Mario Roatta

Mario Roatta

Mario Roatta (* 1887 in Modena; † 1968 in Rom) war ein italienischer General.

Leben

Roatta wurde 1906 Infanterieoffizier. Als Generalstabsoffizier nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg war er u.a. italienischer Militärattaché in Warschau und Helsinki. Von 1934 bis 1936 leitete er den militärischen Nachrichtendienst Servizio Informazioni Militare (SIM), danach befehligte er das Corpo Truppe Volontarie im Spanischen Bürgerkrieg. Den SIM leitete währenddessen Oberst Paolo Angioi, doch behielt Roatta de facto die Leitung des Geheimdienstes, der auch an der Verfolgung von Gegnern des faschistischen Regimes beteiligt war.

Der Fall Roselli

Bis heute wird vermutet, dass Roatta und Angioi für die Ermordung der Gebrüder Carlo und Nello Roselli mitverantwortlich waren. Die Leichen der Brüder und Antifaschisten wurden am 11. Juni 1937 in der Nähe des nordfranzösischen Ortes Bagnoles-de-l'Orne (Normandie) gefunden. Ihre Ermordung soll der faschistische Geheimdienst OVRA im Auftrag des SIM durchgeführt haben. Letztlich lag die politische Verantwortung jedoch bei Mussolini und Badoglio.

Zweiter Weltkrieg

Roatta wurde 1939 für wenige Monate italienischer Militärattaché in Berlin (vgl. Luigi Efisio Marras) und danach stellvertretender Chef des Heeresgeneralstabes. In dieser Funktion schrieb er am 27. Dezember 1939 in Zusammenarbeit mit Rüstungskommissar Carlo Favagrossa einen an seinen Vorgesetzten gerichteten Bericht über den ungenügenden Ausrüstungsstand des italienischen Heeres, der auch dem Generalstabschef der Streitkräfte Pietro Badoglio und dem Diktator Benito Mussolini vorgelegt wurde. Im März 1941 folgte Roatta Marschall Rodolfo Graziani auf dem Posten des Stabschefs des Heeres (bis Januar 1942, dann Vittorio Ambrosio). Ab 1942 führte er die 2. italienische Armee in Slowenien und Kroatien, die 1941 von Istrien aus am Überfall auf Jugoslawien teilgenommen hatte. Unter seinem Kommando führten italienische Soldaten brutale Repressionsmaßnahmen gegen jugoslawische Partisanen durch, wobei es zu zahlreichen Kriegsverbrechen kam. Andererseits erlangte Roatta eine gewisse Berühmtheit, weil er sich beharrlich weigerte, Juden an deutsche Stellen auszuliefern. 1943 übernahm er den Befehl über die 6. italienische Armee in Sizilien. In der zweiten Jahreshälfte leitete er nochmals den Heeresgeneralstab. In dieser Funktion gab er am 26. Juli 1943 einen Befehl, der fast 100 Antifaschisten das Leben kostete. Als ihm Anfang 1945 wegen der Ermordung der Gebrüder Roselli der Prozess gemacht wurde, konnte er dank der Unterstützung seines ehemaligen Mitarbeiters, des Carabinieri-Generals Taddeo Orlando und einiger anderer Komplizen des SIM erst in den Vatikan und dann nach Spanien fliehen, von wo er erst 1966 zurückkehrte.


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