folgenden Wochen änderte er radikal seine bisherigen Ansichten und entwickelte sich, trotz seines immensen Vermögens und seiner zahlreichen Privilegien, zu einem leidenschaftlichen Verfechter der Ideale und Ziele der Revolution. Er forderte die Rückberufung des am 11. Juli 1789 entlassenen Finanzministers Necker und stimmte am 4. August 1789 für die Aufhebung der Adelsprivilegien. Außerdem setzte sich Le Peletier für die Gleichheit der Bürger vor Gesetz und Fiskus und für verfassungsmäßig verankerte Grundrechte ein. Er legte seinen Titel ab, verzichtete entschädigungslos auf seine seigneurialen Rechte und führte seitdem nur noch seinen „bürgerlichen“ Namen Michel Le Peletier.

Vom 21. Juni bis 5. Juli 1790 amtierte Le Peletier als Präsident der Konstituante. Wenig später wirkte er als Berichterstatter des Rechtsausschusses der Konstituante vergeblich für die Aufhebung der Todes- und Galeerenstrafe sowie der Brandmarkung von Verurteilten. Es gelang ihm jedoch, die Folter abzuschaffen und die als grausam und entehrend verstandene Hinrichtungsart des Erhängens (oder gar Räderns und Vierteilens wie im Fall des Königsattentäters Damiens im Jahr 1757) durch die des schnell vollzogenen und deswegen als weniger schmerzhaft angesehenen Köpfens zu ersetzen.

Im September 1792 wurde Michel Le Peletier vom Departement Yonne, wo sich sein Grundbesitz und sein Schloss Saint-Fargeau befand, in den Nationalkonvent gewählt. Er zählte als Parteigänger Robespierres zur Montagne und bekannte sich in seiner Rede vom 30. Oktober 1792 für die Notwendigkeit einer uneingeschränkten Pressefreiheit. Des Weiteren verfasste Le Peletier einen Plan zur Nationalerziehung, der die allgemeine Schulpflicht aller Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von sieben bis zwölf Jahren beinhaltete. Dieses Projekt sollte durch die zusätzliche Besteuerung der vermögenden Klassen finanziert werden. Aber Le Peletiers Vorhaben wurde, trotz energischer Fürsprache Robespierres, nicht verwirklicht. Im August 1793 wurde Le Peletiers Plan vom Nationalkonvent abgelehnt.

Am 17. Januar 1793 stimmte der bisherige Gegner der Todesstrafe Le Peletier für die Hinrichtung Ludwigs XVI. Als er am 20. Januar 1793 in seinem Stammrestaurant im Palais Royal zu Abend aß, näherte sich ihm ein ehemaliger Soldat der königlichen Leibgarde und stach ihn, aufgrund seiner Zustimmung für die Hinrichtung des Königs, nieder. Der schwerverletzte Le Peletier wurde in das Haus seines Bruders Felix gebracht und verstarb dort wenige Stunden später. Der Täter Philippe Nicolas Marie de Pâris (1767–1793) plante eigentlich einen Mordanschlag auf den ranghöchsten „Königsmörder“ Philippe Égalité, entschied sich jedoch nach dem Scheitern seiner ursprünglichen Absicht für ein Attentat auf Michel Le Peletier. Pâris flüchtete nach dem Mordanschlag und erschoss sich im Augenblick seiner Festnahme am 31. Januar 1793 selbst.

Der Nationalkonvent adoptierte Le Peletiers Tochter Suzanne (die man fortan Mademoiselle Nation nannte) und gewährte Michel Le Peletier im Juni 1793 als Erstem ein Staatsbegräbnis im Panthéon. Der Maler Jacques-Louis David dokumentierte das Begräbniszeremoniell in seinem Bild Les Funérailles de Lepeletier de Saint-Fargeau, das zum Kultgegenstand der Patrioten avancierte.

Die Ermordung Le Peletiers und Marats durch verzweifelte Einzeltäter führte zur verschärften Anwendung des Terrors. Am 14. Juli 1793 forderte Robespierre in seiner Rede im Jakobinerklub:

Die Mörder Marats und Lepeletiers müssen ihre schrecklichen Verbrechen auf dem Revolutionsplatz sühnen. Die Handlanger der Tyrannei, heimtückische Abgeordnete, die die Fahne der Rebellion entfaltet haben, und all jene, die die Fahne der Rebellion entfaltet haben, und all jene, die stets das Messer über den Kopf des Volkes schärfen, die Heimat und einige ihrer Söhne ins Verderben gestürzt haben, diese Ungeheuer, sage ich, müssen mit ihrem Blut für das Blut unserer Brüder zahlen, die im Namen der Freiheit gefallen sind, für das Blut, das sie mit solcher Grausamkeit vergossen haben. Jeder von uns muss der Republik, zumindest zeitweilig, selbstvergessen mit ganzer Kraft dienen und sich restlos ihren Belangen widmen.

Albert Sacharowitsch Manfred, "Rousseau – Mirabeau – Robespierre", S. 246

Le Peletier wurde neben Marat und Chalier als Märtyrer der Revolution verehrt. Nach dem Sturz Robespierres am 9. Thermidor II (27. Juli 1794) wurde Davids Bild vernichtet, der Leichnam Le Peletiers wurde aus dem Panthéon entfernt und wenig später nach Saint-Fargeau überführt. Auf dem dortigen Familiensitz fand Michel Le Peletier seine letzte Ruhestätte.

Varia

  • Die Pariser Metro-Station Saint-Fargeau wurde zu Ehren Le Peletiers benannt.

Literatur

  • HERISSAY, Jacques, L'assassinat de Le Peletier de Saint-Fargeau, 20 janvier 1793, Paris, ed. Emile Paul, 1934
  • BATICLE, Jeannine, La seconde mort de Lepeletier de Saint-Fargeau. Recherches sur le sort du tableau de David in Bulletin de la Société Française d’Histoire de l’Art, 1988, Paris, 1989, pp. 131–145
  • Albert Sacharowitsch Manfred: Rousseau – Mirabeau – Robespierre. Verlag der Nation, Berlin 1989 (1. Auflage), ISBN 3-373-00304-0
  • Walter Markov / Albert Soboul: 1789 – Die Große Revolution der Franzosen. Urania-Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1989 (1. Auflage ), ISBN 3-332-00261-9
  • Bernd Jeschonnek: Revolution in Frankreich 1789 bis 1799 - Ein Lexikon. Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000801-6
  • SIMON, Robert, David’s Martyr-Portrait of Le Peletier de Saint-Fargeau and the conundrums of Revolutionary Representation in Art History, vol.14, n°4, December 1991, pp. 459–487
  • MARTUCCI, Roberto, En attendant Le Peletier de Saint-Fargeau in Annales historiques de la Révolution française, 2002, n°2, pp. 77–104
  • VANDEN BERGHE Marc, PLESCA, Ioana, Lepelletier de Saint-Fargeau sur son lit de mort par Jacques-Louis David : saint Sébastien révolutionnaire, miroir multiréférencé de Rome, Brussels, 2005 - text online on www.art-chitecture.net/publications.php [1]
  • www.repeinture.com (dedicated to the repainting of the missing picture by David, project in process) [2]

Weblinks


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