Lurup

Lurup
Lage des Stadtteils

Lurup

Lage des Bezirks

Altona

Basisdaten
Bundesland: Hamburg
Bezirk: Altona
Fläche: 6,4 km²
Einwohner: 33.459 (2006)
Bevölkerungsdichte: 5228 Einwohner je km²
Höhe: 20 m ü. NN
Postleitzahl: 22525, 22547, 22549
Vorwahl: 040
Geografische Lage: 53° 35′ 35″ n. Br.
53° 35′ 35″ N, 9° 52′ 58" ö. L.
Kfz-Kennzeichen: HH
Amtlicher Gemeindeschlüssel: 02 000 219

Lurup ist ein Stadtteil am nordwestlichen Rand Hamburgs im Bezirk Bezirk Altona.

Inhaltsverzeichnis

Benachbarte Stadtteile und Gemeinden

An Lurup grenzen im Nordwesten die schleswig-holsteinischen Gemeinden Schenefeld (Kreis Pinneberg) und Halstenbek, außerdem die Hamburger Stadtteile Eidelstedt im Nordosten, Bahrenfeld im Südosten, Groß Flottbek im Süden und Osdorf im Südwesten.

Geschichte

Anfänge der Besiedlung

1746 wurde im Pinneberger Schuld- und Pfandprotokoll erstmals ein Bewohner im Gebiet des späteren Lurup urkundlich erwähnt: Franz Hinrich Lüders erwarb eine Siedlerstelle auf der so genannten Schenefelder Heide nahe der Landstraße von Ottensen nach Schenefeld. Hier stießen die Feldmarken der Dörfer Schenefeld, Osdorf und Groß-Flottbek zusammen.
In dieser Gegend soll sich der Überlieferung zufolge auch ein Wirtshaus namens „Luur Up“ (niederdeutsch für auflauern, warten) befunden haben. Daneben gibt es die Vermutung, der Ortsname beschreibe den natürlichen Verlauf der Landstraße, die von Bahrenfeld aus leicht ansteigt (niederdeutsch lau rup). In der Karte der Herrschaft Pinneberg von 1789 ist jedenfalls bereits das im Kirchspiel Nienstedten belegene Dorf „Luhrup“ eingezeichnet.
Die 1908 erschienene Topographie des Herzogtums Holstein gibt für Lurup eine Fläche von 266 ha (davon 203 ha Äcker, Wiesen und Weiden), dazu 45 Wohnungen mit 377 Einwohnern an. Gemeindevorsteher war bis zur Eingemeindung nach Altona (1927) der Landwirt Klaus Eckhoff.
Im frühen 20. Jahrhundert pachteten Altonaer Bürger vereinzelt Flächen in Lurup zur Anlage von Schrebergärten; auch einer der größeren landwirtschaftlichen Betriebe gehörte einem Bürger aus dem Altonaer Stadtteil Ottensen.

1927–1945

Als die pinnebergische Landgemeinde Lurup 1927 durch das Groß-Altona-Gesetz nach Altona/Elbe eingemeindet wurde, war sie nicht viel mehr als ein Straßendorf von vorindustriellem Erscheinungsbild mit rund 950 Einwohnern: eine Ansammlung einfacher Häuschen ohne erkennbares Zentrum, hinter Altonas Hauptfriedhof, Flugplatz und Volkspark inmitten einer typisch holsteinischen Feldmark gelegen und landwirtschaftlich geprägt (insbesondere Rinderhaltung mit Milchwirtschaft), dazu einige Kiesgruben. 1928 existierten lediglich zwei Handwerksbetriebe: die Zimmerei Heine und der Malerbetrieb Reyher.

Es gab eine neuapostolische Gemeinde mit etwa 250 Mitgliedern (die vermutlich teils in benachbarten Ortschaften ansässig waren), eine Ortsgruppe des Vaterländischen Frauenvereins, der sich vor allem mit Säuglingsfürsorge und Mütterberatung befasste, und einen Bezirksausschuss der Arbeiterwohlfahrt. Auch verkehrlich lag Lurup weitgehend stadtfern und abseitig: die Bahnstrecken vom Altonaer Hauptbahnhof führten weit nördlich und südlich an dem Ort vorbei, und erst 1926 band die Buslinie IV der VAGA von Altona nach Schenefeld auch Lurup an das Nahverkehrsnetz an. Bis dahin blieb nur ein etwa 90-minütiger Fußweg, um in Altonas Zentrum zu gelangen.

Im Generalbauplan, den Altonas Bausenator Gustav Oelsner für Altona und andere preußische Gebiete rund um Hamburg bereits ab 1923 aufgestellt hatte, war für Lurup Wohnungsbau (Einzel-, Reihenhäuser) vorgesehen, während Flächen für die gewerblich-industrielle Entwicklung in den benachbarten, durch die Bahn erschlossenen Stadtteilen Bahrenfeld und Eidelstedt geschaffen werden sollten – auch dies ein Strukturmerkmal Lurups, das bis in die heutige Zeit erlebbar ist. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise entstand entlang von Feldwegen im Gebiet der heutigen Straßen Elbgaustraße, Farnhornweg, Lüttkamp und Elbkamp eine vorstädtische Kleinsiedlung, indem sich Arbeitslose und kinderreiche Arbeiterfamilien aus den hoch verdichteten inneren Stadtteilen Altonas auf städtischem Pachtland in Eigenleistung eingeschossige Doppelhäuser errichteten. Die vom Hochbauamt unentgeltlich zur Verfügung gestellten Baupläne sahen je 52 m² Wohnfläche und einen 700 m² großen Nutzgarten pro Siedlerstelle vor – allerdings in peripherer Lage: die Luruper Volksschule war rund 20 Fuß-Minuten entfernt. Die ersten 51 Doppelhäuser wurden Ende 1932 bezogen. Aufgrund der verwendeten Baumaterialien (beispielsweise Verpackungsabfälle der Fischindustrie) erhielten diese und ähnliche Siedlungen (vor allem in Osdorf) im Volksmund die Bezeichnung „Fischkistendörfer“, obwohl viele der Häuser bei aller Schlichtheit durchaus solide errichtet wurden und alle über Strom- und Wasseranschluss verfügten.

Vermutlich vor allem mit Hilfe dieser Luruper Neubürger konnten SPD und KPD bei der Reichstagswahl 1933 ihre Stimmenzahl hier entgegen dem landesweiten Trend maßgeblich erhöhen. Am 1. April 1938 wurde Lurup aufgrund des Groß-Hamburg-Gesetzes zu einem Hamburger Stadtteil.

Im Oktober 1944 wurde nahe dem S-Bahnhof Elbgaustraße ein Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet, in dem osteuropäische Zwangsarbeiterinnen für ihren Einsatz in benachbarten Eidelstedter Betrieben untergebracht wurden. Angesichts des Näherrückens britischer Truppen wurden die 469 noch lebenden Frauen am 4. April 1945 zum Evakuierungsmarsch nach Bergen-Belsen gezwungen. Der an der Luruper Landstraße entstandene Flugplatz wurde von der deutschen Luftwaffe zum Heimatverteidigungs-Fliegerhorst ausgebaut.

nach 1945

Nach Kriegsende lag das Gelände weitgehend ungenutzt, und auch die 1955/56 neuerstandene Bundesluftwaffe wollte das Gelände nicht haben, weil es zu klein war und zu nah an Fuhlsbüttel und Finkenwerder lag. Später stellte sich dies als Glücksfall heraus, weil die Hansestadt das Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY) dort ansiedeln konnte


Einwohnerentwicklung

1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
31,041 31,010 31,321 31,636 31,754 32,015 31,868 31,751 31,625 31,558 31,884 32,035 31,986
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
32,089 31,979 32,565 33,011 33,252 33,132 33,459

Politik

Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Lurup zum Wahlkreis Blankenese.

Bauwerke

  • Am Eckhoffplatz, einem kleinen, mit Gehwegplatten gepflasterten Platz neben der Luruper Hauptstraße, um den herum ein kleines Einkaufszentrum liegt, steht ein Hochhaus im Stil der 1950er-Jahre. Seit Ende der 1990er-Jahre zogen immer mehr Geschäfte vom Eckhoffplatz ab. Auch öffentliche Einrichtungen wie Bücherhalle und Ortsdienststelle wurden geschlossen.
  • Südlich der Straße Rugenbarg, hinter einem Gewerbegebiet mit großen Bau- und Supermärkten, befindet sich ein Umspannwerk des Energieversorgers Vattenfall.

Wirtschaft und Infrastruktur

Lurup ist überwiegend geprägt von Kleinindustrie- und Handwerksbetrieben sowie Einzelhandelsgeschäften und einigen größeren Super- und Baumärkten.

Verkehr

Durch Lurup führen keinerlei Bundesfernstraßen oder Schienenwege. Es kreuzen sich hier allerdings die Hauptverkehrsstraße von Bahrenfeld nach Schenefeld (Luruper Hauptstraße) und der Ring 3, die äußerste der drei Hamburger Ringstraßen (Rugenbarg/Elbgaustraße). Es fahren die Metrobuslinien 2, 3 und 21, die Linien 22, 39, 185 und 186.

Ansässige Unternehmen

Als einziges größeres Unternehmen ist die Hermes Schleifmittel GmbH & Co. KG mit Hauptsitz seit 1927 in Lurup ansässig.

Öffentliche Einrichtungen

Das ehemals an der Kreuzung der Straßen Luckmoor/Flaßbarg befindliche Jugendzentrum „Luur-up“ (Werkstatt- und Freizeittreff für junge Menschen) hat nach zwischenzeitlicher Schließung 2006 neue Räumlichkeiten in der Spreestraße 22 gefunden wo neben Gruppenangeboten wie Musik-, Computer- und Kreativangebote auch Hausaufgaben- und Nachhilfe angeboten werden. An einem zweiten Standort, dem Jugendkeller „Underground“, in der Luruper Hauptstraße 155 bietet der Verein zahlreiche Kurse in den Holz-, Metall- und Schneiderwerkstätten zur Berufsorientierung. Darüber hinaus gibt es offene Treffs für Jugendliche, sowie Theater- und Fantasy-Rollenspiel-Gruppen.[1]

Bildung

In Lurup gab es 2005 neben 20 Kindergärten auch elf Schulen mit insgesamt 3400 Schülern. Des Weiteren besitzt Lurup seit 1969 ein eigenes Gymnasium, welches als Gymnasium Langbargheide gegründet wurde und heute Goethe-Gymnasium heißt, welches von rund 750 Schülern besucht wird.


Literatur

  • Matthäus Becker (Hrsg.): Die Stadt Altona. Deutscher Kommunal-Verlag, Berlin 1928
  • Kay Dohnke: Nationalsozialismus in Norddeutschland – ein Atlas. Europa Verlag, Hamburg/Wien 2001 ISBN 3-203-76040-1
  • Paul Th. Hoffmann: Neues Altona 1919-1929 – Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt. 2 Bde., Eugen Diederichs Verlag, Jena 1929
  • NN: Kleiner Führer durch die Stadt Altona/Elbe. Verlag Hammerich+Lesser, Altona 1927
  • Anke Schulz: Fischkistendorf Lurup – Siedlungsprojekte, Schrebergärten, Bauwagen und Lager von 1920 bis 1950. VSA, Hamburg 2002 ISBN 3-87975-892-1
  • Christoph Timm: Eine Art Wildwest – Die Altonaer Erwerbslosensiedlungen in Lurup und Osdorf. In: Arnold Sywottek (Hrsg.): Das andere Altona. Ergebnisse, Hamburg 1984

siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.luur-up.de

Weblinks

53.593139.882767Koordinaten: 53° 36′ N, 9° 53′ O


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