Martianopolis

Martianopolis
Marcianopolis - Lage in Bulgarien
Dewnja - Bulgarien - Nachbarorte: Warna, Baltschik, Dobritsch, Kardam, Kaspitschan, Schumen, Preslaw, Karnobat, Ajtos, Burgas

Die Stadt Marcianopolis (griech. Μαρκιανούπολις; bulg. Марцианопол) war in der Antike Hauptstadt der römischen Provinz Moesia inferior.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Sie liegt im heutigen Bulgarien, in der Stadt Dewnja, am Nordostende des Dewnja-Tales, entlang der südlichen Ausläufers des Dobrudscha-Plateaus, am Westufer des Sees Beloslaw, in den die beiden Flüsse Dewnja und Prowadija fließen. Das Schwarze Meer und die drittgrößte bulgarische Stadt Warna sind 25 km entfernt.

Antike

In dieser Gegend gab es ursprünglich eine thrakische Siedlung. Dann gab es eine griechische Stadt unter dem Namen Parthenopolis, sie wurde durch griechische Einwanderer aus Kleinasien hellenisiert, die ihre griechische und orientalische Kultur mitbrachten.

Das römische Marcianopolis wurde vom römischen Kaiser Trajan (89-117 n. Chr.) nach dem zweiten Dakerkrieg (105 - 106 n. Chr.) gegründet und nach seiner älteren Schwester Ulpia Marciana benannt. In römischen Inschriften wird der Name der Stadt auch mit dem Vatersnamen von Trajan ergänzt - Ulpia Marcianopolis. Auch Civitas Marcianopolitanorum war als Name gebräuchlich.

Marcianopolis war ein wichtiges strategisches Zentrum und von 187 bis 193 n. Chr. Teil der römischen Provinz Thrakien - mit dem Hauptort Philippopolis (Plowdiw). Danach gehörte Marcianopolis zur Provinz Moesia inferior.

Hier trafen sich die Straßen von Durostorum (Silistra) an der Donau, dem Schwarzmeerhafen Odessus (Warna; 25 km entfernt), Nicopolis (Nicopolis ad Istrum; 130 km entfernt; nicht zu verwechseln mit dem heutigen Nikopol an völlig anderer Stelle) an der Mündung des Oescus (Iskar) in die Donau und Abrittus (Rasgrad) im Westen.

Der Wohlstand der Stadt unter der Dynastie der Severer endete mit dem Einfall der Goten (248-249 n. Chr.) und der nachfolgenden Invasion der Barbaren aus dem Norden.

  • Der erste Einfall der Goten (238 n. Chr.) endete mit der Zerstörung der Stadt .
  • Der zweite Einfall der Goten (248 n. Chr.) konnte abgewehrt werden.

Während der Regierungszeit von Kaiser Decius (249 bis 251) fielen die Goten unter ihrem König Kniva erneut in Moesien ein, diesmal mit einer noch größeren Streitmacht. Angelockt wurden sie durch das reiche Land und das Lösegeld, dass ihnen bei ihrem ersten Einfall in Marcianopolis gezahlt wurde.

Unter Kaiser Diokletian wurde Marcianopolis das Zentrum der Provinz Moesia secunda und der Diözese von Thrakien. Im späten 3. und frühen 4. Jahrhundert wurde die Stadt grundlegend umgebaut. Im 4. Jahrhundert wuchs ihre Bedeutung auf Kosten der benachbarten Stadt Odessos (heute: Warna). Die Stadt war ein wichtiger Bischofssitz. Bei Ausgrabungen wurde ein Basilika aus dieser Zeit entdeckt.

Während des Konfliktes des römischen Kaisers Valens mit den Goten (366-369 n. Chr.) war Marcianopolis zeitweise die Hauptstadt des Reiches und die größte Stadt Thrakiens. Claudius II. schlug die Goten wiederholt zurück. Im Jahre 368 und den Folgejahren schlug Valens hier sein Winterquartier auf. Trotz der häufigen Einfälle der Barbaren blieb Marcianopolis ein wichtiges Zentrum. 447 wurde die Stadt von den Hunnen unter Attila angegriffen.

Die Stadt wurde 587 von den Awaren eingenommen. Sie wurde aber wieder von den Römern zurückerobert. Die römische Armee hatte während der Balkanfeldzüge des Maurikios die Slawen hier 594 besiegt und unterhielt ebendort 596 ihr Lager, von wo aus sie gegen die Slawen auf der anderen Seite der Donau operierte. Erst der Einfall der Awaren (614-615 n. Chr.) zerstörte die Stadt endgültig. Sie wurde aber trotzdem noch viel später auf Karten erwähnt, zumal hier eine slawische Siedlung existierte.

Quellen

Die historischen Quellen (altgriechisch, römisch, gotisch, byzantinisch) über Marcianopolis sind verstreut, zeigen aber dass die Stadt ein wichtiges militärisches, administratives und christliches Zentrum war. Einige frühe Heilige kommen aus Marcianopolis. Im Itinerarium Antonini (3. Jahrhundert n. Chr.) ist der Name der Stadt vermerkt, ebenfalls auf der antiken Karte Tabula Peutingeriana (4. Jahrhundert n. Chr.). Die Geschichtsschreiber Dexippos Atheniensis und Ammianus Marcellinus beschrieben Marcianopolis als eine Stadt, die von gezackten Mauern umgeben war und nach der Schwester von Trajan benannt war. Nach Theophanes war Marcianopolis der Hauptort der Provinz Moesia inferior. Zosimos schreibt, dass Marcianopolis die größte Stadt in Thrakien ist. Das Menologium von Basileios II. lokalisiert Marcianopolis ebenfalls in Thrakien. Erwähnung findet die Stadt auch bei Hieroclis Synecdemos und Theophylaktos Simokates.

Prokopios von Caesarea berichtet über die Reparatur der Festungsmauer während der Zeit von Kaiser Justinian I. (527-565 n. Chr.). Der barbarische Überfall auf Marcianopolis wird in der Chronicon Paschale, der Historia Augusta und in der Hieronymi Chronicon beschrieben, ebenso von Dexippos Atheniensis, Zosimos, Jordanes, Theophanes.

In der Notitia dignitatum ist erwähnt, dass die Stadt eine kaiserliche Waffenschmiede hatte.

Die Stadt war Sitz des Metropoliten der Diözese (Bistum) Moesia secunda (325-431) und später der Diözese Haemimontus, die dem Patriarchen von Konstantinopel unterstand. Das Menologium von Basileios II. gibt hagiografische Informationen über Marcianopolis.

Philostorgios berichtet über den Aufenthalt von Kaiser Valens (Regierungszeit 364-378 n. Chr.) in Marcianopolis.

Letztmalig wird Marcianopolis im Jahre 596 bei Theophylaktos Simokates erwähnt, im Zusammenhang mit dem Einfall der Slawen während der Herrschaft von Kaiser Maurikios (582-602 n. Chr.).

Münzen

Seit der Zeit von Kaiser Commodus (Regierungszeit 180 bis 192 n. Chr.) prägte die Stadt auch Münzen. Die Münzen zeigten Abbildungen von Tempeln, einem Triumphbogen, der von 4 Figuren auf einem Podest umgeben ist (Kaiser Macrinus, Regierungszeit 217-218 n. Chr.). Nach der Zerstörung durch die Goten (238 n. Chr.) wurden auf den Münzen drei Stadttore abgebildet (Kaiser Gordian III., Regierungszeit 238-244 n. Chr.). Davon hatte das eine Stadttor drei Bögen, das andere wurde von zwei konischen Türmen mit einem Dach flankiert. Das dritte Stadttor war mit Zinnen versehen. Die Münzen zeigten auch die massiven Festungsmauern aus einer Vogelperspektive. Die Bronzemünzen, die in der Stadt geprägt wurden, trugen griechische Inschriften. Auch der Name der Stadt wurde griechisch geschrieben: MARKIANOΠOΛEITΩN, MARKIANOΠOΛITΩN oder MARKIANOΠOΛIC, da die Amtssprache der Stadt griechisch war.

Mosaikenmuseum

Das Mosaikenmuseum in Marcianopolis/Dewnja ist in Bulgarien einmalig. Es zeigt gut erhaltene, farbige römische und frühbyzantinische Mosaiken. Das Museum ist auf den Fundamenten eines ausgegrabenen spätrömischen Gebäudes (Villa Urbana) mit Mosaiken aus dem späten 3. bis frühen 4. Jh. (Regierungszeit von Konstantin dem Große) errichtet. Die freigelegten Mosaike wurden an ihrem Orginalplatz belassen. Einige weitere Mosaike wurden restauriert und auf eine neue Unterlage aufgebracht. Die archäologischen Ausgrabungen begannen 1976, das Museum wurde 1986 eröffnet.

Das spätrömische Gebäude war bereits auf den Fundamenten eines früheren Gebäudes (genauer: eines oder mehrere früherer Gebäude) errichtet - „das Haus des Antiopes“. Diese wurden während der Einfälle der Goten im Jahre 250-251 zerstört. Das spätere römische Gebäude stand nach einigen Umbauten bis Anfang des 7. Jh.

Das römische Gebäude hat mit einer Ausdehnung von 37 × 37 m die Fläche eines ganzen Wohnblocks (Insula) eingenommen. Der Innenhof (Atrium, 11 × 6 m) ist mit Steinplatten gepflastert, mit einem Brunnen in der Mitte (0,67 cm Durchmesser) und ist von drei Seiten mit einer überdachten Galerie (Bogengang (Architektur) ?; auch Peristil oder Kryptoportikus) umgeben. Zum Innenhof hin liegen 21 Räume für Wohn-, Wirtschafts- und Lagerzwecke mit einer Gesamtfläche von 1.400 m². Die Wände der Wohnräume waren mit farbigen Wandmalereien und Gipsstukatur bedeckt. Fünf der Räume des Gebäudes und des Portikus haben vielfarbige Bodenmosaiken. Drei dieser Bodenmosaiken sind im Museum an ihrem Originalplatz zu besichtigen, die anderen wurden nach einer Restaurierung auf einen neuen Untergrund aufgebracht.

Die Mosaiken wurden nach den klassischen Techniken Opus tesselatum und Opus vermiculatum aus kleinen Steinchen in 16 verschiedenen Farben aus Marmor, Kalkstein, gebrannten Ton und farbigem Glas gefertigt. Sie stellen vorwiegend Personen und Szenen aus der griechisch-römischen Mythologie, exotische Tiere und Vögel, Vögel und geometrische Figuren dar.

  • Opus tesselatum - mit größerer Terrakotta- und Mineralsteinchen, der Tesser (mit Abmessungen über 1 cm²; typisch für Mosaiken mit Ornamentalcharakter
  • Opus vermiculatum - vorwiegend bei Figurenkompositionen angewandt; kleinere Steinchen;
  • Opus sectile - seltene Technik; mit größeren Platten aus verschiedenfarbigem Marmor oder einem andersartigen Stein mit mannigfaltigen Formen werden zusammengesetzte geometrische Kompositionen gebildet
  • Opus signinum

Die beiden Techniken opus tesselatum und opus vermiculatum werden meist kombiniert angewandt.

Mosaike:

  • Gorgo/Medusa (griech. „die Schreckliche“) - 8 × 8 m
  • Satyr und Antiope - 5,60 × 4,40 m
  • Ganymed und der Adler - 5,60 × 13,40 m
  • Jahreszeiten - 8,60 × 7,80 m
  • Pannonische Voluten

Das Mosaikenmuseum erstreckt sich über zwei Etagen. Es zeigt außer Mosaiken noch Steinplatten mit Inschriften und antike Gefäße und Gegenstände (Vasen, Amphoren, Bronze- und Selbermünzen, Ringe, Schmuck)

Titularbistum

Noch heute gibt es das römisch-katholische Titularbistum Marcianopolis. Es ist ein Erzbistum.

Quellen

nur bulgarisch

Weblinks


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