Marler Fernsehpreis für Menschenrechte

Marler Fernsehpreis für Menschenrechte

Der Marler Fernsehpreis für Menschenrechte wird als ideeller Preis von der deutschen Sektion von amnesty international vergeben. Mit dem Marler Fernsehpreis für Menschenrechte werden Fernsehbeiträge ausgezeichnet, die im besonderen Maße dem Thema Menschenrechte gerecht werden durch eine aufrüttelnde Nachricht, nachhaltige Dokumentation oder die gelungene Umsetzung des Themas in eine fiktive Handlung, aber auch die überzeugende darstellerische Leistung, ein außergewöhnliches Interview oder ein bemerkenswerter Kommentar zählen dazu.

Fernsehanstalten des öffentlichen Rechts und private Sender können mit Produktionen am Marler Fernsehpreis für Menschenrechte teilnehmen. Außerdem können die Mitglieder von amnesty international Fernsehbeiträge nominieren.

Der Marler Fernsehpreis für Menschenrechte wird in den folgenden Sparten vergeben:

  1. Nachrichten
    1. Inland
    2. Ausland
  2. Dokumentation
    1. Inland
    2. Ausland
  3. Fernsehfilm
    1. Deutsche Produktion und Koproduktion
    2. Internationale Produktion

Zusätzlich kann ein besonderer Ehrenpreis vergeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Die Idee

"Wir leben in einer Welt der Bilder. Was wir nicht sehen, fällt uns schwer zu glauben und doch, immer noch gilt der Satz ”Bilder entstehen im Kopf!” Das Fernsehen lässt uns immer wieder hinter die Bilder sehen, die wir vor unseren Augen haben, bringt uns immer wieder dazu, in uns Bilder entstehen zu lassen, die ungleich einprägsamer und nachhaltiger sind und vielleicht auch unser Denken uns Handeln beeinflussen. Die Arbeit der Menschen zu honorieren, die diese Bilder entstehen lassen, war die Idee für diesen Preis."

Der Preis

"Der Marler Fernsehpreis für Menschenrechte wird als ideeller Preis seit 2001 alle zwei Jahre vergeben. Kriterium für die Preiswürdigkeit ist: Der Betrag muss in besonderer Weise dem Thema Menschenrechte gerecht worden sein. Dies kann z. B. durch eine besondere Präsentation oder Moderation von Nachrichten, durch eine eindringliche Darstellung, ein außergewöhnliches Interview oder einen bemerkenswerten Kommentar erfolgt sein."

Die Jury

"Wir verzichten ausdrücklich auf die Beteiligung von Medienprofis bei der Auswahl der Preisträger. Die Mitglieder der Jury sind die Mitglieder der amnesty Gruppen des Bezirkes RuhrMitte. Ihre Erfahrung als Menschenrechtler, der tägliche Umgang mit oft grausamen Nachrichten, mit Informationen über die Abgründe menschlichen Handels sind die Basis ihrer Entscheidungen."

Organisation

Verantwortlich für Ausrichtung dieses Preises ist der amnesty Bezirk Ruhrgebiet Mitte. Er umfasst die Städte Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Hattingen, Herne, Mülheim an der Ruhr sowie den Kreis Recklinghausen. Als Jurys arbeiten Gruppen und Bezirke von amnesty international Deutschland. Neben der Nominierung von Sendebeiträgen durch Fernsehsender können die Mitglieder von amnesty international Sendungen vorschlagen.

Die Preisträger des Jahres 2005

Sparte Nachrichten Ausland

ZDF Auslandsjournal

„Verraten und verkauft. Kambodschas Kinder und der Sextourismus

von Peter Kunz

Jurywertung: In dem Beitrag geht es um die Verletzung von Menschenrechten durch die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Täter sind einerseits die ausländischen Sextouristen, aber auch die Familien, welche ihre Töchter aus Armut verkaufen. Der kambodschanische Staat unternimmt wenig dagegen, während ein kleine Hilfsorganisation versucht, den Mädchen einen Weg aus der Prostitution heraus zu zeigen. Der Film zeigt eindrucksvoll die Arbeit der Hilfsorganisation, die Problematik der Familien und das Versagen des kambodschanischen Staates bei der Bekämpfung der Kinderprostitution.

ARD / SWR Report Mainz

Sündenfall Irak – Berichte über misshandelte Kinder im Folter-Gefängnis“ und „Das Eingeständnis – US-Sprecher im Irak bestätigt REPORT-Bericht“

von Thomas Reutter

Jurywertung: Ein bis dahin in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenes Thema: Vorwürfe über Inhaftierung und Misshandlung von Kindern und Jugendlichen durch amerikanische Streitkräfte im Irak, wurde von Report Mainz publik gemacht. Durch diese Recherchen brachte Report einen US-Militärsprecher dazu, zumindest die Inhaftierung von 58 Jugendlichen, die als Sicherheitsrisiko gelten, zu bestätigen. Bei abgeschalteter Kamera gab er auch zu, dass in einem Fall bereits wegen Missbrauchs eines Jungen ermittelt werde. Wir prämieren den Beitrag, vor allem deshalb, weil die Redaktion nach der ersten Sendung das Thema nicht auf sich beruhen ließ, sondern darauf drang, die Situation der Jugendlichen durch unabhängige Stellen untersuchen zu lassen.

Sparte Dokumentation Ausland

PHOENIX

„Zur Schuld verdammt – General Dellaire, Die Blauhelme und das Massaker von Ruanda“ „The Last Just Man“

  • Buch und Regie: Steven Silver
  • Redaktion: Margit Schedler

Jurywertung: Ruanda 1994. In nur 100 Tagen wurden beinahe 800.000 Menschen ermordet, weil sie als Tutsi dem falschen Volk angehörten. Die Dokumentation zeigt das Scheitern des UN-Blauhelm Generals Dellaire am Machtpoker des UN – Sicherheitsrates, der der eindringlichen Forderung nach einer bewaffneten Intervention zur Vermeidung des sich abzeichnenden Völkermords nicht folgte. Der außerordentlich eindrucksvolle Film macht die Zusammenhänge deutlich, die amnesty als Ursache für Menschenrechtsverletzungen ausmacht. Er demaskiert die nachträglichen Erklärungen und Beteuerungen der Uno und beteiligter Staaten als das was sie sind: Krokodilstränen und lässt befürchten, dass die nächste Katastrophe ebenso reaktionslos ablaufen wird. Es ist ein Verdienst der anschließenden Diskussion, die unter der Moderation von Ulrich Wickert die Informationslücken des Films schließt.

NDR – ARTE

„Die Stadt der toten Töchter“

  • Buch und Regie: Jutta Pinzler & Matthias Frank
  • Redaktion: Ulrike Dotzer

Jurywertung: Wir vergeben den Preis an einen Filmbeitrag, der die Verhältnisse in der nordmexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez aufhellt, in der seit vielen Jahren 370 Mädchen und junge Frauen „verschwanden“ und ermordet wurden, ohne dass Polizei und Staatsanwaltschaft einen Anlass sahen nach den Tätern zu suchen. Der Film trug sicher mit dazu bei, dass ai in der Frauenkampagne große Unterstützung durch die Bevölkerung in Deutschland erhielt.

Sparte Spielfilm National

ZDF (Das kleine Fernsehspiel)

„Kleine Freiheit“

  • Buch und Regie: Yüksel Yavuz
  • Kamera: Patrick Orth
  • Redaktion: Claudia Tronnier

Südwestfunk Baden Baden

Tatort „Leyla“

  • Buch: Harald Göckeritz
  • Redaktion: Thomas Martin & Melanie Wolber

Jurywertung: Beide Filme haben einen wichtigen Arbeitsbereich von amnesty zum Thema, nämlich Asyl. Im Vergleich der unterschiedlichen Genres wird das Bedeutsame eines „Asylantenlebens“ deutlich: Opfer in der Heimat – Opfer in der Fremde. Ursachen sind sowohl im Herkunftsland als auch in Deutschland die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die Asylsuchende in Not und Verzweiflung treiben und halten. Im Tatortkrimi Leyla werden sie zu Opfern illegaler Organsammler, im ZDF Film Kleine Freiheit selbst zu Tätern. Wir setzen diese beiden Beiträge bewusst gegeneinander. Die stilistischen Unterschiede machen die Vielschichtigkeit des Problems, mit dem Asylsuchende umgehen müssen, eine Umgebung die feindlich und freundlich zugleich ist, eine Polizei die „Freund und Helfer“ und zugleich auch Gegner ist. Asylalltag in Deutschland – in beiden Filmen, wie wir in immer wieder aus den Schilderungen der Menschen, die bei uns, amnesty, Hilfe suchen, erfahren.

Sparte Spielfilm International

ZDF

„Heißer Verdacht - Die letzten Zeugen“

  • Redaktion: Klaus Bassinger & Wolfgang Feindt
  • Regie: Tom Hopper
  • Buch: Peter Berry
  • Darstellung: Helen Mirren

Jurywertung: Der Krimizweiteiler schildert die Ermordung zweier bosnischer Flüchtlingsfrauen in England und die Suche nach den Tätern. Es wird deutlich, dass die Entscheidung über Leben und Tod auch bei den privaten Sorgen und Ängsten der Ermittler liegt, die wertfrei neben die Todesängste der Flüchtlingsfrauen gestellt werden. Der Krieg in Bosnien hat seine Auswirkungen bis in die westeuropäischen Großstädte und zeichnet alle Menschen. Helen Mirren als Kommissarin Tennisson bewegt sich zwischen den Handlungsebenen, zielsicher stolpert sie durch den Film; getrieben von Wut und eigener Angst trägt sie die Geschichte.

Ehrenpreis

ARD

Neuneinhalb – Menschenrechte“ Beitrag vom 29. Mai 2004

für das Team:

  • Ute Mattigkeit - tvision
  • Barbara Lohoff - RBB
  • Joachim Lachmuth - WDR

Jurywertung: Die Kindernachrichtensendung hat in ihrem Beitrag vom 29. Mai 2004 die Arbeit von amnesty international deutlich gemacht. Sie geht damit weit über das hinaus, was Nachrichtensendungen gemeinhin leisten und erbringt damit einen wichtigen Beitrag zur Menschenrechtserziehung. Dafür wird sie mit dem Ehrenpreis 2005 bedacht.

Weblinks


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