- Stephan Guntli
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Stephan Guntli (* 24. April 1961 in St. Gallen) ist ein in Deutschland lebender Schweizer Fernsehjournalist, Filmregisseur und Dokumentarfilmproduzent.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach der Matura an der Kantonsschule Trogen im schweizerischen Appenzell Ausserrhoden zog Stephan Guntli 1981 nach West-Berlin und studierte Philosophie an der FU Berlin. Im Anschluss, zwischen 1984 und 1985, führte er gemeinsam mit Reiner Bumke, Michael F. Huse und Horst Weidenmüller das ursprünglich dem Café Swing angegliederte Vertriebslabel United Video System über in Stud!o K7 – audiovisuelle Kommunikation.
Auf dieser technisch hohen, inhaltlich gleichwohl unabhängigen Plattform entwickelte und produzierte die Gruppe neuartige Mischformen von Videokunst, Konzertaufzeichnung und Szenereportage sowie eigenwillige Art- und Musikclips. Vor allem in künstlerischer Zusammenarbeit mit Michael F. Huse, im Weiteren mit John Loder in dessen Southern Studios in London, realisierte Stephan Guntli als Kameramann, Cutter, Regisseur und/oder Produzent zahlreiche vom Mainstream unabhängige Projekte. Darunter die beiden ersten von Dimitri Hegemann organisierten Berlin Atonal Konzerte zur nonkonformen Musik in den Pankehallen u. a. mit Z’ev, La Loora, Psychic TV, zudem experimentelle Konzertmitschnitte mit der Band Einstürzende Neubauten im Berliner Metropol und im sog. Goldenen Saal der Tribüne auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg, sowie den Video-Sampler: Kings of Independence über das 1987er Konzert von Swans, Nick Cave and the Bad Seeds und Crime and the City Solution in Knopf’s Music Hall auf der Hamburger Reeperbahn.
Zur Poesie und der Stimme von Max Goldt inszenierte Guntli an von Menschen verlassenen Berliner U-Bahn Strecken den Art-Clip: Gleich passiert etwas für das SFB-Format 45 Fieber. Als Autor und Regisseur verantwortete er den 35mm Kurzfilm Einer jener Tage. Darin interpretiert Guntli den Beatles-Song A Day in the Life als surreale Nahtod-Erfahrung des Protagonisten, gespielt von Ralph Herforth. Als Kameramann stand er dem französischen Regisseur Philippe J. Grandrieux bei seiner abendfüllenden Dokumentation: Berlin (1987) zur Seite. Das 210minütige Projekt führt durch die drei Westsektoren, auf Aussichtsplattformen entlang der Mauer und zu Menschen, die sich entschieden hatten, in West-Berlin zu leben, oder die der Mauerbau aufzwang, sich auf den Westteil der Stadt zu beschränken; im Dialog mit Hanns Zischler erzählen sie von ihren Realitäten, Träumen und Erwartungen. Der Film entstand ursprünglich für La Sept (seit 1992 ARTE France) und gilt als einer der ersten Themenabende. Für das Fernsehen der ARD und gemeinsam mit Wolf Donner führte Stephan Guntli 1992 den 45minütigen Diskurs: Kann der deutsche Film nicht besser sein?.
1993, nach Auflösung von Stud!o K7 – audiovisuelle Kommunikation als Video- und Fernsehproduktion, dessen Weiterführung als unabhängiges Musiclabel Stud!o K7 und !K7 records, gründete Stephan Guntli noch im selben Jahr das freie Journalistenbüro: machwerk TV Produktion Berlin und realisierte für den WDR zunächst Magazinbeiträge wie z.B.: Liebeslieder: Einstürzende Neubauten. Es folgten Fernsehdokumentationen und Programm füllende Dokumentarfilme, darunter die 60minütige historische Reportage: Operation Gold: Kampf der Geheimdienste in Berlin (1994) für den WDR und ORB.
Grundsatz von Stephan Guntlis Arbeit besteht bis heute, selbst sperrige Themen mit Hilfe einer intensiven Bildsprache publikumswirksam zu vermitteln, und den portraitierten Menschen hinreichend Zeit für die Darstellung komplexer Zusammenhänge und Hintergründe einzuräumen. Zudem spezialisierte sich Guntli auf die investigative Fernsehreportage und deckte an eigens für die Kameras präparierten Drehorten und mittels inszenierter Schlüsselhandlungen die Missstände u. a. in den Bereichen: Hauslehrer, Babysitter, Putzfrauen, Luxusmakler, Hilfe in der Not und zur Zivilcourage auf. Als Regisseur und Produzent realisierte er, seit 2008 in redaktioneller Zusammenarbeit mit Violetta Passierb, über 30 TV-Dokumentationen und Reportagen sowie zahlreiche Berichte insbesondere im Auftrag von stern TV für VOX, RTL, zudem für verschiedene dokumentarische Sendeplätze in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und den DVD-Markt.
Stephan Guntli hat eine Tochter und lebt in der Schweiz und Berlin.
Filmografie (Auswahl)
- 1983 „Live in Berlin“, 60 Min., Video
- 1984 „Meiden Sie die Yorkbrücken!“, 16 Min., Video
- 1985 „Gleich passiert etwas“, 5 Min., SFB
- 1986 „Einer jener Tage”, 13 Min., 35mm, SFB (Filmbewertungsstelle Wiesbaden: Prädikat: Besonders Wertvoll)
- 1987 „Making of: Filmtheatertrailer, Theater an der Ruhr“, 45 Min., Video
- 1987 „Kings of Independence“, 40 Min., Video
- 1987 „Berlin“, 210 Min., La Sept (ARTE France), (Kamera)
- 1990 "Die Zeit ist aus den Fugen", 110 Min., Regie: Christoph Rüter, (Schnitt)
- 1992 „Kann der deutsche Film nicht besser sein?”, 45 Min., ARD
- 1992 „Peter Hammill: In the Passionskirche – Berlin MCMXCII“, 104 Min., Video (DVD in 2002)
- 1993 „Liebeslieder: Einstürzende Neubauten“, 10 Min., WDR
- 1994 „Operation Gold: Kampf der Geheimdienste in Berlin“, 60 Min., WDR, ORB
- 1997 „Making of: Die Story von Monty Spinnerratz“, 30 Min., HR
- 2000 „Polizeistation Berlin Mitte“, 45 Min., RTL
- 2001 „Taxi, Taxi – 24 Stunden“, SAT 1
- 2002 „Leben auf dem Drahtseil: Johann Traber jr.“, 16 Min., stern TV für VOX
- 2002 „Brautschau im Osten“, stern TV für VOX
- 2002 „Making of: Väter”, X Filme
- 2005 „Einer muss es ja machen. Unbeliebte Jobs“, stern TV für VOX
- 2005 „Dinosaurier. Blutiger Kampf in Niedersachsen?“, stern TV für RTL
- 2007 „Von Mietköchen und Geisterjägern“, stern TV für RTL
- 2007 „Flic Flac – Premierenfieber“, stern TV für VOX
- 2008 „Versteckte Kamera. Der große Putzfrauen-Test“, stern TV für RTL
- 2008 „Tränen beim Finale! Hinter den Kulissen von DSDS“, 47 Min., stern TV für VOX
- 2008 „Testdiebe“, stern TV für VOX
- 2008 „Poems For Laila – Live in Berlin“, 105 Min., DVD
- 2008 „Klauen statt kaufen: Von Dieben und Detektiven“, stern TV für VOX
- 2009 „Hilfe in der Not – Kundendienste im Test“, stern TV für VOX
- 2010 „Nesthocker: für immer Kinderzimmer?“, 47 Min., stern TV für VOX
- 2010 „Versunken im Suff: wenn Mama trinkt“, 46 Min., stern TV für VOX
- 2010 „Ich will meine Tochter zurück: entführte Kinder“, 60 Min., stern TV für VOX
Weblinks
- offizielle Homepage: machwerk TV
- Stephan Guntli in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Stephan Guntli bei crew united
Einzelnachweise
- ARTE, Philippe Grandrieux
- Die Zeit ist aus den Fungen, absolut MEDIEN
- Der Spiegel 6-1992
- Barnes & Noble, Peter Hammill: In the Passionskirche Berlin MCMXCII (englisch)
- Amazone: Poems For Laila - Live in Berlin, DVD
- Presseportal: Taxi, Taxi - 24 Stunden Reporter im Einsatz
- Stern tv, „Nesthocker: für immer Kinderzimmer?“
- „Brautschau im Osten“
- Stern tv, „Versunken im Suff: wenn Mama trinkt“
- Stern tv, „Ich will meine Tochter zurück: entführte Kinder“
- Lausitzer Rundschau: Stern tv, „Zivilcourage“
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