Mehmet Scholl

Mehmet Scholl
Mehmet Scholl
Mehmet Scholl (2011)

Spielerinformationen
Geburtstag 16. Oktober 1970
Geburtsort KarlsruheDeutschland
Größe 177 cm
Position Mittelfeldspieler
Vereine in der Jugend
1976–1982
1982–1989
SV Nordwest Karlsruhe
Karlsruher SC
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
1989–1992
1992–2007
Karlsruher SC
FC Bayern München
58 (11)
334 (87)
Nationalmannschaft
1991–1992
1992
1995–2002
Deutschland U-21
Olympia-Auswahlmannschaft
Deutschland
5 0(3)
1 0(0)
36 0(8)
Stationen als Trainer
2008–2009
2009–2010
FC Bayern München U-13
FC Bayern München II
1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.

Mehmet Scholl (* 16. Oktober 1970 in Karlsruhe als Mehmet Yüksel) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Den Fernsehzuschauern ist er heutzutage als Co-Moderator und „Experte“ bei Live-Übertragungen der ARD von Begegnungen bzw. Turnieren des internationalen Fußballs bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Privates

Scholl ist der Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter. Nach der Scheidung heiratete seine Mutter wieder, aus dieser Ehe stammt der Name Scholl, den Mutter und Sohn annahmen. Scholl ist ein Cousin des Comiczeichners Jan-Michael Richter.

Karriere

Mehmet Scholl begann seine Profikarriere 1989 beim Karlsruher SC. Er wurde 1992 vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München verpflichtet, wo er bei seinem Abschied 2007 der dienstälteste und erfolgreichste Profi (15 Titel) der Mannschaft war.

Mitte der 1990er Jahre wurde Scholl mit seinem Auftreten auf und neben dem Platz zum Teenie-Idol, gleichzeitig von einigen Fußballexperten allerdings auch als „ewiges Talent“ bezeichnet, da ihm der Aufstieg zum Führungsspieler der Bayern und der deutschen Nationalmannschaft nicht so recht gelingen wollte. Dennoch avancierte Scholl zu einem der Leistungsträger der Mannschaft, die bis 1997 zweimal deutscher Meister und 1996 UEFA-Pokal-Sieger wurde. Ende der 90er Jahre wurde Scholls Laufbahn durch zahlreiche und zum Teil ernsthafte Verletzungen zunehmend beeinträchtigt, weshalb er mehr und mehr ins zweite Glied der Mannschaft rutschte. Dennoch blieb Scholl weiterhin unverzichtbar für den Erfolg der Münchner Mannschaft, gerade auch auf internationaler Ebene.

In den letzten beiden Jahren erwarb sich Scholl unter Trainer Felix Magath einen Ruf als „Edeljoker“, er konnte als Einwechselspieler einige Niederlagen oder Punktverluste der Mannschaft abwenden. Aufgrund dieser Leistungen wurde Scholl von einigen Medien sowie Fußballexperten und -trainern als Kandidat für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland vorgeschlagen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann nominierte ihn allerdings nicht, er erklärte bei der Bekanntgabe des Kaders, dass Scholl in den Überlegungen der Trainer keine Rolle gespielt habe.

Scholl zählt deshalb zu den besten deutschen Fußballspielern, die nie an einer Weltmeisterschaftsendrunde teilgenommen haben. Mit insgesamt acht gewonnenen Titeln als Deutscher Meister hielt Scholl alleine diesen Rekord der deutschen Fußballhistorie, bis sein ehemaliger Teamkollege Oliver Kahn diese Marke in der Saison 2007/08 ebenfalls erreichte.

Seine Fußballkarriere begann er beim SV Nordwest Karlsruhe. Ein Jahr nach seinem ehemaligen Mitspieler Michael Sternkopf wechselte auch er in die C-Jugend des Bundesligisten Karlsruher SC. 1989 schaffte er dort den Sprung ins Profigeschäft. In seinen ersten drei Bundesliga-Jahren beim KSC wurde schnell sein Talent als technisch versierter Mittelfeldspieler erkennbar – und so wechselte er 1992 zum FC Bayern München, wo er seine Profikarriere mit der Saison 2006/07 beendete.

Scholl wurde bald zum Teenie-Idol und setzte sich auch beim FC Bayern durch. Gleich in seiner ersten Saison brachte er es in der Bundesliga auf 31 Einsätze. 1995 wurde er Nationalspieler, ein Jahr später gewann er mit Deutschland die Fußball-Europameisterschaft 1996 in England (allerdings war er nicht Stammspieler, dreimal wurde er jedoch von Beginn an eingesetzt: im Viertel- und im Halbfinale und schließlich im Finale). Er nahm auch an der Europameisterschaft 2000 teil, wo er das einzige Tor der deutschen Nationalmannschaft erzielte. An einer Fußball-Weltmeisterschaft hat er nie teilgenommen.

Mit dem FC Bayern wurde er achtmal Deutscher Meister, fünfmal DFB-Pokalsieger und 2001 – der Höhepunkt seiner Vereinslaufbahn (obwohl er in diesem Spiel einen Elfmeter verschoss) – Champions-League-Sieger im Finale gegen den FC Valencia.

Scholl litt während seiner Spielerlaufbahn unter vielen, teils schweren Verletzungen. Am 23. April 2002, also kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea, veranlasste ihn seine angeschlagene Gesundheit schließlich, als Nationalspieler zurückzutreten. In seinen letzten Jahren fehlte Scholl dann auch die nötige Kondition für ein Spiel über 90 Minuten, sodass er häufig erst im letzten Drittel einer Partie eingewechselt wurde; dennoch konnte er oft den Spielausgang so zugunsten seiner Mannschaft drehen.

Am 19. Mai 2007 beendete Scholl seine Karriere beim 5:2-Sieg der Bayern am 34. Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05 mit seinem Treffer zum 2:0. Am 15. August 2007 fand in der Allianz Arena gegen den FC Barcelona sein Abschiedsspiel statt, sodass das letzte offizielle Spiel Scholls gleichzeitig die erste Begegnung des Franz-Beckenbauer-Pokals war. Der FC Barcelona gewann das Spiel mit 1:0. Am selben Abend wurde Scholl zum Ehrenspieler des FC Bayern München ernannt.

Die beiden Filmemacher Ferdinand Neumayr und Eduard Augustin haben Mehmet Scholl in der Zeit vor seinem Abschied vom Profi-Fußball begleitet und ihm in der Form eines Portraits in ihrer Dokumentation Frei:Gespielt ein filmisches Denkmal gesetzt.

Im März 2008 engagierte die ARD Mehmet Scholl als Experten für die Fußball-EM, um an der Seite von Reinhold Beckmann Spiele zu kommentieren und analysieren. Die ARD und Scholl einigten sich auf eine Verlängerung dieser Tätigkeit bis 2012 und darauf, dass Scholl nach der Fußball-WM Günter Netzer als Experten beerben werde.[1]

Trainerkarriere

Scholl als Trainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern München am 24. Oktober 2009 im Stadion Rote Erde in Dortmund

Im Frühjahr 2008 absolvierte Mehmet Scholl eine Trainerausbildung zum Erwerb der B-Lizenz. Ab dem 21. Oktober 2008 trainierte Mehmet Scholl die U-13-Junioren des FC Bayern München, bei denen auch sein Sohn spielte.[2] Zur Saison 2009/10 wurde die Mannschaft – nun die U-14-Junioren – von Harald Cerny übernommen.[3]

Am 27. April 2009 übernahm Scholl den Posten als Interimstrainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern München, da Hermann Gerland interimistisch Co-Trainer der ersten Mannschaft wurde. Da Gerland auch in der Saison 2009/2010 als Co-Trainer der ersten Mannschaft tätig blieb, betreute Scholl die Drittligamannschaft weiter. Hierfür ist allerdings seitens des DFB eine Lizenz als Fußballlehrer erforderlich. Der FC Bayern München musste eine Strafe in nicht bekannter Höhe zahlen, da Scholl explizit nicht als Teamchef, sondern als Trainer eingestellt worden war.[4]

Seine Trainerausbildung zum Erwerb der A-Lizenz absolvierte er Ende 2009 in Oberhaching.[5][6]

Im April 2010 kündigte Scholl an, seine Trainertätigkeit beim FC Bayern München zum Ende der Saison 2009/10 aufzugeben und den Verein nach insgesamt 18 Jahren zu verlassen.[7] Für 2011 plante er den Erwerb der Fußballtrainer-Lizenz.[8]

Trivia

Im Karlsruher Stadtteil Rintheim lernte Mehmet Scholl bei den Handballspielen des TSV Rintheim Susanne Pfannendörfer, seine spätere Ehefrau, kennen; 1996 wurde ihr gemeinsamer Sohn Lucas Julian geboren, noch im gleichen Jahr ließen sie sich scheiden. Mit seiner zweiten Ehefrau Jessica, die er 2007 heiratete, hat er zwei Töchter.[9] Seitdem Scholl sich mit dem Buddhismus etwas näher beschäftigt hat, sympathisiert er mit dieser Religion; er trägt auch ein Buddha-Tattoo auf dem Oberarm.

Als Indie-Rock-Fan präsentiert er im Hörfunk auf Bayern 2 im Rahmen der Sendung Nachtmix als Co-Moderator regelmäßig Mehmets Schollplatten.[10]

2011 gründete er zusammen mit Till Hofmann und Gerd Baumann das Musik-Label Millaphon.[11]

Erfolge

Nationale Vereinswettbewerbe

Internationale Vereinswettbewerbe

Nationalmannschaft

Auszeichnungen

Sonstiges

Diskografie

  • 2002: Mehmet Scholl kompiliert. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel
  • 2004: Mehmet Scholl kompiliert. Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Vol. 2
  • 2007: Frei:Gespielt – Mehmet Scholl: Über das Spiel hinaus (OST)

Videographie

  • 2007: Frei:Gespielt – Mehmet Scholl: Über das Spiel hinaus

Persönliche Auszeichnungen

Gewinner BRAVO Sport Gold-Otto: 1996, 1997 und 2000

Weblinks

 Commons: Mehmet Scholl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ARD Pressekonferenz vom 21. April 2010, Leipzig: Programmdirektor Volker Herres zu den Fußballexperten im Ersten
  2. „Spielt sie flach raus, Männer“, Der Tagesspiegel, 17. November 2008
  3. fcbayern.de: Cerny wird wieder ein 'Roter'
  4. "Trainer" Scholl kommt Bayern teuer zu stehen, spox.com, 10. September 2009
  5. "Bayerns Drittliga-Team: Gerland statt Scholl", Abendzeitung, 1. März 2010
  6. „Mehmet Scholl kritisiert Nachwuchsspieler“, spox.com, 26. Februar 2010
  7. Mehmet Scholl verlässt FC Bayern endgültig
  8. „Scholl: Rafinha und De Rossi für Bayern“, spox.com, 2. Mai 2010
  9. Scholls zweite Frau
  10. "Mehmets Schollplatten" auf Bayern 2 - Die Nummer 7 legt auf. bayern2.de. Abgerufen am 12. Januar 2011.
  11. "Süddeutsche Zeitung: Mehmet Scholl: Neues Musiklabel. "Wir sind keine Kindergärtner" vom 5. 7. 2011. Abgerufen am 27. Juli 2011.
  12. Torschütze des Monats Januar 2000
  13. Torschütze des Monats Dezember 2000
  14. Torschütze des Monats Februar 2003

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