Marienhagen (Wiehl)

Marienhagen (Wiehl)
Marienhagen
Stadt Wiehl
Koordinaten: 50° 59′ N, 7° 35′ O50.9811111111117.5802777777778300Koordinaten: 50° 58′ 52″ N, 7° 34′ 49″ O
Höhe: 300 m ü. NN
Einwohner: 1.105 (31. Dez. 2006)
Postleitzahl: 51674
Vorwahl: 02261
Karte

Lage von Marienhagen in Wiehl

Gasthof in der Ortsmitte
Historische Kanone beim Gasthof
Ein Rundwanderweg mit 24 solcher Infotafeln führt durch den Ort
Eines von vielen sehr gepflegten Bergischen Fachwerkhäusern
Innenansicht der Bunten Kirche in Marienhagen

Marienhagen ist eine Ortschaft der Stadt Wiehl im Oberbergischen Kreis im Regierungsbezirk Köln in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Beschreibung

Der Ort liegt rd. 4 km nordöstlich von der Ortsmitte Wiehl entfernt an der Kreuzung der Kreisstraße K52 und der Landstraße L145. Die benachbarten Ortschaften sind Alferzhagen und Merkhausen.

Erstnennung

Im Jahre 1257, Graf Heinrich III. von Sayn, Grundherr von Marienhagen, gab gerne die Erlaubnis, hier ein Johanniskloster zu errichten.

Geschichte

Die Ortsgeschichte ist eng verbunden mit dem 1113 gegründeten geistlichen Johanniterorden. Mit Zustimmung und Förderung der weltlichen Herren wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts von Herrenstrunden aus eine Kommende in Marienhagen gegründet. Die Kölner Kirche schenkte lange, waldbedeckte Landstreifen an den Nordhängen der Bäche um Marienhagen. Von den Kenntnissen der Johanniter in der Bodenbewirtschaftung versprach man sich eine wirtschaftliche und kulturelle Belebung der damals noch recht öden und unwirtlichen Gegend. Als Nebenerwerb für die in ärmlichen Verhältnissen lebenden Menschen vermittelten die Ordensbrüder ihnen die Fertigkeiten zum Weben von Wolldecken; daneben widmeten sie sich der Fischzucht, besonders im benachbarten Alpetal bei Koppelweide.

1330 wurde der Ville Marienhagen Marktrecht verliehen; freilich blieb der Marktflecken als Handels- und Verteilungszentrum für die umliegenden Höfe nur von lokaler Bedeutung.

Bis ins 16. Jahrhundert reichte die Blütezeit des Ordenshauses, dessen Einfluss sich ins Aggertal und weit in den Bereich der heutigen Gemeinde Reichshof erstreckte. 1569 wurde die Niederlassung Marienhagen aufgegeben.

In der Landsteuerliste von 1555 wird Zu mergenhaiche geführt. 1580 werden im Futterhaferzettel der Herrschaft Homburg für den Ort Mergenhaenn als Abgabepflichtige 13 Bergische Untertanen sowie der Commenthur Her Heinrich benannt (Komtur = Ordensritter, nach anderer Lesart ist der Pfarrer gemeint).

1879 Aus dem Vierteljahresbericht des Wiehler Bürgermeisters:

„Im Besonderen erlaube ich mir mit Bezug auf die Hohe Cirkulairverfügung vom 16. April c gehorsamst zu berichten, dass in meinem Amtsbezirke sich keine Brennereien mehr befinden. Dagegen findet der Brantweingenuß namentlich in der Schulgemeinde Marienhagen in einem starken Umfange statt, was aus der Beschäftigung der meisten jungen Leute als Pflasterer und Maurer entsteht. Im Dorfe Marienhagen sind allein 6 Wirtschaften, die weit über das Bedürfnis gehen, ich würde es freudig begrüßen, wenn die propretirte Gesetzgebung Mittel böte, dieselben theilweise zu unterdrücken. Daß auswärtige Brennereien Ladungen ihres Fabrikates hinter sich her führen und Hausirhandel damit treiben, habe ich seither nicht wahrgenommen, event. würde ich strengstens dagegen einschreiten.“

1980 wurde die 650-Jahr-Feier mit einem mittelalterlichen Bauernmarkt, volkstümlichen Umzügen und Brauchtumsvorführungen begangen. Der Backes (dörfliches Backhaus) wurde wiederhergestellt und in Betrieb genommen.

Bei der 675. Wiederkehr der Marktrechte 2005 tauchte der Ort, u.a. mit einem volkstümlichen Festumzug, ins Mittelalter zurück .

Kirche

Die Evangelische Kirche in der Ortsmitte zählt trotz ihrer schlichten Gestaltung zu den interessantesten mittelalterlichen Bauwerken hier zu Lande; der massive Westturm stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Ihm fügte der Johanniterorden um das Jahr 1300, nachdem die baufällige alte Kapelle abgebrochen war, ein neues Kirchenschiff in frühgotischem Stil hinzu.

Als die Reformation um Marienhagen Eingang fand, wurde die Raumaufteilung verändert. Ein geschnitzter Balken nennt die Jahreszahl 1630.

Eine einschneidende Veränderung ergab sich im Kirchspiel 1604 durch den Siegburger Vertrag. Dieser setzte neue feste Grenzen zwischen dem „Homburgischen“ und „Windeck“. Sie wurden gesteckt und bestehen im Wesentlichen noch heute, auch wenn die Kreise Gummersbach und Waldbröl längst im Oberbergischen Kreis aufgegangen sind.

Durch diese Grenzziehung wurde das Kirchspiel Marienhagen zerschnitten. Der westliche kleine Teil fiel ins Homburgische, während die übrigen Teile, die östlich der neuen Grenze lagen (von Oberderschlag über Alpe, Freckhausen und Sotterbach bis Biberstein), dem Amt Windeck und damit dem Kirchspiel Eckenhagen zugeteilt wurden. Alle Eingaben der Vertreter der Aggerhöfe, in denen sie baten, bei Marienhagen bleiben zu dürfen, wurden abgelehnt. Sie verfolgten aber weiter hartnäckig ihr Ziel. 1886 verfügte das Königliche Konsistorium zu Koblenz die zum Kirchspiel Eckenhagen gehörigen, in der Gemeinde Denklingen gelegenen Ortschaften Freckhausen, Merkausen, Seifen, Mühlenschlade, Ohlhagen, Hütte, Marienhagener Mühle und Ahe mit der Kirchengemeinde Marienhagen zu vereinigen.

Die Kirche wird mundartlich, wenn auch zu den Bunten Kerken zählend, nicht „Kerke“ sondern „Bunte Kirche“ genannt (auch „Johanniter-Kirche“). Im Innern wurden frühgotische Fresken, in der calvinistischen Reformationsperiode im 17. Jahrhundert übertüncht, erst 1907 bei Bauarbeiten wiederentdeckt.

Der Platz um das Gotteshaus diente lange Jahrhunderte als Friedhof. Nach 1912 wurde er zur Anlage umgestaltet.

Wirtschaft und Industrie

Das Gewerbegebiet Marienhagen ist 28 ha groß. Es liegt etwa 5 km von der Anschlussstelle 25 (Gummersbach) der A 4 entfernt und ist über die Kreisstraße K 52 zu erreichen.

Freizeit

Wander- und Radwege

Vereinswesen

  • Gemeinschaftsgrundschule mit Turnhalle
  • Städtischer Kindergarten
  • Freiwillige Feuerwehr Marienhagen
  • Gemeinnütziger Heimat- und Verschönerungsverein Marienhagen/Pergenroth e.V.
  • Fußballverein VfR Marienhagen 1930 e.V.
  • Tennisclub TC Auf der Höhe e.V.
  • Angelverein

Kirchliche Einrichtungen

Besonderheiten

  • Im bundesweit ausgetragenen Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" wurde Marienhagen 1971 Bundessieger (Golddorf).
  • Ortsnahes Gewerbegebiet mit zahlreichen Arbeitsplätzen.
  • Die in Marienhagen befindliche Bunte Kerke gehört zu der Aktion "Offene Kirchen" im Rheinland. Mehr Infos erhalten Sie unter [1]

Weblinks

 Commons: Marienhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Bergischer Geschichtsverein, Oberbergische Abtlg. (Hrsg.), H.J. Söhn u. Lothar Wirths (Bearb.): Futterhaferzettel in Heft 3 Materialien und Quellen zur oberbergischen Regionalgeschichte
  • Ulrich Melk: Chronik von Wiehl 1131 bis 1920, Wiehl 2001 (ISBN 3-000-08600-5)
  • Heimat- und Verschönerungsverein Marienhagen/Pergenroth e.V. (Hrsg.): Festschrift 675 Jahre Merjenhaan, Marienhagener Chronik, VfR Chronik 2005
  • P. Maurer, Das Kirchspiel Marienhagen und seine sechshundertjährige Geschichte

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marienhagen (Begriffsklärung) — Marienhagen ist der Name der Gemeinde Marienhagen im Landkreis Hildesheim in Niedersachsen, siehe Marienhagen eines Ortsteils der Stadt Wiehl im Oberbergischen Kreis in Nordrhein Westfalen, siehe Marienhagen (Wiehl) eines Ortsteils der Gemeinde… …   Deutsch Wikipedia

  • Wiehl — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Wiehl — Wiehl,   1) Stadt im Oberbergischen Kreis, Nordrhein Westfalen, 180 bis 360 m über dem Meeresspiegel, im Bergischen Land, 25 000 Einwohner; Museum »Achse, Rad und Wagen«; größte Achsenfabrik Europas, Spezialstahlfabrikation, Maschinenbau,… …   Universal-Lexikon

  • Wiehl — Infobox German Location Art = Stadt Name = Wiehl Wappen = Wappenwiehl.png lat deg = 50 |lat min = 57 lon deg = 7 |lon min = 32 Lageplan = Lageplanbeschreibung = Bundesland = Nordrhein Westfalen Regierungsbezirk = Köln Kreis = Oberbergischer Kreis …   Wikipedia

  • Ev. Kirche Marienhagen — Die Evangelische Kirche Marienhagen wird mundartlich, wenn auch zu den „Bunten Kerken“ zählend, nicht „Kerke“, sondern „Bunte Kirche“ genannt (auch „Johanniter Kirche“). Sie ist in der Ortsmitte gelegen, zählt trotz ihrer schlichten Gestaltung zu …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Wiehl — Die Liste der Baudenkmäler in Wiehl enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet der Stadt Wiehl im Oberbergischer Kreis in Nordrhein Westfalen (Stand: September 2011). Diese Baudenkmäler sind in Teil A der Denkmalliste der Stadt …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Wiehl — Hier wird die Geschichte der Stadt Wiehl in Nordrhein Westfalen behandelt, die bis auf das 12. Jahrhundert zurückreicht. Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter bis etwa 1700 2 Neuzeit ca. 1700 bis 1945 3 Jüngste Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte von Wiehl — Hier wird die Geschichte der Stadt Wiehl in Nordrhein Westfalen behandelt, die bis auf das 12. Jahrhundert zurückreicht. Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Vogtei Wiehl — Karl der Große reformierte im 9. Jahrhundert das Rechtswesen und schuf dabei Send und Gaugerichte. Die Richtergewalt ging im Laufe der Zeit auf die Landesherren über, die Vogteigerichte einsetzten. In Wiehl bestand ein solches Vogteigericht.… …   Deutsch Wikipedia

  • Pfaffenberg (Wiehl) — Pfaffenberg Stadt Wiehl Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”