- Matthias Hoë von Hoënegg
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Matthias Hoë von Hoënegg (* 24. Februar 1580 in Wien; † 4. März 1645 in Dresden) war ein deutscher lutherischer Theologe.
Leben
Geboren als Sohn des lutherischen kaiserlichen Geheimen Rates und Doktors beider Rechte Leonhard Höe von Höenegg, stammte er von altem österreichischem Adel ab. Da er als Frühgeburt auf die Welt gekommen war, ist in seiner frühen Jugend seine Gesundheit schwach gewesen, so dass er erst im siebenten Lebensjahr mit dem Sprechen begann. Sein Vater ließ ihn zunächst von einem Privatlehrer unterrichten. Nachdem er sich weitgehend entwickelt hatte, konnte er die Wiener Stadtschule St. Stephan besuchen. Hier begann er sich außerordentlich zu entwickeln, so dass er Vorträge vor den Gelehrten der Stadt hielt.
Durch die drohende Einnahme der Stadt Wien 1594 durch die Türken, zog er mit seinem Vater und Bruder nach Steyr, wo er drei Jahre lang das dortige Gymnasium besuchte. Sein Vater, der wieder nach Wien zurückgekehrt war, holte ihn zu sich und ermöglichte ihm eine Aufnahme an die Universität Wien, wo er sich zuerst einem philosophischen Studium widmete. Auf Empfehlung eines sächsischen Gesandten, begab er sich am 16. Juni 1597 zu weiteren Studien an die Universität Wittenberg, studierte weiter die philosophischen Fächer, erwarb sich den Magistergrad, liebäugelte mit der Rechtswissenschaft und entschied sich für ein Studium der Theologie.
Nachdem er einige Disputationen und Vorlesungen in Wittenberg abgehalten hatte, ging er nach dem Tod seines Vaters 1599 kurzzeitig nach Wien, kehrte zurück nach Wittenberg und wurde 1601 Lizenziat der Theologie. 1602 reiste er nach Dresden, wo er beabsichtigte als Hofprediger beim Kurfürsten aufgenommen zu werden. Nach einer Probepredigt am 17. Februar 1602 fand er dort auch Aufnahme und promovierte am 6. März 1604 zum Doktor der Theologie in Wittenberg. Christian II. von Sachsen sandte ihn daraufhin als Superintendent nach Plauen, wo er am 20. April durch Polykarp Leyser den Älteren in sein Amt eingeführt wurde.
Trotz mehrerer Angebote verblieb er in sächsischen Diensten und übernahm auf Wunsch des sächsischen Kurfürsten 1611 in Prag eine Direktorenstelle der evangelischen Schulen und Gemeinden in Böhmen. Nachdem der sächsische Oberhofprediger Paul Jenisch 1612 gestorben war, holte ihn Kurfürst Johann Georg I. in dieser Funktion nach Dresden.
In seinen Predigten und Schriften polemisierte der strenge Lutheraner gegen die Reformierten, deren Glaubensüberzeugungen er mehr als den gegenreformatorischen Katholizismus verabscheute. Sein Einfluss auf den Kurfürsten Johann Georg I. und die sächsische Politik am Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurde in der älteren Literatur überschätzt.
Die Entscheidung, an der Seite des Kaisers gegen den calvinistischen Winterkönig Friedrich V. und die böhmischen Stände in den Krieg zu ziehen, wurde von Johann Georgs Geheimem Rat getroffen, durch Hoë von Hoënegg freilich gutgeheißen und im Nachhinein propagandistisch unterstützt. Bekannt ist seine Schrift Commentarii in Joannis Apocalypsin (Leipzig 1610/40, 2 Bde.).
Literatur
- Frank Müller: Kursachsen und der böhmische Aufstand 1618–1622. Münster 1997, ISBN 3-402-05674-7.
- Christian Gottlieb Jöcher: Gelehrtenlexikon. Band 2 Sp. 1638
- Wolfgang Sommer: Die lutherischen Hofprediger in Dresden: Grundzüge ihrer Geschichte und … Franz Steiner, 2006, ISBN 3-515-08907-1
- Adolf Brecher: Hoë von Hoënegg, Matthias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 541–549.
- Matthias Hoë von Hoënegg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Höe von Höenegg, Matthias. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 13, Leipzig 1735, Spalte 342–349.
Weblinks
- Druckschriften von und über Matthias Hoë von Hoënegg im VD 17
- Skizzen zur sächsischen Kirchengeschichte
Vorgänger Amt Nachfolger Paul Jenisch Oberhofprediger in Dresden
1612–1645Jakob Weller
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