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Mausoleum Qin Shihuangdis
Das Mausoleum Qín Shǐhuángdìs ist eine frühchinesische Grabanlage aus dem Jahre 210 v. Chr., welche für den ersten chinesischen Kaiser Qín Shǐhuángdì erbaut wurde. Es ist einer der größten Grabbauten weltweit und ebenso bekannt für seine Soldatenfiguren, die Terrakottaarmee.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Mausoleum befindet sich etwa 36 Kilometer nordöstlich von Xi’an in Zentralchina an der Linma-Straße. Zirka 1.300 Meter östlich der Anlage fließt der Sha, ein 84 Kilometer langer rechter Nebenfluss des Wei-Fluss (Wèi Hé). Die nächste urbane Siedlung in der Nähe ist die Kleinstadt Lintong, welche in leicht südwestlicher Richtung knapp fünfeinhalb Kilometer entfernt liegt.
Bau
Der Bau der Anlage begann schon unmittelbar nach der Krönung von Qín Shǐhuángdì, also im Jahre 221 v. Chr. Wissenschaftler und Archäologen mutmaßen, dass über 700.000 Arbeiter an der Errichtung beteiligt waren.
Aufbau
Die Anlage ist von einer rechteckig angelegten äußeren Mauer umgeben. Diese misst auf beiden Längsseiten 2.000 und in den Breiten 900 Meter. Anschließend folgt die innere Mauer, welche jeweils 1.200 Meter lang und 550 Meter breit ist. In dem großen Zwischenraum zwischen den Mauern sind ein Pferdestall, eine Grube mit Kalksteinpanzern und -helmen, die Wohnhäuser der Mausoleums-Beamten, die Wohnhäuser der Wächter, eine Grube mit seltenen Tieren und Vögeln und eine Grube mit Tänzern und Artisten angelegt worden.
Das innere Rechteck wird dominiert vom Grabhügel. In diesem künstlich aufgeschütteten und in Pyramidenform konstruierten Berg soll der Kaiser begraben worden sein. Umlagert wird der Hügel von Gruben mit Begleitbestattungen, Nebenhallen, einer Wohnhalle, einer Grube mit Zivilbeamten, sowie einer 3.025 Quadratmeter großen Grube mit bronzenen Streitwagen.
Ungefähr 310 Meter östlich der äußeren Umfriedung befinden sich zwei Gruben: Eine enthält Begleitbestattungen, die andere Pferdenachbildungen aus Ton. Nochmals knapp 300 Meter östlich hiervon - östlich des Sha - wurden vier weitere Gruben angelegt. In der ersten, welche eine Grundfläche von 14.260 Quadratmetern hat, befinden sich zirka 6.000 lebensgroße Terrakottasoldaten und 40 vierspännige Wagen mit Pferden aus Bronze oder Ton. Die nächste enthält auf 6.000 Quadratmetern 1.200 Terrakottafiguren und 89 Wagen. Eine Grube ist leer, in der letzten jedoch stehen 78 Figuren und ein Wagen. Die gesamte Mausoleumsanlage nimmt eine Fläche von 56 Quadratkilometern ein.
Entdeckung und Ausgrabung
Die Entdeckung der Anlage geschah rein zufällig im März 1974, als chinesische Bauern aus dem Dorf Xiyang versuchten, einen Brunnen zu bohren, um die Trockenheit zu bekämpfen. Am 29. März stießen sie auf eine harte, verbrannte Erdschicht. Bei einer Tiefe von vier Metern kamen Tonstücke zutage, darauf folgten ein mit Ziegelsteinen ausgelegter Boden, ein bronzener Armbrustmechanismus und bronzene Pfeilspitzen.
Die Nachricht verbreitete sich bis in die Kreisstadt Lintong. Der für den Schutz alter Kulturgegenstände zuständige Beamte Zhao Kangmin reiste mit Sachverständigen an die Fundstelle und nach diversen Untersuchungen der teilweise zerbrochenen, lebensgroßen Figuren wurde festgestellt, dass es sich um wertvolle Fundstücke aus der Qin-Zeit handelte. Die Figuren wurden ins Kulturhaus des Kreises Lintong gebracht und dort restauriert, die Information über diesen Fund wurde unter Verschluss gehalten.
Ein Journalist der Nachrichtenagentur Xinhua erfuhr jedoch von den Funden und schrieb einen Bericht darüber, durch den die Neuigkeit der Bevölkerung Chinas bekannt wurde. Einige Monate später zog eine archäologische Gruppe zu dem Gebiet der Grabanlage und begann mit einer genauen Untersuchung. Im Zuge dieser Untersuchungen wurde in der Grabanlage des Kaisers eine Tonarmee mit tausenden Figuren unter dem Boden entdeckt. Am 11. Juli 1975 wurde der Fund von offizieller Seite mitgeteilt.[1][2]
Bis heute ist erst etwa ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt. Der Grabhügel selbst ist noch unangetastet. Chinesische Archäologen wollen ihn erst später öffnen, wenn das Material bearbeitet ist, welches bis jetzt ausgegraben wurde.
Schutz der Glasur
Da die gebrannten Tonfiguren lange Zeit vergraben waren, verloren sie beim Kontakt mit der Luft in kürzester Zeit ihren ursprünglichen Farbüberzug. Erst Mitte 2004 gelang es Experten aus Bayern in Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen, ein Verfahren zum Schutz dieses Farbüberzugs zu entwickeln.
Terrakottaarmee und Museum
Die Terrakottaarmee, welche sich auf drei Gruben verteilt, besteht aus 7.278 lebensgroßen Soldaten (Fuß- und Reitsoldaten), denen Pferde und Kriegswagen und schon von den Erbauern mittels einer Chromsalzlösung gegen Verfall geschützte echte Waffen (Schwerter, Pfeilspitzen, Armbrüste) beigegeben sind. Es handelt sich um die Darstellung einer vollständigen Armee der damaligen Zeit. Die verschiedenen Ränge sind an unterschiedlichen Uniformen erkennbar.
In der Hauptgrube sind die Soldaten in einer Schlachtordnung aufgestellt. Die ersten drei Reihen (204 Bogenschützen) bilden die Vorhut. Dahinter folgt die Hauptarmee, welche aus wahrscheinlich 6.000 Soldaten besteht. Da nicht die ganze Grube ausgegraben wurde, kann man die Gesamtzahl nur anhand der „Figurendichte“ der bereits ausgegrabenen Soldaten schätzen. Diese Hauptarmee wird links und rechts von der Flankendeckung abgesichert. Am Ende folgt die Nachhut.
In der zweiten Grube befinden sich Infanteristen, Reiter, Bogenschützen und Streitwagen. In der dritten Grube fand man weitere Figuren, welche man aufgrund der Aufstellung und Ausstattung (zum Beispiel Zeremonialwaffen) der Soldaten als Kommandostab identifizierte.
Bemerkenswert ist, dass alle diese Figuren individuell gestaltet sind, also keine zwei in Haltung, Gesichtszügen oder Ausstattungsdetails identisch sind. Offen ist die Frage, ob tatsächliche Soldaten von damals nachgebildet wurden oder ob die Erschaffer die unterschiedlichen Figuren frei gestalteten.
Museum
Das Museum der Terrakottaarmee umfasst die Gruben östlich des Sha. In der Hauptgrube sind bislang erst 1.087 Soldaten und Pferde aus Ton freigelegt und restauriert worden. Diese kann man besichtigen. Alle Gruben sind mittlerweile überdacht. Am bekanntesten ist aber wohl die Konstruktion über der Hauptgrube. Über dieser wölbt sich ein 200 Meter langes und 70 Meter breites Aluminiumdach.
Seit 1987 ist die Terrakottaarmee auf der Liste der Weltkulturerbe der UNESCO vertreten.
Die Bronzewagen
Im Jahre 1978 entdeckte man 20 Meter westlich vom Grabhügel des Kaisers eine große Grube mit Gespannen als Grabbeigaben. Bei der späteren Probeausgrabung auf einer kleinen Fläche kamen zwei Bronze-Gespanne aus dieser 7,8 Meter tiefen Grube zutage. Sie sind die frühesten, größten und technisch fortgeschrittensten Bronzegespanne, die in China bekannt sind.
Die Bronzegespanne standen eigentlich in einem hölzernen Schrein. Da der Schrein aufgrund der Zeit instabil geworden war und die Grube daraufhin einfiel, waren die zwei Gespanne bei der Freilegung stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach einer zeitaufwändigen Restaurierung ist das zweite Gespann seit dem 1. Oktober 1983 in seiner ursprünglichen Gestalt für die Öffentlichkeit zu besichtigen. Das andere Gespann konnte man erst acht Jahre später besichtigen, da es zu stark beschädigt wurde.
Die beiden Gespanne in etwa halber Lebensgröße sind äußerst aufwändig hergestellt. Sie sind mit zahlreichen Silber- und Goldelementen verziert, so sind am zweiten Gespann 1.720 Schmuckstücke, die aus 3.033 Gramm Gold und 4.342 Gramm Silber hergestellt sind, befestigt worden.
Untersuchungen ergaben, dass die Herstellung Arbeitsverfahren wie Gießen, Schnitzen, Löten, Nieten, Einlegen, Feilen und Schleifen erforderte [3]. An den Wagen wurden Anschlusstechniken wie Druckknopfanschluss und Gelenkanschluss angewandt. Bei jedem Verfahren wurde ein hoher Grad an Kunstfertigkeit erreicht. Der Zaum ist zum Beispiel aus abwechselnd silbernen und goldenen Röhrchen durch Löten zusammengesetzt, am Zaum jedoch ist kaum eine Lötnaht zu erkennen. Die Zügel, bei denen die Gelenkanschlusstechnik angewandt wurde, sind noch heute beweglich. Die meisten Bauteile wurden im Gussverfahren hergestellt, das am deutlichsten den damaligen technischen Stand aufzeigt. Bei dem Schirm, der als Wagendeckel dient, sind die dünnsten Partien nur 2 Millimeter, die dicksten Partien nur 4 Millimeter dick. Die Zusammensetzung der Legierung ist fast dem heutigen Standard entsprechend. Durch Regulation des Gehaltes von Kupfer, Zinn und Blei wurden Bronzebauteile mit verschiedenen Härten erreicht.
Wie die Tonfiguren sind auch die zwei Gespanne naturgetreu bis ins Detail dargestellt. Die Wagen, Pferde und Wagenlenker sehen lebendig aus, da ihre Proportionen naturgetreu abgestimmt wurden und allen Details der Anatomie entsprechen. Gesicht, kurzer Bart, Wimpern, Handlinien, Haare und Nägel des Kutschers werden lebensecht wiedergegeben. Im Gegensatz zu dieser Arbeitsweise ist die Bemalung am Wagenkasten von romantischem Stil geprägt. Auf der weißen Grundfarbe an der Außen- und Innenseite sind Tiger-, Drachen- und Phönixmuster auf eine übertriebene Weise bunt aufgezeichnet. Am Rand ist der Kasten mit bunten stilisierten Ornamenten verziert.
Die beiden Gespanne standen ursprünglich hintereinander und sind auch auf diese Weise ausgestellt. Es sind Eindeichsel-Gespanne mit vier Pferden und einem Kutscher. Jedes Gespann wiegt über 1.200 Kilogramm und besteht aus mehr als 3.000 Einzelteilen.
Das vordere Gespann ist der so genannte Hohe Wagen, da sein Insasse aufrecht stehen muss. Anders als bei einem normalen Streitwagen dient ein kunstvoll verzierter Schirm diesem Wagen als Dach. Im Wagenkasten sind Kriegsutensilien zu sehen: ein bronzener Köcher mit 50 scharfen Pfeilen, ein bronzener Köcher mit 12 Pfeilen, eine Armbrust und ein bronzener Schild. Auf diesem Gespann ist nur eine Figur, der Wagenlenker zu sehen. Er steht aufrecht, hält die Zügel in der Hand, hat ein Schwert an der Seite und sieht nach vorne. Seinem Aussehen nach zu urteilen stellt er einen General dar.
Das Gespann hinten ist der sogenannte angenehme Wagen mit vier Pferden. Ein solches Gespann stand als Personenwagen kaiserlichen Familienangehörigen und Adeligen zur Verfügung. Die Pferde haben unterschiedliche Größen: Von 65 bis 75 Zentimeter. Der Wagenlenker hat eine Größe von 51 Zentimetern. Mit den Pferden hat das ganze Gespann eine Länge von 328,4 Zentimetern und eine Höhe von 104,2 Zentimetern. Dieses Gespann hat einen verzierten und bemalten Wagenkasten, der in zwei Räume unterteilt ist. Im vorderen Raum sitzt der Wagenlenker auf den Fersen, er trägt einen hohen Hut die Zügel befinden sich in seiner Hand und an seiner Seite ein Schwert. Der geschlossene Hinterraum hat einen Dachdeckel in Form eines Schildkrötenpanzers, innen kann man auf dem gut gepolsterten Boden liegen oder bequem auf der Bank sitzen. Vorne und auf beiden Seiten ist der Wagenkasten je mit einem Fenster versehen. Durch hochtechnisch gebohrte, rhombusförmige Löcher kann man von innen nach außen sehen, aber nicht von außen nach innen.
Der Streitwagen und der Personenwagen gehörten als Geleitwagen zur kaiserlichen Wagenkolonne. Der Streitwagen diente als Wachwagen auf der Reise, der Personenwagen war für Frauen oder Minister als kaiserliches Geleit. Der Wagen des Kaisers soll ganz vergoldet und mit sechs Pferden bespannt gewesen sein und sich möglicherweise auch in jener Grube befinden, in der die beiden Bronzegespanne ausgegraben worden sind. Diese Überlegung begründet sich auf der Feststellung, dass es in jener Grube mindestens noch sechs metallene Gespanne gibt.
Historischen Aufzeichnungen zufolge hatte der Kaiser damals zwei Wagenkolonnen zur Verfügung, die eine bestand aus 18 Wagen, die andere aus 36. Es wird vermutet, dass in der Nähe des Grabes eine ganze Kolonne mit 81 Wagen unter der Erde vorhanden sein könnte. Vor der Entdeckung der beiden Gespanne fand man bereits alte Wagen mit einer Deichsel, diese waren jedoch aus Holz gefertigt und somit konnte man den Herstellungsweg kaum noch rekonstruieren. Infolgedessen waren die Wagenform und die Spannweise weitgehend unbekannt. Da die in dem Grab gefundenen Bronzegespanne nach der Konstruktion vollständig erhalten sind, liefern diese wertvolles Material zur Erforschung der alten Eindeichselwagen, der Kunstgeschichte, der Metallurgie, der Ränge von Wagenfahrern und Kleidung der Qin-Dynastie.
Weitere Forschung
Das primäre Ziel der chinesischen Archäologen besteht darin, die restlichen Terrakottasoldaten auszugraben und gegebenenfalls zu restaurieren. Selbiges soll mit den vermuteten Wagenkolonnen passieren.
In einigen Jahren plant man dann, den Grabhügel zu öffnen. Bis heute kann man nur mutmaßen, was er enthält.
Der Historiker Sima Qian beschrieb in seinem von 109 bis 91 v. Chr. geschriebenen Werk Shiji die Grabhalle Qin Shihuangdis folgendermaßen:
An einer hohen Decke seien tausende von Perlen und Edelsteinen befestigt worden, die den Sternenhimmel symbolisieren sollen. Auf dem Boden befinde sich ein Panorama von China, in dem alle Seen und Flüsse aus Quecksilber nachgebildet worden seien. Die Flüsse sollen durch einen Automatismus ständig fließen. In der Mitte der Halle befindet sich laut Sima Qian der Sarg des ersten Kaisers von China. Die Gänge zur Grabhalle seien gesäumt von Tonfiguren, welche vor allem Tiere und Vögel darstellten.
Neuere Untersuchungen mit Sonar- und Computertechnik haben tatsächlich eine hohe Quecksilberkonzentration im Berg nachgewiesen.
Ehrung des Archäologenteams
2010 wurde das Archäologenteam der Terrakottaarmee von Xi'an mit dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Sozialwissenschaften ausgezeichnet.
Literatur
- Roberto Ciarla (Hrsg.): Krieger für die Ewigkeit. Die Terrakotta-Armee des ersten Kaisers von China. Überarbeitete Aufl., vmb Publishers, Vercelli 2011, ISBN 978-88-540-1771-9.
Weblinks
Commons: Terrakottaarmee – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
- Wanderausstellung eines Teilmodells der Armee in Deutschland
- Dauerausstellung eines Teilmodells der Armee in Weilburg an der Lahn
- www.wissenschaft.de: Pollen geben Auskunft über Herstellungsort der Terrakotta-Armee (7. Februar 2007)
- Soldaten mit Figurproblemen - Das große Geschäft mit den (gefälschten) Tonkriegern 12. Dezember 2007
- Terrakotta-Armee in Drents Museum in Assen, Niederlande
- Terrakotta-Armee-Bildgalerie
Einzelnachweise
- ↑ wdr.de: Stichtag 11. Juli 2005, abgefragt am 10. Juli 2010
- ↑ Radio China International, abgefragt am 10. Juli 2010
- ↑ Die wiedererwachte Terrakotta-Armee der Qin-Dynastie, offizielle Broschüre des Qin-Mausoleums, 1. Auflage, Xi'an 2001, ISBN 7-5418-1820-8/K, S. 151
- Peter-Matthias Gaede (Hg.): Das Große Buch der Archäologie, 1. Auflage; GEO / Gruner+Jahr AG & Co. KG. (2003)
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