- Marianne Brandt (Künstlerin)
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Marianne Brandt (* 1. Oktober 1893 in Chemnitz; † 18. Juni 1983 in Kirchberg; gebürtig Marianne Liebe) war eine deutsche Malerin, Bildhauerin und Designerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Marianne Liebe verbrachte ihre Kindheit in Chemnitz. Ihre Eltern Franz Bruno Liebe (1848–1936) und Clara Franziska Liebe (geb. Hänel 1862–1947) förderten die musischen Interessen der drei Töchter. Der Vater, ein angesehener Rechtsanwalt, war Mitglied der Chemnitzer Kunsthütte und des Theatervereins und reiste oft nach Italien.
Weimar
1911 entschloss sich Marianne Liebe, nach Weimar zu ziehen, wo sie ein Jahr lang die Fürstliche freie Zeichenschule besuchte, die damals unter der Leitung von Hugo Flintzer († 1917) stand. Anschließend bereitete sie sich weiter auf die Hochschule für Bildende Kunst vor, wo sie im März 1913 in die Zeichenklasse aufgenommen wurde. Von der Zeichenklasse wechselte sie in die Naturklasse von Professor Fritz Mackensen. Später vertieft sie ihre Studien in Malerei und Plastik. Unter ihren Kommilitonen waren Hans Arp, Otto Pankok und Bildhauerklasse Otto Lindig sowie ihr späterer Ehemann Erik Brandt. Im Ersten Weltkrieg unterbrach sie ihr Studium; Professor Mackensen hatte die Hochschule verlassen. Sie beschäftigte sich hauptsächlich mit Landschafts-, Porträt- und Aktmalerei. Ihre erste Ausstellung hatte sie in der renommierten Chemnitzer Galerie Gerstenberger, wo sie ihre figurativen Werke ausstellte, die sich an den Expressionismus anlehnen.
Oslo
1918 verließ sie endgültig die Hochschule und heiratete 1919 Erik Brandt. Im selben Jahr wurde das Staatliche Bauhaus Weimar mit den Manifesten von Walter Gropius gegründet. Die beiden gingen vorübergehend nach Norwegen, wohnten kurzzeitig bei Eriks Eltern, von denen sie allerdings wenig Unterstützung erfuhren und bewohnten dann eine kleine beengte Atelierwohnung. Erik hatte 1920 seine erste Ausstellung im Kunstverein Oslo. Heimisch wurde Marianne Brandt nicht in Norwegen. Die beiden unternahmen weitere Studienreisen und blieben für ein Jahr in Paris. Nach Norwegen und Frankreich kehrten sie vermutlich zusammen Ende 1921 nach Weimar zurück.
Bauhaus
Dort nahm sie an Bildhauer-Seminaren bei Professor Engelmann, an der Hochschule teil. Ihr Mann kehrte im selben Jahr nach Norwegen zurück. Ab 1924 entschloss sich Marianne Brandt an das Bauhaus zu gehen. Am Bauhaus studierte sie in der Vorklasse bei László Moholy-Nagy. Zu ihren weiteren Lehrern gehörten Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. 1925 zog das Bauhaus nach Dessau um. 1927 verbrachte sie einen Arbeitsaufenthalt in Paris. Noch während des Studiums wurde sie zur kommissarischen Leiterin der Metallwerkstatt des Bauhauses ernannt. Viele bekannte Entwürfe entstanden während ihrer Studienzeit. Lampen, die zum Teil in Serie gingen, findet man heute beispielsweise noch im Museum of Modern Art in New York. Manche Entwürfe, z. B. Aschenbecher, werden heute noch in unveränderter Form hergestellt. 1929 machte sie ihren Abschluss mit Diplom und arbeitete im Bau-Atelier von Walter Gropius in Berlin mit.
Danach wurde sie Leiterin der Entwurfsabteilung bei der Metallwarenfabrik Ruppelwerke in Gotha und erneuerte dort das gesamte Programm, das für den Massenbedarf bestimmt war. Ende 1932 wurde sie dort entlassen. Es folgte 1935 die Scheidung von Erik Brandt. Bis 1948 war sie arbeitslos und widmete sich in dieser Zeit wieder der Malerei.
Ab 1949 lehrte sie als Dozentin für Holz, Metall und Keramik an der Dresdner Hochschule für Werkkunst. 1951 bis 1954 war sie Mitarbeiterin am Institut für industrielle Gestaltung der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Im Jahr 1954 kehrte sie endgültig nach Chemnitz zurück und widmete sich dort der freien Kunst und dem Kunsthandwerk. 1983 starb sie in Kirchberg.
Werke (Auswahl)
- Bauhaus Metallwerkstatt: Lampenentwürfe, Tee-Extraktkännchen, Kaffee- und Teeservices und Aschenbecher
- Ruppel-Werke Gotha: Erneuerung der gesamten Produktpalette
Auszeichnungen
Internationaler Marianne-Brandt-Wettbewerb der Stadt Chemnitz
Literatur
- Ulrike Müller: Die klugen Frauen von Weimar: Regentinnen, Salondamen, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen von Anna Amalia bis Marianne Brandt. Sandmann, München 2007
- Elizabeth Otto (Hg.): Tempo, Tempo! Bauhaus-Photomontagen von Marianne Brandt. Jovis, Berlin 2005 ISBN 978-3-936314-55-7 (auch in engl. Version)
- Elisabeth Wynhoff: Marianne Brandt: Fotografien am Bauhaus. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2003 ISBN 3775713107 Reihe: Schriften des Instituts für Kunst und Design: Bergische Universität Wuppertal, S. 104
- Hans Brockhage & Reinhold Lindner: Marianne Brandt. "Hab' ich je an Kunst gedacht?" Chemnitzer Verlag, 2001 ISBN 3-928678-63-9 S. 235
- Anne-Kathrin Weise: «Die Bauhauskünstlerin Marianne Brandt», in: Tilo Richter (Hg.): Der Kaßberg. Ein Chemnitzer Lese- und Bilderbuch. Passage-Verlag, Leipzig 1996, S. 259–270, ISBN 3-9805299-0-8.
- Anne-Kathrin Weise: Marianne Brandt. Leben und Werk. Dissertation, Berlin 1995. Online: siehe Weblinks
- Vollmer: in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, München 1992, Bd. 1, S. 208
- Ulrike Müller & Ingrid Radewaldt & Sandra Kemker: Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design. Elisabeth Sandmann, München 2009 ISBN 9783938045367
Film
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- Nicole Schink: Farbe, Form, Licht. Marianne Brandt, eine Chemnitzer Künstlerin. Dokumentarfilm, Chemnitzer Filmwerkstatt 2004
Weblinks
- Literatur von und über Marianne Brandt (Künstlerin) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dissertation über Marianne Brandt
- Internationaler Marianne-Brandt-Wettbewerb
- Dokumentarfilm über Marianne Brandt
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