Mario Draghi

Mario Draghi
Mario Draghi (2009)

Mario Draghi (* 3. September 1947 in Rom) ist ein italienischer Wirtschafts- und Finanzpolitiker, Bankmanager und Wirtschaftswissenschaftler. Er war bis 2011 Präsident der Italienischen Nationalbank und ist seit dem 1. November 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank.

Leben

Mario Draghi wurde 1947 als Sohn eines hochrangigen Zentralbank-Beamten geboren. Er verlor seinen Vater schon im Alter von 15 Jahren, kurze Zeit später auch seine Mutter und musste früh Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übernehmen.[1][2][3][4]

Draghi besuchte das von den Jesuiten geführte Istituto Massimo, eine katholische Privatschule in Rom und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität La Sapienza in seiner Heimatstadt, unter anderem bei Federico Caffè. Im Anschluss daran ging er an das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston, nahm hier auch an Lehrveranstaltungen von Nobelpreisträgern wie Franco Modigliani und Paul A. Samuelson sowie international bekannten Ökonomen wie Rudiger Dornbusch und Stanley Fischer teil. 1976 wurde er vom MIT zum Ph.D. promoviert.[5]

Draghi lehrte 1981 bis 1991 als Professor an der Universität Florenz, arbeitete für die Weltbank und 2001 an der Harvard University. Von 2002 bis 2005 war er Vizepräsident bei Goldman Sachs in London.[6]

Von 2006 bis 2011 war Draghi Gouverneur der Banca d’Italia, der italienischen Zentralbank. Er löste Antonio Fazio ab, gegen den die italienische Staatsanwaltschaft ermittelte. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, verkaufte Draghi vor Amtsantritt als Notenbankchef seine Goldman Sachs-Anteile und übertrug den Gewinn an einen Blind Trust.[7] Als Chef der Zentralbank war er auch Mitglied des Rates der EZB. Er leitete zudem das Forum für Finanzstabilität (ab 2009 Financial Stability Board (FSB)) am Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Draghi war Mitglied des Aufsichtsrates von Eni, IRI und der Banca Nazionale del Lavoro.

Draghi wurde mit dem Großkreuz des italienischen Verdienstordens ausgezeichnet.

Nachdem Axel Weber sein Amt als Präsident der Deutschen Bundesbank niederlegte und damit als zukünftiger Präsident der EZB nicht mehr in Frage kam, galt Draghi vielen Beobachtern als neuer Favorit für diesen Posten, den der bisherige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Herbst 2011 räumte.[8] Draghi wurde am 17. Mai 2011 vom Rat der Europäischen Union als Nachfolger Trichets vorgeschlagen.[9] Am 24. Juni 2011 wurde er vom Europäischen Rat offiziell als Nachfolger bestimmt[10] und trat das Amt am 1. November 2011 an.[11]

Weblinks

 Commons: Mario Draghi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Munzinger: Mario Draghi
  2. Spiegel-Online 21. Februar 2011: Superbanker aus Berlusconien
  3. Handelsblatt-Online 16. Mai 2011: Neuer EZB-Präsident Draghi - Italiener mit deutschen Tugenden
  4. Welt-Online 17. Mai 2011: Bei Mario Draghi siegt Kompetenz über Nationalität
  5. Munzinger: Mario Draghi
  6. FAZ: Mario Draghi:„Alle sollten dem deutschen Beispiel folgen“ vom 15. Februar 2011
  7. Ulrike Sauer: Ein Amerikaner in Rom. Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2006
  8. RP vom 19. Februar 2011, Seite C1: "Italiener ist Favorit für die EZB-Spitze"
  9. consilium.europa.eu: Council recommends the nomination of Mario Draghi as President of the European Central Bank, Zugriff am 17. Mai 2011
  10. Die Zeit: Draghi wird EZB-Präsident, letzter Zugriff am 24. Juni 2011
  11. Die Hüter des Grundsatzstreits. In: faz.net vom 31. Oktober 2011


Vorgänger Amt Nachfolger
Jean-Claude Trichet Präsident der Europäischen Zentralbank
seit 2011

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