Marschrutki

Marschrutki
Eine Marschrutka in Rostow am Don
Marschrutki im Marschrutkabahnhof im 12. m/r in Bischkek
Eine Marschrutka wird angehalten
Zwei russische Marschrutki in Nischni Nowgorod

Marschrutka (russisch Маршрутка, fem.; Plural russisch Marschrutki, eingedeutscht auch Marschrutkas) ist die russische Bezeichnung für Kleinbus-Sammeltaxis (für 8–15 Personen), die in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken (Russland, Ukraine, Litauen etc.) verkehren. Der Begriff steht ursprünglich für Marschrutnoje taksi („Linientaxi“). Da die offizielle Bezeichnung aber zu lang und zu unbequem im Alltagsgebrauch ist, entwickelte sich schnell die heute auch offiziell gebräuchliche Bezeichnung „Marschrutka“.

Marschrutki sind meist privat betriebene Kleinbus-Sammeltaxis mit Linienverkehr, welche den schlechter funktionierenden kommunalen Nahverkehr ergänzen. Die Kleinbusse sind besonders auf längere Distanzen erheblich schneller als die öffentlichen Verkehrsmittel – wegen dieses Vorteils aber meist nach wenigen Stationen ab der Endhaltestelle voll besetzt. Sie halten dann nur noch dort, wo auch einer der Passagiere aussteigen will und somit ein Platz frei wird. Zudem sind die Marschrutki unfallgefährdet, weil sie keine eigene Fahrspur haben und auf Zuwinken eines potentiellen Passagiers unerwartet für nachfolgende Autofahrer am Straßenrand anhalten. Auf der anderen Seite ermöglichen sie es jungen Leuten, relativ preiswert und zuverlässig von Tanzveranstaltungen und Feiern heimzukommen, ohne Unfälle wegen Alkoholkonsum zu riskieren. Ihr großer Vorteil ist, dass man die Marschrutki von jedem beliebigen Platz am Straßenrand anhalten kann, ohne vorher weite Wege zu Haltestellen zurück legen zu müssen.

In der Marschrutka muss der Passagier dem Fahrer durch Zurufen Bescheid sagen, wann er aussteigen möchte. Den Fahrpreis – in der Regel etwas höher als in einem Bus des kommunalen Nahverkehrs – bezahlt man innerhalb der Stadt sofort, bei Überlandfahrten erst beim Aussteigen. Den Fahrpreis findet man manchmal auf einem Zettel an einem der Fenster, oft aber muss man sich den Preis beim Fahrer erfragen. Üblich ist es, in vollen Marschrutki den Fahrpreis unaufgefordert und passend abgezählt über andere Passagiere nach vorn zum bereits abfahrenden Fahrer durchreichen zu lassen.

Seit dem Ende der Sowjetunion werden die Lizenzen an privatwirtschaftliche Kleinunternehmer vergeben. Durch die je Bus vergebene Lizenz wird die Konkurrenz um Fahrgäste und damit Einnahmen zwischen den verschiedenen Fahrern auf einer Linie gefördert.

Die Daimler AG-Tochter EvoBus Russland hat im Januar 2005 im russischen Kolomna die Produktion von „Mercedes-Marschrutki“ aufgenommen. Für das gesamte Jahr 2005 waren 200 bis 240 Fahrzeuge geplant, für die folgenden Jahre war eine Erhöhung auf bis zu 500 pro Jahr geplant. Importierte Fahrzeuge dieser Klasse kosten rund 55.000 Euro, die in Russland montierte „Mercedes-Marschrutka“ 45.000 Euro.

Für umgerechtet 15.000 Euro kaufen die meisten Marschrutki-Lizenznehmer den zuerst in Nischni Nowgorod produzierten, an einen Ford Transit erinnernden Kleinbus GAZel (GAZ-32213 und verwandte) mit 2-Liter-Benzinmotor des Pkw Wolga und bis zu 15 Sitzplätzen. Deshalb ist in vielen Städten Russlands dieser Typ die häufigste Marschrutka, gefolgt von Gebraucht-Kleinbusimporten aus Deutschland und der EU. Sehr oft werden auch neue Ford Transit Euroline als Marschrutka benutzt, in denen dann Platz für bis zu 17 Passagiere ist. GAZel entspricht in der russischen Schreibweise dem Wort für Gazelle. Diese Bezeichnung wird wegen der großen Verbreitung in einigen Orten mittlerweile für Marschrutki jeglichen Typs verwendet. Im asiatischen Teil Russlands werden auch gerne japanische und koreanische Kleinbusse verwendet, etwa von Toyota. In der Ukraine fahren einige große gelbe Autos aus ausgemusterten Beständen der Deutschen Post nach kreativem Umbau vom Lastesel zum Kleinbus im Linientaxidienst durchs Land.

Marschrutka-Prinzip international

Sammeltaxis wie die Marschrutka gibt es weltweit in vielen Ländern. In Lateinamerika nennt man sie meist Colectivo oder Publico, in Israel Scherut, in der Türkei heißen sie Dolmuş, in Ostafrika Matatu, in Ghana Tro-Tro. In Indonesien fährt man mit dem Bemo, auf den Philippinen mit dem Jeepney. In Teilen Afrikas ist auch der Begriff Bush Taxi oder die französische Übersetzung taxi (de) Brousse üblich.

Siehe auch


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