- Ulrich Wickert
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Ulrich Wickert (* 2. Dezember 1942 in Tokio,[1] Japan) ist ein deutscher Journalist und Autor.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kindheit, Jugend und Ausbildung
Wickert wurde in Tokio geboren, da sein Vater Erwin Wickert dort Rundfunkattaché der Deutschen Botschaft war. Seine Kindheit verbrachte Wickert von 1947 bis 1956 in Heidelberg, wo er die Volksschule besuchte,[2] dann bis 1959 in Paris, wo die Familie aufgrund der beruflichen Verpflichtungen des Vaters bei der deutschen NATO-Vertretung lebte. Bereits 1956 hatte Wickert in der Rhein-Neckar-Zeitung mit einem Bericht über den Eiffelturm als 14-Jähriger seinen ersten journalistischen Auftritt. 1961 machte er sein Abitur an der Urspringschule bei Schelklingen.
In den 1960ern studierte er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Politikwissenschaft und Jura, ging als Stipendiat 1962 im Fulbright-Programm an die Wesleyan University in Connecticut/USA. Sein erstes juristisches Staatsexamen legte er 1968 ab und begann als freier Hörfunkautor bei der ARD, wo er kurze Zeit später Redakteur wurde.
Karriere
Als Fernsehjournalist
Von 1969 bis 1977 arbeitete Wickert als Redakteur der Sendung Monitor und wurde vom WDR von 1969 bis 1978 zu jeder Präsidentschaftswahl nach Paris geschickt. 1977 ging er als Korrespondent der ARD nach Washington, 1978 übernahm Wickert eine Stelle im Frankreich-Studio der ARD. 1981 gründete er den Diskussionskreis Journalisten für den offenen Rundfunk, im gleichen Jahr übernahm er die Leitung des ARD-Studios in New York. 1984 wurde Wickert Leiter des Pariser ARD-Studios. In diesem Jahr drehte er eine bekannte Reportage darüber, wie man am besten den Pariser Place de la Concorde überquert: Im Selbstversuch überquerte er die viel befahrene Straße, ohne nach den Autos zu sehen. Somit konnten die französischen Autofahrer nicht annehmen, dass er auf sich selbst achtete und waren daher gezwungen, ihre Fahrweise anzupassen. Mit Wirkung zum 1. Juli 1991 wurde er gemäß dem Wunsch seines Vorgängers Hanns Joachim Friedrichs „Erster Moderator“ der ARD-Nachrichtensendung tagesthemen, die er bis 31. August 2006 im wöchentlichen Wechsel mit Sabine Christiansen, später Gabi Bauer und schließlich Anne Will moderierte. Sein Markenzeichen in der Sendung war der Abschiedsgruß „… einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht“, mit dem er bis auf wenige Ausnahmen die Sendung beendete.[3] Im Normalfall ließ er mit der Wendung „Über den letzten Stand der Dinge informiert Sie ...“ einen Hinweis auf die Nachtausgabe der Tagesschau folgen. Sein Nachfolger bei den tagesthemen wurde Tom Buhrow.
In seiner Tätigkeit als Moderator der Tagesthemen machte Wickert im Herbst 2001 Schlagzeilen, als er in der Zeitschrift MAX die indische Schriftstellerin Arundhati Roy nach einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitierte, die US-Präsident George W. Bush mit Terroristenführer Osama bin Laden verglichen hatte. Obwohl Wickert nur sehr vorsichtig eine Deutung dieser Aussage versuchte, kam es daraufhin vor allem in der Boulevard-Presse zu massiver Kritik. Insbesondere Bild warf dem Moderator „Beleidigung des Präsidenten“ und „Antiamerikanismus“ vor. Nachdem er sich öffentlich entschuldigt hatte, erklärte die ARD die Angelegenheit für abgeschlossen und beendete die Medien-Debatte über eine mögliche Kündigung.[4]
Vom 17. August 2006 bis zum 20. Mai 2007 moderierte er in der ARD die 30-minütige Literatur-Sendung Wickerts Bücher. Seit März 2007 moderiert er in NDR-Kultur an jedem ersten Sonntag im Monat um 13 Uhr die Sendung „Wickerts Bücher“.
Außerhalb der ARD
Zum Wintersemester 2004/05 wurde er Honorarprofessor an der Hochschule Magdeburg-Stendal in Magdeburg. Er ist dort im Studiengang Journalistik/Medienmanagement tätig.[5]
Ulrich Wickert ist Mitglied in den Kuratorien der Jugendpresse Deutschland, der Jungen Presse[6], der Stiftung Schüler Helfen Leben[7] und bei Plan International Deutschland e. V.[8] s und des JugendMedienEvent[9] sowie Pate für das Kinderhospiz Bethel [10].
Im November 2005 wurde er wegen seiner Verdienste um die deutsch-französischen Beziehungen zum Offizier der Ehrenlegion im Range eines Officier de la Légion d’Honneur (O. LH) ernannt.[11]
Seit Februar 2008 war er Mitherausgeber und Kolumnist des Nachrichtenportals zoomer.de, das jedoch am 28. Februar 2009 aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen wurde.
Als Autor hat Wickert seit 1981 22 eigene Bücher veröffentlicht. „Lesen und Schreiben gehören zu unserem Leben wie bei anderen Leuten Essen und Trinken“, zitierte Hans Leyendecker Wickert zum väterlichen Vorbild in der Süddeutschen Zeitung: „Wenn ich mittags nach Hause kam, saß der Vater im Sessel und schrieb auf einer schicken Olivetti.“ Zuletzt legte er einige in Frankreich spielende Kriminalromane vor.[12]
Privatleben
Von 1972 bis 1980 war Wickert Mitglied der SPD.
Wickert ist in dritter Ehe mit der Geschäftsführerin des Verlagsbereichs Exclusive & Living bei Gruner & Jahr, Julia Jäkel, verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Sylvie von Frankenberg und Ludwigsdorff hat er eine 1969 geborene Tochter. Seine zweite Ehe mit der Journalistin und Fernsehmoderatorin Birgit Schanzen blieb kinderlos. [13]
Wickert ist der Onkel der Schauspielerin Emily Wood.
Auszeichnungen
- 1990: Deutsch-Französischer Journalistenpreis (Kategorie Fernsehen) mit Klaus Peter Schmid und Heide Supper
- 1991: Mainzer Auslese, Preis der Stiftung Lesen
- 1992: Der Deutsche Fernsehpreis Telestar
- 1995: Goldene Kamera
- 2000: Adenauer-de Gaulle-Preis
- 2005: Offizier der französischen Ehrenlegion[14]
- 2005: Krawattenmann des Jahres[15]
- 2006: Deutsch-Französischer Journalistenpreis (Ehrenpreis)
- 2010: Aufnahme in die German Speakers Hall of Fame
- 2010: Ehrenkommissar der Bonner Polizei
- 2011: Walter-Scheel-Preis
Werke
Publikationen
- Freiheit, die ich fürchte. Der Staat entmachtet seine Bürger. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1981, ISBN 3-7610-8112-X
- New York, Tokio, Paris. Tagebuch einer Weltreise. Westermann, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508892-7 (ab 1992: Weltblicke: New York – Tokio – Paris. In 50 Tagen um die Welt. Heyne Verlag, München 1992, ISBN 3-453-05225-0)
- Frankreich: Die wunderbare Illusion. Hoffmann und Campe, Hamburg 1989, ISBN 3-455-08343-9
- Und Gott schuf Paris. Hoffmann und Campe, Hamburg 1993, ISBN 3-455-08536-9
- “Das Wetter”. Transit, Berlin 1994, ISBN 3-88747-093-1
- Der Ehrliche ist der Dumme: Über den Verlust der Werte. Hoffmann und Campe, Hamburg 1994, ISBN 3-455-11033-9
- Das Buch der Tugenden. Hoffmann und Campe, Hamburg 1995, ISBN 3-455-11045-2 (aktualisierte Wiederauflage 2009: Das Buch der Tugenden. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-05267-2)
- Über den letzten Stand der Dinge. Transit, Berlin 1996, ISBN 3-88747-109-1
- Deutschland auf Bewährung: Der schwierige Weg in die Zukunft. Hoffmann und Campe, Hamburg 1997, ISBN 3-455-11215-3
- Vom Glück, Franzose zu sein: Unglaubliche Geschichten aus einem unbekannten Land. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 3-455-11252-8
- Donner-Wetter: Allerletzte Meldungen vom Tage. Hoffmann und Campe, Hamburg 2000, ISBN 3-455-11216-1
- Ihr seid die Macht! Politik für die nächste Generation. Rowohlt, Berlin 2000, ISBN 3-87134-378-1
- Zeit zu handeln: Den Werten einen Wert geben. Hoffmann und Campe, Hamburg 2001, ISBN 3-455-11253-6
- Die Zeichen unserer Zeit. Nachwort von Heribert Klein. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-89850-116-7
- Alles über Paris. Europa Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-203-84050-2
- Gauner muss man Gauner nennen: Von der Sehnsucht nach verlässlichen Werten. Piper, München 2007, ISBN 978-3-492-05021-0
- Redet Geld, schweigt die Welt - Was uns Werte wert sein müssen." Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50224-4
Krimis mit Untersuchungsrichter "Jacques Ricou"
- Der Richter aus Paris - Eine fast wahre Geschichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 2003, ISBN 3-455-09411-2
- Die Wüstenkönigin - Der Richter in Angola. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005, ISBN 978-3-455-08151-0
- Der nützliche Freund. Piper, München 2008, ISBN 978-3-492-05020-3
- Das achte Paradies. Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-05022-7
Weblinks
Commons: Ulrich Wickert – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Ulrich Wickert – Zitate- Literatur von und über Ulrich Wickert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website
- EinsExtra Aktuell: Interview mit Ulrich Wickert über seinen Abschied von den Tagesthemen, 31. August 2006
- sbznet.de: „Ulrich Wickert: ‚Bunt und locker flockig reicht nicht‘“ (Interview), 21. Oktober 2003
- SR-online.de: „Ulrich Wickert erhält Ehrenpreis des DFJP 2006“, 28. April 2006
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ulrichwickert.de/index.php?seite=vita
- ↑ Vgl. Setzen, Sechs! - Schulgeschichten aus Deutschland (2/3). Verpasste Chancen. Dokumentarfilm von Christina Brecht-Benze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 15. Dezember 2005
- ↑ Financial Times Deutschland: „Das Ende der Geruhsamkeit“, 29. August 2006
- ↑ Kölnische Rundschau: „‚Geruhsame Nacht‘ – Ulrich Wickert geht“, 28. August 2006
- ↑ Netzeitung: „Ulrich Wickert wird Honorarprofessor“, 26. Juli 2004
- ↑ Junge Presse: „Das JugendpresseKuratorium“
- ↑ Schüler Helfen Leben: „Das Kuratorium der Stiftung Schüler Helfen Leben“
- ↑ Plan International Deutschland e. V.: Rechenschftsbericht 2007, Seite 7; pdf-file
- ↑ JugendMedienEvent: „Schirmherr Ulrich Wickert“
- ↑ Kinderhospiz Bethel: Pate Ulrich Wickert
- ↑ Französische Botschaft in Deutschland: „Tagesthemenmoderator Ulrich Wickert […] mit Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet“, 25. November 2005
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 15. August 2008: Ulrich Wickert als Krimiautor
- ↑ Handelsblatt: Wickert heiratet ein drittes Mal
- ↑ Meldung der Französischen Botschaft in Deutschland vom 25. November 2005
- ↑ tagesschau.de: „Wickert wird Krawattenmann 2005“ (nicht mehr online verfügbar), 29. November 2005
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