Maria-Theresien-Denkmal

Maria-Theresien-Denkmal
Maria-Theresien-Denkmal in Wien, Werk von Caspar von Zumbusch

Das Maria-Theresien-Denkmal ist das wichtigste Herrscherdenkmal der Habsburgermonarchie in Wien. Es erinnert an Kaiserin Maria Theresia, die 1740 bis 1780 regierte, und steht seit 1888 auf dem Maria-Theresien-Platz an der Wiener Ringstraße (Burgring) zwischen den damaligen Hofmuseen, dem 1891 eröffneten Kunsthistorischen Museum und dem 1889 eröffneten Naturhistorischen Museum, vor dem Hintergrund des Museumsquartiers, damals die kaiserlichen Hofstallungen. Das von Tritonen- und Najadenbrunnen begleitete Ensembledenkmal zählt zum Weltkulturerbe Historisches Zentrum von Wien.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Das Kaisertum Österreich hatte 1859 bzw. 1866 die Lombardei und Venetien an das neue Königreich Italien verloren. Es war 1866 nach der Niederlage im Deutschen Krieg, den Preußen durch Verletzung der Regeln des Deutschen Bundes ausgelöst hatte, gezwungenermaßen aus Deutschland ausgeschieden, das sich 1871 als Deutsches Reich unter neuem Kaisertum konstituierte. 1867 musste Kaiser Franz Joseph I. im Ausgleich mit Ungarn der förmlichen Teilung des Kaiserstaates in eine von Wien aus regierte cisleithanische und eine von Budapest aus regierte transleithanische Reichshälfte zustimmen, wobei Ungarn sich zunehmend nicht als Reichshälfte, sondern als weitgehend selbstständiger Staat gerierte.

Während der Weltausstellung 1873 in Wien war eine Wirtschaftskrise aufgetreten, die den Liberalismus als führende politische Bewegung abwertete und neue Massenparteien, vorerst die Christlichsozialen, später auch die Sozialdemokraten, entstehen ließ. Außerdem machten sich im Vielvölkerstaat immer stärker nationale Bewegungen bemerkbar.

Diesen zentrifugalen und die kaiserliche Macht erodierenden Tendenzen wollte man durch patriotische Appelle an Glanz und Glorie des Kaiserstaates entgegenarbeiten. An der seit 1858 in Bau befindlichen und 1865 eröffneten neuen Wiener Ringstraße um die Altstadt bot sich die Möglichkeit dazu. Auf dem an den Maria-Theresien-Platz zentrumsseitig anschließenden Heldenplatz vor der Hofburg wurden 1860 und 1865 Denkmäler der zwei wichtigsten Feldherren der Monarchie errichtet. Für den Maria-Theresien-Platz, der mit dem Heldenplatz ein Kaiserforum bilden sollte, bot sich an, ein Denkmal der historischen Landesmutter zu errichten. Sie hatte durch ihre Ehe mit Franz Stephan von Lothringen und seine Kaiserwahl das römisch-deutsche Kaisertum nach Wien zurückgeholt und den Fortbestand der Dynastie, nunmehr als Haus Habsburg-Lothringen, gesichert. Sie verwies auf eine Zeit, in der die Entwicklung der Monarchie weder von parteipolitischen noch von nationalpolitischen Überlegungen abhängig war, sondern von der Weisheit der Regierenden. Ihr Ansehen und ihre Beliebtheit sollten auf das aktuelle Kaisertum ausstrahlen.

Das Denkmal

Carl Hasenauer gestaltete die Architektur des Monuments, Kaspar von Zumbusch arbeitete vom Modell 1874 an rund 13 Jahre an den Bronzeplastiken, die ein Gesamtgewicht von 44 Tonnen aufweisen. Mit dem Sockel bedeckt es eine Fläche von 632 m² und ist 19,36 m hoch, obenauf die Sitzfigur der Kaiserin mit 6 m Höhe.

Basis und Kettenständer bestehen aus Mauthausener Granit aus Enghagen in Oberösterreich, Postament und Sockel aus braunem Hornblende-Granit aus Petersburg-Jeschitz bei Pilsen in Tschechien, die Säulen aus Serpentinit aus Wiesen bei Sterzing in Südtirol.

Das inhaltliche Programm für das Denkmal stammte von Alfred von Arneth, Direktor des kaiserlichen Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Neben den vier Kardinaltugenden Kraft, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde, die auf dem Kranzgesims stehen, wurden rund um Maria Theresia vier Feldherren und vier politische Berater der Monarchin verewigt. In den Bogenfeldern sind weiters 16 Reliefs wichtiger Persönlichkeiten aus der Zeit Maria Theresias von Mozart bis Sonnenfels zu sehen.

Die Monarchin selbst thront an der Spitze, mit einem Zepter in der Linken, gestützt auf die Pragmatische Sanktion, den Staats- und Verfassungsvertrag, der ihr als Frau die Herrschaft in den habsburgischen Erblanden ermöglichte, mit der Rechten das Volk grüßend.

2009 wurde das Denkmal restauriert. Dabei wurde unter dem Denkmal ein etwa 600 m² großes Ziegelgewölbe entdeckt.[1]

Rezeption

Zur Enthüllung des Denkmals am 171. Geburtstag der Kaiserin fand am 13. Mai 1888 ein großer Festakt statt. Vor dem Denkmal war dazu in einem Festzelt eine Kaiserloge errichtet worden, in der die gesamte kaiserliche Familie an der Zeremonie teilnahm. Der Wiener Erzbischof Kardinal Cölestin Josef Ganglbauer zelebrierte mit 20 anderen Bischöfen ein feierliches Tedeum, Generäle waren in weißen Waffenröcken mit Ordensbändern anwesend, Militär sicherte den Platz. Bei der Enthüllung des Denkmals läuteten alle Kirchenglocken Wiens.

Kaiserin Elisabeth nahm als 51-Jährige am Festakt teil und verfasste darüber ein Gedicht, das erst Jahrzehnte später publiziert wurde. Sie sah das Ereignis durchaus kritisch, wie folgende Textzitate zeigen[2]:

  • Welch' grosse Ehren kann man doch / Durch Ahnen sich verdienen.
  • Bei Gott, was soll aus dem Gewühl / Aus Habsburgsprossen werden? / Aus diesem teuren Ornament / Das jedes Land belastet (…)

Sie lässt Maria Theresia sprechen:

  • Ihr riefet mich herab zu Euch / Doch was muss ich gewahren? / Der alte Zopf, er blieb sich gleich / Seit hundert und acht Jahren! / Ihr seid so stolz noch und borniert, / Wie zu den besten Zeiten (…)

Maria Theresia verlangt, die Ehrengäste mögen dem Volk eine Festtafel bereiten:

  • Ihr, Habsburgs Sprossen, tretet vor! / Aus Eures Zeltes Schatten, / Seid heute selber Dienerchor / Dem Volk von Gottes Gnaden.

Die Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse berichtete am 14. Mai 1888 ausführlich über den außergewöhnlichen Festakt und die Zufriedenheit des Kaiserpaares mit dem Denkmal, hielt aber auch fest, dass die Gegenwart des Staates nicht so ruhmreich ausfalle wie die verflossenen Jahrhunderte. Als Beispiele wurden aus politischen Diskussionen tagesaktuelle Probleme der Gleichberechtigung der Nationalitäten Cisleithaniens berichtet.[3]

Literatur

  • Robert Seemann, Herbert Summesberger: Wiener Steinwanderwege, die Geologie der Großstadt. Verlag Christian Brandstätter 1999. ISBN 3-85447-787-2, Maria-Theresien-Denkmal S. 12-14.

Weblinks

 Commons: Maria-Theresien-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wiens größtes Denkmal wird saniert (ORF Wien, 10. Oktober 2008)
  2. Aus: Brigitte Hamann (Hrsg.): Kaiserin Elisabeth: Das poetische Tagebuch, 5. Auflage, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, S. 339 f.; 6. Auflage, Wien 2008, ISBN 978-3-7001-2681-2
  3. Tageszeitung Neue Freie Presse Wien, Nr. 8520, Abendblatt vom 14. Mai 1888, S. 1 f.
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